271, 21, November 1905. Fertige Bücher, 10913 S. Fischer, Verlag Berlin W., Bülowstraße 91. Nach den eingegangenen Bestellungen haben wir soeben versandt: Hedwig Dohm: Schwanenlieder Novellen. Geh. M. Z.50, geb M. 4.50 Diese drei ergreifenden Novellen variieren dasselbe Thema: ein dem Tode geweihter Mensch wendet, schon auf der Schwelle des Jenseits, die Blicke noch einmal rückwärts; und was er schaut, ist die Tragödie, nicht nur des eigenen Lebens. Das Herz von tödlichem Mitleid zerrissen, aber ungeläutert. an des Lebens Sinn verzweifelnd, mit einer wilden Frage aus den Lippen, gehen drei Menschen hinüber und gehen gern. Eine bittere, doch ungebrochen kühne Weisheit gibt den Ton auch in diesem jüngsten Buche der alten Kämpferin Hedwig Dohm an. Georg Hirschfeld: Das grüne Band Roman. Geh. M. 5. . geb. M. 6. - Umschlag und Einband von Olaf Lange ..Das grüne Band" — so benennt sich eine Gesellschaft junger Leute. Männer und Mädchen, die sich zusammengesunden haben, um sich gegenseitig in echter brüderlicher Freundschaft zu Helsen, künstlerischem und menschlichem Ideal treu nachzuleben Es ist das Schicksal solcher Gründungen des jugendlichen Enthusiasmus, daß sie, die den Anstieg zu einer schönen Form der Zusammengehörigkeit markieren sollen, in Wirklichkeit schon den Abstieg markieren. Der Zustand vorher war der fruchtbare, flaumzarte, unver antwortliche. von allen Möglichkeiten berauschte der Iugendsehnsucht, der sich stark genug fühlt, alle Gegensätze zu verschmelzen. Danach tritt schnell die Enttäuschung ein. Jeder wird von seinen eigenen Heimlichkeiten hingenommen, die Gemüter vertiefen und verengen sich, die Lebensläufe trennen sich. Diesen Prozeß von Vereinigung und Auslösung schildert Äirschfeld in seinem Roman. Er führt ihn so, als ob er ein Beispiel für das Überleben des Passenden abgeben und die Notwendigkeit eines geläuterten Egoismus aufzeigen wollte Die Erzählung spielt, wie immer gern bei Hirschfeld, in Berlin. Das am Roman. Geh. M. 3.—, geb. M. 4. Dieser Roman behandelt ein sehr kühnes Thema: Der Gemeindearzt i» einem kleinen österreichischen Ort verliert in einer verhängnisvollen Stunde die Herrschaft über sich selbst und gibt dem Glücksverlangen einer dem Tod geweihten jungen Patientin nach. Die Folgen sind furchtbar; die Kranke erliegt nicht so schnell wie man erwartet hatte dem Leiden, sie stirbt erst, nachdem sie ein Kind geboren hat. Der Arzt steht als Verbrecher da, als ein um so schlimmerer, da er verlobt ist. Wie er anfänglich die Psycho logischen Umstände, die seine Tat erklären, vor sich selber benutzt, um sich zu entschuldigen, ja sich ein Verdienst daraus macht, daß die Tote nicht ein unfruchtbares, sondern ein durch Mutterschaft verklärtes Leben beschließt, wie er dann aber zur Besinnung kommt und sich seinem Schicksal versöhnt zum Tode beugt, das ist mit bemerkenswerter Zartheit, Güte und innerlicher Anteilnahme erzählt Nur noch bar. Bestellzettel liegt bei. Börsenblatt für den deutscken Buchhandel. 72. Jahrgang 1439