Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1896
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18961106
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189611060
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18961106
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-06
- Monat1896-11
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ Rudolf Barth. Am Allerseelen-Tage dieses Jahres, dem 2. November, schloß sich das Grab über der irdischen Hülle eines Kollegen, der in weiteren Kreisen des deutschen Buchhandels bekannt war. Rudolf Barth, der Besitzer der gleichnamigen Verlags buchhandlung in Aachen und derzeit Vorsitzender des Rheinisch- Westfälischen Kreisvereins, erlag im besten Mannesalter einem Herzleiden. Nicht hervorragende geschäftliche Erfolge waren es, die den Verstorbenen in den Kreisen der Kollegen bekannt gemacht haben; er war vielmehr einer von jenen, an deren Wiege das Glück nicht Pate stand, einer von denen, die trotz ungewöhn licher geistiger Beanlagung, hervorragender Arbeitskraft und treuer Pflichterfüllung aus dem schweren Kampfe ums Da sein nicht herauskommen, bis der Tod sie abruft. Aber Barth war eine elastische, eine leichtlebige Natur, ge schäftliche Mißerfolge und Enttäuschungen haben ihm den guten Humor nie rauben können, und wie er zur Zeit seiner Wanderschaft Anfang der siebziger Jahre in Wien als lustiger »Buchfink« bekannt war, so war er in gereiften Jahren, wenn er als Vertreter seines Kreisvereins zur Messe in Leipzig erschien, ein gern gesehener Gast, der es verstand, Leben in jede Tafelrunde zu bringen, und dessen Freundes kreis sich von Jahr zu Jahr mehrte. In der buchhändlerischen Bewegung der letzten Dezennien hat der Verstorbene Hervor ragendes geleistet, im Kampfe gegen die Schleuderei immer in erster Reihe gefochten und die Interessen seiner Kollegen in Rheinland-Westfalen, deren Vertrauen ihn vor zweiundein- halb Jahren an die Spitze des Kreisvereins berief, stets gewissenhaft und erfolgreich wahrgenommen. Barth war geborener Westfale; am 23. September 1847 erblickte er als Sohn des Oberstabsarztes vr. Barth zu Meschede das Licht der Welt. Die Eltern starben früh, und der Vater ließ sechs Kinder in recht mißlichen Verhält nissen zurück. Rudolf, der eben das Abiturienten - Examen gemacht hatte, trat als Lehrling in das Geschäft von Ferdinand Schöningh in Paderborn, in dem er bald eine seinen Fähigkeiten entsprechende Vertrauensstellung ein nahm. Die Wanderjahre führten ihn in das damals blühende Haus Braumüller, wo er im universellen Wiener Buchhandel Gelegenheit fand seine Fachkenntnisse gründlich zu erweitern. Am 1. September 1873 schritt er in Aachen zur Gründung des eigenen Geschäftes, das bald in die erste Reihe der dortigen Sortimentssirmen trat. Auch im Verlage versuchte sich bald die junge Firma, zunächst allerdings mehr in idealer als praktischer Richtung. Die »Literarische Rundschau für das katholische Deutschland« war Barths eigenster Gedanke. Leider reichten seine finanziellen Kräfte nicht aus, sie zu halten, und nur mit schwerem Herzen trat er sie an Herder ab, in dessen Verlag sie noch heute eine ehrenvolle Stellung unter den deutschen Litteraturblättern einnimmt. Auch die noch heute erscheinende Rheinisch-Westfälische Schulzeitung ist von Barth selbst ins Leben gerufen. Am 1. Januar 1893 verkaufte Barth sein Sortiment, um seine Kräfte ausschließlich der Ausgestaltung seines Ver lages zu widmen; da traf ihn gegen Ende des Jahres ein schwerer Schlag. Am 26. November wurde seine blühende Gattin, mit der er am 26. Januar 1876 — ohne jedwede materielle Rücksicht — den Herzensbund fürs Leben geschlossen hatte, plötzlich von seiner Seite gerissen. Seit der Zeit war auch Barth nicht mehr der Alte; ein tückisches Herzleiden bildete sich unmerklich aus und verschlimmerte sich Ende 1895 derartig, daß der Leidende auf Anraten der Aerzte Anfang 1896 Nauheim aufsuchte. Leider hatte die Kur nicht den erhofften Erfolg; gelegentlich der letzten Generalversammlung des Rheinisch-Westfälischen Kreisvereins zu Coblenz, woselbst zu erscheinen Barth sich nicht nehmen ließ, erregte sein schlechtes Aussehen die Sorge seiner nahen Bekannten, und man konnte den Gedanken nicht bannen, daß der Todesengel ihn bereits gezeichnet habe. Am 5. Oktober traf ihn ein Schlaganfall, der Sprache und Bewegung raubte; am 30. Oktober entschlief er nach Empfang der Sterbesakramente seiner Kirche in den Armen seiner Kinder. Friede seiner Asche. — Ehre seinem Andenken! — M. i/W. 8. 8. Das Bibliothekwesen in den Vereinigten Staaten. Unter diesem Titel ist soeben von H. Bon fort bei Hermann Seippel in Hamburg eine kleine Schrift er schienen, die das Interesse aller deutschen Bibliothekare und Buchhändler in hohem Grade verdient. Denn bei der Be deutung der deutschen wissenschaftlichen Litteratur sind die amerikanischen Bibliotheken bei Einrichtung oder Ergänzung ihres Bücherbestandes in einem erheblichen Maße auf Deutsch land angewiesen, und es ist schon öfter dagewesen, daß die ganze Bibliothek eines hervorragenden Gelehrten von A bis Z in den Besitz einer amerikanischen Bibliothek gelangt ist; es sei hier nur an die in letzter Zeit nach Amerika gewan derten Bibliotheken von de Lagarde, Ranke, Zarncke erinnert. In Leipzig ist eine Antiquariatsfirma, die wiederholt einen Reisenden nach den Vereinigten Staaten geschickt hat — wie es scheint — mit entsprechendem Erfolg. Es dürfte also für den deutschen Buchhandel eine lohnende Aufgabe sein, die ameri kanischen Bibliotheken noch mehr als bisher geschehen, zum Kauf heranzuziehen und den amerikanischen Bedürfnissen nach Möglichkeit gerecht zu werden. Bei den riesigen Mitteln, die in den Vereinigten Staaten für Bibliotheken aufgewandt werden, dürfte das Bebauen dieses Feldes reiche Früchte bringen. Summen, wie die drei Millionen Dollars, die Walter Newberry zur Ausstattung einer Bibliothek in Chicago gespendet, oder Mrs. Fiske's anderthalb Millionen Dollars für OorosU lloiversit^ in Utika N. I., Enoch Pratt's anderthalb Millionen Dollars für Baltimore und zahlreiche ähnliche Schenkungen beweisen, daß die Ame rikaner, wie in so vielen anderen Dingen, auch auf dem Ge biete des Bildungswesens Großartiges erstreben und zu leisten vermögen. Die Stadt Worcester in Massachusetts giebt bei 80 000 Einwohnern für ihre seit 35 Jahren bestehende b'res llibiLi^ jährlich 100 000 aus, während die Hauptstadt des Deutschen Reiches z. Z. 36 000 ^ für ihre 27 Volksbiblio theken aufwendet. Mit solchen Mitteln läßt sich freilich etwas machen. Damit kann man Bibliotheksgebäude hinstellen, dje schon durch ihr Aeußeres und durch ihre Einrichtung zur Benutzung auf fordern. An einer Stelle erbaut, die von allen leicht erreich bar ist, mit geräumiger Lesehalle, bequemen Sitzen und Tischen, zweckmäßiger Heizung, Ventilation und Beleuchtung, vom frühen Morgen bis zum späten Abend geöffnet, ist für die Bibliothek die Bequemlichkeit der Leser und die möglichst sofortige Befriedigung ihres Lesebcdürfnisses erstes Gesetz. Der Biblio thekar, der die Eigenschaften eines Geschäftsmannes, Gelehrten und Gentleman besitzen soll, bestrebt sich in erster Linie, den geistigen Interessen seines Publikums gerecht zu werden, diese zu steigern und auf eine höhere Stufe zu heben. Der Biblio thekar der alten Schule, dessen einziges Ziel die Vollständig keit seiner Bibliothek ist und der in dem Wahne befangen ist, daß die Bibliothek nur dazu da sei, um hinter den Mauern des Bibliothcksgebäudes zu verstauben, ist in den Vereinigten Staaten allerdings nicht am Platze. Uebrigens muß zwischen einer Bibliothek für gelehrte Zwecke und einer Volksbibliothek doch wohll eirfl Unterschied gemacht werden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder