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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19051104
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.15 257. 4. November 1905. Nichtamtlicher Teil. 10113 und für sich wäre dieser Zweck, wenn er gewissenhaft und sach kundig verfolgt wird, lobenswert; sieht man sich aber die meisten von diesen Schriften näher an, so findet man, daß sie hauptsächlich auf das Sensationsbedürfnis des Publikums berechnet, innerlich ziemlich wertlos sind. Gewöhnlich wird aus irgend einem wissenschaftlichen, volkswirtschaftlichen oder politischen Werke ein beliebiger Abschnitt herausgegriffen und mit einem in die Augen fallenden Titel versehen. Daß dieser Abschnitt nur der Teil eines Ganzen und nur im Zusammenhang mit dem übrigen Inhalt des Werks verständlich ist, darum kümmern sich diese Verleger nicht; sie rechnen auf die Unwissenheit ihres Publikums, und da sie fast immer nur merkantile Ziele verfolgen, so verrechnen sie sich nur selten. Freilich werden auch wirklich gute, nützliche und zweck entsprechende Schriften veröffentlicht, von wissenschaftlich gebil deten Männern herausgegeben, um gemeinnützige Kenntnisse zu verbreiten; leider aber werden sie von der Masse des Minderwertigen und direkt Schädlichen überflutet. Der Schaden, den die spekulativen, nur nach Gewinn trachtenden Verleger anrichten, ist jetzt schon fühlbar. Das Publikum fängt an miß trauisch zu werden, und kauft auch solche Bücher und Broschüren, die von wissenschaftlichen Autoritäten verfaßt sind, nur mit Vor- sicht. Daß der Broschürenverlag jetzt, wo das politische Leben Rußlands sich mächtig zu entwickeln beginnt, einen großen Auf schwung genommen hat, ist begreiflich; aber es wäre wünschens wert, daß sich mit der Herausgabe solcher Broschüren und populären Schriften nur solche Personen befassen würden, die dem Publikum als gewissenhaft bekannt sind und die einigermaßen dafür bürgen können, daß cs sich bei ihnen nicht allein ums Geldver- diencn, sondern vornehmlich um die Verbreitung nützlicher Kennt nisse handelt. In Minsk ist ein neues Verlagsgeschäft unter der Firma -Kultur« entstanden, das die Werke von Tschechow, Gorjkij, Andrejew und andrer zeitgenössischen Schriftsteller in den jüdischen Jargon übersetzen und herausgeben will. Das Ministerkomitee hat die Konzession zur Bildung zweier Aktiengesellschaften erteilt; die eine wird die Zeitung »Oa^eta. pol^üg.« in Warschau herausgeben, eine Druckerei, Stereotypie usw. betreiben und mit einem Kapital von 250 000 Rubel arbeiten; die andre, in Odessa, ist zum Weiterbetrieb der Typo- und Lithographie von Jssakowitsch und Beilensson gegründet; sie will auch eine Nieder lage von Maschinen und Gerätschaften für Druckereien und An stalten zur Herstellung graphischer Kunstwerke etablieren. Ihr Kapital ist auf 200 000 Rubel festgesetzt. — In Warschau soll eine große öffentliche Bibliothek errichtet werden. Die Statuten sind der betreffenden Behörde zur Bestätigung eingcreicht. — Die Stadt duma von Kijew beabsichtigt, zum Bau einer öffentlichen Stadt- bibltothek eine Anleihe im Betrag von 150 000 Rubel auf zunehmen. — Der Neichsrat hat beschlossen, der Naturforscher- Gesellschaft in Kijew zur Herausgabe eines -Verzeichnisses der russi schen Literatur über Mathematik und Naturwissenschaften« im Lauf von fünf Jahren je 2000 Rubel zu bewilligen. — Eine sehr interessante Zusammenstellung der Summen, die von der russischen Negierung als Subventionen für offizielle und offiziöse Zeitungen und Zeitschriften und zur Unterstützung von Fachzeitschriften jährlich verausgabt werden, wird von der Zeitung -Nascha Shisnj« (Unser Leben) nach den Mitteilungen des Finanz ministeriums veröffentlicht. Es erhalten: die -Sammlung histo rischer Materialien« 600 Rubel, das -Intendantur-Journal« 8000 Rubel, das -Ingenieur-Journal« 16000 Rubel, die »Militär zeitschrift. und der -Russische Invalide, zusammen 37000 Rubel, die -Marine-Zeitschrift« 48800 Rubel, die -Finanz-Handels- und Jndustriezeitung« und -Russische Wirtschaftliche Rundschau« 40000 Rubel, die Zeitungen und Zeitschriften des Landwirtschafts- Ministeriums 120 860 Rubel, das -Bergwerks-Journal« und -Rundschau- 36196 Rubel, die vom Ministerium des Innern herausgegebenen Broschüren 8902 Rubel, die »Post- und Tele- graphen-Zeitschrift« (nebst Karten) 27 907 Rubel, die -Zeitschrift des Ministeriums der Volksaufklärung. 36871 Rubel, die »Zeit schrift des Ministeriums für Wege- und Wasserbauten« 5700 Rubel, die »Zeitschrift für Gestütewesen, (nebst Almanach) 16075 Rubel, das -Russische Archiv« 3000 Rubel, die-Denkschriften der Kaiserlich Russischen Technischen Gesellschaft. 5000 Rubel, die -Technische Bildung« 4000 Rubel, die -Handarbeit« 6000 Rubel, die -Inter nationale Kolonial-Bibliothek- 750 Rubel, die -Kunstwelt- BSrsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. 10 000 Rubel, die »Transkaspische Rundschau« 3000 Rubel, die Zeitung -Nowyj Kraj- 3000 Rubel, »Der Rechnungsführer. 2000 Rubel. Wie hoch sich außerdem die Summen belaufen, mit denen die Gouvernements-, Polizei- und Eparchialzeitungen, die fast in allen Provinzial-Hauptstädten erscheinen, subventioniert werden, wird nicht mitgeteilt; außer den oben angegebenen reichen von der Akademie der Wissenschaften und von den meisten Gelehrten Gesellschaften herausgegebenen Publikationen ihre Kosten nicht; die Fehlbeträge müssen daher aus besondern Fonds be stritten werden. — endlich auch den Kleinrussen das Recht gewährt werden könne, Bücher und Zeitschriften in ihrer Landessprache drucken und öffentliche Reden, Predigten usw. halten zu dürfen. Es wurde entschieden, daß ihnen dieses Recht nicht länger vorenthalten werden und dieses übergab ihn an die Gouverneure der betreffenden Provinzen zur Begutachtung. Erst nach Empfang der Beistim mung dieser kann das Ministerkomitee diese Angelegenheit be raten; dann aber hat auch noch der heilige Synod ein Wort geweigert, die Erlaubnis zu erteilen, daß die Evangelien in der von Moratschewskij angefertigten kleinrussischen Übersetzung ge druckt und veröffentlicht werden. Aus Südrußland kommen fort- verstanden wird. — Das Projekt des Professors Wladimirow, in Moskau wissen schaftliche Kurse für angehende Journalisten einzuführen (siehe Börsenblatt 1904, Nr. 286, S. 11172), wurde im Gelehrtenkomitee des Ministeriums der Volksaufklärung unter dem Vorsitz des Akademikers N. Ssonin geprüft. Diese Kurse sollen drei Se mester dauern und außer theoretischen Vorlesungen auch praktische Beschäftigungen einschließen: das Konzipieren von Leitartikeln, Berichterstattungen über öffentliche Versammlungen und Gerichts verhandlungen, Rezensionen, bibliographische Notizen, Korrektur arbeiten usw. Auch Buchhaltung, besonders in bezug auf den Buchhandel und Zeitungsverlag, soll gelehrt werden. Die Vor lesungen haben am 1./14. September begonnen. Vorläufig wird über Enzyklopädie des Rechts, Staatswissenschaft und Statistik^ Geschichte des russischen Rechts, Geschichte der Staatsverfas sungen, Volkswirtschaft, Verfaffungs- und Staatsrecht gelesen. Später sollen noch Vorlesungen über Literatur und Literatur geschichte usw. hinzukommen. — Eine interessante Studie über nichtrussisches Blut in den Adern russischer Schriftsteller und Gelehrten veröffentlichte Nuffakow. Er sagt: Eine sehr große Anzahl russischer Schriftsteller, auf die wir stolz sein können, sind nichtrussischer Abstammung. A. Puschkin hatte Negerblut in seinen Adern, Lermontows Vorfahren kamen aus Schottland, Kantemirs Vater war ein Moldauer, Cheraskow stammt aus einer walachischen Familie. Unter den russischen Schriftstellern deutscher Abstammung erwähnt er: Kaiserin Katharina II., Chemnitzer, von Wisin, Delwig, Feth, Herzen, Leo Tolstois Sohn, Huber, Mey. Daß auch viele russische Gelehrte aus Deutschland stammen, ist bekannt. Sehr viele russische Schrift steller und Gelehrte haben jüdische oder polnische Vorfahren, andre haben tatarisches, armenisches, türkisches, kirgisisches, kaukasisches, griechisches Blut in den Adern; aber nur wenige stammen von englischen oder französischen Eltern. Dagegen gab und gibt es eine ganze Reihe von russischen Schriftstellern kleinrussischer lruthenischer) Abstammung. In keiner Literatur ist die Zahl der Schriftsteller und Gelehrten, in deren Adern fremdes Blut fließt, so groß wie in der russischen; trotzdem haben sich alle diese »Nicht russen« als russische Patrioten gefühlt und betätigt. — Daß sich in der jüngsten Vergangenheit und auch noch gegen wärtig unter dem Einfluß der folgenschweren Ereignisse in Ruß land Bestrebungen geltend machen, die russische Presse von den Beschränkungen, die sie bisher nicht zur vollen Entwicklung kommen 1335
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