Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050314
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190503147
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050314
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-14
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2504 Nichtamtlicher Teil. 81, 14. März 1905. Nachdruck auf die Schilderung der ärmlichen Verhältnisse, in denen sein Großvater, der Held des Buches, heranwuchs. Hilfreiche Leute nahmen sich des verwaisten Knaben an. ließen ihm Erziehung und Unterricht zuteil werden und übergaben ihn. seinem Wunsch entsprechend, dem Buchhändler Cramer in die Lehre. Bei Crusius in Leipzig machte er seine Gehilfenzeit durch, und nachdem er 1781 die »Verlagskasse« in Dessau in Verbindung mit der 'Buchhandlung der Gelehrten« geleitet hatte, begründete er 1785 in Leipzig ein Verlagsgeschäfl. Materielle Mittel standen dem Anfänger nicht zu Gebote; dagegen konnte er sich auf seine Erfahrung, geschäftliche Tüchtigkeit und auf schätzenswerte Beziehungen zu hervorragenden und einflußreichen Schrift stellern stützen. Patenschaft vertrat bei der Geschäftsgründung Christian Gottfried Körner, als Vater des Frciheits- sängers wie als Freund Schillers eine bekannte, verehrte Gestalt. Das Kapital, das er dem befreundeten strebsamen Verleger als Einlage zur Begründung des Geschäfts vor streckte, war 3000 Taler, eine sür die damaligen Verhältnisse nicht geringe Summe; doch sollte die Freundschalt Körners mit dem Weimarer Kreise für den neu errichteten Verlag stärker in die Wagschale fallen! -Im Anfang war das Wort», und den Anfang machten die meisten Buchdrucker und Verleger des achtzehnten Jahr hunderts mit dem heiligen Wort — der Bibel. Auch Göschen, dem die sorgfältigste typographische Ausstattung seiner Werke Bedürfnis und Freude war. begann mit einer neuen Ausgabe der Bibel. Bald schloß sich Archcnholtz' Zeitschrift sür Literatur und Völkerkunde an und ein auf großen Absatz berechnetes Not- und Hilfsbüchlein für Bauern leute. Die Hoffnungen Göschen? wurden nicht getäuscht; er entschloß sich, das 400 Seiten in Großoktav starke Buch für 8 Groschen abzugeben, und hatte Erfolg — es sollen bis zum Jahre 1811 nicht weniger als eine Million Exemplare unter das Publikum gekommen sein — ein Beweis, daß die heutigen großen Auflagen mancher Saisonbiicher schon vor 120 Jahren ihre Vorgänger hatten. Im März 1785 bereitete sich für Göschen ein großes Ereignis vor — um jene Zeit suchte Schiller, von Geld sorgen gedrückt, von Mannheim fortzukominen; die -Rheinische Thalia», die er damals auf eigne Kosten herausgab und in der die ersten Szenen vom Don Carlos veröffentlicht waren, hatten ihn in finanzielle Nöte gestürzt. »Würde es Huber nicht möglich sein,« schrieb er damals nach Leipzig, »mir einen Vorschuß von 100 Talern von Buchhändlern oder andern Juden zu verschaffen?«') Die Freunde — Körner und Huber — wußten Rat; sie setzten Göschen, um ihm Schiller als Autor zu verschaffen, in den Stand, 800 Taler als Vorschuß zu senden Schiller konnte seine Schulden in Mann heim begleichen und reiste im April 1785 nach Leipzig. Wer das Schillerhäuschen in Gohlis kennt, wird mit Freuden hören, daß Dichter und Verleger — Schiller und Göschen — dort freundschaftlich vereinigt wohnten. Langsam ging die poe tische Arbeit Schillers von statten, im November 1785 sandte er seinem Verleger das Manuskript des Gedichts »An die Freude«, und im Februar 1788 erschien bei Göschen ein Heft der Thalia mit der Fortsetzung des Don Carlos. Der Kreis der angesehenen Schriftsteller, mit denen Göschen in Beziehung kam. erweiterte sich; Bertuch, der Weimarer Gelehrte und Geschäftsmann, eröffnete ihm äußerst wertvolle Verbindungen, indem er ihn mit Wieland und später mit Goethe bekannt machte. Der Vertrieb des »Merkur«, eine gemeinsame Unternehmung von Bertuch und Wieland, wurde Göschen übergeben. So konnte der junge *) Aus unfern Tagen: Die Ausstattung des kürzlich neu inszenierten Don Carlos an der Wiener Hosbühne verschlang mehr als das Hundertfache dieser Summe! Verleger, der mit einem kleinen geborgten Kapital be gonnen hatte, nach einjährigem Betriebe in den Meßkatalog mit 4 Zeitschriften einziehen: mit Schillers Thalia, Archenholtz, Zeitschrift für Literatur und Völkerkunde, mit dem Merkur, und einem Magazin der Philosophie. Vorerst konnte sich Göschen freilich nur seiner moralischen Erfolgen freuen, während die materiellen Er gebnisse dürftig waren; doch trotzte er allen Geschäftsso, gen und reiste nach der Ostcrmesse 1786 zu Wieland, der von dem jungen Verleger einen sehr günstigen Eindruck empfing. Es galt, bei Wieland dessen alten Verleger Reich aus dem Felde zu schlagen, und dies gelang insofern, als Wieland seinem Versprechen gemäß nach Reichs Tode Göschen zu seinem Verleger machte. Aus den geschäftlichen Beziehungen ent wickelte sich eine herzliche Freundschaft, die auch trotz auf- lauchender Differenzen und Verstimmungen nie ernstlich getrübt wurde. Aber es sollte noch besser kommen. Die beiden Namen, die dem deutschen Ohre stets zusammenklingen und die geschmacklose Leute, allen Abmahnungen zum Trotze gegen einander abzuwägen und auszuspielen nicht müde werde», Schiller und Goethe, sollten in seinem Verlag vereinigt werden. Bertuch. der unermüdliche, wußte um die Absicht Goethes, eine Gesamtausgabe seiner teils verstreut er- crschienenen. teils noch nicht gedruckten Schriften veranstalten zu lassen. Uin jene Zeit stand Goethe eben nicht im Mittelpunkt des literarischen Interesses; den Staatsministcr Goethe kannten viele, den Dichter wenige. Es schien so lange her, daß er den Götz, den Clavigo, den Werther geschrieben hatte. In Weimar hatte er die Gunst der Hohen und Mächtigen gewonnen, an Bedeutung und Geltung beim Volk eher verloren. Es mutet heute so sonderbar an und war doch in den damaligen Verhältnissen begründet, daß Goethe während der Verhandlungen mit Göschen schrieb, »daß man auf eine zweite Auflage nicht rechnen dürfe, und daß er Göschen mit Bezug aus die Stärke der Auflage nicht einschränken wolle«. Bertuch machte den betriebsamen Zwischenhändler, und Göschen war eifrig be müht. seinem Verlag zu sichern, was ihm unvergänglichen Ruhm in der Geschichte des Buchhandels verschaffen sollte. Persönliche Begegnungen zwischen Goethe und Göschen fanden niemals statt; alles wurde auf schriftlichem Wege erledigt. Wohl reiste Göschen nach Karlsbad, um dort mit dem Dichter Rücksprache zu nehmen; aber nachdem er in dem Badeort acht Tage lang mit der größten Un geduld aus Goethe gewartet hatte, reiste er unverrichteter Dinge wieder ab. Am selben Tag traf Goethe in Karlsbad ein. Von Karlsbad, 2. September 1786, ist das Überein kommen zwischen Goethe und Göschen über die Herausgabe der Werke datiert; es wurde bestimmt, daß Göschen für die erste Auflage von acht Bänden in Kleinoktav 2000 Taler zu zahlen habe. Die Zeichnung der Kupfer sollte Chodo- wiecki übernehmen. Göschen reiste nach Wien, um für Goethes Werke ein Privilegium für das Reichsgebiet zu erwerben. Dort sammelte er auch Subskribenten, wie denn der ganze Absatz durch Subskription erfolgen sollte. Ein schwungvolles Zirkular wurde an den Buchhandel er lassen und mit einer heute sehr sonderbar klingenden War nung an die Herren Nachdrucker versehen: »Sie sollen so blamirt werden, daß Ihr eigenes Weib, Ihr eigenes Kind Sie mit Verachtung ansehen und kein ehrlicher Mann mit Ihnen aus einem Kruge trinken soll ... « Das Wort des Jägers im Wallenstein; -Was nicht verboten ist, das ist erlaubt« galt nicht von allem und für alles. Manches war und ist gesetzlich nicht verboten und moralisch doch nicht erlaubt. Der Nachdruck war, wenn der Verleger kein Privilegium erworben hatte, ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder