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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1905
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- Erscheinungsdatum
- 06.12.1905
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- Deutsch
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283, 6. Dezember 1905. Nichtamtlicher Teil. 11521 bescheidnecweise eine -Anthologie- nenni, behandelt die Liebe zu den BUchern und die Lektüre im Altertum Wir erfahren gleich, am Anfang, daß ein deutscher Bibliograph, Joachim Johann Mader (1626 — 1880), eine sehr ernsthafte lateinische Abhandlung über die -Schriften und Bibliotheken vor der Sintflut« verfaßt hat. Cim beginnt seine Anthologie etwas später und berichtet von der ersten Bibliothek, von der wir einigermaßen sichere Kenntnis haben, von der ca. 1000 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung vom ägyptischen König Osymandias (— Ramses II. oder Sesostris) in seinem herrlichen Palast zu Theben aus gestellten Bibliothek. Die über dein Eingangstor zu dieser Bibliothek angebrachte Jnschrist -Heilmittel der Seele» (nach Diodorus von Sizilien jedoch nur »tarpclor») bedeutet gleichzeitig das erste und in seiner Kürze kaum übertreffbare Urteil über den Wert des Buchs. Cim berichtet weiter, nach Aulus Gcllius, über die von Pisistratus gegründete erste öffentliche Bibliothek in Athen, die in erster Linie der Auf bewahrung der durch Pisistratus oeranlaßten Niederschriften der Homerischen Gesänge dienen sollte; von Aristophanes', .Isenophons, Alcibiades' Stellung zum Buche; von Alexanders des Großen hoher Achtung und Liebe zur Literatur und den Wissenschaften und seiner Vorliebe für Homer; von der Gründung der Bibliothek zu Alexandrien, der berühmtesten Bibliothek des Altertums, durch den ägyptischen Statthalter Alexanders, Ptolcinäus Soter, und ihrem Ausbau durch dessen Nachfolger, die ihre Bändezahl aus 700 000 gebracht haben sollen, und schließlich von ihrem Brand im ersten Alexan- drinischen Kriege. Eine andre berühmte Bibliothek des Altertums wurde im zweite» Jahrhundert vor Christus zu Pergamon ge gründet und später vom Triumvirn Antonius der ägyptischen Königin Kleopatra geschenkt. Große Bestandteile der Biblio theken Griechenlands und des Orients wurden durch die siegreichen römischen Feldherren nach Italien geschafft; auf diese Weise entstanden z. B die Bibliotheken von Paulus Aemilius, Syllas, Lucullus Unter den römischen Bllcherliebhabern und Schöngeistern stehen Cicero, Seneca, die beiden Plinius an erster Stelle; der Verfasser zitiert eine ganze Anzahl von Aussprüchen aus ihren Werken und Briefen. Auch Plutnrch, Catnll, Horaz, Sucton, Aulugellius geben uns in ihren Schriften und Gedichten Aufschlüsse über den Stand des Buchwesens ihrer Zeit. Lucian von Samosale schrieb bereits im 2. Jahr hundert n Chr. eine Satire -Gegen einen unwissenden Bllcher-Narreu-, der durch die Zahl seiner Bücher allein imponieren will. Horaz erzählt uns von seinen Verlegern, der Buchhändlerfirma der Sosti, die zu den hervorragendsten Buchhändlern Roms zählten. Durch Athenäus wissen wir, daß ein gewisser Artemon bereits eine »Kunst des Bücher sammelns- und eine »Anleitung zur Benutzung von Büchern» verfaßt habe. Martial macht uns in seinem Epigramm »An mein Buch, das mit Ungeduld seine Ver öffentlichung erwartet» mit dem Buchhändlerviertel von Argilete in Rom vertraut, wo die Läden an den beiden Tiberufern standen, — wer denkt nicht gleich an das tZaartior latill und die Seine-Bonquinisten in Paris? Auch Vorläufer unsrer Leihbibliotheken und Lescsäle waren im Altertum schon bekannt; Diogenes Laertins schreibt über eine ähnliche Einrichtung aus der Zeit des 4. Jahrhunderts vor Christus. Die gleichen Schriftsteller machen uns in ihren Satiren auf die große Eitelkeit der römischen Autoren und ihre Sucht, die eignen Werke in privaten Kreisen oder öffentlichen Versammlungen vorzulesen, aufmerksam. Cim führt eine ganze Reihe amüsanter Anekdoten an (mit Angabe der lateinischen Quellen, teilweise mit Wiedergabe des Original- B^rlenblatt kür den deulichen Buchhandel 72. (tahraana textes), die den heutigen Literaturfceund gar nicht so anmuten, als ob sie aus einer längst verschollenen Epoche stammten Allerdings waren dem römischen Schriftsteller der Ruhm und die Gönnerschaft der Mäcenen die einzigen Entschädi gungen für seine Arbeit, ausgenommen etwa Theaterstücke, deren Aufführung einigen Gewinn abwersen konnte Ho norare gab es weder damals noch bis in die neue Zeit hinein. Horaz drückt dies in seiner Dichtkunst ganz deutlich ans. Dem Buchhändler, d. h. Verleger (für die Abschrift des Originalmanuskripts) das Geld, dem Schriftsteller die Ehre. Tacitus bestätigt uns das. Einer der aufrichtigsten Freunde der Literaten unter den römischen Herrschern war Augustus; Vergil und Horaz genossen seine Huld, die er auch unbedeutenden Schriftstellern nicht versagte. Makrobius er zählt uns eine köstliche Anekdote hierüber, die hier wieder gegeben sei! Ein armer griechischer Dichter hatte die Gepflogenheit, den Kaiser am Tore seines Palastes zu erwarten und ihm jedesmal eine kurze Lobeshymne zu überreichen. Augustus wollte die damit verbundene Absicht offenbar nicht verstehen und versuchte, den ausdringlichen Poeten dadurch loszu werden, daß er ihin mit gleicher Münze herausgab. Er kritzelte einige Verse auf ein Stück Papier und überreichte es dem Griechen. Dieser weiß nicht genug Anerkennung und Lob über die Anmut, die Eleganz, die Vollkommenheit der Verse auszudrücken, greift dann in seine Tasche und über reicht dem Kaiser zwei Oboien mit den Worten: -Hätte ich mehr, so würde ich mehr geben « Diesmal mußte der Kaiser gute Miene zum bösen Spiel machen, der Witz war treffend, und Augustus belohnte den Griechen fürstlich, indem er ihm 100 000 Sesterzicir (20 000 auszahlen ließ. Die erste öffentliche Bibliothek in Rom wurde von dem berühmten Redner Asinius Pollio im Tempel der Freiheit errichtet. Große Bibliotheken verdankt Roin den Kaisern Augustus und Trajan (die Oktavianische und die Ulpianische-; auch Tiberins, Vespasian und Hadrian besaßen ansehnliche Büchersammlungen. Zur Zeit Konstantins (245—313) besaß die römische Weltstadt nicht weniger als 29 Bibliotheken. Aber auch bedeutende Privalbibliotheken kannte das römische Altertum, ja es wurde von den vornehmen Römern ein großer Luxus damit getrieben. In dem bekannten Buch von Geraubt »klsssi sur Io livro äoas Iaatigrüts», dem Cim viele seiner Ausführungen entnommen hat, sagt der Ver fasser, sich an Seneca anlehnendt -Eine Bibliothek wurde als die notwendige Zierde eines Hauses betrachtet; man fand sie sogar bei Leuten, die kaum lesen konnten, und manche darunter waren so bedeutend, daß allein die Lektüre der Titel das ganze Leben ihrer Besitzer ausgcfüllt haben würde«. Der Grammatiker Epaphrodite von Cheronäus besaß 30 000 Bände; Sammonicus Severus, der Lehrer Gordians des Jüngern, hinterließ seinem Schüler die vom Vater ererbte Bibliothek, die 62 000 Bände umfaßte. Aber auch die kleinern italischen Städte hatten vom zweiten Jahrhundert an ihre Bibliotheken; so berichtet uns der jüngere Plinius über eine von ihm gehaltene Festrede zur Eröffnung der Bibliothek in Como. Am Schlüsse des ersten Kapitels gibt Cim eine aus führliche, genaue Darstellung der Papicrbereitung bei den Ägyptern, Griechen und Römern und belehrt uns eingehend über das bei den Alten übliche Schreibzeug und dessen Gebrauch. Das zweite Kapitel behandelt die Bllcherliebhaberei und das Bibliothekswesen im Mittelalter, vom Beginn der Barbarenherrschaft bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst. Aber die schlimmsten Kriegsgreuel der Völkerwanderung konnten die Liebe zur Literatur und zum Buche nicht cr- lb>7
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