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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1905
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- 28.12.1905
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- Deutsch
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12092 Nichtamtlicher Teil. ^ 308, 28. Dezember ISO!, Nichtamtlicher Teil, Viblwphitte und Lektüre in alter und neuer Zeit. Nach Albert Cim, 1,6 Ii vre. I. Uistorjguv von Jos. Thron. (Fortsetzung aus Nr. 283 d. Bl.) Die Erfindung der Buchdruckerkunst, nach Viktor Hugo »das größte Ereignis der Geschichte«, hat in der Biichertiebhaberei insofern eine Umwälzung hervorgebracht, als sie die Preise der Bücher außerordentlich verbilligte und dadurch den Erwerb einer Bibliothek vom Vermögensstande mehr oder weniger unabhängig machte. Wenn der Kauf eines Buchs im Mittelalter manchmal dem eines Hauses gleichkam (die Homilien Haimons von Halberstadi z. B. wurden im zehnten Jahrhundert von der Gräfin von Anjou gegen 200 Mutterschafe, 3 Fässer Getreide und eine Anzahl von Marderfellen eingetauscht — vgl. über dieses Kapitel Lalannes von Cim oft benutzte »Ouriositss bibliogropbignM«), so konnte jetzt jeder Gelehrte die für sein Studium nötigen Bücher selbst erwerben. Zwei weitere Ereignisse sind nach Cim für die Entwicklung der Bibliophilie in der gleichen Epoche von Bedeutung: die Einführung eines geregelten Postdienstes durch Ludwig XI (1464) und die Ein nahme von Konstantinopel durch die Türken (14S3). Während die erstere insbesondre dem Buchhandel und dem Berkehr der Gelehrten untereinander zugute kam, war die letztere die Veranlassung dafür, daß eine große Anzahl von bis dahin unbekannten griechischen Manuskripten nach Italien und dem Okzident zerstreut wurde und den Wissen schaften einen neuen Aufschwung gab (Renaissance). Nach dieser Einführung in die Neuzeit setzt Cim seine Antho logie über Bücherliebhaberei und Bibliotheken im dritten Kapitel fort Eine der schönsten Lobhpmen auf die Bücherliebe ver danken wir dem Kardinal Bessarion (I3S5—1472), der, selbst ein fruchtbarer Autor, seine wertvolle Biichersainmlung der »ehrwürdigen Bibliothek Sankt Markus« in Venedig zum Geschenk machte, dessen größte Zierde sie heute noch bildet Der Brief vom 4 Mai 1468, mit dem Bessarion seine Schenkung begleitet, ist schon vor 150 Jahren von dem deutschen Bibliographen Formet) als das Meisterstück einer Apotheose auf das Buch bezeichnet und Ciceros Apologie aus die Wissenschaften gleichgestellt worden. — Mathias Corvinus, König von Ungarn (1443—14SO) war einer der Mäcene der Literatur im östlichen Europa. Er hatte in Budapest eine kostbare Bibliothek von 50 000 Bänden vereinigt, darunter eine große Anzahl von Handschriften aus Konstantinvpel. Die Bibliothek wurde 1526 nach dem Ein zug der Türken unter Soliman auf die barbarischste Weise geplündert und in Brand gesteckt Zum Glück wurde eine Anzahl Bände doch gerettet, die, in einem abseits ge legenen Turm untergebracht, von den Vandalen übersehen worden war. Sie befinden sich heute größtenteils in der Bibliothek zu Wien, vier davon in der Ilibliotbdguo Xotionolo Im Vorwort zu de» Werken Salvians ist »ns eine kurze Beschreibung dieser reichen Büchersammlung von Brassikanus erhalten geblieben. Machiavel zog jedesmal Hofkleider an, wenn er am Abend aus einige Stunden seine Bibliothek aufsuchte, um dadurch den Autoren seiner Bücher seine unbegrenzte Hoch achtung zu bezeigen. Calcagnini, der vor Kopernikus und Galilei die Umdrehung der Erde um die Sonne behauptet hatte, wollte nahe seiner Bibliothek begraben sein. Rabelais hat im Studienplan für Gargantua dem Lesen den größten Teil der Tagesarbeit bestimmt. Amyot, der sich aus niedrer Herkunft zum Bischof von Auxerre und Groß-Almosenier von Frankreich emporgearbeitet hat, hat in seiner Jugend tausend Entbehrungen erlitten, um sich die seinem Wissensdurst nötigen Bücher zu verschaffen. Ronsard nennt seine Bücher »meine guten Gäste, die niemals zürnen«. Pasquier und Montaigne beschreiben uns mit viel Behagen ihr Dasein in mitten ihrer Bücherschätze. Während Heinrich IV. der Lek türe durchaus abhold war, war seine erste Gemahlin, Mar garete von Valois, eine so eifrige Leserin, daß sie darob oft Essen und Schlafen versäumte. Es folgen weiter Aus sprüche über die Bücherliebe von Francis Bacon, dem Jesuiten-Bibliographen Claude Clement, der ein Handbuch der Einrichtung, Ordnung und Organisation von Bibliotheken geschrieben hat, von Gassendi, Descartes und Guez de Balzac. Eine interessante Beschreibung seiner Bibliothek gibt uns der Gelehrte Gni Patin (1601—1672)) er schreibt u a. an eine» seiner Freunde, daß ihn nicht einmal der Einzug des Königs Salomo und der Königin von Saba bewegen könne, seine Bibliothek zu verlassen. Der Kardinal Richelieu liebte seine Bücher mehr als alles auf der Welt«) er ist der Gründer der Bibliothek der Sorbonne und der Xcaäewis kiaeyä'S. Auch sein Nachfolger, der Kardinal Mazarin war ein leidenschaftlicher Bibliophile Er besaß in Ron, in seinem Palast auf dem Quirinal eine Bibliothek von 5000 Bänden in kostbaren Bücherschränke» und ließ seine Bücher nur von aus Paris berufenen Buch bindern einbinden. Sein Bibliothekar war Gabriel Nauds, der bereits Richelieus Bibliothek verwaltet hatte, ein ge wiegter, sogar geriebener Bücherkenner, der durch Feilschen und Klagen bei den Buchhändlern stets die Preise herunter zudrücken verstand. Die Bibliophilen schätzen Gabriel Nauds noch heute als einen außerordentlich begabten und belesenen Bibliographen und verdanken ihm ein interessantes Merkchen öffnete, einem letzten Wunsche Richelieus folgend, seine Bibliothek im Oktober 1643 dem Publikum. Sie war zuerst im Hotel de Revers untergebracht, das zurzeit noch von der Libliotbdgus MtiovL's besetzt ist, und zählte damals mit ihren 12 000 Büchern und 400 Handschriften zu einer der hervorragendsten Bibliotheken Europas. Sie nahm später den Namen »!o Nar-a-ins« an und umfaßte bei ihrer Neueinrichtung im Jahre 16S1 bereits 45000 Bände, darunter 12 000 Folios, mit 60 000 Autoren. Cim nennt als weitere Bllchersammlec und Bibliothek- stister aus jener Zeit noch Henri du Bouchet, Sieur de Bournonville, und den Canonicus Hennequin, die beide mit der Schenkung ihrer Bibliotheken an die Abtei von Sankt Viktor und die Stadt Troyes die Aussetzung eines Jahres gehalts für den Bibliothekar und einer gewissen Summe zur jährlichen Vermehrung der Bibliothek verbanden. — Die Königin Christine von Schweden (1626—I68S) war eine große Freundin des Lesens; sie betrachtete dies als »einen Teil der Pflichten eines ehrlichen Menschen«. Ihr Sekretär Urban! Chevreau teilte ihre Liebhaberei und hat uns eben falls eine Beschreibung seiner Bibliothek und seines glück lichen, beschaulichen Lebens innerhalb ihrer Wände hinter lassen. Nach einem kurzen Rückblick auf die Bibliophilen Joröme Bignon, den Kanzler Seguier, den Erzbischof von Reims Letellier, Patru, Etienne Baluze, Huet als würdige Nachfolger der Grolier und de Thou beginnt der Verfasser das vierte Kapitel, das die Zeit des 17. und 18. Jahr hunderts behandelt. Es ist sehr bedauerlich, daß Cim für diese hervorragenden Männer die bloße Namensnennung
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