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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1905
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- Erscheinungsdatum
- 27.03.1905
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- Deutsch
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auf den Nägeln, und er fängt an, mich sehr nöthig zu brauchen. Wenn ich mich nicht entscheidend für den Mercur mit ihm verbinde, so wird er wohl aufhören. Er hat mir über das Mercantilische ein offenherziges Geständniß abgelegt; ich will Dich selbst darüber uctheilen lassen. Der Mercur hat ohngefähr 1200 Käufer, welches auf 2000 Thaler, wie er sagt, hinausläuft (vcrmuthlich nach Abzug dessen, was Göschen erhält). Die Druck- und Papierkosten, sagt er, stehen zwischen 7 bis 800 Thaler. Nun bleibt ihm nach Abzug der Honorarien, wie er be hauptet, nicht viel über 200 Thaler, welches mir dadurch begreiflich wird, weil er z. B. Reinhold 300 Thaler sn gros bezahlt, und wer weiß, was seine beiden andern Schwieger söhne ihm ausgepreßt haben.» — »Nun ist noch ein Aus weg, worüber er mir eben eine kategorische Antwort ab fordert, nämlich die alte schon voriges Jahr projectirte Entreprise, den Mercur ganz nach einem neuen und der Nation interessanten und anständigen Plan herauszugeben, wovon der LIsronrs äs lA-avoo, der schon l40 Jahre sub- ststirt, das Modell sein soll.- Schiller ist Feuer und Flamme für den Plan; es fehlt nur noch der dritte Mann, der sich dem Werke ganz widmen könnte, einen Namen hätte und, sobald er nicht nötig hätte, ums Geld zu schreiben, etwas Vortreffliches leisten könnte. Er hat die besten Hoffnungen für die Zukunft, sieht alles im rosigsten Lichte und baut die schönsten Luftschlösser. Körner sieht die Sache nüchterner, kühler an und dämpft merklich das Feuer der Begeisterung. -Der mercantilische Erfolg hängt bloß vom Zutrauen des Publikums zu denjenigen ab — schreibt er —, die sich als Unternehmer ankündigen. - Wieland wirft er dann vor, bei der Aufnahme von Beiträgen nicht wählerisch gewesen zu sein, und an Schiller rügt er mit Recht, daß er es an Pünktlichkeit im Erscheinen seiner Produkte fehlen lasse. Er kann sich daher nicht überzeugen, daß die bloße Ankündigung von Wieland und Schiller große Wirkungen in Ansehung des Debits Hervorbringen würde. Körner meint daher, es wäre unnötig, eine neue Ankündigung zu erlassen, man solle lieber den Merkur vom nächsten Jahre an erheblich verbessern und dann sehe», daß man seitens des Publikums genügend unterstützt werde. So sollte denn auch, wie Schiller im Dezember an- fllhrt, verfahren werden. Aus dem Plan der Teilhaberschaft Schillers an dem Merkur wurde schließlich nichts; mancherlei mag dies ver schuldet haben, in erster Linie wohl die Berufung Schillers als Professor nach Jena. Am 15. Dezember 1788 macht Schiller dem Dresdner Freunde die ersten Andeutungen da von. Der von Voigt und Frau von Stein betriebene und von Goethe warm unterstützte Plan scheint nicht überall Beifall gefunden zu haben, so z. B. bei manchen Professoren in Jena nicht, die es Schiller auch später recht deutlich fühlen ließen, daß er eigentlich nicht zur Zunft gehöre, auch bei Wieland nicht. Der letztere schreibt am 18. Februar 1789 einmal an seinen Schwiegersohn Reinhold nach Jena'): »Ich bekomme Schillern kaum in 4 Wochen einmal zu sehen, und weiß nicht, was für Freunde er in Jena hat, und durch was für Canäle er seine Professur be kommen hat. Wie es ihm gelingen wird, muß der Erfolg zeigen: ich habe (soit ckit sntrs nous) keine große Mepnung davon. Er ist ein edler und guter Mensch, aber singulär und was die Menschen xou liant nennen. Danken Sie den Göttern, daß es so ist; er würde Ihnen nur manche Stunde nehmen, die Sie besser verwenden. - Aus den Briefen Schillers an Körner geht auch hervor, ') Keil, Wieland an Reinhold. 105. daß der Verkehr zwischen Schiller und Wieland im Anfang des Jahres 1789 an Herzlichkeit nachließ. Als Mitarbeiter des Merkur finden wir Schiller zwar noch fernerhin; seine akademische Antrittsrede ist z. B. in der Zeitschrift abgedruckt; aber von dem wiederholt mit so viel Begeisterung erwähnten Plan einer Vereinigung des Merkur und der Thalia war endgültig Abstand genommen. Von 1790 an erschien dann der Merkur unter dem Namen »Neuer deutscher Merkur«, und zwar war K. A. Bötticher fortan Wielands Mitarbeiter und später auch vorwiegend Herausgeber des Blattes; dieser aber wiederum hatte Interesse daran, Schiller fernzuhalten. Wieland hatte damals auch den Plan gehegt, den Ver lag des Merkur ganz an Göschen, der die Zeitung in Kom mission hatte, zu veräußern. Göschen verhielt sich aber ziemlich ablehnend und ließ sich erst nach längeren Sträuben herbei, Wieland eine runde Summe von jährlich 1800 Taler zu zahlen, und Wieland überließ es Göschen, -dies Hono- rarium nach seinem Gutdünken zu erhöhen, wenn der Ab satz 1600 Exemplare übersteigen sollte-. Die Thalia schritt sehr langsam voran, und Schiller beeilte sich, seiner alten Gewohnheit gemäß, nur dann, wenn er die Gefälligkeit Göschens in Geldsachen in Anspruch nehmen wollte. Andre Arbeiten, neue Pflichten nahmen ihn in An spruch. Vor allem seine Professur. Er meinte, Professor der Geschichte geworden zu sein und als solcher geschichtliche Vorlesungen halten zu müssen. Seine Antrittsvorlesung hatte kolossalen Zulauf, und auch sein Kolleg fand zuerst viele Zuhörer. Wie wenig Schiller aber für sein Amt vor bereitet war, zeigen seine Briefe an Körner. Ein so genannter »knochentrockener und langweiliger Historiker«, welches Prädikat manchen Geschichtsprofessoren damaliger Zeit zuteil wurde, ist er auch nie geworden; dagegen ein geistreicher und volkstümlicher Geschichtschreiber, der durch seine Schriften die Geschichte zum Gemeingut der großen Menge machte und sie von dem gelehrten Beiwerk, das sie ungenießbar machte, befreite. Schiller zählt in erster Reihe mit zu den Gelehrten, die die neue Geschichtswissenschaft in Deutschland begründet und ihr den Platz eingeräumt haben, den sie in Frankreich und England sich bereits erworbe hatte. Schiller sollte dadurch, daß er annahm, er wäre all Professor der Geschichte nach Jena berufen, noch in die größte Ungelegenheit kommen, wie hier gleich erwähnt wer den möge. Seine bekannte Antrittsrede: »Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte- war außer im Wielandschen Merkur auch einzeln erschienen, und zwar in der -Akademischen Buchhandlung in Jena- 1789, 32 S. 8"., mit dem Zusatz: -Eine akademische Antrittsrede ber> Eröfnung seiner Vorlesungen gehalten von Friedrich Schiller, Professor der Geschichte in Jena«. Er hatte nicht gewußt, daß er durch diese Bezeichnung mit einem, der eine Nominalprofessur zur Geschichte hatte, kollidieren könnte. Es war dies der Professor Heinrich,') der darüber, wie Schiller an Körner schrieb, -Lärm geblasen hat-. Der mit Schiller befreundete Professor Griesbach teilte es ihm mit und riet ihm, die Sache ändern zu lassen und statt Pro fessor der Geschichte, Professor der Philosophie zu setzen. Schiller war auch dazu bereit Mittlerweile hatte sich der Akadeiniediener in den Buchladen begeben, um die ge druckten Exemplare zu beschlagnahmen; da man sie aber nicht geben konnte, weil sie schon versandt waren, reißt er, wie Schiller voll Empörung an Körner und an Lotte von Lengefeld schreibt, den angeklebten Titel von der Tür des Buchladens ab. An Lotte fügt der Dichter in dem Schreiben noch hinzu: ') Christian Gottlieb Heinrich (1748—1810), seit 1782 Professor der Geschichte in Jena
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