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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1905
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil Schillers Verleger. Von I. H, Ecksrdt. (Fortsetzung aus Nr. 40, 45, 49 d. Bl.) IV. In Gesellschaft von Götz war Schiller von Mannheim nach Leipzig gereist, und dieser Umstand spricht dafür, daß anfänglich noch kein gespanntes Verhältnis zwischen ihm einer und Schwan und Götz anderseits herrschte. Erft allmählich, vielleicht durch Göschen und Huber, kam Schiller zu der Meinung, daß man ihm nicht gerecht begegnet sei, und vor allem Götz schob er die Schuld zu. Mit Schwan selbst, der sich in jenen Jahren immer mehr vom Geschäft zurückzog und, wie wir aus Briefen an Reich wissen, viel auf Reisen war, blieb das freundschaftliche Verhältnis bestehen, einige kleine Trübungen abgerechnet, und manche Briefe geben Kunde davon. Gleich nach der Ankunft in Leipzig schrieb Schiller an Schwan unterm 24. April 1785, teilte ihm mit, daß er sich wieder dem Medizinstudium zuwenden wolle, und machte ihm gleichzeitig die Mitteilung, daß er Margaretha liebe und um deren Hand bäte. Schwan kann diese Mitteilung nicht ganz unerwartet gekommen sein, denn schon im März hatte Wieland ihm geschrieben, wie es um die Verlobung seiner Tochter mit Schiller stehe. Schiller hatte nämlich dem Herzog von Weimar bei der Anwesenheit in Darmstadt seine Zukunstspläne und Heiratsgedanken mitgekeilt, und Carl August hatte dann Wieland Mitteilung davon gemacht. Schwan hatte aller dings dem Dichter des Oberon sehr erstaunt geantwortet und ihm mitgeteilt, daß er von diesen Dingen nichts wisse und seine Tochter auch nicht; immerhin muß ihm die Sache nicht unbekannt gewesen sein, war doch zeitweilig in Mann heim und Stuttgart viel davon geredet worden. Schiller hielt also nun tatsächlich um die Hand der -Schwanin« an; über den Erfolg sind die Meinungen geteilt. Schwan be hauptet, daß er den Brief seiner Tochter gegeben und Schiller geraten habe, sich direkt an sie zu wenden; andre behaupten, daß Margaretha vergebens auf Briefe von Schiller gewartet und nicht begriffen habe, weshalb er nie schriebe; von dem an den Vater gerichteten Brief hätte sie keine Kenntnis gehabt. Tatsächlich scheint sie auch noch immer gehofft zu haben, denn noch geraume Zeit später schreibt Schillers Vater, Margaretha scheine seinem Sohne sehr ge wogen und er würde ihr wohl als Gatte willkommen sein. Vermutlich hat aber doch eine Aussprache zwischen beiden später stattgefunden; denn bei einem Zusammentreffen in Dresden haben sie froh und ungezwungen miteinander ver kehrt, und noch später schreibt Huber einmal aus Mann heim an Schiller; -Mir hat ste's sehr nah gelegt, sie mit dir zu neken, das habe ich denn auch gelhan und dadurch ihre Eroberung gemacht.« In verwandtschaftliche Beziehungen trat also Schiller zu seinem Mannheimer Verleger nicht; aber er blieb noch längere Zeit mit ihm im Briefwechsel. Und wenn er später seinem Groll die Zügel schießen läßt und an Göschen, Huber und Körner über die -Niederträchtigkeit der Mann heimer- klagt, so fügt er doch hinzu; -hoffentlich hat Schwan keinen weiteren Anteil daran, als daß er es geschehen läßt«, und an Schwan selbst schreibt er gerade in den Tagen, wo er so bittere Klage über die Behandlung führt, die ihm widerfahren sei und die er auch kurz in diesem Schreiben erwähnt,: -Glauben Sie, liebster Freund, daß Ihr Gedächtniß auch in meinem Gemüth unauslöschlich lebt und nicht nöthig hat, durch den Schlendrian des Umgangs durch Versicherungsbriefe aufgeführt zu werden. - Das war drei Jahre nach dem Fortgang von Mann heim. Wir wissen aber auch von vielen andern Zeitgenossen, daß Schwan ein durck und durch ehrenwerter Charakter war, dem es nie eingefallen wäre, aus der Not und dem Unglück eines Menschen Kapital zu schlagen. Er scheint nur ziemlich verschlossen und zurückhaltend gewesen zu sein. Huber schreibt: -Bei dem Vater Schwan ist es einem weder kalt noch warm, doch sicht man sein Gesicht gern, und hört man den Ton seiner Stimme gern, was schon etwas macht.« Auch der Schauspieler Bech schreibt einmal: »eine Kleinigkeit hat den kalten Mann warm gemacht«. In seinem Briefwechsel mit Reich tritt der ganz vor treffliche Charakter Schwans zutage, und sogar Mcolai sagt von ihm, Schwan mache etwas mehr Worte als gut sei, er könne ihm aber die rühmende Bezeichnung eines sehr braven Mannes nicht versagen. Das schönste Zeugnis aber hat ihm Schiller selbst aus gestellt, wenn er an Huber schreibt: -Schwan ist der erste Ausländer, der mir sagte, ich wäre etwas, der erste überhaupt, den meine Schriftstellerei angeworben, und der keinen geringen Anteil an der Fortdauer meiner Autorschaft hat. Von meinen eigenen Landsleuten ignoriert, empfing ich von ihm die erste Opferung, und die erste ist so süß, so unvergeßlich. Nachher banden uns Zufälle und Gewohnheiten an mehreren Punkten, jedoch ohne große Festigkeit. Losreißen kostete kein Blut, aber die Narbe wird sich niemals ver lieren, wenn sie gleich nicht entzündet war. Ich glaube, er hegt für mich einen — nach seiner Art — hohen Grad von Anhänglichkeit, deren Wirkungen ich selbst unmittel bar wenig empfinde, aber historisch weiß und erklügeln kann.« Kein so angenehmer Charakter scheint Götz gewesen zu sein; verschiedenes deutet darauf hin, daß er nicht die soliden Grundsätze seines Vorgängers im Geschäft zu den seinen machte, daß er auf leichte Weise reich werden wollte und in seinen Mitteln dazu oft nicht wählerisch war. Schwan und Götz waren grundverschiedene Persönlichkeiten, wozu schon die Stammesunterschiede ihr Teil beitrugen. Ich habe nicht ergründen können, ob die von den meisten Schillerbiographen gebrachte Nachricht, daß Margarethe Schwan ursprünglich Götz versprochen gewesen sei, auf Wahrheit beruht, bezweifle cs aber, denn nirgends, auch nicht in Briefen über geschäft liche Abmachungen mit Götz, tut Schwan dieser Tatsache Er wähnung. Es ist ja begreiflich, daß anfänglich von den beiderseitigen Eltern über eine Verbindung Worte gefallen sind. ^Da Schwan keinen Sohn besaß, so war es erklärlich, daß er dar!>n dachte, das Geschäft, das sich schon mehrfach auf den Tvchtermann vererbt hatte, auch später wieder so zu vererben; er scheint aber von diesem Plan zurückgekommen zu sein. Daß Götz jedoch eine Verbindung Margarethens mit Schiller nicht gern gesehen hätte, ist klar, wäre «'"n daraus doch vielleicht ein Mitbewerber um das Schwavir, Geschäft erstanden; auch scheinen Schiller und Götz von ro herem nicht besonders harmoniert zu haben, was erklär! ist bei der Verschiedenheit der Charaktere und bei der Ver schiedenheit der beiderseitigen Anschauungen. Gottlieb Christian Götz war 1758 als Sohn des Ober- psarrers Johann Nicolaus Götz (1721—81), des bekannten Dichters, geboren. 1771 kam er als Lehrling zu Schwan und wurde in dessen Familie wie ein Sohn ausgenommen. Nach vollendeter Lehrzeit kam er als Buchhandlungsdiener
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