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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-12-18
- Erscheinungsdatum
- 18.12.1905
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- Deutsch
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293, is, Dezember 1805. Teil. 11927 in Leipzig ein Kalender erschienen: Der Kausmann, der einen schön ausgestatteteu Kalender für Kaufleute bildet, dessen einzelne Abschnitte aber aus Werken desselben Verlags entnommen sind und deshalb zugleich eine Em pfehlung für diese bilden. Auf einer ähnlichen Idee beruht der kürzlich erschienene: lusol-LIwauaeü aut ckas ckaür 1906. ürsobisnon im lussl-VorlsZ. (l-olx-iA 1905.) 142 8. 8". krsis kartoniert 1 Das hübsche Bändchen enthält zuerst einen protestanti schen und katholischen Kalender für 1906, dann folgen Bei träge »Von Büchern und Menschen« (zum Teil mit Illustra tionen) Es sind kurze Abhandlungen über ältere und neuere Autoren, Gedichte und andre Auszüge aus Werken, fast allesamt Beiträge, die jeden, der sich mit Literatur befaßt, interessieren müssen, so z. B. Glossen zum Neudruck des Ardinghello, ein Brief von P H. Sturz (aus den kleinen Schriften), Die Günderode (Einleitung zur neuen Taschen ausgabe von Paul Ernst), ein Lied von Clemens Brentano, Adalbert Stifter von Johannes Schlaf (Einleitung zur neuen Taschenausgabe der Studien), Fragmente über Robert Browning, Walter Pater, Salome, zwei Gedichte und eine Er zählung von Oskar Wilde, die italienische Novelle, usw. Diese Artikel nehmen 122 Seiten ein, und dann folgt (Seite 123— 142) der »Bericht über die bisherige Wirksamkeit des Jnsel- oerlages«. Erst aus diesem kurzen systematischen Inhaltsver zeichnis, das sich auf Anführung der Titel und Preise beschränkt, ersieht der uneingeweihte Leser, daß eigentlich der ganze Jnsel-Almanach eine Reklame für die Werke des Insel-Ver lags bildet, und doch wird, glaube ich, kein Leser es be reuen, ihn gekauft zu haben, da die in dem Almanach ent haltenen Beiträge einen Wert haben, der mit einer Mark sicher nicht zu teuer bezahlt ist. Ein solches Unternehmen kann aber auf die Dauer nur ein Verlag fortführen, der eine umfangreiche Tätigkeit entfaltet und jedes Jahr eine Reihe neuer Werke herausgibt Der Inhalt darf sich in den folgenden Jahrgängen nicht wiederholen, und der Her ausgeber muß sich vor jeder plumpen Reklame hüten; sonst springen die Leser ab und kehren nicht mehr wieder. Ein Bücherfreund gibt für den Jnsel-Almanach mit Rücksicht auf seinen Inhalt und seine gute Ausstattung gern eine Mark; aber einen Verlagskatalog, dem nur eine Textprobe vor gesetzt ist, verlangt er begreiflicherweise umsonst. Außer den vorhin erwähnten Beiträgen enthält übrigens der Jnsel-Almanach drei Artikel, die speziell für Buchhändler von Interesse sind: Vom illustrierten Buch — Etwas von Neudrucken — Klassiker-Ausgaben. 5. Verbreitung russischer Bücher. In letzter Zeit sind zwei gehaltvolle Werke über die russische Literatur erschienen: kosebiobts äor rnssisoüon liitsratur. Von »1. Lrüokvsr, o. Lrokessor in Lsrlia. I-sipLiA 1905, 0. 1?. Lmelavxs Verlag. 508 8. 8". kreis 7 ^ 50 H. Ideale und Wirklichkeit in der russischen Lite ratur. Von Peter Kropotkin. Autorisierte Über setzung besorgt von B. Ebenstem. Leipzig 1906, Theodor Thomas. VIII, 397 S. 8°. Preis 9 Das elftere Werk ist in den neuern Geschichten der russischen Literatur wohl das reichhaltigste; es ist ziemlich kompreß gedruckt und enthält eine Fülle von Material. Fürst Kropotkin hat sein Werk zuerst in englischer Sprache veröffentlicht und als Leser die weitern Kreise der Gebildeten ins Auge gefaßt. Er befaßt sich nur mit den bedeutendsten Vertretern des Schrifttums und vermeidet das Eingehen auf Einzelheiten, die hauptsächlich nur für den Fachmann Inter esse haben. Die deutsche Übersetzung ist sehr splendid in schöner moderner Schrift gedruckt. Beide Verfasser begnügen sich mit dem rein Literarischen und den notwendigsten biographischen Angaben; auf den Buchhandel gehen sie nur selten ein Aus dem Brücknecschen Werk sei aber eine Stelle her- vorgehoben, in der daraus hingewiesen wird, wie der Buch handel dazu beitrug, die russischen Schriftsteller materiell unabhängig zu machen. Zur Förderung der schönen Literatur durch außer- literarischs Faktoren gehörte das freigebige Mäzenatentum der großen Kaiserin Katharina II. und ihrer beiden Enkel. Dankbar gedenkt die Literaturgeschichte der Ehrungen und materiellen Unterstützungen, die Dierzavin, Karamsin, Za- kovskij, Puschkin, Gogol u. a. erfahren haben, was doppelt ins Gewicht fiel in einer Gesellschaft, für die moralische Macht, Einfluß und Ansehen des Schriftstellers noch recht problematisch war. Freilich, im neunzehnten Jahrhundert konnte sich auch in Rußland die Literatur von Mäzenaten emanzipieren; Publikum und Buchhändler nahmen deren Stelle ein, z. B Smirdin in St. Petersburg. Dem Sagoskin boten nach dem Erfolg des -Jurij« die Moskauer Buchhändler 40000 Rubel Assignaten für seinen neuen, herzlich schlechten »Roslavev«. Puschkin beteuerte, allerdings auch hierin seinen damaligen Abgott Byron kopierend, daß er nur des Geldes wegen schreibe und drucke. Nicht mehr Hofgunst und Protektion, das Talent allein sollte entscheiden, und zum Wettbewerb konnte sich bereits neben dem Adel, der, wie Offiziere und Beamte, so auch Literaten stellte, der Plebejer, der Rasnocinec melden, der Kaufmannssohn oder der Exschüler der geistlichen Seminarien. Die unmittelbare Förderung der Literatur, abgesehen von der mittelbaren durch Schule u. dergl., war somit nicht mehr Sache von Hof und Regierung; die Literatur war unabhängig, mündig geworden in materieller, leider nicht in geistiger Hinsicht. Über die Tätigkeit der Zensur in Rußland spricht sich sowohl Brückner als auch Kropotkin an mehreren Stellen aus; in einer spätern Abhandlung über die Bücherzensur werde ich hierauf zurückkommen — Turgenjew wurde der Druckbogen mit 300 Rubel bezahlt, Dostojewsij aber nur mit 100 Rubel, »was der Hungerleider so bitter empfand« (Brückner). Über die deutschen Übersetzungen russischer Werke spricht sich Professor Brückner sehr scharf aus. Er sagt, der Erfolg der russischen Literatur sei in Deustchland noch gar nicht voll gewürdigt. »Die Schuld liegt an den Vermittlern, an den Übersetzern, die, Schuudware bringend, an dem Wert vollsten Vorbeigehen. Was den Geschmack dieser merkwürdigen Menschen leitet, wird nie klar; sie übersetzen z. B. Nikolaus Potiechin statt des Aleksej Potiechin, sie übersetzen Potapenkos Dramen, die in Rußland höchstens der Theater kassierer achtet, sie übersetzen Danileoskijs historische Romane, Romane aus der Gesellschaft, die in Rußland selbst niemand mehr liest, usw. Dis Übersetzungen selbst sind oft gar nicht aus dem Russischen, sondern aus dem Französi schen gemacht, und der die „Anna Kareuina" zuerst, natürlich aus dem Französischen, übersetzte, ließ alle echt Tolstojschen Kapitel einfach weg und machte daraus eine gewöhnliche Ehe bruchsgeschichte eines Boulevardiers. Erst langsam wird Wendung zum Bessern bemerkbar; aber die alten Sünden sind lange noch nicht gutgemacht. So lese ich z. B , daß Dostojewskijs „Dämonen" nur in einer einzigen deutschen Übersetzung vorhanden sind, „die an ungenügendem Ver ständnis des russischen Originals leidet, den Sinn manch mal entstellt und verdreht und daher nicht empfohlen werden kann". Dabei handelt es sich um ein Werk, das tausend deutsche und französische Romane aufwiegt« Professor Brückner bezeichnet jetzt den russischen Boden 1569'
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