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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1905
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- 1905-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1905
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456 Nichtamtlicher Teil. 11. 14. Januar 1985. nachgewiesen zu haben, daß Gutenberg der Drucker des siebenundzwanzigzeiligen Pariser Donats nicht sein kann, weil darin zahlreiche Verstöße gegen die Buchstabenverbin dungen Vorkommen, sür welche verschiedene Typenformen besonders vorhanden waren. Es sei ganz unannehmbar, daß der Verfertiger dieser Formen, die nur zu ganz be stimmten Verbindungen geschaffen worden seien, sie nicht auch zu den Zwecken angewendet hätte, für die er sich die Mühe gemacht habe. Bei einem Nachahmer, der die Ein richtung übernommen habe, sei aber eine gewisse Gleich gültigkeit eher erklärlich. Gntenberg habe also wohl die Type geschaffen; aber der Druck des Donats könne unmöglich von ihm herriihren. In seiner zwei Jahre später erschienenen Studie über die Donat-und Kalendertype findet Schwenke freilich, daß »die Ver wendung der Haupt- und Nebenform der Buchstaben, soweit sich das bei dem Erhaltungszustand der Schrift und der Unsicherheit der Umrisse beurteilen läßt sbeim Donats. im ganzen richtig durchgeführt ist. Die Fehler, die dagegen Vorkommen, er klären sich nur zum geringsten Teil durch vollständiges Fehlen oder durch Ausgehen der betr. Type, sondern beruhen wohl meist auf Versehen und Unachtsamkeit, wie auch das gestürzte i.<") Eine derartige Unachtsamkeit traut aber Schröder, wie oben angeführt, der Überwachung Gutenbergs nicht zu, und es wäre in der Tat sonderbar, wenn sich der Erfinder in so früher Zeit so wenig um die richtige Verwendung der Formen gekümmert hätte, die er eigens zu dem Zwecke gefertigt hatte, seine Grundsätze der Setzkunst anzuwenden. Diese Erwägung spricht also in bedeutsamer Weise gegen die An nahme. daß Gutenberg der Drucker des Donat ist. Wenn aber der Druck nicht von ihm selbst stammt, so muß doch wohl auch die Annahme seiner frühern Herstellung als 1448 ins Wanken geraten, denn nach unsrer bisherigen Kenntnis von der Erfindung der Buchdruckerkunst ist schwer anzu nehmen, daß es schon vor diesem Jahre zwei verschiedene Druckereien gab. die unabhängig von einander arbeiteten. Schwenke druckt in der ebengenannten Arbeit als ein Muster sür die Gutenbergschen Typenformen eine Probe aus einem liturgischen Psalterium ab. »das im Jahre 1430 oder unmittelbar danach in einem Dominikanerkloster der Diözese Bamberg geschrieben- worden ist. Diese Probe zeigt aber ausschießlich die t-Form. die Schwenke als die jüngere be zeichnet Sie ist also schon vor 1448 geläufig gewesen und auch der älteste unzweifelhaft bestimmbare Druck, der 1448 er Kalender, weist diese Type, wie schon gesagt, ausschließlich aus. Es ist also doch wohl nicht ausgeschlossen, daß diese Form die ursprüngliche und die von Schwenke als die ältere bezeichnete in Wirklichkeit die jüngere ist. Wenn der Donat. wie dieser Forscher annimmt, nicht von Gutenberg stammt, so ist die Annahme nicht ohne Wahrscheinlichkeit, daß er aus einer zweiten Offizin hervorgegangen ist, die außer dem ur sprünglichen t. d h. dem von Schwenke für jünger erklärten, das auch im Donat vorkommt, eine zweite Form geführt hat. In diese selbe Offizin würde in diesem Falle der neue Fund, das Weltgerichtsstagment, zu verweisen sein, da es gleichfalls beide t-Formen aufweist Was Zedler in der neuen Veröffentlichung über die i-Formen ausführl. bietet gleichfalls keine zwingenden Gründe für seine Datierung des neuen Fragments. Im Donat kommen vier dieser Formen vor. im astronomischen Kalender nur eine; also — schließt Zedler waren die drei hier fehlen den i-Formen schon abgeschafft; deshalb ist der Donat älter als der Kalender. Indes kann man auch der Ansicht sein, daß die einheitliche Form, wie beim t auch hier auf die ältere schließen läßt, und die übrigen erst nach und nach, sei es von wem immer und aus welchem Grunde, hinzu gefügt wurden. Aber selbst angenommen, die mehreren i-Formen seien die ältern. aus denen die eine zur Verwen dung bei dem Druck des astronomischen Kalenders ausge wählt worden sei. so liegt immer noch die Annahme nahe, weil diese angeblich ältern Drucke nicht von dem Erfinder herrühren, daß dieser sein älteres Material abgegeben hat. mit dem dann ein viel sorgloserer Drucker operiert hat. Gerade die verschiedenen i-Formen, von denen eine (die übrigens auch im Donat vorkommt) wegen ihrer Größe schlecht in das Buchstabensystem paßt, macht wahrscheinlich, daß es sich bei der Herstellung des Druckes um ein zu sammengesuchtes. überkommenes Buchftabenmaterial ge handelt hat. Zudem scheinen mir die Lettern abgenutzt, was auch Zedler entgegen der Meinung Wallaus zugesteht. Wenn hier Wallau recht hat. so bietet das Weltgerichts- fragment einen Beweis dafür, daß es außerordentlich schwer ist. aus einer wohl erhaltenen, aber schlecht gedruckten In kunabel auf den wirklichen Typenzustand zu schließen, und daß man infolgedessen gut tut. Folgerungen daraus nur sehr vorsichtig aufzunehmen. Übrigens ist die Frage, welche der beiden Formen die ältere ist, so lange von recht geringer Bedeutung, als die damit hantierenden Drucker nicht fest gestellt sind. Die ganze von Schwenke. Zedler und Wallau mühsam aufgebaute Typcntheorie kann man als völlig zu treffend annehmen, ohne zu ihren Schlußfolgerungen ge zwungen zu sein. Denn mit den unvollkommeneren Typen gedruckte Merkchen können nur dann den Anspruch aus ein höheres Alter erheben, wenn sie als vom Erfinder herrührend nachgewiesen werden. Ist nicht auch die sechsunddreißigzeilige Bibel mit den älteren Typen nach der zweiundvierzigzeiligen mit den neuen Buchstaben gedruckt worden? Schon längst ist doch wohl ziemlich allerseits anerkannt, daß die mangel hafte .Drucktechnik, z. B. das schlechte Liniehalten. nicht notwendig auf eine frühzeitige Ausübung hinweist. Die Annahme, daß die beiden einzigen bekannten Drucke, die jene zweite t-Form aufweisen und infolgedessen untrenn bar zusammengehören, aus einer andern Druckerei als der jenigen des Erfinders stammen, wird aber noch durch die Tatsache unterstützt, daß wenigstens der eine von ihnen sich einem datierbaren Druck aufs engste anschließt. Dieser Druck ist der Türkenkalender für 1455. Zedler findet in der neuen Veröffentlichung") die große Ähnlichkeit der beiden Drucke ausfallend. -Schon das Format scheint dasselbe ge wesen zu sein, wenigstens ist die Breite der Kolumne in beiden Drucken ein und dieselbe Der Text ist hier wie dort ohne Rücksicht auf die Verszeilen fortlaufend gesetzt, wobei in beiden Drucken die Versanfänge durch große Anfangsbuch staben markiert und die fehlenden Versalien W und Z durch w mit vorhergehendem Punkt und Cz ersetzt worden sind . - und so geht es noch eine Weile fort. Diese nicht zu über sehende Übereinstimmung nötigt denn auch Zedler. seine seine oben zitierte Ansicht fallen zu lassen. Er kommt nun zu dem Schluß, daß es bedenklich erscheine, das neue Fragment und den Donat -sür Gutenberg in Anspruch zu nehmen, den Türkenkalender und die spätem ihm gleichenden Drucke aber dem Erfinder absprechen zu wollen - Wer den neuen Druck nebst dem Donat vor den astronomischen Ka lender für 1448 setzt, ist allerdings angesichts des Türken kalenders in einer verzwickten Lage. Denn daß mindestens dieser und der Weltgerichtsdruck, mit dem dann wieder der Donat eng zusammenhängt, von einem Drucker herrühren, steht meines Erachtens außer Zweifel. Daß dieser Drucker nicht auch den astronomischen Kalender gedruckt haben kann. *» Veröffentlichungen der Gutenberggesellschast. ü (1903) S. 7/8. Aus einem Blatt des Donat steht ein i auf dem Kops. ') Seite 17.
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