Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1905

1410 Nichtamtlicher Teil. ^ 34. 10. Februar 1905. die Wahl und Herausziehung der die Ordnung angebenden Stichworte soll später noch die Rede sein. Eine weitere Ein teilung der Bilderbücher nach Altersstufen und Geschlecht, für die sie bestimmt sind, ist natürlich sehr schwierig und daher unterblieben. Bei Bilderbüchern ist noch verwiesen auf die Zusammenstellungen Abc-Bücher — Anschauungs unterricht— Biblischer Anschauungsunterricht — Reineke Fuchs. Von den unter letzterem Stichwort aufgesührten Titeln gehört im strengen Sinne nur das Buch von Lohmeyer und Bormann unter Bilderbücher, und es hätte daher auch besser hier statt des Hinweises der eine Titel selbst Ausnahme gefunden. Andre Ausgaben des Reineke Fuchs, z. B. Stuttgart. Loewe und Leipzig, Spanier, sind unbedingt Jugendschriften und müßten unter diesem Stichwort zu finden sein, was aber nicht der Fall ist. Mindestens einen Hinweis auf das selbständige Schlagwort Reineke Fuchs durfte man erwarten. Die Folgen einer falschen Einordnung bei der oft schwie rigen Trennung zwischen Bilderbüchern und Jugendschriften vermeidet Hinrichs dadurch, daß er die Bilderbücher, durch L ausgezeichnet, den Jugendschriften einreiht. So ist diese Art Literatur bei ihm wenigstens beffammen Unter Jugendschriften sind bei Georg die für Mädchen durch einen Stern ausgezeichnet und (ziemlich überflüssiger Weises die Knabenbücher, die ihren Stoff dem Burenkrieg ent nahmen. mit b. Mit zwei Ausnahmen weisen aber diese Titel selbst schon aus den Burenkrieg hin. bei den Aus nahmen hätte eine geringere Kürzung des Titels geholfen. Bezeichnungen, für welches Alter die Jugendschriften sich am besten eignen, vermißt man. Die Schlagworte Andachtsbücher, Erbauungsbücher. Gebetbücher, für die schwerlich streng trennende Merkmale gefunden werden dürften, sind im Georg für die protestan tische Literatur auseinandergehalten. Der Bearbeiter wird da wohl vielfach nur nach dem Wortlaut des Titels geordnet und auf diese Weise oft getrennt haben, was dem Inhalt nach unter dasselbe Schlagwort gehört. Man findet also Titelzusammenstellungen unter folgenden Schlagworten: 1. Gebetbücher sür Protestanten. 2. Andachtsbllcher. prote stantische. 3. Erbauungsbücher, protestantische. — abgesehen von noch einigen Spezial-Zusammenstellungen wie Kinder andachten und Schulandachten. Das ist sicher eine sehr ge künstelte und schwierig durchzuführende Trennung; der Benutzer wird oft alle drei obengenaunten Schlagwörter durchsehen müssen, wenn er ein protestantisches, der Gottes verehrung dienendes Buch sucht. Bei dem Stichwort »Er bauungsbücher. protestantische- fehlen obendrein noch die Hinweise auf Andachtsbücher und Gebetbücher und bei Gebet büchern wieder der Hinweis auf Erbauungsbücher. Für Israeliten und Katholiken ist eine Dreiteilung nicht an gewandt. man findet hier alles vereint, die beiden Bekenntnisse natürlich getrennt, unter dem einen Schlagwort: Gebet- und Andachtsbüchcr. mit Ausnahme der unter einigen Spezial- Schlagwörtern aufgesührten Literatur. Will jemand über Gebetkuren etwas suchen, so wird er — etwas umständlich — auf Scientismus und von da auf Szientismus verwiesen. Buchhändler, die die frllhern Bände Georgs noch nicht benutzt haben und mit seiner Anordnung noch nicht vertraut sind, werden Hinweise, wie Erzählungen, siehe Romane. — Humoresken, siehe Romane, — Romanzen, siehe Gedichte und Dichtungen. - Unterhaltungsliteratur, siehe Romane usw., — Dramen, siehe Theaterstücke — Schauspiele, siehe Theater stücke — Jrrenrecht. siehe Geisteskrankheiten und dergl. vermissen. Unter Bern fehlt ein Hinweis auf Biographien (Sammlung Bernischer Biographien), bei Schulwesen (Päda gogik) und Philosophie durste unter den Hinweisen Pestalozzi nicht vergessen werden. Die Zeitschrift Zwinger und Feld wird auch unter Hundezucht gesucht werden, wenn auch hier das Verweiswort Jagdwesen schließlich auf die richtige Spur leitet. An den unbedingt nötigen Hinweisen darf nicht ge spart werden, denn auch Neulinge und Unbeholfene wollen sich in einem solchen Nachschlagemittel rasch zurechtfinden. Über Memoiren-Literatur kann man sich im Georg schlecht orientieren Unter Memoiren stehen nur drei Titel, die zufällig mit diesem Stichwort beginnen; wo die weitere Literatur untergebracht ist. gibt kein Hinweis an. Das Schlagwort, das die meisten Titel unter sich ver einigt. ist Romane. Es umfaßt im vorliegenden Band 122 Seiten. Eingeschlossen sind: Erzählungen. Novellen. Humoresken (nicht aber Humoristika. die für sich unter diesem Stichwort ausgeführt sind); getrennt davon sind Volksschichten (10 Seiten), auch eine etwas schwierige Sonde rung. die manche Willkürlichkeit im Gefolge haben muß. Unter dem Stichwort »Romane« findet sich folgende dunkle Anmerkung, die zum Verständnis der Ordnungsweise bei tragen soll: »Der Genitiv und Dativ des Artikels ist unter den Artikel gesetzt, z. B. Dem Irrlicht nach. Des Lebens Bürde«. Das ist eine Erklärung für ine mit dem Katalog weniger Vertrauten über die alphabetische Anordnung der Romane usw., die hier und bei einigen ähnlichen Schlagworten (z. B. Jugendschriften. Theaterstücken) nicht nach dem Autor namen. sondern nach Stichworten erfolgt. Als Vordersatz zu obiger Bemerkung muß man sich etwa denken: Artikel im Nominativ gelten nicht als Ordnungswort, und dann müßte obige Bemerkung besser vielleicht folgende Fassung haben: »Titel, die mit dem Genitiv und Dativ eines Artikels be ginnen. sind unter diesem eingereiht«. Für die Ordnungs weise von Romanen. Bühnendichtungen usw. nach Stich worten haben sich noch keine feststehenden bibliographischen Regeln allgemeine Geltung verschafft. Meistens wird das erste Wort des Romantitels als maßgebend sür die Ordnung an gesehen. nur die Artikel im Nominativ werden nicht beachtet. Ebenso werden ein Teil der Pronomina, die Adjektiva. Zahl wörter. Adverbien nicht für geeignet gehalten, die Reihenfolge zu bestimmen. Georg hat offenbar das Bestreben gehabt, möglichst durchgehend das erste Hauptwort des Titels als Ordnungswort zu nehmen, ist aber dabei nicht immer konse quent geblieben und hätte in der Befolgung dieser prak tischen Orduungsart noch weiter gehen können. Da Adjektiva nicht die Ordnung angeben sollen, so ordnete er richtig Aben teuer. wundersame. — Adel, deutscher. — Existenzen, stille. Doch findet man auch, nicht folgerichtig: Jeehrter Herr Jerichtshos! — Alle Mann auf! — Allerhöchst' Plaisir. Nimmt man sich zur Richtschnur, stets nach dem ersten Hauptwort im Titel Romane und dergleichen zu ordnen, so kommt man über viele Schwierigkeiten hinweg. Die Erfahrung scheint zu lehren, daß von Titeln besonders wort getreu am ehesten noch das erste Hauptwort vom Publi kum im Gedächtnis behalten wird, daß gerade dieses Wort dem Buchhändler bei Bestellungen noch genau ange geben werden kann. Ist nach diesen Angaben der Autor des Buches nicht bekannt, so sucht der Buchhändler natürlich unter diesem Worte in seinen Schlagwörterverzeichnissen nach, und wird am sichersten Erfolg haben und am schnellsten zum Ziele kommen, wenn seine Kataloge eben dieses erste Haupt wort als Ordnungswort benutzt haben. Als Hauptwörtern gleich zu gelten hätten, wie die Praxis als vorteilhaft ergibt, etwa: ») Persönliche Fürwörter (Pronomina) wie: er. sie, es, jemand, niemand, man; k) Fragende Fürwörter: wer? was, welches, woher, kurz alle adjektivischen Fürwörter, sobald sie als Pronomina substantiv» gebraucht werden; o) Bildungen von Verben (Imperativ), wenn sie den Anfang des Titels bilden, wie Greift nur hinein — Werde ein Mann — Hab' ich nur deine Liebe; ck) einige Umstandswörter besonders fragende, z. B. Wie sie sind — Wann wird