12074 Künftig erscheinende Bücher .1k 2S9, 27. Dezember 1S05. Nord und Ä'id Line deutscbe Monatsschrift Im neuen Deutschen Reiche, dem „9!»vd UNd Süd" von Anbeginn bis jetzt durch fast dreißig Jahre sich geweiht hat, beginnt gegenwärtig die zweite Generation die Kräfte zu regen und neue Kämpfe, neue Wünsche, mit einem Worte: neues Leben strebt zur Sonne empor. Hiervon hat „9I»rd UNd Süd" den Lesern getreuliche Kunde gegeben, und unsere Monatsschrift hat sich veränderten geistigen Ansprüchen nicht verschlossen. Mit den gesteigerten Bedürfnissen soll aber noch mehr geschehen. Wohl ohne Ausnahme haben unsere Revuen ihren vor mals mächtigen Einfluß auf das Leben der Nation an die Tagespreise abgetreten; der Leitartikel mit seiner frischeren, temperamentvolleren und aktuelleren Farbe hat das Essay verdrängt und damit zum Schaden für unsere geistige Entwickelung eine Vertiefung des politischen und sozialen Lebens zu seinem Teile hintangehalten. Da ist nun keine Hilfe möglich, wenn das Essay immer noch mehr weltabgewandt, noch erhabner wird, sondern nur dann, wenn die Zeitschriften sich wieder mitten hinein in den brausenden Strom des Lebens und Kämpfens begeben. Unser Programm soll also sein, den Gedanken nnd Strebungen der zweiten Generation, ohne Rücksichten auf Parteien und Schulen, eine abgeklärte und gefällige Form zu gewähren und damit neuen Ideen den Weg zun, Herzen und Kopf der Nation zu eröffnen. Auch die Zeitungen — kaum ohne parteipolitische Ausnahme — haben sich einen dogmatischen Konservatismus zugelegt und sich mit Schlagbäumen umgeben, welche Gedanke» aus einem anderen Staate nicht ungehindert einlaffen. Schaffen wir zunächst von Nord bis Süd einen neuen deutschen Zollverein ohne Schlagbäuine des Fanatismus und der Engherzigkeit für unser heranwachsendes Geschlecht. Auf dieser Grundlage will „Nord und Süd" den Fragen der hohen Politik, unseren auswärtigen Beziehungen, den nationalen und wirtschaftlichen Kämpfen eine gesteigerte Aufmerksamkeit zuwenden, ohne dem bisherigen reichen dichterischen und künstlerischen Inhalt der Zeitschrift Abbruch zu tun. Die Mitwirkung führender Publizisten ist gesichert, ein neuer Stab von Mitarbeitern ist zu den alten gewonnen, politische Monatsberichte sollen in frischer Sprache und unabhängigem Geiste die Zeitschrift begleiten, klnsere Politik dient frei von Parteischranken modernen Ideen der geistigen und sittlichen Freiheit; sie sucht die inneren Zusammen hänge der wirtschaftlichen und politischen Vorgänge zu erfassen und damit eine Staatskunst über den Intereffenkämpfen zu fördern und die deutschen Ansprüche daheim und in Übersee mit Entschiedenheit zu vertreten. Den gediegenen Überlieferungen getreu und freie Bahn für das Wertvolle in den neuen Bestrebungen unseres Volkes, das ist unser Ziel!