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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1905
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- Erscheinungsdatum
- 30.10.1905
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- Deutsch
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9882 Nichtamtlicher Teil. LSI. 3V. Oktober 1905. Nichtamtlicher Teil. Die Goethe-Bibliothek des Freiherrn Woldemar v. Biedermann. Die Firma C. G. Boerner in Leipzig hat soeben den Katalog der Goethe-Bibliothek des am 6. Februar 1903 verstorbenen Freiherrn Waldemar von Biedermann herausgegeben und wird diese wertvolle Sammlung in der Zeit vom 13.—15. November d. I. in ihrem Geschäftslokal versteigern Die wertvolle Bibliothek, die der bedeutende Literaturkenner. Goetheforscher und Schriftsteller Waldemar Freiherr von Biedermann in Dresden im Laufe eines langen, arbeitsreichen Lebens gesammelt und nicht bloß ge sammelt. sondern ausgiebig und erfolgreich beniitzt hatte, umfaßt als kostbarsten Bestandteil eine reichhaltige, nahezu vollständige Sammlung Goethescher Dichtungen und Schriften und der ausgebreiteten erläuternden, historischen, ästhetischen und kritischen Literatur, die dem Dichter, seinen Zeitgenossen und seiner Zeit gewidmet ist. Der Boerncrsche Katalog ordnet die Biedermannschen Schätze unter folgenden Abteilungen: 1. Manuskripte. Briefe. Widmungsexemplare, Stammbuch Häseler. 2. Gesammelte Schriften. 3. Einzelausgaben, meist Erstdrucke. 4. Privat- drucke von Goethes Zeiten bis zum Jahre 1900. 5. Bücher und Zeitschriften mit Beiträgen Goethes. 8. Briefe und persönliche Beziehungen. 7. Biographien Goethes und Be ziehungen zu Orten. Allgemeines. 8. Stammbücher und Autographen. 9. Bildnisse. 10. Deutsche Literatur der klassischen und romantischen Periode. Es bedarf, wie Pro fessor vr. Adolf Stern in der Vorbemerkung zu dem Ver zeichnis sagt, keiner Auseinandersetzung, welche tiefe Vertraut heit mit Leb«, und Werken Goethes, welche lange. Jahrzehnte hindurch bewährte, liebevolle und eifrige Aufmerksamkeit des Kenners und Sammlers, welche Zeit, Mühe und Kosten nicht scheuende Beständigkeit dazu gehört hat. um einen Bllcherschatz, wie Biedermanns Goethe-Bibliothek, zusammenzubringen. Der einfache Vergleich des Katalogs dieser Sammlung mit dem Katalog der berühmten Hirzelschen Goethe-Bibliothek ergibt, daß die gleiche Begeisterung und Hingebung hier beinahe gleiche Resultate gezeitigt hat. Ist es Biedermann nicht möglich gewesen, ausnahmslos alle Erwerbungen HirzelS auch für seine Sammlung zu erwerben, so fehlen doch nur wenige Nummern, für die das Vorhanden sein einiger Seltenheiten, die selbst in Hirzels Schätzen nicht vorhanden sind, entschädigen mag. Die Goetheliteratur nach Umfang und Mannigfaltigkeit, wie nach innerer Bedeutung nicht nur zu kennen, zu beherrschen, sondern sie zu besitzen, ist seit etlichen Jahrzehnten das Streben gar vieler. Aber der Verfasser der »Goethegespräche-. »Goetheforschungen- und einer fast unübersehbaren Reihe von Einzelarbeiten auf seinem Lieblingsgebiet, gehörte zu den glücklichen Vor läufern der heutigen Sammler, die eine gewisse Voll ständigkeit nicht bloß wünschen und erstreben, sondern auch erreichen konnten. Gewiß wäre es von Vorteil gewesen, wenn sich eine große Bibliothek oder Sammlung zum Ankauf der Bieder mannscheu Bibliothek, mindestens der Goethe-Bibliothek, ent schlossen hätte, und nicht ohne Wehmut sieht man ein Ganzes, dessen Gewinn und Erwerb so viele geistige Arbeit und reine Freuden eines hervorragenden Geistes cingeschlosscn hat. im Begriff, wieder zerstreut und auseinandergeführt zu werden. Erklären läßt sich die Notwendigkeit leicht, es gibt wenige Bibliotheken und keine Sammlungen eifriger Goethefreunde und Goethekenner, die nicht schon einen Teil der Schätze dieser Bibliothek besäßen und demgemäß nur noch auf Ver vollständigung und wertvolle Ergänzungen bedacht sind. So mag der Verkauf der Biedermannschen Sammlung mehr als einer der Vollständigkeit entgegenreifenden Goethe- Bibliothek zu gute kommen. Die seltene Gelegenheit, ganze Reihen erster Ausgaben, in wenigen Exemplaren er haltene Drucke, verschollene Bücher und Zeitschriften, die Zeugnisse zu Goethes Leben und Schriften enthalten, ge schätzte Werke, von denen gleichwohl keine spätem Auflagen vorhanden find, hier beieinander zu finden, verdient die Auf merksamkeit der Sammler und Bücherfreunde in aller Welt und wird sie — daran ist nicht zu zweifeln — wohl auch finden. Immerhin wäre die Erhaltung der Biedermannschen Bibliothek in ihrer Integrität schon um deswillen von Wert und Bedeutung gewesen, weil sie die Basis einer bedeutenden und unvergänglichen Lebensarbeit gewesen ist. Man kann sich sagen, daß die Teilung dieser Sammlung unfehlbar gute Resultate zeitigen und nach mehr als einer Seite hin Ansporn und Anregung geben wird, und man wird dennoch aus dem bloßen Verzeichnis ihrer Schätze den Eindruck behalten, daß es wünschenswerter gewesen wäre, die Bibliothek in eine Hand übergehen zu sehen. Die Entstehung der v. Biedermannschen Bibliothek geht zurück auf vr. Traugott Andreas Freiherr o Biedermann (geboren 29. November 1743 zu Annaberg. gestorben 2. November 1814 zu Dresden) und vr. Gustav Heinrich v. Biedermann (geboren 17. Februar 1789 zu Dresden, ge storben 29 Juni 1862 zu Niederforchheim). vr. Gust. Heinr. v. Biedermann war einer der Studiengenossen Theodor Körners auf der Freiberger Bergakademie, hatte bis 1816 die Stellung eines Bergamtsassessors beim Bergamt Marienberg bekleidet und war dann, nachdem er sich durch Ankauf des Ritter gutes Niederforchheim die gesetzliche Vorbedingung zur Amts hauptmannschaft verschafft hatte, zum Amtshauptmann er nannt worden Er war mit einer Tochter des Marienberger Mädchenschullehrers Thoß. einer berühmten Schönheit, ver heiratet und hatte 1819 seinen Wohnsitz nach Niederforchheim verlegt. Am 3. März wurde ihm Gust. Woldemar v. Biedermann geboren. Woldemar v. Biedermann*) verbrachte seine Knaben jahre auf dem väterlichen Gute, trat im August 1830 in das Dresdener Kadettenkorps ein. besuchte später das Gymnasium zu Freiberg und bezog 1835 die Universität Leipzig zum Studium der Rechte und der Kameralwissenschaften. 1838 ging er nach Heidelberg und machte in demselben Jahre eine Ferienreise rheinabwärts bis Köln, über Aachen. Brüssel. Antwerpen nach Paris. Bei der Fahrt von Brüssel nach Antwerpen sah Biedermann zum erstenmal eine Eisenbahn. Er hatte keine Ahnung davon, wie nahe ihn sein eignes Lebensgeschick mit der neuen Erfindung verknüpfen sollte. 1838 kehrte er nach Leipzig zurück, bereitete sich zur juristischen Staatsprüfung vor. die er mit Zensur eins bestand, und begab sich 1841 nach Italien. 1842 ließ sich Wold. v. Biedermann in Dresden als Advokat nieder, trat aber ain 7. Januar 1845 als Referendar bei der Kreisdirektion zu Dresden in den Staatsdienst, gehörte vorübergehend den Kreisdirektionen zu Bautzen und Zwickau an und wurde 1849 dem Direk- *) Mit gütiger Genehmigung der Verlagshandlung nach der Abhandlung von Professor vr. Adolf Stern im, Goethe- Jahrbuch. Hrsg, von Ludwig Geiger. 24. Band. Frankfurt a. M. 1903, Literarische Anstalt Rütten L Loening.
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