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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1905
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- Erscheinungsdatum
- 11.11.1905
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- Deutsch
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10456 Nichtamtlicher Teil. 263, II. November 1905. seinen Namen zu einem der angesehensten im deutschen Buch handel gemacht haben. Schon 1867 begann das Erscheinen der illustrierten Ausgaben unsrer Klassiker. 1869 wurden Rambergs Bilder zu Goethes Hermann und Dorothea er worben, die in zahlreichen Auflagen erschienen, und denen sich eine ganze Reihe ähnlicher Prachtwerk-Publikationen an schlossen. Daneben wurde die moderne Literatur gepflegt In der von Müller - Grote ins Leben gerufenen umfang reichen -Sammlung von Werken zeitgenössischer Schrift steller» finden wir die Namen unsrer besten neuern Schrift steller, unter ihnen vor allem Julius Wolfs und Gustav Frenssen, mit dessen Romanen er einen in Deutschland bei spiellosen Erfolg erringen durfte. In den siebziger und achtziger Jahren unternahm er den Verlag großer enzyklo pädischer Werke auf dem Gebiet der Geschichte, Kunst- und Literaturgeschichte. Wir Altern erinnern uns noch des Auf sehens, das das Erscheinen der großen »Allgemeinen Ge schichte in Einzeldarstellungen- im Buchhandel machte, und des überraschenden Erfolgs, mit dem dieses Unterneh men den Wagemut und die Mühen des Verlegers lohnte. Der Schulbücherverlag wurde eifrig gefördert, und es er schienen bedeutende Werke der wissenschaftlichen Literatur, als eins der letzten die große Lutherbiographie von Hausrath, die der Anregung Müller- Grotes ihr Entstehen verdankt. Daneben liefen große monumentale Publikationen offiziellen Charakters: die Gemälde-Galerie der Königlichen Museen, die antiken Sarkophag-Werke, das Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen, Albrecht Dürers Zeichnungen in Nachbildungen, Lucas Cranachs Radierungen und Kupfer stiche und ähnliche Werke von gewaltigem Umfang und höchster künstlerischer Bedeutung, die zugleich eine Geschichte der Entwicklung der Reproduktionstechniken darstellen. Diese weitumfassende verlegerische Tätigkeit stellte an die Arbeitskraft Müller-Grotes die höchsten Anforderungen. Trotzdem blieb ihm noch Zeit, sich den allgemeinen Ange legenheiten des deutschen Buchhandels zu widmen, denen er stets feine volle Teilnahme entgegengebracht hat, und für deren Vertretung er immer mit allem Nachdruck gewirkt hat. In der Korporation hat er von 1879—1884 als Mitglied des Haupt-Ausschusses gewirkt. Im Börsenverein war er in verschiedenen Ausschüssen tätig, und in den bewegten Jahren 1884—1889 verwaltete er im Vorstande das Amt des ersten Schriftführers. Am 1. Oktober 1899 durfte Müller- Grote die Jubelfeier seiner sünfzigjährigen buchhändlerischen Tätigkeit begehen, und ein reichbewegtes und reichgesegnetes Leben lag hinter ihm, als ihn der Tod am 3V. November 1904 abrief. Der Berliner Buchhandel war stolz auf ihn. Er wird sein Andenken stets hoch in Ehren halten. Am 27. März starb in Werder a. H. der Königliche Hofbuchhändler Gustav Schenck. Der Verstorbene war in Berlin am 2. Mai 1830 geboren. Er widmete sich dem Buchhandel und trat am 1. April 18S2 in die damalige Kgl. Geheime Oberhofbuchdruckerei <R. v. Decker) als Mit arbeiter ein, in welcher Stellung er verblieb, bis er am 1. Juli 1877 in Gemeinschaft mit seinem Freunde Marquardt den Buchverlag erwarb, den sie unter der Firma R. von Decker's Verlag weiterführten, während die Druckerei an das Deutsche Reich überging und in die jetzige Reichsdruckerei umgewandelt wurde. Schenck war eine stille, der Öffentlichkeit abgcwendete Persönlichkeit; darum ist er auch im Buchhandel, dessen allgemeinen An gelegenheiten er ein nachhaltiges Interesse entgegenbrachte, nie hervorgetreten. Seine verlegerische Tätigkeit führte die alten vornehmen Traditionen des Deckerschen Verlags fort, und wie dieser von jeher in dem Verlag juristischer, staats wissenschaftlicher und geschichtlicher Werke seine Haupt betätigung gefunden hat, so blieb auch Schenck dieser Richtung treu. Große periodische Unternehmungen und Zeitschriften verdanken ihm ihr Entstehen und Gedeihen, und wie ec unermüdlich tätig war, das Alte zu erhalten und Neues zu schaffen, so zählt sein Verlag noch heute zu den angesehensten aus diesen Gebieten. Seine persönlichen Neigungen führten ihn den schönen Wissenschaften zu. Er selber veröffentlichte unter fremdem Namen eine Reihe von Novellen und einen Schwank, und manche jungen aufstrebenden Talente sind durch ihn gefördert worden. Besonders herzliche Beziehungen verbanden ihn mit Friedrich von Badenstedt, dessen Lieder des Mirza-Schaffy unter seiner Pflege eins der verbreitetsten deutschen Bücher geworden sind. Das von ihm begründete »Berliner Fremdenblatt- hat Schenck jahrelang in vor nehmer Gesinnung und mit feinem Takt selber redigiert. In Ihm veröffentlichte er im Kriegsjahre 1870/71 die be kannten »Kutschkelieder«, an denen wir alle uns in der großen Zeit erfreut haben. In seinem höhern Alter wandte er sich noch der bildenden Kunst zu, und was er geschaffen hat, waren mehr als dilettantische Leistungen. Mit den von ihm gefertigten Büsten, Statuetten und Reliefs schmückte er die Räume seines schönen Landhauses bei Werder an der Havel, wohin er sich zu stillem Ausruhen zurückgezogen hatte. Hier verlebte er im Kreise seiner Familie Jahre beschaulicher künstlerischer Betätigung, und hier kam der Tod, der ihn nach langem, schwerem Leiden aus einem arbeitreichen, ge segneten Leben zur ewigen Ruhe führte. Schencks geschäft liche Tätigkeit hat reiche Anerkennung gefunden. Er wurde zum Königlich Preußischen Hofbuchhändler ernannt und mehrfach durch Ordensverleihungen ausgezeichnet. Im Berliner Buchhandel wird sein Name unvergessen bleiben. Am 29. April 190S starb Gustav Mütterlein, dessen Name durch fllnfundfünfzigjährige Tätigkeit mit der Firma Trowitzsch L Sohn verbunden ist. Er war am 26. Juni 1818 in Königsberg i. d. Neumark geboren und verbrachte die ersten 10 Jahre seines Lebens in Frankfurt a. O. Schon sein Vater Wilhelm Mlltterlein war von 1809 bis 1849 Disponent des Hauses Trowitzsch L Sohn, das — stets mit der Regierung — während der Zeit der französischen Besatzung von Küstrin nach Königsberg i. N. und nach den Befreiungskriegen 1815 nach Frankfurt a. O. verlegt wurde. 1828 siedelte die Familie Mütterlein nach Berlin über, wo der Vater nun dem dortigen Zweig des Geschäfts Vorstand, der Sohn das Französische Gymnasium besuchte. Von 1883 bis 1888 gehörte Mütterlein dem Hause Trowitzsch L Sohn in Berlin an. Zunächst lernte er S Jahre lang in Druckerei und Verlag; die nächsten 11 Jahre verblieb er als Gehilfe. 1849 wurde er nach dem Tode seines Vaters, dessen letzte 19 Lebensjahre der Geschäftsführung für die vier unmündigen Kinder Siegismund Trowitzschs gewidmet waren, zum erstenmal für zwei Jahre zum Geschäftsführer berufen, bis alle Trowitzschschen Kinder die Mündigkeit erlangt hatten und Eugen Trowitzsch das Geschäft übernahm. Ihm stand Mütterlein nun wieder 16 Jahre zur Seite. Bei Trowitzschs Tode im Februar 1867 wurde er Vormund und General bevollmächtigter für dessen vier Kinder und hatte aus diesem Anlaß, eiu neunundvierzigjähriger Mann mit vierunddreißig- jähriger Geschäftspraxis, die Prüfung als Buchhändler und Buchdrucker abzulegen. Nachdem er weitere 22 Jahre seines verantwortungsreichen Amts in vorbildlicher Treue gewaltet hatte, trat er nach Verkauf des Geschäfts am 31. Dezember 1888 in den wohlverdienten Ruhestand, führte jedoch auch dann noch bis zum Verkauf der Häuser einen großen Teil der Vermögensverwaltung seiner bisherigen Mündel. In dem gesegneten Alter von 87 Jahren rief ihn der Tod aus einem arbeitsreichen Leben ab.
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