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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1901
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- Erscheinungsdatum
- 25.04.1901
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- Deutsch
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3322 Nichtamtlicher Teil. -K 95, 25. April t901. der Linie, eine neue Empfänglichkeit für Farbenwirkungen. — Der Redner erläuterte hier seine Ausführungen durch Vorstellung von Geräten aus der Zeit vor zwanzig und dreißig Jahren und der der jetzigen Stilrichtung. — Der moderne Stil wolle nichts weiter als etwas Zweckentsprechendes schaffen und aus dem Material sich der inneren Wahrheit gemäß entwickeln. Von der Lösung dieser Aufgabe hänge die Berechtigung der neuen Kunst ab. Die Kunst solle wieder, wie in alten Zeiten, der Ausdruck unseres zeitgenössischen Empfindens sein, nicht Vergangenes nachahmen, sondern Neues aufbauen. Woher komme die moderne Bewegung? Aus der mangelnden Einheitlichkeit der Lcbensäußerungen, wie sie das neunzehnte Jahrhundert leider gezeigt habe. In dieser Zeit der Entwickelung, großer wissenschastlicher Erkenntnis und Technik seien keine Kräfte gewachsen, die die Menschen zu einer harmonischen Einheit geführt hätten. Geldbesitz habe zum Genuß verleitet, die Kunst war Luxus geworden, sie habe zum Protzen gedient. Aber der Vorgang, daß ein Prometheus Licht bringe, sobald die Menschheit des Lichtes einer neuen Wahrheit bedürfe, wiederhole sich stets. Dieser neue Licht bringer sei Ruskin. In seinen -Lloclsrn kaintsrs- habe er gelehrt, die Natur in ihrem organischen Aufbau wieder ästhetisch zu verstehen, habe er das Auge wieder für das Zusammenstimmen der Farben ge öffnet. Er habe betont, daß die Umgebung der Menschen mit diesen selbst in unverbrüchlichem Zusammenhangs stehe, daß sie der äußere Ausdruck unseres Wesens sei. Als Folge habe sich ergeben, daß die Kunst auch wieder in unserem alltäglichen Leben, in unseren Geräten zum Vorschein gekommen und damit auch unsere geistige Individualität wieder erkennbar hervorgetreten sei. An ihm habe zunächst das englische Volk gelernt, durch ihn sei der Boden vor bereitet worden für die Künstler, die mit ihren Werken England zum führenden Kulturvolke gemacht hätten. Der Deutsche Licht- wark sei seinen Bahnen gefolgt und hätte auch uns wieder sehen gelehrt. Auch im Buchgewerbe seien die Engländer uns voran gegangen, sie seien die ersten gewesen, die wieder die Seitenfläche dekorativ sehen gelernt hätten, nachdem bei uns in Ludwig Richter und im romantischen Kreise das dekorative Sehen noch einmal einen Ansatz genommen hätte und dann verschwunden sei. Welche Forderung des modernen Kunstempfindens hätten wir nun an unseren Büchern zu erfüllen? Das erste wäre wohl, das Buch — ganz abgesehen von seinem Hauptzweck, durch seinen In halt Geistiges zu vermitteln —, auch so auszustatten, daß das Auge daran ein sinnliches Wohlgefallen habe. Das erfordere aber auch ein Zusammenschließen des Inhaltlichen und Sinnlich- Acsthetischen. Keins dieser beiden dürfe das andere stören; nur so ergebe sich ein individuelles Aeußeres des Buches. Die Mittel dazu seien: eine künstlerisch geschnittene Schrift, ein wohlthuend wirkendes Seitenbild mit dem richtigen Ver hältnis der bedruckten Fläche zum Papierrande. Bilderschmuck komme erst in zweiter Linie in Betracht. Der andere Hauptpunkt sei die richtige Behandlung des Materials, das unter Vermeidung jeder Lüge, die sich Imitation nenne, seinen inneren Charakter darbieten müsse. Seine aufmerksamen Zuhörer würden nun vielleicht sagen, das sei ja alles recht schön, sie aber seien Geschäftsleute, und die Haupt sache sage er ihnen doch nicht, nämlich was er mit seinen Büchern verdiene. Darauf könne Redner zunächst nur von einem gewaltigen Erfolge berichten, nämlich von dem der inneren Befriedigung. Das Einsetzen aller seiner Kräfte habe ihn zu einem Wachsen dieser Kräfte und zu einer Bereicherung im Glücksgefühl geführt. Der Hurrah-Patriotismus sei bei uns leider sehr im Schwünge, man feiere Feste und halte Reden. Aber wenn wir noch so viel Kanonen und Kriegsschiffe hätten, wir könnten doch nie die Engländer in ihrer führenden Kullurstellung ablösen, so lange wir sie nicht durch unsere Kultur überragten. Der Staat setze sich aus vielen ein zelnen Menschen zusammen; nur wenn alle diese ihre vollen Kräfte einsetzten, nur dann wachse auch die Stellung des Vaterlandes. Aus solche Art patriotisch zu sein, sei unserer würdig. — Der lang ausgedehnte Vortrag hielt die Hörer bis nach Mitternacht in seinem Bann und veranlaßte eine recht lebhaft ge führte und belehrende Besprechung. Zum Schluß sprach der Vor sitzende Herr Titze unter dem Beifall der Versammlung dem Herrn Vortragenden den aufrichtigen Dank der Versammlung aus und rühmte nach Gebühr die große Opserwilligkeit des Kollegen, der sich auf seine Bitte gern habe bereit finden lassen, den Mitgliedern der Vereinigung und deren Gästen diesen genußreichen Abend zu bieten. Aus der Ausstellung im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig. Sonderausstellung von Richard Grimm. Der ersten, im Spätsommer vergangenen Jahres veran stalteten Sonderausstellung hat Richard Grimm in Leipzig jetzt die zweite Ausstellung seiner Arbeiten auf graphischem Gebiete folgen lassen. Wenn man die jetzigen Darbietungen des Künstlers mit einem großen Teile seiner früheren Schöpfungen vergleicht, so gelangt man zu der angenehmen Wahrnehmung, daß seine neueren Arbeiten an Klarheit und Schönheit wesentlich gewonnen haben. Die Willkürlichkeiten, die auf früheren Blättern wahrzunehmen waren, haben einem immer deutlicher hervortretenden, intimeren Eingehen auf die Form Platz gemacht. Der früher manchmal recht abstrusen, der vermeintlichen -Moderne- Rechnung tragenden Formengebung ist eine ruhige, feinfühlige Linienführung gefolgt. Das hier Gesagte gilt namentlich von den in schlichtem Charakter gehaltenen Bucheinbänden und seintonigen Vorsatz papieren der Schulausgaben, die von der Firma B. G. Teubner in Leipzig herausgegeben sind, und von der ganz köstlichen Buch ausstattung, der bei R. Voiglländer in Leipzig erschienenen Ge dichtsammlung -Frühling und Liebe-. Das ist wirklich sinn gemäßer, liebevoller und vornehmer Buchschmuck in des Wortes edelster Bedeutung, an der jedermann seine aufrichtige Freude und künstlerischen Genuß haben wird. Die hier beigefügten Voll bilder sind nicht bloß verständnisvoll gezeichnet, sondern sie erwecken auch eine lebhafte poetische Empfindung, und der Beschauer gewinnt aus ihnen die Ucberzeugung, daß in diesen Darstellungen die Zeichnungen den geistigen Inhalt der Gedichte in geistvoller Weise versinnbildlichen. Eine Anzahl Li lidris, Schlußstücke, Vignetten, Briefköpfe und dergleichen lassen ebenfalls erkennen, daß der vortreffliche Künstler über eine lebhafte Phantasie und reiche Erfindungsgabe verfügt. — Neben einigen Aquarellskizzen mit italienischen Motiven, sowie figürlichen und landschaftlichen Naturstudien ist Grimm noch mit verschiedenen interessanten Lithographien vertreten. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Post. Drucksachensendungen als Brief-Fallen. — Bei der Verpackung von Drucksachen für die Postbeförderung wird von den Absendern häufig dadurch gefehlt, daß nur ein Streifband verwendet und lose umgelegt oder ein ungeeigneter Briefumschlag gewählt wird. In die weit geöffneten, taschen förmigen Falten solcher mangelhaften Streifbandsendungen und in die offenen größeren Briefumschläge mit der nach innen ein gesteckten Verschlußklappe, die von den Postbeamten mit gutem Grunde als -Brieffallen- gefürchtet werden, verschieben sich unbemerkt Briefe, Postkarten und andere Schriftstücke und machen oft weite Jrrsahrten in den Drucksachen mit. Als wirk samstes Mittel zur Vermeidung breiter Spalten wird bei größeren Drucksachen die Anlegung eines Kreuzbandes an Stelle des einfachen Streifbandes empfohlen, mindestens sollte man ein aus starkem Papier gefertigtes Streifband so eng wie möglich um die Drucksache legen und außerdem eine feste kreuzweise Umschnürung (Faden oder Gummiband) herumschlingen. Von größeren Briefumschlägen sollte man nur solche wählen, deren Verschlußklappe sich an der schmalen Seite befindet. Jedenfalls sollte man die Vcrschlußklappe nicht in den Um schlag hineinstecken. Will man den Inhalt vor dem Herausfallen schützen, so verwende man Umschläge, deren Verschlußklappe einen zungenartigen Ansatz zum Einstecken in einen Schlitz des Um schlages hat. Leipziger Verein für öffentliche Lesezimmer. — Der vierte Jahresbericht des -Leipziger Vereins für öffentliche Lese zimmer- stellt die wachsende Benutzung der von ihm begründeten beiden Lesezimmer fest. Die Besucherzahl betrug im Jahre 1900 im ersten Lesezimmer (Gartenstraße 28 in Leipzig-Lindenau) 5702, im zweiten Lesezimmer (Alexanderstraße 35), das leider nicht an allen Abenden der Woche benutzt werden kann, 3838. Die Hand bibliothek beläuft sich im ersten Lesezimmer auf 2100, im zweiten auf 1200 Bände. Das zweite Lesezimmer ist mit der Bibliothek des Bibliotheksvereins in Verbindung gebracht worden, und dessen Bücherausleihungen stiegen durch diese Maßnahme in dem einen Jahre 1900 um mehr als 1000 (von 5416 auf 6437). Darin liegt ein Hinweis, wie sehr das öffentliche Lesezimmer zu größerer Be nutzung der Volksbibliothek anregt. Die Einnahmen des Vereins betrugen im Jahre 1900 (mit einem aus den Vorjahren übernommenen Bestände von 3845 28 -))
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