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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1896
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- 13.07.1896
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- Deutsch
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4118 Nichtamtlicher Teil. 160, 13. Juli 1896. Heinrich Voh weiß Perthes nicht zu würdigen und er entsetzt sich vor seiner Heftigkeit gegen katholische und pfäffische Ge sinnungen, ebensowenig befriedigt ihn der offen dargelegte Standpunkt des Theologen Paulus. Ueber Heilbronn und durchs Neckarthal ging es weiter nach Stuttgart, wo natürlich mit Cotta verkehrt wurde. Unter einigen von dessen Mittags gästen interessierte Perthes besonders der Freiherr von Wangenheim. Jener vert>rat die ständische, dieser die königliche Seite bei dem gerade obwaltenden württembergischen Vcrfassungsstreite. — Gegen Ende August reisten Vater und Sohn weiter nach Augsburg und München. Außer den jetzt hier weilenden alten Jacobis wurden u. a. Sömmering, Roth, Ncumeyer begrüßt Es ging dann weiter über Salz burg und den Königsee, über Hallein, Neumark, Lambach (mit Mauthscherereicn), Mels, Amstetten u. s. w. nach Wien, wo sic am 5. September eintrafen. Von vielen dortigen Besuchen möchten zu erwähnen sein eine Audienz beim Erzherzog Johann, ein Mittag bei Gentz, ein Besuch bei Collin, wo Perthes den jungen Napoleon traf, bei Hammer, Hormayr, Pilat, bei den Patres Pascal, Hoffbauer, Horni u. a. — Auf der Rückreise hielten sich die Reisenden vierzehn Tage in Nürnberg auf. In Thüringen wurden sie aus einer durch die wildangeschwollene Schwarza hervorgerufenen Lebensgefahr glücklich errettet und freudig' dann von ihren alten Ver wandten zu Schwarzburg ausgenommen. Ueber Gotha, Göttingen, Hannover langten sie am 8. Oktober wieder in Hamburg an. Außer wiederholten Reisen zur Ostermesse nach Leipzig unternahm Perthes im April 1819 mit seiner Frau und vier Kindern eine Reise nach Gotha, hauptsächlich zum Besuche seiner seit 1818 mit seinem Neffen, Wilhelm Perthes, ver heirateten Tochter Agnes. — Wie wir bisher schon manches Familienercignis glaubten im einzelnen übergehen zu müssen, so sei auch hier nur kurz erwähnt, daß auch die zweite Tochter Luise 1819 heiratete und mit ihrem Manne, Agricola, in Gotha lebte. Perthes begleitete das junge Ehepaar und seinen nach Tübingen zur Universität reisenden Sohn Matthias und brachte bei der Rückkehr nach Hamburg zur freudigen Ueberraschung seiner Gemahlin seine Tochter Agnes und einen kleinen Enkel zum Besuch mit. — Nachdem Caroline Perthes schon seit längeren Jahren vielfach gekränkelt hatte, nahm dieser Krankheitszustand im Sommer 1819 einen gefahrdrohenden Charakter an. Zwar hatte sich ihr Zustand durch wiederholten Aufenthalt in Wandsbek etwas gebessert, doch nahm ihre Kurzatmigkeit mehr und mehr zu, und nach dem sie des Arztes wegen Mitte August nach Hamburg zurückgebracht war, verschied sie am 28. August 1821 im Kreise ihrer Lieben. Durch dieses schmerzliche Ereignis wurde Perthes' schon länger gehegter Plan einer Uebersiedelung nach Gotha vollends zur Reife gebracht. Er überließ also Besser und dem mit- eingetretencn Mauke das Hamburger Sortimentsgeschäft und ließ sich mit seinen Kindern in Gotha nieder, wo er sich vorwiegend dem Verlage historischer Werke zu widmen be absichtigte. Am 20. März 1822 traf er mit seiner Familie in Gotha ein und bezog eine vor der Stadt gelegene Woh nung. Schon in Nassau und Wien hatte er mit Stein über dessen Vorhaben der Herausgabe der Llonuwenta Oer- wkwiae bistoriea verhandelt. Perthes interessierte sich in außerordentlicher Weise für die in dem »Archiv der Gesell schaft für Deutschlands ältere Geschichte« niedergelcgten Vor arbeiten des groß angelegten Werkes und hätte wohl gern gesehen, daß es in seinem Verlage erschienen wäre. Bei der endlichen Ausführung aber unter der Redaktion von Pertz wurde es 1826 dem Verlage der Hahn'schen Buchhandlung in Hannover anvertraut. — Dagegen rief er selbst das kaum weniger groß angelegte Weck der -Geschichte der europäischen Staaten« ins Leben. Er hatte im März 1822 Heeren in Göttingen persönlich gebeten, die Redaktion zu übernehmen. Dieser billigte zwar den Plan, lehnte aber Anfang Mai die Redaktion ab. Erst nachdem Perthes in dem Bibliothekar und Gymnasialprofessor Ukert einen andern Redakteur gefunden, erklärte Heeren auf wiederholte Bitte sich bereit, mit seinem Rat und Namen an der Leitung sich beteiligen zu wollen. Zur weiteren Ausführung erbat Perthes im Einvernehmen mit den Hauptleitern den Rat und die Teilnahme etlicher bedeutender Historiker, wie Rehberg, Fr. v. Raumer, v. Hormnyr, K. A. Menzel, Fr. Christoph Schlosser, K Fr. Eichhorn (Göttingen) u. a. Nach fünfjährigen Vor arbeiten erschien endlich die erste »Lieferung« und zwar Pfister's Geschichte der Deutschen 1. Teil und Leo's Geschichte der italienischen Staaten 1. und 2. Teil Von weiteren Mitarbeitern seien nur genannt: Stenzel, Böttiger, Lembke, van Kämpen, Strahl, Geijer, Lappenberg, H. Schäfer, E. A. Schmidt, Mailath, Dahlmann, Wachsmuth, Roepell. Nicht unmittelbar in diesen Rahmen gehörige, doch verwandte historische Werke veröffentlichten im Verlage von Perthes u a : Dropsen, Ranke, Sartorius. Auch die ausführlichen Be arbeitungen einzelner deutscher Territorien, z. B. von Barthold und von Rommel, sind hier zu nennen Wiewohl zunächst ohne Gehilfen arbeitend, ließ sich Perthes doch auch den Sortimentsbetrieb des großen Werkes sehr angelegen sein; an nicht weniger als 206 Sortimenter schrieb er in allen möglichen Variationen. Alljährlich unternahm Perthes kleinere oder größere Reisen, meist in seinen geliebten Thüringer Landen, gleich >822 auch weiter nach Bayern. In Bayreuth lernte er Jean Paul persönlich kennen, den er unbedeutender als in seinen Schriften fand. In Sulzbach bewunderte er die groß artige Besitzung (früheres pfalz-neuburgisches Residcnzschloß) und die mit 19 Pressen arbeitende Druckerei des Buchhändlers, Kom merzienrat von Seidel, aus der katholische, lutherische und jüdisch-hebräische Werke hervorgingen. — 1823 war er mit seinen unverheirateten Töchtern in Hamburg, 1824 u. a. in Kassel, wo er einen Abend bei den Brüdern Grimm zubrachte, in Bonn, wo besonders eine Aussöhnung mit Niebuhr erfolgte, mit dem er seit 1814 auf gespanntem Fuße gelebt hatte, wo er ferner mit E. M. Arndt bekannt und vertraut wurde und eifrig mit August Wilhelm von Schlegel verkehrte. Er blieb hier acht Tage im Hause seines Schwagers, Max Jacobi, und der Schwester seiner Caroline. In Gotha stand er besonders im Verkehr mit seinen Schwiegersöhnen, ferner mit Eucke, Ewald, Jacobs und Ukert. Er studierte noch eifriger als früher neue und alte Historiker und fertigte dabei mancherlei historische Tabellen an. Nach der Verheiratung seiner Tochter Mathilde mit Fritz Becker im Juni 1824 war Perthes mit seinen drei jüngeren Kindern zu diesen ins Haus gezogen. Bald aber machte die gedrückte Verfassung, nun nicht mehr Herr im Hause zu sein, sich geltend, auch fühlte er sich zu Beckers Schwester, der verwitweten Charlotte Holzapfel, innig hingezogen und verband sich mit ihr am 13. Mai 1825. Außer für seine eigenen hatte er nun noch für vier Stiefkinder zu sorgen. Einige Wochen nach der Hochzeit unternahm cr mit seiner Frau, zwei Stiefkindern und der jüngsten Tochter eine Reise nach Ems. Er verkehrte dort u. a. mit dem General von Pfuel, dem Minister Graf Bernstorff, Stein in Nassau, Niebuhr u. a. Gelehrten. Auch 1829 unternahm er eine Reise an den Rhein, wo er besonders seinen in Bonn studierenden Sohn Clemens und wiederum Niebuhr besuchte. Den Freunden in Gotha gesellte sich 1829 der Hofprediger W. Hey hinzu. Von den Hauptrichtungen seines Verlags abweichend verlegte er — und bekanntlich mit beispiellosem Er folg — dessen mit Otto Speckters sinnigen Bildern geschmückte
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