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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1905
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- Erscheinungsdatum
- 28.12.1905
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- Deutsch
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308, 28, Dezember 1905, Nichtamtlicher Teil. 120S5 zu finden ist): »Sage mir, wen du liest, und ich sage dir, wer du bist.- Sainte-Beuve (1802—1869), der bereits erwähnte größte französische Literarhistoriker, hat in den wunderbaren »Laassriss äu lunäl« und den »Uouvsaux Uanäis« die geist reichste, unerschöpflichste literarische Encyklopädie geschrieben, die je verfaßt worden ist. Cim führt eine ganze Reihe von schönen, gedankenreichen Stellen daraus an, in denen Sainte- Beuve, dessen universelles kritisches Talent von vielen mit dem Goetheschen verglichen wird, die »Usttrss« verherrlicht. Der Verfasser macht uns darauf aufmerksam, daß dieses Wort — das übrigens leider schwer zu übersetzen ist und sich mit der landläufigen Verdeutschung in »Literatur- nur teilweise deckt — von Sainte-Beuve meist groß geschrieben worden ist, — Unvergleichlich in ihrer Einfachheit und Kürze sind die Worte Jules Janins, des Verfassers der »^.mour äss lirrss«: »O meine Bücher, meine Schätze und Lieben! Ein Fest in meinem Heim, eine Rast im Schatten eines alten Baumes, meine Begleiter auf dem Lebenswege , , , Und wenn alles für mich aus sein wird, die Zeugen meines Lebens und meines Strebens.« — Von Laboulaye sind u, a, die Worte: »Das Buch ist die Erfahrung der Vergangenheit«; von Albert Collignon: »Die Kunst zu lesen ist ein Bestandteil der Kunst zu leben«; von Mouravit »Unglücklich, wer die Lektüre nicht liebt!« Von letzterem Autor rührt ein wenig gekanntes, weil in nur kleiner Auflage ver breitetes, aber wertvolles geistreiches Büchlein: »lls livrs , ,,, Nachweis über das erste Vorkommen des Worts Biblio philie, und zwar in Caldens (Pseudonym Obristiavas lübsrlus Osrwaoas) »Ribliopbilia« sivs äo soribsuäis, IsZsväis st asstiivsväis sxsroitstio parasustioa- (Utrecht 1681); wie wir sehen, gibt der Untertitel die — noch heute gültige — Er klärung des Worts, Mit weitern Zitaten nach Pasteur, Renan, CH, Asselineau (Verfasser des »Laraäis äss FSVS äs lsttrss«), Prsvost-Paradol und Silvestre de Sacy schließt Cim seine geschichtlich-anek dotische Anthologie über die Freunde des Buchs und der Lektüre, Namentlich in ihren letzten Abschnitten hat der Verfasser die Bibliophilen und Bibliographen fast ausschließlich selbst reden lassen, bezw, nur solche verzeichnet, die in ihren Schriften von ihrer Liebhaberei öffentliches Bekenntnis abgelegt haben, und uns schließlich eine ununterbrochene Reihe von Preis liedern auf die von Lubbock unter die »Freuden des Lebens aufgenommene Lesekunst geboten. Dagegen wäre es wün schenswert gewesen, daß uns Cim schon jetzt und im ge schichtlichen Zusammenhang mit ihren Vorgängern früherer Jahrhunderte mit Männern wie Brunet, Uzanne, dem »Bibliophilen Jacob- (um nur einige französische Namen zu nennen) vertraut gemacht haben würde, denen wir erst im zweiten Band des Werks bei Aufzählung der »Varietee biblioxrapbigllss, an verschiedenen Stellen begegnen. Und wenn weitere Wünsche schon hier angebracht sind, so sind es vor allem die, daß der Autor, sei es in einem späteren Kapitel oder in einem Nachtrage, auch den zahlreichen französischen und englischen Gesellschaften von Bibliophilen die Beachtung schenke, die ihre interessante Geschichte, ihre Organisation und vor allem ihr großer Einfluß auf die Bücherliebhaberei und die Herausgabe wertvoller Bücher und Neudrucke unzweifelhaft in höchstem Maße beanspruchen können, und daß der Darstellung der nichtfranzösischen Bibliophilie, insbesondere der englischen und deutschen, eine weitaus größere Bedeutung beigelegt werde, (Englische und französische Spezialwerke sind offenbar so gut wie gar nicht zu Rate gezogen worden,) Der Verfasser schließt die erste (Haupt-) Abteilung des geschichtlichen Teils mit einer Nachrede von Silvestre de Sacy (1801—1887), in der dieser von seinen Büchern Abschied nimmt, bevor sie einst durch den Hammer des Auktionators in alle Winde zerstreut werden. Diese Nach rede bezieht sich auf den »Oatslogus äs 1a blbllotbsgus äs ksu >1,-0. äs Lars« und wurde im Oollroal äss vsbsts vom 25, Oktober 1858 veröffentlicht, später oft und meist falsch zitiert, ja sogar mit verändertem Text unter anderm Namen nachgedruckt, so daß sie heute um so mehr unser Interesse verdient, als sie tatsächlich kaum zu übertreffen sein dürste, »Nur noch wenige Tage, und diese schöne Bibliothek des Herrn de Bure wird nicht mehr sein. Diese Bücher, die er mit Liebe angesammelt hatte, werden in tausend fremde Hände übergehen, sie werden die Heimstätte verlassen, in der sie mit so zarter Sorgfalt gehütet worden sind. Andre Bibliotheken werden sich mit ihnen bereichern, bis auch sie demselben Schicksal verfallen und verstreut sein werden. Trauriges Geschick menschlicher Dingel Oh meine teuren Bücher! Auch euch wird der Tag kommen, wo ihr auf einem Auktionstisch ausliegen werdet, wo andre euch kaufen und besitzen werden, die euer vielleicht weniger würdig sind als euer jetziger Meister, lind doch gehören sie ganz mir; ich habe sie aus gewählt, eins nach dem andern, sie gesammelt im Schweiße meines Angesichts, und liebe sie über alles. Fast scheint mir, daß sie durch einen so langen und innigen Verkehr ein Teil meiner Seele geworden find. Doch wie! Nichts ist bleibend auf dieser Welt, und es ist nicht unsre Schuld, wenn wir aus unfern Büchern nicht gelernt haben, höher zu stellen über alle vergänglichen Schätze, über alles, was die Zeit uns nimmt, das unvergängliche Gut, die unsterbliche Schönheit, die unerschöpfliche Quelle alles Wissens und aller Weisheit.» Gewissermaßen als Anhang zur Geschichte der Bibliophilie und Lektüre gibt uns Cim im zweiten Teil des ersten Bandes eine Aufzählung von Lieblingsbüchern und bevorzugten Autoren, und zwar in chronologischer Reihen folge der Leser, und als Gegenstück dazu ein alphabetisches Register der Autoren, Auch hier wieder finden wir ein reiches, interessantes Anekdotenmaterial mit steter genauer Angabe der Quellen, Diese neue Anthologie beginnt mit des fünfzehnjährigen Thukydides Begeisterung bei Herodots Vorlesung seiner Geschichtsbücher vor dem athenischen Volke und zeigt uns bis in die neueste Zeit hinein all' die Fürsten und Großen der »lisxubligus äs8 I-sttrss» in ihrer literarischen Wahlverwandtschaft mit den Klassikern aller Völker und Zeiten, Cim zitiert vielfach nach Peignots Llawiöl äa biblioxbils, der diesem Gegenstand einen be- sondern Abschnitt seines Werkes gewidmet hat, und versteht es, uns trotz der langen Aufzählung nicht zu ermüden. Unter den Lieblingsschriftstellern nehmen Homer, Plutarch, Cicero, Horaz, Virgil von den Alten den ersten Platz ein, das klassische Altertum scheint überhaupt gerade bei den französischen Bibliophilen mehr als anderswo geschätzt zu sein, daneben namentlich Rabelais, Montaigne, Pascal, Corneille, Wie lückenhaft übrigens eine derartige Ausstellung trotz der großen Belesenheit des Verfassers aussallen mußte, ersehen wir daraus, daß die Bibel kaum genannt wird, Shakespeare, das größte dramatische Genie der Weltliteratur, gerade einmal (bei A Bacquerie) erwähnt wird, unsre Klassiker: Goethe, Schiller, Lessing, Klopstock, Wieland, Heine als Lieblingslektüre überhaupt nicht darin Vor kommen. Von letzterem erfahren wir aber, daß er von seiner Kindheit her eine besondre Vorliebe für den Don Quijote behalten habe; von Wieland, daß er stets für dasjenige Buch schwärmte, das er gerade las — worüber Goethe sich Ecker mann gegenüber lustig machte. Zu Goethes Lieblingslektüre 1531-
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