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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1896
- Strukturtyp
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- 1896-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1896
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- Deutsch
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4372 Nichtamtlicher Teil. 167, 21. Juli 1896. an ihr ist, kann ihrer allgemeinen Einführung nachteilig werden. Ihre zahlreichen Räder, Hebel, Excenter rc. arbeiten zwar mit bewundernswerter Präzision, sollten sie aber einmal in Unordnung geraten, so würde man von dem an ihr be schäftigten Setzer vergeblich erwarten, daß er wieder alles ins rechte Geleis bringe; selbst ein tüchtiger, mit der Maschine aber nicht vertrauter Mechaniker könnte da leicht mit seinem Wissen zu kurz kommen. Der Maschinenmeister an der Schnellpresse wird, ist er nur sonst ein befähigter Mann, den Mechanismus bald kennen lernen und etwaigen Anständen, wenn diese nicht allzu tiefgehender Natur sind, zu begegnen wissen, denn sein Beruf weist ihn von vornherein darauf hin, sich mit der Maschine und allen ihren Teilen vertraut zu machen und deren gegenseitiges Eingreifen und Wirken kennen zu lernen, auch hat er in der Regel hinreichend Zeit dazu. Audcrs der Setzer an der Setzmaschine; für ihn ist sie nur das Mittel zum Zweck. Er sitzt vor ihrer Klaviatur und spielt sein Manuskript mit größtmöglichster Behendigkeit ab, denn nur durch Massenleistung kann sie rentieren. Dieses Streben nach Schnelligkeit bedingt aber die höchste geistige Anspannung seitens des Arbeiters, der seine ganze Aufmerk samkeit dem Manuskript zuwenden muß, damit er richtig lese, und der Klaviatur, auf daß er auch richtig greife und Jrr- tümer, die einen Neusatz bedingen würden bei der Unmög lichkeit der Buchstabcnkorrektur, verhüte; dem Gange der Maschine bezw. ihrem Mechanismus, kann er sich nicht widmen und hat wohl auch nur in höchst seltenen Fällen Verlangen danach, da ihm fast immer Kenntnis in der Mechanik ab geht, diese auch, einem so komplizierten Apparate gegenüber, wie es die Linotype ist, schon sehr gründlich sein müßte, wenn ein Eingriff in denselben nicht möglicherweise mehr schaden als nützen sollte. Dieser Umstand aber ist's, der ihrer allgemeinen Einführung entgegenstehcn und alle Beteiligten veranlassen wird, einfacheren und dabei billigeren Maschinen den Vorzug zu geben. Daß sie da, wo ein geschulter Mechaniker zu ihrer Ueberivachung vorhanden, wie in der Ausstellung des »Lokal-Anzeigers«, oder wo ein solcher im Notfälle doch leicht zu beschaffen ist, mit großem Vorteil verwendet werden kann, das beweisen schon die vielen Hunderte dieser in Amerika und England in Zeitungs- und Werkdruckereien thätigen Maschine, auf der die nachstehenden im Satze tadellosen Zeilen in der Ausstellung selbst auf mein Ersuchen gesetzt und mir übergeben wurden. Die Linotype, eine Erfindung Mergenthaler's aus Bietig heim bei Stuttgart, ist die erste in die Praxis eingeführte Zeilen- Gießmaschine, welche sich bewährt hat. Der hohe Preis der Linotype, 500 Pfd. Sterling — über 10 000 Mark—, wird ihrer Einführung in Deutschland eben falls hinderlich sein, namentlich wenn wesentlich billigere Maschinen auf den Markt kommen, und dies ist ja schon durch den »Typograph« der Fall, dessen Einfachheit, verglichen mit der Linolype, geradezu überraschend genannt werden muß, und der nur 5000 kostet, allerdings für den relativ kleinen Apparat er braucht nur 60 x 60 cm Bodenfläche und mißt in der Höhe etwa 1,20 m — ein immerhin noch recht anständiger Preis. Eine allgemein verständliche Beschreibung des Typograph ohne Einzelabbildungen zu geben, wäre vergebliches Bemühen; auch perspektivische Ansichten desselben in Setz- und Ablcg- stellung vermögen nur wenig aufklärend zu wirken. Er besteht aus drei Hauptteilen: dem eigentlichen Maschinenkörper mit dem inneren Mechanismus, dem Matrizcnrahmen und dem Gieh- apparat mit Metallkessel und Schleif- und Fertigmach-Vor- richtung. Wie die Linotype und die Monoline setzt er nicht Lettern, sondern Matrizen, und das Ausschlüßen der Zeilen erfolgt auf mechanischem Wege mittels federnder Scheiben; seine Matrizen sind aber nicht Metallblättchen oder Täfelchen, wie bei der Linotype, sondern befinden sich, in Messing ge prägt, an schmalen langen Eisenstäbchen, die an den Drähten des oberen Rahmens aufgehängt sind und durch Tasten anschlag ausgelöst werden, worauf sie nach unten zur Sammelstelle gleiten; die Aosschlußscheibchcn werden durch eine besondere Taste freigemacht und dem Satze cingereiht. Ist die Zeile ausschlußfertig, so erhalten diese Scheibchen durch den Mechanismus der Maschine eine drehende Bewe gung, die so lange anhält, bis die richtige Festigkeit des Satzes erzielt ist, worauf dann die Zeile zum Gießkessel wandert und gegossen wird; sollten mehrere Exemplare von ihr gewünscht werden, so wird dies durch einen einzigen Hebcldruck seitens des Setzers bewirkt. Das Ablegen erfolgt in der einfachsten Manier von der Welt: der Setzer hat nur den Rahmen mit den Drähten, welch letztere von den Ma trizen gar nicht verlassen wurden, emporzuheben, sozusagen zu stürzen, und diese gleiten an denselben wieder in ihre frühere Lage zurück, um in dieser so lange, bis sie wieder durch Tastendruck ausgelöst werden, zu verbleiben Das Gießen und Schleifen der Zeilen erfolgt vollständig automatisch, ohne jedwede Einwirkung des Setzers, der nach Nücklegung des Matrizenrahmens — Aufheben und Senken desselben er fordert nur wenige Sekunden und kann während des Ma nuskriptlesens geschehen — ruhig seine Sctzarbeit ivciter ver folgt Getrieben wird der Typograph mittels mechanischen Antriebs, doch ist die erforderliche Kraft eine so geringe, daß schon eine halbe Pfcrdekraft zum Betriebe von vier Maschinen hinreicht. Man darf der Einführung dieser Maschine in Deutschland wohl zunächst ein günstiges Proguostikon stellen, zumal ihre Herstellung im großen bereits von der Aktiengesellschaft Ludw. Loewe L Co. in Angriff genommen worden ist. Diese hat eine eigene Fabrik speziell für den Bau des Typograph in der Gitschinerstrnße 12/13 in Berlin errichtet, und hier waren zur Zeit meines Besuchs derselben bereits einhundert zwanzig Exemplare dieser Setzmaschine im Bau und einige fcrtiggcstellte schon abgcliefert. Für Anfertigung und Bear beitung jedes einzelnen Teils des Typograph sind Spczial- maschinen vorhanden; auch die Prägung der Matrizen ge schieht auf maschinellem Wege, und es ist alles vorgesehen, um eingehende größere Aufträge rasch und gut erledigen zu können. Was die Leistungsfähigkeit des Typograph anbelangt, so wird diese nach vier- bis sechswöchentlicher Uebung eines Setzers auf das Dreifache des Handsatzes angegeben; längere Uebung soll es indes ermöglichen, daß selbst das Fünffache erreicht wird, und ein Buchdrucker, der geeignete Arbeit be sitzt und über die nötigen Mittel verfügt, müßte in der That ein schlechter Geschäftsmann sein, wollte er bei den sich stets steigernden Forderungen höherer Löhne und kürzerer Arbeits zeit nicht diesem anspruchslosen eisernen Helfer, der zu seinem Betriebe nur einen einzigen Arbeiter bezw. Arbeiterin ge braucht, seine volle Aufmerksamkeit zuwenden. Von der Güte seines Satzes gebe ich nachfolgende Probe: vis LstLinüselllineii 211 ilen ^Vun- tlsrn äer kleelianilL äei' ; äisss 2eil6U Kurilen auk R.o§6i's' eliiei' amei'jlLQiiisetieii in llsr 11I16I' Os^6ld6-^.US3ts11l1Qßs 189b IlibOll. Oosdel. lieber die dritte der ausgestellten Setz- und Zeilengieß maschinen, die Monoline, vermag ich nur wenig zu sagen, da sie, wie schon erwähnt, weder in der Maschinenhalle, noch in Kairo, in regelmäßigem Betriebe sich befand aus Mangel an guten Matrizen. Ihren Bau für Deutschland, Rußland, die Schweiz und andere Länder hat die Maschinenfabrst von Gustav Fischer L Co, Friedrichstraße 239 in Berlin, über-
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