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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1905
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- Deutsch
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- Saxonica
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^ 247, 23 Oktober 1905, Nichtamtlicher Teil- 9555 Bruders Namen alle Erschienenen willkommen. Er gedachte des Jubelfestes als eines Festes der Arbeit Vor hundert Jahren habe ein kleiner Tuchhändler, durch kriegerische Zeit lage in seinem Besitz gefährdet, sich entschlossen, Buchhändler zu werden. Dieser bescheidene Anfang bilde den Grundstein, auf dem im Lauf des Jahrhunderts das bald so lebhafte und umfassende Geschäftshaus erwachsen sei und Tausenden und Abertausenden seitdem Beschäftigung gewährt habe, Nation, Vaterland, Firma seien lockere Begriffe für die, die, von Sorge und Arbeitslast gedrückt, teilnahmslos ihren Lebensweg gingen. Ein festes Band aber seien sie für alle die, die mit bewußtem Willen ihre ganze Kraft in den Dienst eines großen Ganzen stellten. Bei solcher Gemeinsamkeit der Arbeit und des werktäglichen Lebens biete der heutige Ab schnitt eines Jahrhunderts im Leben des Hauses auch Anlaß zu gemeinsamer Fröhlichkeit Zu solcher frohen Feier hätten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sich hier versammelt; es freue ihn, sie alle hier begrüßen zu dürfen. Sein Hoch galt dem Personal! Für die Mitarbeiter dankte Herr Edling er, indem er den Chefs und deren Familien mit warmen Worten den Dank des Personals zum Ansdruck brachte für ihre nie erlahmende Fürsorge um das Wohl der Mitarbeiter, deren Hochachtung und treue Anhänglichkeit er betonte. Sein Hoch auf die Firma und die Familie Brockhaus fand stür mischen Wiederhall, Chöre des Gesangvereins leiteten zum Festspiel über: -Der hundertste Geburtstag«, verfaßt von Max Mendheim, Ein alter Arbeiter, von einem Knaben geführt, betritt den Hof vor dem Denkmal des Gründers und ergeht sich in Erinne rungen an die Zeit, während der er an dieser Stätte die Druckkunst gelernt und geübt hatte, Sehnsucht, die heimische Stätte wiederzusehen, habe ihn in seinen alten Jahren Her getrieben, Er kommt zur rechten Stunde, gerade zum hun dertsten Geburtstag, Der »gute Geist« des Hauses Bcockhaus erscheint und gibt sich ihm zu erkennen, Als vom Geist gerufene Gäste kommen Handel, Wissenschaft, Kunst, Dichter, Philosoph (von Schopenhauer entsandt), aus den be kannten Reisewerken Neger, Nordländer, Asiaten, ein Bote Schliemanns, der alte »Ersch und Gruber- in der Person eines altersschwachen Mannes, ferner das mächtig gewachsene, auch farbig verschönerte große und das kleine Konversations-Lexikon; auch Steckelbein, die bekannte lustige Figur vergangener Jahrzehnte, trägt seine unverwüstliche Heiterkeit in den versammelten Chor, Geistvolle und lustige Rede beleben alle diese Figuren und schaffen ein buntes, bewegtes Bild, das durch Auftreten der Fest sänger und in dem Ruf »Hoch, Brockhaus, hoch!« fröhlichen Ausklang findet. Musterhaft schnelles und fast geräuschloses Beiseite schieben der Tische schuf Raum für einen graziösen Damen reigen, der von 24 Paaren aus dem weiblichen Mitarbeiter personal in musterhafter Weise ausgeführt wurde und viel Beifall fand Er leitete in zwangloser Weise zum Ball hinüber, der den Schluß dieser schönen Vorfeier bildete und die Festgenossen noch lange beisammen hielt. Am Festtag, Sonntag den 15, Oktober, herrschte reges, festliches Treiben im Geschäftshaus, Querstraße 16, Im dritten Hof hatte vor 11 Uhr das männliche Mitarbeiter- Personal Aufstellung genommen, Buchhändler, Redakteure, Geographen, Lithographen, Steindrucker, Schriftsetzer, Kupfer drucker, Stereotypeure, Chemigraphen, Buchdrucker, Buch binder, — sie alle umgaben, mit festlichen Abzeichen ge schmückt, das Denkmal des Gründers Friedrich Arnold Brockhaus, Der Männergesangverein »Brockhaus« und die Curthsche Kapelle hatten vor dem geschmückten Balkon des Hauptkontors Aufstellung genommen. Die Gebäudefronten hatten Festschmuck angelegt; der gegebene schönste Schmuck freilich, das Laub der prächtigen Baum kronen, die diesen Hof erfüllen, versagte seine Mitwirkung, unfreundliche Vorboten des Winters hatten ihn weggefegt. Unaufhörlich rollte Wagen auf Wagen über die vordem Höfe heran mit Gästen, in langen Zügen auch kamen sie zu Fuß und erfüllten alsbald die weiten Räumlichkeiten der vereinigten Privatkontore. Im Privatkontor des Herrn Albert Brockhaus, dem größten dieser vornehmen Zimmer flucht, fand die Begrüßung der Chefs und derer Angehörigen statt. Von draußen durch die geöffnete Balkontür drangen die feierlichen Klänge von Webers Jubelouvertüre und der erhebende Beethoven-Chor »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre-, vom Männergesangverein kraftvoll oor- getragen, Sogleich nach Beendigung dieser Kundgebung der Geschäfts-Angehörigen begann der festliche Akt im Innern des Hauses, Anknüpfend an die verhallenden Klänge des Beethoven-Chors begrüßte Herr Albert Brockhaus seine Gäste mit folgender Ansprache: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" — das ist der richtige Grundton, auf den die heutige Feier gestimmt werden muß. Und ferner müssen wir dankbar sein, daß Friedrich Arnold Brockhaus sich bald entschloß, dies gesegnete Sachsen, dies auf strebende Leipzig zum Ort seiner dauernden Niederlassung zu schen Verwaltung im damals noch jungen Mittelpunkt des deutschen Buchhandels der rechte Boden für seine Tatkraft war. Freilich, von jener „guten alten Zeit" machen wir heute Lebenden uns recht verworrene Begriffe, Es war die Zeit von Deutschlands tiefster Erniedrigung, die Zeit des beinahe schrankenlosen Nachdrucks, die Zeit des Zunftzwangs, die Zeit, da der jetzige Gehilfe und Mitarbeiter noch Handlungsdteuer hieß und entsprechend behandelt wurde. Wie anders die herrliche neue Zeit nach 100 Jahren, in der wir leben und arbeiten und uns frei entfalten dürfen! Wir haben ein einiges Deutsches Reich, kräftige Bundesstaaten, wir haben die Selbstverwaltung in Gemeinde und Vereinen, eine einheitliche, auch dem Ärmsten zugute kommende Gesetz gebung, ein für unfern Berus lebensnotwendiges, Autor und Verleger schützendes Urheber- und Verlagsrecht, die köstliche Gewerbefreihett, das Koalitionsrecht der Arbeiter, die Fürsorge- Gesetzgebung gegen Krankheit und Unfall, gegen Alter und Invalidität — also allen Grund zur Freude, daß die -gute alte Zeit- vorbei ist und wir in der herrlichen neuen Zeit leben. Das mag uns auch die Gewähr dafür bieten, daß es der hundert zu überdauern, als es ihr wurdet das erste zu erleben. Der intelligente Arbeiter kann heute Abteilungsvorstand und Meister, kann Prokurist und Chef werden, der intelligente Arbeitgeber auf einen mäßigen Erfolg mit Sicherheit rechnen. Arbeiten beide zusammen in Frieden, der weitschauende, vorsichtig abwägende und mutig wagende Arbeitgeber und der fleißige, kluge und geschickte Arbeitnehmer, dann können sich große Handelshäuser, mächtige Industriebetriebe entwickeln und erweitern zum Segen jedes einzelnen Arbeiters, zum Segen für die Inhaber, zum Segen für Stadt und Land, Dis Firma Brockhaus hat in den hundert Jahren ihres Bestehens in allen Perioden das Glück gehabt, ganz hervor, ragende Mitarbeiter zu besitzen, deren Namen unzertrennlich sind von denen der Chefs und fest in unserem Gedächtnis haften. Wie gern möchten wir sie alle heute um uns versammeln, die diesen Ehrentag der Firma mit geschaffen haben! Viele von ihnen liegen unter dem grünen Rasen, wie ihre IS63-
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