Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19051007
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190510077
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19051007
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-07
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^r 234, 7. Oktober 1905. Nichtamtlicher Teil 8941 Nichtamtlicher Teil Vttchersammlungrn dcv XVII. Jahrhunderts in Mährisch-Trülmu. Von Morst Grolig.') I. Die Klassiker im mährischen Athen Zur Charakterisierung der glanzvollen Hofhaltung des Ladislaus non Zierotin in Mährisch-Trllbau (1589—1621) war — allerdings erst am Beginn des neunzehnten Jahr hunderts — für diese Stadt die Bezeichnung des »mährischen Athen« aufgekommen'). Man hat sich seither begnügt, dieses klangvolle Epitheton recht oft zu wiederholen, ohne jedoch den Beweis der Berechtigung für diesen anspruchs vollen Namen auch nur zu versuchen. Allen denen, die diese Bezeichnung nachgeschrieben und nachgesprochen haben, schwebte nur ein ebenso märchenhaft-phantastisches wie un klares Bild der zu jener Zeit allerdings noch im Schlosse zu Trübau vorhandenen Sammlungen des Ladislaus von Bozko- wicz und dessen Bibliothek st vor, die aber als Bildungs faktor für die Bewohner der Stadt ebensowenig in Betracht kamen, wie heute die der Allgemeinheit unzugängliche Bücher- nnd Kunstsammlung eines Schloßbesitzers in dieser Hinsicht für die Ortsbewohner in Beziehung gebracht werden kann. Inwiefern das oben genannte Lpitüetoa oruaos gerecht fertigt sein mag, soll hier untersucht werden auf Grund der handschriftlichen Verlassenschastsabhandlnngen, »Jnventationen« genannt, die aus dem Jahrhundert von 1508 bis 1618 erhalten sind. Nach dem Ableben der einzelnen Bürger öffnen sich unserm Blick deren Speicher und Stuben mit dem mannigfaltigen Inhalt der bisher gegen jeden Fremden wohl verwahrten Truhe» und Kasten! und so ist es nicht nur möglich, in die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung, in ihre Häuslichkeit und Vermögensverhältnisse Einsicht zu nehmen, sondern auch einen Anhalt zu gewinnen Uber das geistige Leben und die Bildung der Bewohner einer mährischen Provinzstadt des 17. Jahrhunderts, ein Bild, das allerdings nicht für die übrigen Städte dieses Landes generalisiert werden darf. Trübau hatte unter den Herren von Bozkowicz (I486—1589) einen solchen Wohlstand erreicht wie nur wenige andere Orte Mährens, und als nach dem Tode des letzten der Bozkowicze, Johann, dessen Neffe Ladislaus Welen von Zierotin im Besitze von Stadt und Herrschaft »ach- folgte, war es auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen st und kulturellen') Blüte angelangt. 'Gleichzeitig hatte ohne nach weisbaren Kampf die Lehre Luthers Eingang und Ver breitung in Stadt und Land gefunden. Die lateinischen und griechischen Inschriften auf den zahlreichen Bau- und Kunst denkmälern jener Epoche der Bozkowicze und Zierotinest zeugen heule noch von der Bildungshöhe der damaligen Be wohner der Stadt, die diese Inschriften auch in der bir st Mit gütiger Genehmigung des Bersassers, Herrn Professor vr. M. Grolich, Bibliothekars des K. K. Patentamts in Wien. Die Abhandlung ist als Manuskript gedruckt soeben erschienen. Der Bcrsasscr stellt Interessenten auf Wunsch einzelne Abzüge unentgeltlich zur Verfügung. <S. auch -Bilcherpreise — Bücher schicksale- im Börsenblatt Nr. 89 vom 19. April 1904.) >) Zuerst nachweisbar in Wolnp: D. Markgrafsch. Mähren. Brünn 1839. V. Bd. S. 791. ') Mitt. d. österr. Vereins s. Biblw. VII. 149—158. st Grolig: Aus dem Haushalte der Stadt M.-Trübau im 16. u. II.JHdt. Notizenbl. d. hist.-stat. Sektion. Brünn. 1889, Nr. 2 u. 3 st Grolig: Schulzustände in M.-Trllbau im 16. u. 17. Jhdt. id. 1889, Nr. 4. st Grolig: Quellen z. Gesch. d. Stadt M.-Trübau. ib. 1888, Nr. 12. spräche zu lesen verstanden, wenn sie an ihnen vorbeigingcn. Lateinische und griechische Bücher befanden sich nicht nur im Eigentum der »klassisch« gebildeten Fachleute und Gelehrten, sondern auch in Berufskreisen, wo wir heute vergeblich nach solcher Literatur fahnden würden: bei Handwerkern und Gewerbetreibenden. Und daß diese Leute auch ihre la teinischen Autoren verstanden und sic nicht nur als Prunk- und Paradestücke auf den Bücherbrettern ihrer Stuben stehen hatten, beweisen hinlänglich die dazugehörigen Wörterbücher und Grammatiken, von denen lateinische 1599, 1605, 1612 und 1618, in dem letztgenannten Jahre auch eine griechische nachweisbar sind. 1600 wird ausdrücklich die Grammatik des Aelius Donatus genannt und auch deren Preis, 5 Groschen, angegeben. 1612 erscheint äoo vsspantsrü 6rawwstio», Axotoiis et Lrosoäia. Die Gesamtveröffentlichung der in den Trübaner Jn- ventationsbüchern enthaltenen Bücherverzeichnisse mag einer andern Gelegenheit Vorbehalten bleiben; hier handelt es sich lediglich darum, diejenigen griechischen und römischen Schrift steller aufznzählen, die in dem Jahrhundert nach ihrer erst maligen Vervielfältigung durch den Buchdruck nach einer kleinen Stadt des nördlichen Mähren gelangt waren. Vor dem Jahre 1585 finden sich in den Verlassenschasts-Verzeichnissen keine Bücher vor Da nun nicht anzunehmen ist, daß erst in diesem Jahre plötzlich alle Bücher nach Trübau gebracht worden seien, so dürfte man mit der Annahme nicht fchlgehen, daß sich hierin nur die Wirkung einer neuen amtlichen Differenzierung bemerkbar macht. In dem alten Formular für die Verzeichnung von Verlassenschaften hatte nicht die Rubrik -Bücher- gestanden. Da erinnerte man sich eines Tages, daß Bücher denn doch auch Wertgegenstände seien; dieser Erkenntnis verdanken wir nun den urkundlichen Nach weis der schon seit mehreren Menschenaltern vorhanden ge wesenen Bücher. Aus der griechischen Literatur finden wir ^ristotelos 1605 im Besitz des Bürgers Daniel Charwat; Iboopdrost ist 1594 im Eigentum des Rentschreibsrs Andreas Fuoff, 1611 in der Verlassenschaft des Apothekers Zacharia Weigel verzeichnet, kossolii Oolloguia 6r»oea und ein kssltsrinw 6r»ees ot Utioo zeugen von der Sprachkenntnis ihres Be sitzers, des Tuchmachers Thoma Grolig. st Ungleich besser vertreten ist die römische Literatur. Im Besitz des eben Genannten ist 1612 das Geschichtswerk des (s dnrtius Rnkus sowie die Rhetorik dicoros, dessen Reden Zacharia Weigel 1611 sein eigen nannte. Do oratoro und Lpistolao besaß 1618 Markus Kirschner, ebenso einen Uorar und einen Virgil. Aus dem Nachlaß des Malers Peter de Petri (1611) stammte ein Oviä. I-ivlus besaßen 1591 Nikl Strauß, 1593 Adam Kler und 1600 Georg Schartt. lorvvtii traxosäios enthielten der Nachlaß des Hans Scholz 1588, des Zacharias Wittke 1600 und Walther Hacker 1613. Eine Folioausgabe des Valerias Nüxiwus in der Ver- lassenschaft Thoma Groligs (1612) und des Llivius bei Z. Weigel 1611 schließen die Reihe. Wieviel sonst an alt klassischer Literatur sich in den Händen der Trübaner Bürger schaft befand, darüber liegen keine positiven Angaben vor, da sich nur der Bllcherbesitz der Verstorbenen urkundlich ver zeichnet erhalten hat Es ist nun naheliegend, zu fragen: Wieviel hat sich von diesen Büchern im Besitz der Bewohner der Stadt Trübau auf die Nachwelt weiter vererbt und erhalten? Kein Blattl müssen wir antworten Während der Gegenreformation sind alle diese Drucke vernichtet worden; von allen diesen °) Vgl. Mitt. d. öst. V. f. Biblw. VII. 7—11. 1184
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder