3156 Künftig erscheinende Bücher. 90, 19. April 1901. Agentur des Mausten Kaufes m Kamöurg. Ende April erscheint als Band II der „Gesammelten Schriften I. H. Wicherns" knete und cagebuchblälter v. Johann Dinrich Micherns herausgegeben von II. Md. 1849—1857 mit einem Bildnis Wicherns aus dem Jahr 1867 VIII u. 509 S. 8". Brosch. 6 ^ 60 H ord., geb. Leinwand 7 ^ 80 ^ ord. (Herbst 1900 erschien Band I. 1826—1848. Brosch. 6 ^ ord., geb. Lwd. 7 ^ 50 ^ ord.) Rabatt 25°/o, in Rechnung 11/10, bar 7/6 Die „Briefe und Tagebuchblätter I. H. Wicherns" liegen mit dem vorliegenden II. Band abgeschlossen vor als ein Werk, das in der neueren theologischen Memoirenlitteratur an vorderster Stelle stehen wird. Die erste Abteilung des ersten Bandes umfaßt die Jugend- und Vrautbriefe, sowie Lagebuchblätter aus den Jugendjahren und ist auch in Separatausgabe erschienen. Die zweite Abteilung des ersten Bandes und der zweite Band enthalten Reisebriefe Wicherns. Fast ausschließlich an die Gattin gerichtet, sind dieselben nach mehrfachen Aeußerungen Wicherns nicht sowohl Mitteilungen an die Empfängerin, als vielmehr eine Art Reisetagebuch für den Briefschreiber selbst. Daraus erklärt sich die Vollständigkeit und Vielseitigkeit, mit der wir alle wichtigen Erlebnisse und Eindrücke auf den Reisen verzeichnet finden, eine Vielseitigkeit, die den Leser unwillkürlich von Seite zu Seite fesselt. Drei große Lebensaufgaben waren Veranlassung zu den geschilderten Reisen und bilden dementsprechend den Hauptinhalt der Berichte. Zunächst die Ausbreitung des Gedankens der inneren Mission und die Organisation derselben führen Wichern auf wiederholten Reisen durch Mecklenburg, Hannover, Holstein rc., späterhin auch nach Süddeutschland, Sachsen und Westdeutschland, sowie nach England. Wichern kommt hierbei mit fast allen Persönlichkeiten zusammen, die im religiösen und kirchlichen Leben seiner Zeit hervortraten. Sodann reiste Wichern in den Jahren 1848—1850 im Aufträge der preußischen Regierung wiederholt nach Ober schlesien, wo infolge des Hungertyphus in kurzer Zeit etwa 10000 Kinder ihrer Eltern beraubt waren, und für deren Unterbringung gesorgt werden mußte. Schließlich unternahm Wichern in den Jahren 1852—1857 ebenfalls im Aufträge der preußischen Negierung wiederholt größere Reisen durch die ganze preußische Monarchie zwecks Reorganisation des Gefängniswesens. Die Durchführung dieser Arbeit insbesondere war die Veranlassung zu dem regen persönlichen Verkehr des Königs Friedrich Wilhelm IV. mit Wichern, welch letzterer in ganz besonderem Maße das Vertrauen des genialen und unglücklichen Fürsten genoß. Wicherns Briefe bilden einen wertvollen Beitrag zum Verständnis des vielverkannten Monarchen und erschließen uns einen Einblick in die Notwendigkeit des Mißlingens so mancher hochherzigen Pläne des Königs, teils veranlaßt durch die Gestaltung der preußischen Bureaukratie, teils durch den Mangel an nüchterner, praktischer Gestaltung. Wohl fehlt in den Briefen nicht manch scharfes Urteil über die lebentötende Wirkung der Bureaukratie in Staat und Kirche, über die Unfähigkeit der in nutzlosem Gezänk ihre Kraft vergeudenden damaligen Kirche, über Mißstände aller Art im öffent lichen und privaten Leben, aber nie verletzt dasselbe, waren doch für Wichern nie kleine persönliche Interessen Veranlassung, zum Schwert der Kritik zu greifen, sondern der Eifer um die Sache seines Amtes, seiner Kirche, seines Volkes. Käufer sind nicht nur Interessenten für Theologie und innere Mission, sondern alle öffentlichen Bibliotheken, Historiker, Sozialpolitiker, Verwaltungsbehörden, Gefängnisdirektonen, sowie weite Kreise des preußischen Adels und die christlichen Kreise Berlins und Hamburgs. Die uns eingesandten Bestellungen auf diesen Sand sind vorgemerkt und werden ca. am 25. d. M. ab Leipzig und Hamburg rrpedirrt. Noch nicht geschehene Lontinuatiousangabe bitten wir uns zur Vermeidung von Verzögerungen möglichst direkt rinzusenden.