237, II. Oktober 1905. Künftig erscheinende Bücher. 9115 rutsche (Verkags-cNnstakt Leipzig lKerkin Shakespeares dramatische Werke. übersetzt von Schlegel und Tieck. s Revidiert von Hermann Conrad. «seinem der gelehrten Kenner Shakespeares ist es jemals unbekannt gewesen, daß die Schlegel-Tiecksche Übersetzung — ^ d- als Gesamtwerk eine Meisterleistung ersten Ranges — im einzelnen voller Mängel und Fehler ist. Seit einer Reihe von Jahren ist deshalb die Frage einer gründlichen Revision weit über die Kreise der eigentlichen Shakespeare- Gemeinde hinaus lauter und immer lauter debattiert worden und wiederholt auch Gegenstand der Jahresversammlung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft gewesen. Sie endlich veranlaßt und eingeleitet zu haben, war eins der letzten Verdienste des f Präsidenten der Gesellschaft Or. Oechelhäuser, jenes ideal gesinnten und trotz seines hohen Alters ungewöhnlich schaffensfrohen Mannes, der es möglich machte, eine Äälfte seines Lebens seinem äußerst erfolgreich be triebenen industriellen Berufe zu widmen, die andere der tatkräftigen Verehrung des größten aller Dichter und speziell seiner Einbürgerung auf der deutschen Bühne und im deutschen Volke. Den rechten Mann für die Ausführung dieser Riesenarbeit glaubte er in Verbindung mit Kennern und Freunden nach langem Suchen in Professor Hermann Conrad, einem der bedeutendsten Shakespeare-Forscher der Gegenwart, gleich ausgezeichnet als Philologe wie als formgewandter Essayist und wohlbewandert auf allen hier in Frage kommenden Gebieten, gesunde» zu haben. 1902 hat Professor Conrad mit der Revision begonnen, und heute sind wir in der Lage, das Resultat der mehr als dreijährigen Arbeit dem deutschen Volke vorzulegen, einer Arbeit, wie sie bald wohl nicht wieder vorgenommen werden dürfte. Eine durchgängige Umformung der Schlegel-Tieckschen Ausgabe ist natürlich weder geboten noch versucht worden. Eine solche würde einer Neuschaffung der Übersetzung gleichkommen und zu den bisherigen Versuchen, Schlegel zu übertreffen, nur einen neuen gefügt haben. Die größtmögliche Pietät gegen die Schlegelsche Übersetzung war im Gegenteil Grundprinzip. Nirgends wird von einem kleinlichen Sichvordrängen des Bearbeiters die Rede sein können. Wie groß seine Arbeit trotzdem oder gerade deshalb war, wird aus der gleichzeitig erscheinenden Schrift „Schwierigkeiten der Shakespeare-Übersetzung" ersichtlich werden. Auch die sachkundige Kritik wird die Leistung zu würdigen wissen. Am Schluffe seines Vorworts dankt Professor Conrad denen, die ihm bei seiner Arbeit ihre Mithilfe ge liehen haben, „mit dem Preise, den jeder verdient, der sich über diese in stnmpfen Materialismus nnd tsgoismus versinkende Zeit kraftvoll emporreckt nnd Taten verrichtet, nicht zu seinem persönlichen Vesserbefinden, sondern einer edeln Idee zuliebe". Uns deucht, Gleiches wird man auch von seinem Schaffen, einer stillen, ernsten Gelehrtenarbeit, sagen müssen, die mit in erster Linie berufen erscheint, das köstliche Erbe des großen Briten auf Jahr und Tag hinaus im deutschen Volke lebendig zu erhalten. ^ Neue Revision der Schlegel-Tieckschen Übersetzung ^