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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1905
- Strukturtyp
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- 1905-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1905
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- Deutsch
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1268 Nichtamtlicher Teil. ^ 31, 7. Februar 190ü Die deutschen Weltportolätze. Im Weltpostverein soll nach Artikel 5 des Weltpostvertrages ein einheitliches Porto herrschen. Die Normalsätze sind in der Frankenwährung festgelegt und betragen für die verschiedenen Briefsendungskategorien 25 Centimes (20,25 -Z), 10 Centimes (8,10 H), und 5 Centimes (4,05 H). Länder mit anderm Münz füße dürfen nach Artikel 10 diese Normaltaxen in ihrer eignen Währung »zum entsprechenden Wert« festsetzen und »sind befugt, die Bruchteile abzurunden«. Die deutsche Reichspost hat denn auch für Briefe das Porto »abge rundet« und fordert statt 20,25 den Betrag von 20 -H. Leider ist sie nur nicht konsequent gewesen. Bei Weltpostkarten hat sie nicht entsprechend von 8,10 auf 8 »abgerundet«, sondern sie den Satz von 4,05 nicht auf 4 H geglättet, sondern ihn auf 5 H erhöht. Dieser Zuschlag beträgt in beiden Fällen 23,4 v. H. Die Sache erscheint anfangs harmlos; bei näherer Betrachtung erweist sie sich jedoch als recht bedenklich, da die meisten anderen Länder nicht entfernt so hohe Aufrundungen auf weisen, sondern sich mit 5 bis 6 v. H. Zuschlag begnügt haben. Das Welt-Postkartenporto beträgt z. B. in genauer Um rechnung in England 8,48 -Z (1 ä), in Österreich 8,5 (10 ü), in Holland 8,43 (5 Cents), Rußland 8,6 ^ (4 Kopeken), Nord amerika (Ver. Staaten, Kanada) 8,39 H (2 Cents), Britisch-Indien 8,5 (l Anna), Japan 8,37 H (4 Sen) usw. Also keins dieser Länder hat den gewaltigen Portozuschlag Deutschlands aufzu weisen, und die Frankenländer (Belgien, Frankreich, Spanien, die Schweiz, Luxemburg, Italien, Serbien, Rumänien, Bulgarien) lassen natürlich jeden Zuschlag fort. So befinden wir uns denn in Deutschland in der Lage, daß wir für 10 nur 100 Weltpostkarten bekommen und versenden können, während die Frankenländer für Dasselbe Geld 123 Karten erhalten und die meisten der genannten andern Länder immer noch etwa 117 Karten. Der Geschäftsmann des Auslands kann daher die deutsche Kundschaft mit seiner Korrespondenz weit billiger bearbeiten als der deutsche Kaufmann seine Kundschaft im Ausland; der Privatmann in Deutschland muß immer 2 o) mehr für eine Weltkarte zahlen als etwa ein Franzose oder Schweizer und könnte für dieses Geld schon eine Karte des Ortsverkehrs kaufen. Noch empfindlicher wirken diese Portounterschiede im Druck sachen- und Warenprobenverkehr. 2 Kilogramm Bücher aus Paris nach Berlin kosten nur 1,60 (2 Franken), aus Berlin nach Paris aber 2 ^ oder 40 mehr. Eine deutsche Zeitungsnummer von 160 x Gewicht geht aus Deutschland für 20 H nach Rom, aus Rom nach Deutschland aber für 16 ^ (20 Centcsimi). Denn bei uns zahlt man für je 50 § immer 5 H; nach dem Normalsatz des Weltpostvertrags sollen es aber nur 4,05 ->) oder 5 Centimes sein. Bei 300 Zeitungs nummern (einem Jahrgang etwa) entsteht somit schon ein Zu schlag von 12 und wenn die Zeitung 1000 Abonnenten im Ausland hat, so wird diesen oder dem Verlag eine unnütze Differentialsteuer von 12000 ^ auferlegt, während die andern Länder etwa um soviel billiger wegkommen. Da Bücher und Zeitungen ein Hauptmittel sind, um die 3*/z bis 4 Millionen Deutsche im Auslande dem Deutschtum zu er halten, so hat diese Portodifferenz auch eine empfindliche natio nale Seite. Deutschland hat viel mehr seiner Söhne in andern Ländern, als es Ausländer bei sich beherbergt (i. I. 1900 nur 778 000). Dabei hat es gewaltige Interessen am Ausfuhrhandel, der doch durch die Post vermittelt wird. Eine Warenprobe von 305 Gramm nach Spanien kostet in Deutschland 35 Porto, von Spanien hierher aber nur 28 H (35 Centimes). Es war also ein großer Fehler, eine Benachteiligung des deutschen Volkes sowie eine Bevorzugung des Auslandes durch die deutsche Regierung selbst, wenn bei Gründung des Weltpost vereins die Normalsätze für Weltpostkarten, Drucksachen usw. nicht, ebenso wie bei den Briefen, um 1'/. Prozent abgerundet wurden, also auf 8 und 4 H, sondern um 23,4 v. H. aufgerundet und erhöht wurden. Ein ernsthafter Grund zu diesem gegen das eigene Volk gerichteten Differentialzuschlag liegt um so weniger vor, als in Deutschland ja Scheidemünzen bestehen, die die Bezah lung von 4 und 8 ohne Schwierigkeit ermöglichen, und Brief marken zu 3 «Z stets vorhanden waren, die auch nur in Reichspost verkauft: 223 Millionen 2 -^-Marken, 470 Millionen 3 ^-Marken, 108 Millionen 2 -^-Postkarten, 1,6 Millionen doppelte Karten zu 4 -H, ferner 70 Millionen Versicherungsmarken zu 14 -H, 106 Millionen zu 24 -H und 36 Millionen zu 36 -H. Die in Artikel 10 des Weltpostvertrags erteilte Befugnis, »Bruchteile« abzurunden, kann sich sinngemäß auch nur auf Bruchteile von Pfennigen beziehen, soweit sie gegenüber den Normalsätzen des Weltportos Wertunterschiede ergeben. Angesichts der unnützen Verteuerung des deutschen Welt verkehrs ist es auch nicht so ganz zufällig, daß im Jahre 1902 z. V. aus Deutschland nach Frankreich nur 4,4g Millionen Druck sachen gingen, aus Frankreich nach Deutschland aber 11,gg Milli onen; oder Warenproben dahin nur 561590, hierher aber 1157018. Nach Belgien schickten wir nur 1,g Millionen Drucksachen; aus Belgien hierher kamen 4,74 Millionen; Postkarten dahin 1,45 Milli onen, hierher dagegen 2,gg. Deutsche Postkarten nach der Schweiz nur 3,g Millionen, aus der Schweiz hierher dagegen 8,«2 Millionen. Bekanntlich behält im Weltpostverein der absendende Staat das volle Porto, und der empfangende muß dessen Sendungen unentgeltlich befördern und austragen, doch in der Annahme, daß die Sendungen in beiden Richtungen ziemlich gleich groß sind und Dienst und Gegendienst sich ausgleichen. Wenn Frank reich aber im ganzen 7,5 Millionen Vriefpostsendungen mehr nach Deutschland schickt, als es von da empfängt, so muß Deutsch land diese 7,5 Millionen ohne Gegendienst austragen und viel leicht 120—150000 ^ ausgeben, um die Bestellung auszuführen. Denn 100 Briefträger mit 1200 bis 1500 ^ jährlich würden — bei 200 Sendungen täglicher Leistung — ein ganzes Jahr daran zu arbeiten haben. Wäre das deutsche Porto aber ebenso billig wie das französische, dann würde der deutsche Verkehr nach Frankreich größer sein, und Frankreich hätte dann etwa gleich große Gegendienste zu leisten. Es ist deshalb nur eine Forderung des nationalen Inter esses und der Gerechtigkeit, wenn hiermit der Wunsch ausge sprochen wird, daß der jetzige Differentialzuschlag aufgehoben und ein Weltportosatz von 8 -ß für Postkarten und 4 H für je 50 Gramm von Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapieren eingeführt werde. Das eigne Land darf nicht benachteiligt, das Ausland nicht bevorzugt werden. Und im Interesse künftiger Postunionen mit den Nachbarländern sind möglichst gleichmäßige Portosätze auch nur wünschenswert. Der Jahreszuwachs bei diesen Sendungen betrug in den letzten Jahren gewöhnlich etwa 10 v. H.; 1902 bei den Post karten sogar 18 Prozent, bei den Warenproben 14 v. H. Da nun 1902 im ganzen 16,5 Millionen Weltpostkarten zu 10 -H aus dem Reichspostgebiet nach dem Ausland gingen, Drucksachen läßt sich daraus berechnen, daß selbst ohne jeden Jahreszuwachs theoretisch nur 800 000 ^ Einnahmeausfall entstehen könnten, wenn man die Sätze von 8 und 4 -H einführt. Nun ist aber nicht nur der bisherige Jahreszuwachs des Verkehrs in Höhe von 10 bis 15 Prozent sicher, sondern infolge der Ermäßigung sichtskarten und Drucksachen. Voraussichtlich würde also gar kein Einnahmeausfall, wahrscheinlich sogar eine Mehreinnahme entstehen, wie ja auch seinerzeit die Briefgewichtserhöhung von brachte, wie Stephan prophezeite, sondern sofort zwölf Millionen Mehreinnahme. Und diese Mehreinnahmen der Reichskasse oor- zuenthalten, haben wir gar keinen Grund. Wir haben jetzt vierzehn verschiedene Postmarkenarten; Holland hat aber siebzehn, Centimes, in Rußland zu vier Kopeken, in Dänemark zu acht Öre (bisher) usw. Da von unsern Postmarken zu 5 ^ nur etwa 100 000, von denen zu 3 ^ nur etwa 200000 jährlich ver kauft werden, so könnten diese ruhig eingehen, wenn die Wert zeichen zu 4 und 8 H eingesührt werden. In jedem Fall ist der jetzige Zustand unbillig und zum Schaden des Deutschen Reichs eine Bevorzugung des Auslands. Wir hoffen sicher, daß er bald aufhöre, und müssen dem Abgeordneten Eickhoff dankbar sein, daß er sich dieser schon einmal in der Presse oorgebrachten Forde-
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