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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1905
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- Erscheinungsdatum
- 28.12.1905
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- Deutsch
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120S4 Nichtamtlicher Teil. 300, 28. Dezember 1905. in seinen »Unterweisungen an seinen Sohn« eine Reihe praktischer Ratschläge über »Das Studium der Geschichte«, »Was man lesen soll«, -Wie man Geschichte lesen soll-, »Die Kunst, Auszüge zu machen und die Kunst des Sammelns«, »Das Studium der schönen Literatur« gegeben. Es folgen Aussprüche von Lamotte-Houdard, dem Fabeldichter, dem Marquis de Lambert, von Saint-Simon, dem Marquis Rens Louis d'Argenson (»Je mehr man liest, um so mehr Geist hat man«), seinem Sohn de Paulmy, dessen umfang reiche, wertvolle Sammlung später die Arsenalbibliothek wurde, und von Montesquieu: »Das Studium war für mich stets das beste Heilmittel für die Unannehmlichkeiten des Lebens, und ich habe keinen Kummer gekannt, den eine Stunde Lektüre nicht zerstreut hätte,« Zahlreich sind die Stellen in Voltaires Werken und Briefen, in denen er das Hohelied des Buches singt, so z, B, in seinem Briefe vom 2V, September 1767: »Bedenken Sie, daß das ganze Weltall einzig durch die Bücher beherrscht wird, mit Ausnahme der wilden Volksstämme , , , , China wird regiert durch das Moralbuch des Konfuzius, Persien Jahrhunderte hindurch durch die Bücher des Zarathustra , , , , Sie kennen weder Hippokrates noch Boerhaave oder Sydenham, und doch vertrauen Sie Ihren Körper denjenigen an, die ihre Bücher gelesen haben , , , .» Es ist dies ohne Zweifel eine der edelsten Verherrlichungen des Buches und, weil ohne das sonst so häufige Pathos der französischen Schöngeister, um so genießbarer. Von Voltaire zu seinem hohen Freund und Gönner Friedrich dem Großen ist nur ein Schritt, Auch von ihm führt Cim einen die Lektüre preisenden Brief an seinen Bruder Heinrich an, der merkwürdigerweise zeitlich mit dem von Voltaire zitierten beinahe zusammenfällt (31, Oktober 1787): »Die Literatur ist ohne Zweifel der schönste Trost vernünftiger Geister, denn sie vereinigt alle Leidenschaften und befriedigt sie in unschuldiger Weise , , , .« Und an Voltaire schrieb er: »Wenn alle andern Vergnügen vorübergehen, dieses (die Liebe zur Literatur) bleibt uns; sie ist die treue Begleiterin jeden Alters und Standes, Ich liebe die schöne Literatur bis zur Narrheit; sie allein fesselt unsre Mußestunden und verschafft uns wahre Freuden,« Der Moralist Chamfort sagt, man müsse nicht mit den Lebenden, sondern mit den Toten leben (d, h, mit den Büchern), Lessing war ein leidenschaftlicher Bücherwurm, ein geborner Bibliothekar, Als Kind schon veranlaßte er einen Künstler, der sein Bild malte, ihn »mit Büchern, einer Masse Bücher« abzubilden, die ausgeschlagen auf seinem Schoß lagen. Der englische Historiker Gibbon wollte seine Leidenschaft für die Lektüre nicht mit den Schätzen Indiens vertauschen. Der erste amerikanische Bücherliebhaber von Bedeutung war Ben jamin Franklin, dessen Anfänge als zwölfjähriger Lehrling in der Buchdruckerei eines seiner Brüder bekannt sein dürften. Er war der Gründer der ersten Volksbibliothek und verdient als solcher allein schon den Dank der Nachwelt, Originell ist die Grabschrist, die er sich selbst gesetzt hat: Hier ruht, Den Würmern überliefert, Der Leib von Benjamin Franklin, Buchdrucker, Wie der Deckel eines alten Buches, Mit herausgerissenen Blättern Und verwischtem Golddruck und Titel. Aber deshalb wird das Werk nicht verloren gehn, Denn es wird neu erscheinen, Wie er es glaubte, In neuer und schönrer Auflage Durchgesehen und verbessert Bom Autor, Im 19. Jahrhundert hat sich die Bücherproduktion dank den vervollkommneten Druckverfahren in ungeahnter Weise entwickelt. Die Bücherliebhaberei und die Pflege der Literatur haben durchaus Schritt damit gehalten, und so begegnen wir denn im 5, Kapitel, in dem uns Cim über die zeitgenössische Epoche berichtet, einer immer größer wer denden Anzahl von leidenschaftlichen Büchersammlern und Freunden der Literatur, Da es natürlich nicht meine Ab sicht ist, das Lesen des Cimschen Buches überflüssig zu machen, so sei hier nur im allgemeinen auf die vielen schönen Zitate hingewiesen, die sich mit der -Lwour 6s,8 livrss st des Isttrss« beschäftigen und die eine erstaunliche Vielseitigkeit, eine beinahe unerschöpfliche Fülle von wahren, tief empfundenen Gedanken und geistreichen, gelehrten, be geisterten Worten zur Verherrlichung des größten Kultur trägers der Neuzeit enthalten. Es sei jedoch auf einige hcrvortretende Persönlichkeiten besonders aufmerksam gemacht, Cim beginnt mit Gabriel Peignot (1767—1849), »einem der Männer unsrer Zeit, die die Bücher am besten gekannt, am besten über sie geschrieben und am meisten zur Verbreitung der Bücher-Kenntnis und-Liebhaberei beigetragen haben». Er zitiert eine ganze Reihe von Urteilen über diesen interessanten, fleißigen Pionier der bibliographischen Wissenschaft, von Brunet, Michaud, Guerard, Renouard, Mouravit, Jacob, nebst einer größer» Monographie über ihn von I, Simonnet. Seine Hauptwerke sind: Aauusl 6s bibliogrspbis ou Hits 6u oboix 6ss livrss, Nsuusl biblio- qraxbiqus ou blssai snr Iss bibliotbbquss Lvvionnss st wocksrnss, Oistivuusirs roisonuö 6s Libliologis, Lssoi bistoriqus st areböologiqus snr la rsliurs 6s8 livrss st 8ur l'stat 6s ls Ubrsiris sbsr iss üuoisus, §3831 8ur l'bistoirs 6u parebswin st 6u vsliu, Lsssi 6s curivsitss bibliogrspbiquss, usw, Peignot ist als Akademiedirektor von Dijon hochbetagt gestorben, arm und ohne Ehren, Zwanzig Jahre später eröffneten Brunet, der »Bibliophile Jacob« und Deschamps eine Subskription, um seine Witwe und seine Kinder aus dem Elend zu reißen, — Einem andern außerordentlich belesenen und verdienst vollen Bibliographen, Ludovic Lalanne, dessen »llariositss bibUogrspbiquss« von Cim oft angeführt worden sind, waren materielle Glücksgüter nicht weniger fremd geblieben. Auch für den gelehrten, unermüdlichen Qusrard mußte die Hilfe von Freunden und Gönnern in Anspruch genommen werden; von zwei für ihn veranstalteten Sammlungen war die eine dazu bestimmt, ihn leben, die andre, ihn beerdigen zu lassen. Von Goethe, den Sainte-Beuoe »den größten Kritiker unsrer Zeit, den König der Kritiker» nennt, zitiert der Ver fasser folgende treffende Bemerkungen aus seinen Gesprächen mit Soret und Eckermann: -, , , Die guten Leutchen (welche ohne gründliche Vorkenntnisse philosophische und wissenschaftliche Werke lesen wollen) wissen nicht, was es einem für Zeit und Mühe gekostet, um lesen zu lernen. Ich habe achtzig Jahre dazu gebraucht, und kann noch jetzt nicht sagen, daß ich am Ziele wäre« und »Man sollte eigentlich immer nur das lesen, was man bewundert«. Die Briefe von Nmenes Doudan (1800—1872), einem der vornehmsten Geister, aber wenig gekannt, sind reich an richtigen klugen Beobachtungen über die Lektüre: »Bei literarischen Studien nützt nur, ivas unterhält. Darin vor allem muß man seiner Neigung, d, h, seinem Geschmack folgen. Ich sehe Leute, die in ihrer Ge wissenhaftigkeit hartnäckig genug sind, zu lesen, was sie langweilt. Ich bezweifle, daß ihnen eine Idee, ein Eindruck von dieser undankbaren Arbeit zurückbleibt. Man muß ein Buch aus der Hand legen, das einem nach versuchsweiser Lektüre von 20 Seiten nicht zusagt « »Ich glaube, wenn Bossuet den Dauphin nicht genötigt hätte, Bücher, die ihm gleichgültig waren, von Anfang bis zu Ende durchzu lesen, der arme Prinz würde am Ende seiner Erziehung nicht gesagt haben: ,Es ist gut, ich lese nur noch die Zeitung'«, Von Doudan wird auch der Ausspruch berichtet (der in ähnlicher Form auch bei andern vor und nach ihm
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