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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1896
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- Erscheinungsdatum
- 09.11.1896
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- Deutsch
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261, 9. November 1896. Nichtamtlicher Teil. 7373 Ausgeschieden aus dem Buchhandel sind die Herren Oswald Seehagen und Waldemar Weber; beiden Herren ist auf ihren Wunsch die fernere Mitgliedschaft in der Korpo ration auf Grund des Z 5 Nr. 3 der Satzungen zugestanden worden. —- Der Vorstand freut sich, daß die Herren ihr Interesse an der Korporation auch fernerhin bethätigen und den Zusammenhang mit uns auch für die Zukunft aufrecht erhalten wollen, und dankt ihnen hierfür. Am 1. November 1898 kann die Korporation der Berliner Buchhändler auf ihr fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken. Da es wohl im Sinne aller Korporationsmitglieder liegt, diesen Gedenktag nicht spurlos vorübergehen zu lassen, so glaubte der Vorstand schon in der diesjährigen Hauptver sammlung einen Beschluß hierüber herbeiführen zu sollen, da doch unter Umständen langdauernde Vorbereitungen, beispiels weise bei Bearbeitung einer Festschrift, nötig sein könnten. Wir haben deshalb den Antrag unter Nr. VIl der heutigen Tagesordnung gestellt und ersucht, schon heute eine Kommission zu wählen, die in Gemeinschaft mit dem Vorstande in Be ratung treten soll. Gar schwere Verluste haben wir in dem abgelaufenen Berichtsjahre zu erleiden gehabt, da uns acht Genossen und ein ehemaliges Mitglied durch den Tod entrissen wurden: Am 11. November 1895 endete plötzlich ein Blutsturz das arbeitsame Leben des Herrn Professor Gustav Langen- scheidt nach langem, schwerem Leiden, das ihn gezwungen hatte, bereits elf Tage vor seinem unerwartet schnell ein getretenen Tode das umfangreiche Geschäft an seinen Sohn, Herrn Carl G. F. Langcnscheidt, abzutreten. Der Verstorbene war am 21. Oktober 1832 in Berlin geboren und anfänglich für den kaufmännischen Beruf be stimmt worden; nach beendigter Lehrzeit unternahm Langen- scheidt — angeregt durch die Lektüre Seumes — zu seiner Ausbildung eine über tausend Meilen umfassende Futzreise durch Deutschland, England, Frankreich und Italien. Während dieser Wanderzcit kam ihm der Gedanke, seinen Landsleuten zur Erlernung der wichtigen Kultursprachen eine Unterrichts weise zu schaffen, die den Lehrer entbehrlich machen könnte, und noch während seiner Militärzeit ging er an die Aus führung dieser Idee. Nach vierjähriger Arbeit gab er im Verein mit dem Sprachlehrer Toussaint seine, heute der ganzen Welt bekannten »Unterrichtsbriefe zur Erlernung der französischen Sprache« im Selbstverläge heraus, da es ihm nicht gelungen war, einen Verleger für seine Arbeit zu erwärmen. So wurde er im Jahre 1856 in seinem 24. Lebensjahre sein eigener Verleger, ohne die gesetzliche Qualifikation als Buchhändler nach dem damaligen preußischen Gesetze zu er langen; erst seine weitere Verlagsthätigkeit, die ihn zunächst seine Unterrichtsmethode auf die englische Sprache ausdehnen, dann aber das in der internationalen Lexikographie vielleicht einzig dastehende »Encyklopädische Wörterbuch der französischen und deutschen Sprache von Sachs-Villatte« Hervorrufen ließ, zwang ihn, als letzter in Preußen, das bald darauf auf gehobene Buchhändler-Examen zu machen. Die äußerst schwierige Drucklegung des »Encyklopädischen Wörterbuchs« veranlaßte die Errichtung einer eigenen Druckerei, die er — der Unermüdliche — auf eine stolze Höhe der Voll kommenheit zu heben wußte, mit einer Thatkraft und Energie, die zur Bewunderung zwingen. Die weiteren Unternehmungen Langenscheidts stehen sämtlich aus dem Boden der neusprachlichen Philologie; sie alle tragen den Stempel praktischer Brauchbarkeit und zeugen von einem außerordentlichen Fleiße und einer gründlichen Dretundsechztgster Jahrgang. Beherrschung des Stoffes; die Erwerbung der »Bibliothek der griechischen und römischen Klassiker« aus dem Hoffmannschen Verlage in Stuttgart bildete eine neue Entwickelungsstufe des Langenscheidtschen Verlages. Langenscheidt war ein Mann von ungewöhnlicher Arbeits kraft, die ihn Großes auf den Gebieten des Buchhandels, des Buchdrucks, vor allem aber auch auf dem der Sprachwissen schaft, auf dem er sich unvergängliche Verdienste erworben hat, erreichen ließ: seine Werke überleben ihn. Ein sanfter Tod endete nach langen, mit großer Geduld ertragenen Leiden am 5. Dezember 1895 das arbeitsreiche Leben des Herrn Wilhelm Schultze in seinem einundacht zigsten Jahre. In Lindow in der Mark als Sohn des Tuchfabrikanten A. Schultze am 16. März 1815 geboren, besuchte Wilhelm Schultze das Gymnasium zu Neu-Ruppin und trat dann im Januar des Jahres 1832 bei Oehmigke L Riemschneider in Neu-Ruppin in die Lehre. Von 1837 bis 1840 als Gehilfe in der C. G. Lüderitz- schen Kunst- und Verlagshandlung in Berlin thätig, wurde er am 1. April 1840 von dem Besitzer der Enslinschen Buchhandlung, G. W. F. Müller, mit dem Posten des ersten Gehilfen betraut, den er bis zu seiner eigenen Etablierung bekleidete Mit wenigen, selbst ersparten Mitteln übernahm Schultze am 15. September 1844 das Sortiment der im Jahre 1839 von Justus Albert Wohlgemuth in Berlin gegründeten Buch handlung und führte cs, zunächst unter der Hauptfirma Wohl- gemuths Buchhandlung, später unter Voransetzung seines Namens, bis zu seinem Tode in der Scharrenstraße 11 im selben Hause und Im selben Lokale fort. Die praktische Theo logie, Bibeln, Andachts- und Gebetbücher waren seine Spe zialität und verschafften ihm bald einen weitverbreiteten Ruf unter den Geistlichen Berlins und der Provinz; persönlich kannten sie ihn, und persönlich wollten sie von ihm bedient sein, und als ihn Krankheit dauernd an das Zimmer fesselte, verödete nach und nach der kleine Sortimentsladen Inzwischen jedoch war der im Jahre 1850 begründete Verlag, welcher sich ausschließlich in protestantisch-theologischer und pädagogischer Richtung bewegte und hochgeachtete Autorennamen aufzuweisen hat, zu voller Blüte mit reichem Ertrage gediehen. Es war ihm vergönnt, wenn auch in aller Stille, am 1. Januar 1882 sein fünfzigjähriges Berufsjubiläum und im Jahre 1894. den Gedenktag fünfzigjähriger Selbständigkeit zu begehen. Schon 56 Jahre alt, vermählte er sich im Jahre 1871 mit Frau Angelica Schultz, geb. Karsch, die ihm eine treue Lebensgefährtin und schließlich aufopfernde Pflegerin wurde, bis ihn, wenige Monate vor der silbernen Hochzeit, der Tod von ihrer Seite riß. Bevor das zunehmende körperliche Leiden ihn verhinderte, hatte der Verstorbene reichen Anteil an allen Vorkommnissen in der Korporation und in den Vereinen genommen und mehrfache Ehrenämter bekleidet; von >862 bis 1869 gehörte er dem Rechnungs- und Wahlausschuß unserer Korporation an. Im bürgerlichen, besonders aber im kirchlichen Leben unserer Stadt, vornehmlich seines Stadtviertels und seiner lieben Petri-Kirchengemeinde, hat er als rüstiger Mann nicht müßig zugeschaut, sondern seine Bürgerpflichten treu erfüllt und im stillen so manche Thräne getrocknet; sein Leben wa Mühe und Arbeit, sein Haus seine Welt. Non langem, schwerem Leiden wurde am 14 Dezember 1895 Herr Carl Habel im 52. Lebensjahre durch den Tod erlöst. 994
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