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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1896
- Strukturtyp
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- 1896-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1896
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- Deutsch
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^ 167. 21. Juli 1896. Nichtamtlicher Teil. 4371 Reklame-Kursiv, die unter einem Glasrahmen ausgestellt sind, ist der eine vernickelt. Weshalb? Wollte man dem Buch drucker zeigen, wie diese Schrift mit einem gelblichweistcn Uebcrzug aussieht, oder liefert man sie jetzt auch vernickelt, wie man eine Zeitlang das Schriftbild galvanisch ver kupferte? Der wahrscheinliche Grund dafür dürste indes wohl sein, das; man darthun wollte, diese Schrift halte sich unvernickelt ebenfalls tadellos. — Zwei andere große Kolumnen unter Glas enthalten Probensätze von Schriften und Klischees, Einfassungen und in Galvano das Bild des Kaisers und der Kaiserin; ferner sind ausgelegt Gipsmatrizen für Klischees und Stereotypen, Wachsmatrizen für Galva nos, und andere bekannte Erzeugnisse der Schriftgießerei. Die Gipsstereotypie wird heute nur noch selten gepflegt; sie bildet eine Spezialität der Firma Gronau, die sie mit bestem Erfolge und in mustcrgiltiger Weise ausübt. Als bist, aber durchaus nicht Ie»st, folgt Wilhelm Woellmcrs Schriftgießerei, die uns eine sehr inhaltreichc nnd interessante Schau bietet. Schon in dem äußeren Auf bau kann man erkennen, mit welcher Liebe und feinsinnigem Verständnis von diesem großen Hause die »Kunst« des Schriftgusses, die allerdings weniger im Guß, als im Ersinnen, Ent,vcrfcn und Schneiden der Schriften, Einfassungen, Orna mente u. s. w. liegt, gefördert und ausgeübt wird, denn seine Erzeugnisse sind in einem geschmackvollen pyramiden- nrtigcn Aufbau vereinigt, diesen aber überdacht eine Art Glaspavillon, dessen beide Vordercckcn künstlerisch vollendet schöne Bronzegruppen krönen. Rechts ist eine, die Ver gangenheit versinnbildlichende, den jetzt veralteten Handgutz darstellende Putte neben einem umgefallenen Gichkcssel mit auslaufendem geschmolzenen Schriftzeug dargestellt, während die Putte selbst ein Handgicßinstrument hält; links wird die Dar stellung einer Komplettgießmaschine gegeben und der Stempel schnitt veranschaulicht, —- als zwei Bilder aus der Gegenwart. Unter dem Schutze dieser prächtigen Gruppen bczw. unter den schützenden Glasplatten sind in geschmackvoller An ordnung Sätze von Vignetten, Mcssinglinicn, Stempel, Matrizen u. s iv. in äußerster Reichhaltigkeit nnd Mannig faltigkeit ausgestellt, wobei namentlich dem Geschmack und Bedürfnis der Jetztzeit Rechnung getragen ist; aller aus gestellte Guß aber ist gegeben, wie er aus der Maschine hcrvorgegangen, d. h. unvernickelt, und da inan an demselben nirgends auch nur den geringsten Ansatz von Oxyd gewahren kann, so beweist dies, das; ein gutes Schristmetall auch keiner besonderen Schutzvorkehrungen bedarf selbst unter den un günstigen Temperaturverhältnissen einer Ausstellung. Eine »Ausstcllungstypc«, das Miniaturbild des Kaisers tragend, lag übrigens »zum Mitnehmen« aus; wichtiger als diese sind indes die ebenfalls ausgelegten Brotschriftentypcn, da sie dem sachkundigen Besucher die Möglichkeit bieten, die Güte des Woellmerschen Schciftzeugs selbst zu untersuchen. Sic sind, obwohl nur aus Petit und Korpus, doch kaum zu zerbrechen, und zeigen nach dem Bruch ein außerordentlich feines und dichtes Korn. — Von den ausgestellten Gegenständen sind noch besonders zu erwähnen eine Schreibschrift auf 8 Cicero, ausgezeichnet schöne russische Schriften und deren Stempel, Sätze anderer Schriften, wozu bemerkt werden muß, daß selbst die der größten Grade, auch die Schreibschrift, in der Woell- merschcn Gießerei fertig auf den Kegel gegossen werden, also nicht nach der alten Methode, die das Schriftbild klischierte und es dann aufgoß, was dessen Ablösung beim Druck nicht ausschloß, hergcstellt sind. Die Fabrikation von Messing linien, Messing-Einfassungen und -Ornamenten wird von der Firma ebenfalls in ausgedehntester Weise betrieben, wie dies ebenfalls durch mustergiltige Proben auf der Ausstellung dargekhan ist, wo wir auch Galvanos, Schiffe, Hohlstege u s. w. erblicken. Die sogenannte Oktavprobe — »sogenannt«, weil sie Drrtmidicchjlüjlti Illinging. eigentlich Quart ist —, sowie die große Quartprobe laden zum Studium des Matcrialienschatzcs der Firma Wilhelm Woellmcr ein; die Rückwand des Ausstellungsschrankes zieren prächtige Probcnblätter und Nccidenzen, — man könnte in der Schrift gießereiausstellung und speziell in der Woellmerschen stunden lang verweilen, ohne zu ermüden, da man hier stets Neues und Schönes entdecken würde. — Umschreitet man die Bertholdsche Ausstellung und wendet sich nach links, so begegnet man sofort der von C Behling, dessen Specialität die Herstellung von Galvanos und Klischees bildet Das Entstehen eines der ersteren wird in dessen Aus stellungsschranke in allen Stadien dargethan; zuerst der Original-Holzschnitt, dann folgen Wachssorm, Niederschlag in derselben, dieser abgenommen, hintergossen, gerichtet, gehobelt und in druckfertiger Vollendung auf Holz und Blei montiert. Auch eine große Schnittmusterplatte ist ausgelegt, nebst Papier- matrizc und Abguß; ferner ist eine ansehnliche Zahl treff licher Galvanos dieser Schaustellung beigefügt In direkter Nachbarschaft der Schristgicßer befinden sich zwei Ausstellungsschränkc von Hans Wunder, von denen der eine Farben für Buch-, Stein-, Blech- und Lichtdruck, sowie für Buchbinder enthält, während der Inhalt des anderen aus Druck walzen und Walzenmassc besteht, ivobci Vater Gutenberg es sich hat gefallen lassen müssen, daß man seine Büste auch aus diesem zwar sehr nützlichen und notwendigen, für Denk mäler aber doch kaum geeigneten und nicht sonderlich ge schmackvollen Material gegossen hat. Zahlreiche Druckproben geben uns das Aussehen der in trockenem und angeriebenem Zustande ausgestellten Farben in täglichem Gebrauch. Ein Nachbar der Schriftgießer ist ferner A. Kraft, dessen Fach- und Dampftischlerei sich in den weitesten Buch druckerkreisen des besten und dabei wohlverdienten Rufes erfreut Er stellt ein großes Accidenzregal aus, das sowohl durch seine vielseitigen praktischen Einrichtungen, als auch durch seine tidcllos saubere Arbeit das Auge jedes Buch druckers erfreuen wird. — Noch eines sehr wichtigen und wesentlichen Apparates haben wir zur Vollendung unseres Ausstellungsbildes zu gedenken: der Setzmaschinen, dieser ebenso großartigen wie sinnreichen neuesten Erfindungen auf dem Gebiete des Buch gewerbes. Setzmaschinen im buchstäblichen Sinne des Wortes sind aber nicht auf der Berliner Ausstellung vertreten, denn unter dieser Bezeichnung verstand man bisher Apparate zum Satz von Einzeltypen auf mechanischem Wege; Zeilensctz- und Gießmaschinen müßte man diese neuesten Mechanismen nennen, wäre dies nicht eine etwas zu lange Umschreibung. Ich kann mich indes kurz fassen in meinen Bemerkungen über sie, da schon in Nr. 13t) (1896) der »Nachrichten« ein sehr zutreffender Artikel über den gleichen Gegenstand abgedruckt ist, so daß meine Worte nur eine Ergänzung dazu bilden können. Vertreten sind in Berlin, wie bereits in jenem Artikel gesagt ist, drei Arten dieser Maschinen: die Linotype, der Typograph und die Monoline, in Thätigkeit befinden sich aber nur die ersten beiden; die Linotype im Pavillon des »Lokal-Anzeigers«, der Typograph in der Maschinenhalle, wo zwar auch ein Exemplar der Monoline steht, die aber nicht arbeitet, angeblich, weil es ihr an den unerläßlichen Matrizen fehlt; verhüllt ist sie jedoch nicht mehr. Die erste Frage, die man sich angesichts dieser drei Maschinen vorlegen wird, ist sicherlich die: welche von ihnen ist die beste und empfehlenswerteste? So natürlich diese Frage ist, so muß man zunächst doch noch die Antwort darauf schuldig bleiben, denn nur eine längere Praxis kann diese zutreffend erteilen. Die Linotype ist ohne Ziveifel eine ganz aus gezeichnete Maschine und ein mechanisches Kunstwerk ersten Ranges, aber gerade der Umstand, daß fast zu viel Kunst ö96
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