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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.04.1898
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- 1898-04-01
- Erscheinungsdatum
- 01.04.1898
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- Deutsch
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2500 Nichtamtlicher Teil, 75, 1 April 1898 guten Klang. — Ein besonderes Ruhmesblatt bildet das, was Meihner für das Kunstleben Elbings, besonders auf musikalischem Gebiet, gethan hat. »Trotz seiner ungemein vielseitigen Thättgkeit hatte Meißner noch Zeit und Lust, sich um Politik zu kümmern. Er war die Seele des entschiedenen Liberalismus in Elbing, da er die Wandlung der nationalliberalen Partei in eine Partei Bismarck saus pbrsss nicht mitmachte, sondern an den liberalen Ueberzeugungen feiner Jugend festhielt. Die Wahl arbeit ruhte zum größten Teil auf seinen Schultern, und er nahm sie stets freudig auf sich. Trotzdem es ihm nicht ver gönnt war, Wahlerfolge zu verzeichnen, erkaltete sein Eifer nicht und wußte er die Mutlosen immer wieder anzufeuern Den liberalen Verein leitete er viele Jahre als Borsitzender, bis er dann bat, eine jüngere Kraft an seine Stelle treten zu lassen. »So zeigte Meißner eine Arbeitskraft und eige Viel seitigkeit, die heutzutage leider mehr und mehr aus der Welt schwindet. Bei einer derartigen Thätigkeit blieb dem Verstorbenen selbstverständlich wenig freie Zeit übrig; aber wer dann Gelegenheit hatte, mit ihm in gemütlicher Unter haltung beim Glase Bier zu sitzen und seinen sonnigen Humor und sein vielseitiges Wissen zu bewundern, dem werden diese Stunden unvergeßlich sein durch die Anregung, dje er selbst dabei gesundem Auf Meißner paßt das Dichterwort: -Er war ein Mann, nehmt alles nur in allem; Ihr werdet niemals seinesgleichen seh'n.« Die »Elbinger Zeitung« berichtet unter dem 21. März folgendes: »Die Stadtverordneten-Versammlung hat am gestrigen Sonntag wieder eins ihrer Mitglieder verloren, und zwar eins ihrer besten, eifrigsten und kenntnisreichsten. Herr Buch händler Meißner hat am Sonntag Nachmittag 3 Uhr das Zeitliche gesegnet. Als vor fünf Wochen der nunmehr Ver storbene zu kränkeln begann und Herr Direktor Nagel am Stiftungsfeste des Gewerbevereins Mitteilung von der Un päßlichkeit des Abwesenden machte, ahnte wohl niemand, daß es so schnell mit Herrn Meißner zu Ende gehen würde. Es hatten sich bei ihm, der noch das Stiftungsfest mit vor bereitet hatte, Beklemmungen eingestellt, die ihn an das Zimmer und an das Bett fesselten Das Leiden wurde böser, stellte dann aber einen gutartigen Verlauf in Aussicht. In voriger Woche war die Besserung schon weit vorgeschritten. Da kam chber gestern ein Rückschlag, der dem Leben schnell ein Ende machte. »Carl Meißner war geboren am 12. April 1836 in Marienwerder. Sem Vater war Offizier, der als solcher weste Reisen machte. Als er aus dem Militärstande schied, wurde er königlicher Landstallmeister in Marienwerder, später in Zirke- Carl Meißner siedelte jedoch nicht mit nach Zirke über, sondern verblieb in Marienwerder bis zum 16. Lebens jahre. Dann trat er in Berlin bei einem Buchhändler* **) ) in die Lehre. Wxe es damals üblich war, mußte« die angehen den Buchhändler eine dreijährige Lehrzeit durchmachen, um danach vor einer Prüfungskommission ein Examen abzu legen, dem Meißner sich in Danzig unterzog. Der junge Buchhändler kam als Gehilfe nach Braunschipeig*-*) und 1859. als Geschäftsführer der Neumann-Hartmann'schen Buchhand- lung nach Elbing 1863 wurde das Geschäft von Meißner und Schhoemp käuflich erworben; Meihner zog es aber vor, dos Geschäft Schloemp allein zu. überlasse«, und sich, ein eigenes Geschäft zu gründen »In Buchhändlerkreisen errparb sich Meißner einen ge achteten Pamey, Hach das würde nicht hingereicht hflben, *) Plahn'sche Buchhandlung. Red. **) Schulbuchhandlung. Red. um dem Verstorbenen in Elbing ein Denkmal zu setzen Sein ungemein großes Interesse für öffentliche Angelegenheiten veranlaßte die Bürgerschaft, Herrn Meißner 1874 in die Stadt verordneten-Versammlung zu entsenden, der er seitdem ohne Unterbrechung angehört hat Die Bürgerschaft hat diese Wahl nie zu bedauern gehabt. Mit unermüdlicher Ausdauer studierte er die Magistratsvorlagen, arbeitete er in den vorberatenden Abteilungen und gab dann in den öffentlichen Sitzungen ein klares und erschöpfendes Bild der Vorlagen Es war geradezu eine Freude, seinen Vorträgen zuzuhören, in welchen der Kern der Sache herausgeschält und jedes überflüssige Beiwerk ver mieden wurde Sein Tod wird in der Stadtverordneten- Versammlung thatsächlich eine unersetzliche Lücke schaffen, denn es wird schwer sein, einen Ersatzmann zu finden, der mit solcher Aufopferung und so weitgehender Sach- und besonderen Kenntnis unserer städtischen Verhältnisse ausgestattet ist Wenn irgend eine große Sache in der Stadt vorbereitet wurde, so war es selbstverständlich, daß Herr Meißner hinzugezogen wurde Zum letzten Male war Herr Meißner in der Stadt verordneten-Versammlung, als die neue Gcwerbesteuerordnung zur ersten Beratung kam Er machte das Kollegium in einem längeren Vortrage mit der Angelegenheit bekannt und ergriff dann noch mehrere Male das Wort, bereitete sich auch auf dem Krankenbette für die zweite Beratung vor. Aber es ging nicht mehr. An seine Stelle trat ein anderer. »Politisch stand Herr Meißner aus dem Standpunkte der freisinnigen Volkspartei; er war also unser politischer Gegner. Wir hatten mit ihm manchen Strauß auszufechten. Nachdem vor einigen Jahren I)r. Jacobi aus dem Leben geschieden, war Herr Meißner die Hauptstütze der hiesigen freisinnigen Volkspartei. Der Verstorbene verrichtete stets ganze Arbeit, und so war er auch mit vollem Eifer für seine Partei thätig. In den letzten Jahren trat er den anderen Parteien weniger schroff entgegen, ohne seine politischen Ansichten aufzugeben »Die Turnsache hatte in dem Verstorbenen in früheren Jahren einen begeisterten Anhänger und Förderer. Nach dem Elbinger Oberlehrer Friedländer wurde Herr Meißner für einige Jahre Kreis Vertreter für den Turnkreis 1. Nordosten und gehörte eine Reihe von Jahren dem Vorstande des hiesigen Turnvereins an. »Welch schätzenswerte Kraft Herr Meißner dem Gewerbe verein war, ist aus dem ehrenvollen Nachruf ersichtlich, den der Vorstand dem Verstorbenen heute im Anzeigenteile der »Elbinger Zeitung« widmet. Endlich mag hier erwähnt sein, in wie hervorragendem Maße Herr Meißner zum Gelingen des im vorigen Jahre hier abgehaltenen Provinzialsänger- sestes beigetragen hat. »Wo wären wir geblieben, wenn wir Meißner nicht gehabt hätten I« lautete das einstimmige ll.rt.eil aller derer, die einen Einblick i« die Festvorbereitungen thun durften »Was der Verstorbene für die Allgemeinheit thcst, geschah in der uneigennützigsten, selbstlosesten Weife. Nie hat er sich ! vorgedrängt oder nach Anerkennung oder Allszeichnung oder pekuniärem Gewinn getrachtet. Solche Männer sind in unserer heutigen materiellen Zeit nicht sehr dicht gesät. Fürivahr, die Stadt Elbing hat Anlaß, zur Trauer Sie hat einen ihrer besten Söhne verloren Wenn die Stadt solche Bürger ehrt, ehrt sie sich seihst »Als äußeres Zeichen der Trauer uyi den Heimgegangenen ist das Rathaus halbmast geflaggt.« lieber das Leichenbegängnis wird folgendes berichtet: -Die sterbliche Hülle des Buchhändlers und Stadtverordneten .Caxl Meißner wurde am Nachmittag des 22. d. M. unter sehr zahl reicher Beteiligung der durch den Heimgang dieses hervorragenden Mannes berührten Bürger der Stadt zur letzten Ruhestätte geleitet, nachdem im Tr auerhause eine kurze Trauerfeier stattgesunden hatte, bet der Herr Pfarrer Bvry. die Leichenrede hielt. Dem Sarge voran
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