Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050318
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190503184
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050318
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-18
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2680 Nichtamtlicher Teil. 85, 18. März 1905. »Jeder Kaufmannsdiener, jeder unbemittelte Student, jeder Landpfarrer, jeder mäßig besoldete Offizier soll Ihre Werke kaufen können. Sie sollen dann erst von ganz Deutschland gelesen werden und auf ganz Deutschland wirken.. Vor Drucklegung galt es übrigens noch, einen Rechts streit mit den bisherigen Verlegern Wielands auszufechten. Weidmanns behaupteten nämlich, das ausschließliche Verlags recht zu besitzen; ganz klar war die Sachlage jedenfalls nicht; denn es hatten sich drei Instanzen mit ihr zu befassen. Im Dezember 1792 klagten Weidmanns bei der Leipziger Biicher- kommisfion, die die Sache vor das Schöppengericht brachte. Dort gewann Göschen den Prozeß; denn dieses entschied, daß es einem Autor nicht untersagt sein könne, seine Werke zu revidieren und sodann in einer Gesamtausgabe neu heraus zugeben. Weidmanns legten Berufung an die juristische Fakultät der Universität Leipzig ein, und sowohl diese als auch das sächsische Oberappellationsgericht entschieden zu gunsten Göschens. Wieland ließ die beiden Verleger Prozeß führen und mengte sich selbst nicht in den Rechtsstreit. Trotz herzlicher Beziehungen zu Göschen, dem er einmal schrieb; »Ich könnte Sie nicht mehr lieben und wenn Sie mein Bruder oder Sohn wären«, hielt er auch die Verbindung mit Weidmanns aufrecht. Viscount Goschen meint zwar, daß er von Weidmanns nichts mehr wissen wollte; doch geht das Gegenteil aus einem Briefe Wielands hervor, der sich in meinem Besitz befindet und den ich hier veröffentliche in der Vermutung, daß er bisher noch nicht abgedruckt worden ist; »Hochgeehrteste Herren! »Ew. Wohlgebohren habe die Ehre hiedurch den rich tigen Empfang der überschickten Sechzig Stück Ducaten als Honorars für die neue Ausgabe meiner Übersetzung der Horazischen Satiren, mit schuldigem Dank quittirend zu bescheinigen. »Die besondere Sorgfalt, welche Sie auf die mög lichste Correktheit des Abdrucks verwenden, gereicht Ihrer auch in diesem Stück berühmten Handlung eben so sehr zur Ehre als mir zum Vergnügen. »Möchten E. W. nun bald auch Ursache finden, sich zu einer meinen Wünschen entsprechenden Maßregel in Ansicht einer Ausgabe von der letzten Hand meines Lncians zu entschließen! »Ich beharre inzwischen mit Hochachtung und Er gebenheit E. Wohlgebohren gehorsamster Diener Weimar, 28. Januar 1804. Wieland.« Nachdem, wie bereits erzählt, der Weg freigegeben war, rührte Göschen die Trommel, und in allen Winkeln Deutsch lands waren seine Freunde mit großem Eifer für ihn tätig. Wieland war in der Korrektur und Revision peinlich genau, so daß die ersten fünf Bände erst im Februar 1795 auf den Markt kommen konnten; drei Jahre später lagen die dreißig Bände vollendet vor. Das materielle Ergebnis der Wieland-Ausgabe konnte Viscount Goschen nicht feststellen; doch dürfte es zufriedenstellend gewesen sein, da Göschen den oft stürmischen pekuniären Anforderungen seines Autors mit Bereitwilligkeit entsprach und, als dieser an den Anlauf eines Landguts im Preise von 22900 Taler ging, ihm sofort einen Vorschuß von 4000 Taler gewährte; freilich beklagte er sich mitunter über hohe Herstellungskosten (»das Papier ist, seitdem ich die Werke drucke, um 100 Pro zent gestiegen-) und über die jedem Buchhändler sattsam be kannten »Abspringer» (»seit ich Ihre Werke drucke, sind mir schon zwanzig Liebhaber der Quartausgabe theils durch den Tod, theils durch andere Umstände abgegangen Je länger die Fortsetzung dauert, desto mehr gehen Käuffer ab, und zuletzt kann ich genöthigt werden, diese Ausgabe mit Schaden zu drucken«). Für ein Kupferstich-Porträt Wielands bezahlte Göschen 300 Taler und mußte dann die bittersten Vorwürfe des in seiner Eitelkeit verletzten Dichters hören, dem das Bild, durchaus mißfiel. »Ich sollte denken«, schrieb er, »ich wäre, so wie ich bin, schon häßlich genug und Herr Bause hätte nicht nöthig gehabt, eine solche Carricatur aus mir zu machen. Wer es hier sieht, kreuzet und segnet sich. Welche Schafs augen! welche Nase! Welch ein satyrmäßig verzogenes Maul! ruft jedermann und darüber ist nur eine Stimme.« Obwohl diese große Unternehmung Göschens Tätigkeit und Betriebskapital vollauf in Anspruch nahm, zögerte der vielumworbene Verleger dennoch nicht, Kontrakte mit Klop- stock und mit Jffland abzuschließen Wie bei Wieland brachte er auch von Klopstock vier Ausgaben; eine große Quart ausgabe zum Preise von 47 Taler, eine große Oktavausgabe auf Velinpapier zu zehn Taler, auf Schreibpapier zu sieben Taler und auf Druckpapier zu fünf Taler. Die Herstellungs kosten der Quartausgabe beliefen sich aus 10 000 Taler! Zur selben Zeit erwarb sich Jffland als trefflicher Interpret der Schillerschen Helden (Wallenftein) und als Autor einer unübersehbaren Anzahl von Familienstücken großes Ansehen; Göschen schloß mit ihm ein Übereinkommen wegen der Lieferung von 16 Bänden ab »nd setzte ein Ge samthonorar von 8000 Taler fest. Er muß wohl mit der Ausgabe Erfolg gehabt haben, da er 1827 eine neue Auf lage veranstaltete. Die Berichte über diese Unternehmungen werden in angenehmer Weise belebt durch die Darstellung der Lebensgeschichte des damaligen Korrektors der Druckerei Göschen. Dieses wahrlich nicht beneidenswerte Amt versah nämlich Seume, der durch seine abenteuerlichen Schicksale und seine autobiographischen Werke bekannte Freund Schillers und Göschens. Die Weimarer Dichterfürsten konnte Göschen leider nicht festhalten; bei beiden waren die Bemühungen Cottas, sie für seinen Verlag zu gewinnen, erfolgreich. Die Be ziehungen Göschens zu Goethe waren stets rein geschäftliche gewesen, während Schiller seinem Verleger auch nach der geschäftlichen Trennung noch immer die freundschaftlichsten Gefühle bewahrte; benutzte doch der Dichter die Gelegenheit, als er mit seiner Frau im September 1801 Körner in Dresden besuchte, auf der Rückreise nach Weimar bei Göschen in Hohenstädt einzukehren und dort Erinnerungen an die gemeinsam in Gohlis verlebten Tage aufzufrischen. Auch der Briefwechsel zwischen beiden wurde fortgeführt; der letzte Brief Schillers an Göschen datierte vom 24. April 1805. Noch zwei Briefe schrieb der Dichter, einen an Goethe und am folgenden Tage einen an Körner. Göschen wandte sich nun dem Verlage lateinischer und griechischer Autoren zu. Er brachte eine Bibliothek der lateinischen Klassiker (Terenz, Lucrez, Catull, Tibull) und unternahm einen Homer, von Wolf ediert, wovon er eine Schulausgabe in vier Bänden (Auflage 6000 Exemplare, Honorar 30 Taler für den Bogen), eine Ausgabe in Groß- Oktav (Honorar 25 Taler pro Bogen, und eine Pracht ausgabe in Groß-Oktav (Honorar 80 Friedrichsdor) ver anstaltete. Krieg und Kriegsgeschrei bildeten die Kennzeichen der folgenden Jahre und zogen das Haus Göschen — in ge schäftlichem und privatem Sinn genommen — tief in Mit leidenschaft. »Wer kann Bücher kaufen«, schrieb Göschen, »wenn kaum Geld genug ist, um Brot zu kaufen.» Mehr als sieben Jahre lang stockte alle Verlagstätig keit; nur Gelegenheitswerke kamen zum Vorschein, zum
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder