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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1905
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- Deutsch
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285, 8. Dezember ISOb. Nichtamtlicher Teil. l1631 Deutsche Bttllzer und Zeitschriften in Frankreich. Die in Paris erscheinende deutsche -Pariser Zeitung» geht in zwei fesselnden Aufsätzen der Frage nach, welche deutschen Bücher und Zeitschriften in Frankreich-Paris am meisten verbreitet sind Die Untersuchung, die einen wert vollen Beitrag zur Kenntnis des deutschen Geisteslebens in Frankreich bildet, kommt zu folgendem Ergebnis: Neben den Deutschen, die in Paris leben, stellen die Franzosen einen beträchtlichen Teil zu der Kundschaft der teils seit Jahrzehnten bestehenden deutschen Buchhandlungen, die nicht wenig zur Anerkennung des deutschen Geistes in Frankreich beigetragen haben. Während die von den Deutschen gelesenen Werke wohl so ziemlich mit den in Deutschland bevorzugten sich decken dürften, ist es nicht minder interessant, die Liste der von den Franzosen am meisten gelesenen deutschen Werke etwas näher zu betrachten. Unter den Lesern kommen vor allem die französischen Gymnasiasten und Studenten in Betracht. Der neue Zug, der in den Unterrichtsmodus der modernen Sprachen ge kommen ist, weist die Schüler geradezu darauf hin, durch das Lesen in der Ursprache sich in den Geist der zu er lernenden Sprachen hineinzuleben. Deshalb gehören die deutschen Klassiker zu den am meisten von den Deutsch lernenden Franzosen gekauften Büchern. Bor allen ist natürlich Goethe zu nennen, dann folgt Schiller, auch Heine wird viel verlangt, dessen »Buch der Lieder- als deutsches Buch in Frankreich an der Spitze marschiert. Aber selbst die übrigen Klassiker brechen sich immer mehr Bahn Bezeichnend dafür ist das Programm für die Prüfung in der deutschen Sprache, das von denjenigen Professoren abzulegen ist, die cs als -LZr^xss- zu höhern Stellungen bringen wollen. Ans der Liste der Schriftsteller, deren Kenntnis verlangt wird, stehen in der Abteilung für moderne Sprachen Schlegel, Tieck, Schleiermacher und Novalis als Vertreter der deutschen Frühromantik. Uber die Jdeen- bewegung von 1848 bis 1870 sollen sich die zukünftigen höhern Unterrichtsbeamten durch Gustav Freytag, Julian Schmidt und Heinrich von Treitschke unterrichten, deren historische Werke über die politischen und literarischen Lehr sätze des Nationalliberalismus neben der Kenntnis Bismarckscher Reden vorgeschricben sind. Für den Roman kommen bei dem Examen wiederum Freytag sowie Gottfried Keller in Betracht, für das Drama Hebbel, für die Lyrik Robert Hamerling. Unter den alten Schriftstellern ist von den deutschen Liederdichtern Walther von der Vogelweide angegeben. Für das Zeugnis der Lehrfähigkeit in der deutschen Sprache wird unter andecm die Kenntnis von »Des Knaben Wunderhorn» verlangt Bei der Prüfung für Mittelschullehrerinnen sind Lessings »Minna von Barnhelm-, Chamissos »Sonette und Terzinen» sowie Roseggers »Schriften eines Waldschulmeisters- vorgcschrieben Damit dürsten diejenigen deutschen Dichter angegeben sein, deren Werke die Franzosen für die Erlernung der deutschen Sprache und das Eindringen in den Geist der deutschen Literatur am geeignetsten halten Gleichzeitig ent sprechen diese Werke wohl auch am meisten der französischen Geschmacksrichtung In der Tat deckt sich die Auswahl der deutschen Klassiker, die vom allgemeinen französischen Lese publikum gekauft werden, vollkommen damit Die billigen deutschen Ausgaben (von Reclam) leisten zudem dem Lesen deutscher Bücher in Frankreich großen Vorschub, weil in französicher Sprache diese Werke ausnahmslos viel teurer sind. So erklärt es sich, daß auch von den modernen Werken selbst fremde Schriftsteller, wie Ibsen, Tolstoi, viel mehr in deutscher, als in französischer Sprache gelesen werden. Sehr beliebt sind die deutschen Übersetzungen der Essays von Ellen Key. Von deutschen Werken erfreuen sich selbst solche, die sich in Deutschland überlebt haben, wie die Romane der Marlitt und Heimburg, noch fortgesetzt eines lebhaften Zu spruchs, nicht minder die Scheffelschen Werke, dessen -Ekkehard sehr viel gelesen wird Von besonders bevorzugten Schriften aus dem letzten Jahrzehnt sind außer Beyerlein und Bilse, deren sensatio nelle Werke von französischen Offizieren massenhaft gekauft werden, vor allem Sudermann und Hauptmann zu nennen. Die Werke Halbes und Roseggers liest der französische Ge bildete sehr gern; bei Rosegger sind jedoch die im Dialekt geschriebenen Sachen auszunehmen, wie auch andre Dialekt dichter — so Fritz Reuter — nie verlangt werden. (Da gegen ist Frenssens »Jörn Uhl- verhältnismäßig ebenso beliebt unter den Franzosen, die deutsch lesen, wie in Deutschland. In diese Kategorie gehören auch die Schriften von Klara Viebig, deren -Weiberdorf- viel begehrt ist Im allgemeinen deckt sich der Erfolg deutscher Bücher in Frankreich mit dem entsprechenden in Deutschland, wovon z. B. ein Werk wie Slilgebauers -Gütz Krafft» Zeugnis ablegt. Daß sich die Erzeugnisse der deutschen Buchhändler auch sonst immer mehr Eingang verschaffen, beweist der starke Verkauf von Monographien alter Meister an französische Künstler. Selbst diejenigen, die nicht deutsch verstehen, kaufen sie wegen der Reproduktion der Kunstwerke in muster gültigen Holzschnitten. Auch auf dem kartographischen Ge biete wird der deutsche Atlas dem französischen vielfach vorgezogen. Charakteristisch ist auch, daß künstlerische oder historische deutsche Abreißkalender von französischen Künstlern und besonders von Gymnasiasten gern gekauft werden Der lebhafte Verkauf deutscher Bücher in Frankreich und der Erfolg, den die »Pariser Zeitung» auch in fran zösischen Kreisen errungen hat, beweisen, daß der Franzose bedeutend mehr deutsch spricht oder wenigstens versteht, als im allgemeinen angenommen wird. Es ist darin ein merk licher Umschwung zu verzeichnen gegen früher, wo man annahm, daß sich der Franzose, ähnlich dem Engländer, nur schwer dazu entschließe, eine fremde Sprache zu erlernen. Ähnlich wie bei den deutschen Büchern entspricht der Erfolg, den die deutschen Zeitschriften bei dem französischen Lesepublikum gefunden haben, ihrer Beliebtheit in Deutsch land. Unter den Zeitschriften werden wieder die illustrierten bevorzugt, da es den Leser in Frankreich interessiert, die deutschen Persönlichkeiten und Ereignisse auch im Bilde kennen zu lernen. Die »Woche» erfreut sich deshalb ver hältnismäßig der gleichen Bevorzugung beim französischen Publikum wie beim deutschen, um so mehr, als eine irgendwie gleichartige Revue in Frankreich nicht vorhanden ist. Einen ähnlichen Platz hat sich die »Jugend» errungen, die besonders auch vom kunstliebenden Publikum, und nicht zum mindesten des Titelblattes wegen, gekauft wird. Wegen seiner Karikaturen auf Militär und Gesellschaft wird der -Simplicissimus« regelmäßig und viel gekauft. Bon ältern Witzblättern haben sich die altehrwürdigen »Fliegenden-, denen im Laufe der Jahrs so manche Konkurrenz entstanden ist, nach wie vor als Familienwitzblatt behauptet. Von Zeitschriften kommen für den Franzosen besonders in Be tracht: »Gartenlaube», -lieber Land und Meer», »Daheim», »Buch für Alle-; selbst die ziemlich kostspielige Leipziger -Jllnstrirte Zeitung« wird nicht selten verlangt Unter den deutschen Fachzeitschriften kommt für Maler und Bildhauer »Die Kunst» in Betracht, während von den der Möbelbranche Nahestehenden »Die Innen dekoration» oder »Deutsche Kunst und Dekoration« viel verlangt wird. Daß man sich in der Metallbranche durch 1530»
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