7288 Fertige Bücher. 259, 6. November 1896. ?liv Plmiflil-Riitiv i!> iikiler, i»i>iiiH»itl>cr Form! kiiic Polschaft o» alle Wschtii iliiil PeloiltU»! s-18332j In, Verlage von Eugen Diederichs in Itorenz u. Leipzig Nvenarius. Lebe. Eine Dichtung. Zweite verbesserte Auflage. 8°. Seiten. Brosch. 2 ./H, s ^ 50 netto, j ^ 55 ^ bar; geb. 5 2 ^ 25 ^ netto, 2 ^ bar. Partie 7/6. vKo „Erhör' uns, Gott! Wir leiden, Gott, wir leiden, Wir leiden alle, und wir suchen Dich, Auf andern Wegen jeder, und wir schrein Zu Dir in tausend Zungen, aber Dich, Dich suchen alle, denn Du schufest uns. Dich fragen alle: warum leiden wir? Wir leiden alle, anders leidet jeder, Und keiner kennt des Nächsten Herz, doch alle, Gott, alle leiden wir, wir. Deine Kinder, Wir Brüder alle, alle leiden wir! Während die erste Hälfte von Lebe mehr nach romantischer Empfindungslyrik zuneigt, tauchen in der zweiten Hälfte bekannte Motive aus „Raskolnikow" u. „Germinal" auf, die soziale Frage tritt in den Vordergrund. Hat doch auch Goethe in „Wilhelm Meisters Wanderjahre" den unerbittlichen Kampf des Maschinenbetriebes gegen das Handwerk geschildert und nach Heilmitteln ausqeblickt, die er in genossenschaftlichem Zusammenschlüßen zu finden glaubte. Ein ausschlaggebender Kritiker sagt mit Recht, daß Avenarius in das alte lyrische Thema vom Liebesleide das gewaltige Notmotiv der Gegenwart machtvoll hineingewebt hat, ohne von der reinen Höhe der Dichtung auf den flachen Boden der Tendenzpoesie hinabzusteigen. Wir geben im Nachfolgenden einige Sätze aus der Kritik: A. Seidl (Deutsche Wacht). „Eine tiefinnere, tiefernste, wahrhaft ergreifende Lebenserfahrung, ein köstlich Gemisch von Dichtung und Wahrheit spricht aus dem Werk zu seinem Leser, das Ergebnis eines 10jährigen, schweren Lebenskampfes des Verfassers, zugleich ein beredter, hochsinniger u. warmherziger Ausdruck der Zeit selber liegt vor uns, dem man nicht etwa zu nahe tritt, wenn man es sür den Festtisch empfiehlt: ein edelstes Weihnachtsgeschenk — die würdigste Weihnachtslektiire. Mehr und mehr hat sich der Autor darin dem Kulturellen und Gedankenkreis seines großen Oheims Richard Wagner nun genähert; es ist so zu sagen ein lyrischer Ausschnitt des gewaltigen Parcifal-Problems, aber in durchaus eigenartiger und individueller Fassung, und das ist das Schöne und Fesselnde daran." G. Heine. (Die Wahrheit) „Hätte nicht auch Jesus verwandten Geist in dieser Dichtung gefunden, die uns durch die Kraft dichterischer Darstellung zu Genossen des Helden macht, daß wir mit ihm leiden, lieben u. überwinden?" O. Meisner (Christliche Welt). „Die beigesügten Proben werden zeigen, daß Avenarius seiner Dichtung eine Sprache verliehen hat, die an Goethe erinnert. . . . Sollen wir seine gewonnene Weltanschauung in ein System bringen? Die einen würden sagen, es sei ein mystischer Pantheismus mit einem Beigeschmack von „diesen Kuß der ganzen Welt", andere könnten die Tendenz unseres größten dramatischen Werkes heraushörcn, daß der gute Mensch in seinem dunklen Drange sich des rechten Weges wohl bewußt ist, als das Evangelium der wieder entdeckten Natur im Menschen. Oder es bieten sich unschwer die Parallelen zur Lehre vom erlösenden Mitleid in Wagners Parcifal." Allen Handlungen mit theologischer Kundschaft empfehlen wir das Werk zu thätiger Verwendung. Auslieferung nur durch: Hachmeister A Thal, Leipzig. V-