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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1905
- Sprache
- Deutsch
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8, 11. Januar 1905. Nichtamtlicher Teil. 329 zu hören. Es wurden nur die untern Bevölkerungsschichten von den Reisenden ausgesucht; die einfachen Leute wurden durch gerichtet, in denen dein »Krüppelheim Samarita« in rührend naivster Weise Anerkennung gezollt wurde. Der Staatsanwalt führte aus, daß das ganze Geschäft auf unwahren Angaben beruhte, da sich der Angeklagte in seinen Prospekten und in den Anpreisungen seiner Reisenden als wohl tätiger Mann hinstellte, der lediglich im Interesse der leidenden Menschheit arbeite und nicht etwa persönliche Vorteile erstrebte. In Wahrheit hätten die Angeklagten durch Ausnutzung der Mild tätigkeit der Abnehmer sehr große jährliche Einnahmen erzielt. Es handle sich um ein im größten Maßstabe betriebenes Schwindel- unternehmen, um eine dreiste Spekulation auf edle Regungen im rechnung von 6 Monaten Untersuchungshaft, ferner 1500 Geld strafe eventuell noch 150 Tage Gefängnis und 2 Jahre Ehrverlust, gegen die Ehefrau vier Wochen Gefängnis. Der Gerichtshof, unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors von Haugsdorf, kam zu folgendem Urteil: Durch die Beweisaufnahme ist festgestellt worden, daß der Angeklagte Voßkamp die Seele des auf den mildtätigen Regungen des menschlichen Herzens fußenden Schwindelunternehmens war. Er hat durch jene Prospekte eine Täuschung des Publikums herbei geführt und sich dadurch einen großen Absatz verschafft. Die Leute glaubten etwas ganz Besondres, eine von Krüppeln angefertigte Arbeit zu kaufen, und zwar zu gutem Zweck, sie erhielten jedoch nur gewöhnliche Fabrikware, die überall billiger zu kaufen ist. Der Gerichtshof habe bei Abmessung des Strafmaßes mildernd berück sichtigt, daß Voßkamp noch nicht wegen Betrugs vorbestraft sei, und daß der Schaden der einzelnen Personen nicht allzu erheb lich wäre. Da der Angeklagte sich über acht Monate in Unter suchungshaft befinde, so habe der Gerichtshof eine Strafe von 6 Monaten Gefängnis für eine ausreichende Sühne erachtet. Die Strafe sei durch die Untersuchungshaft als verbüßt anzusehen. Die Ehefrau Voßkamp sei freigesprochen worden, da sie mit der eigentlichen Geschäftsführung nichts zu tun gehabt habe. (Nationalzeitung.) Die Klasse für Kunstbuchbinderei an der Berliner Buchbinder-Fachschule. — Vom Vorstand der Berliner Buch binder-Innung wurde uns folgendes mitgeteilt: Berlin, im Dezember 1904. Praxis Gelegenheit geben, sich gründlich auszubilden in der regel rechten, exakten Herstellung wirklich künstlerischer Einbände nach kunstästhctischen und bibliophilistischen Prinzipien. In Bezug auf Geschmack sollen den Schülern in der Formenschönheit und der Farbenharmonie diejenigen Kenntnisse beigebracht werden, die kunstvoller Erzeugnisse unerläßlich sind. Daß dieses Programm auch wirklich durchgcführt werden kann, dafür bieten die für die Lehrtätigkeit gewonnenen Kräfte die beste Garantie. Als Lehrer wurden seitens der Regierung und der Berliner Buchbinderinnung der Kunstbuchbinder Paul Kersten und der Kunstmaler und Zeichner Ludwig Sütterlin Kreisen einen ausgezeichneten Ruf. Der Lehrer für den praktischen Unterricht, Paul Kersten, ein eifriger Förderer für die Hebung deutscher Kunstbuchbinderei, ist den Fachkreisen ein längst Bekannter. Seit zwei Dezennien zeichnerischer und textlicher Mitarbeiter der deutschen Fachzeitungen, war er im Jahre 1885 Lehrer an der ehemaligen Horn L Patzelt- schsn Fachschule in Gera und legte bereits dort Proben seiner pädagogischen Fähigkeiten ab. Er gehört mit zu den besten Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jabraanq. deutschen Meistern des Bucheinbands, seine Arbeiten der letzten Jahre, die auf mehreren großen internationalen Kunstausstellungen mit höchsten Preisen ausgezeichnet wurden, haben die Anerkennung der deutschen Kunstgelehrten und Bibliophilen gefunden. Für den Zeichenunterricht konnte kein besserer als Sütterlin, der zugleich Lehrer an der königlichen Kunstgewerbeschule und der städtischen Handwerkerschule ist. gewonnen werden. Sütterlin ist weitern Kreisen zuerst durch sein erfolgreiches Plakat der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 bekannt geworden, den aus dem Erd boden dringenden nervigen Unteram, dessen Faust einen gewal tigen Arbeitshammer kraftvoll umspannt hält. Herr Sütterlin, ein genauer Kenner der buchbinderischen Kunsttechniken, liefert schon seit vielen Jahren treffliche Entwürfe für Bucheinbände und Lederarbeiten an die besten deutschen Firmen. Auf der Weltaus stellung Paris 1900 erhielt er für seine Entwürfe zu den aus gestellten Arbeiten in Collin-Leder die silberne Medaille. Aus neuester Zeit stammen die nach seinen Ideen ausgeführten, seinen Namen tragenden Sütterlin-Gläser, es sind dies in Petersdorf in Schlesien hergestellte, wundervoll opaleszierende Ziergläser mit farbigen Ornamenten, die großen Anklang finden. Diese neue Schule für Kunstbuchbinderei besitzt also zwei aus gezeichnete Lehrkräfte, wie sie kaum besser zu finden sind. Der Unterricht ist in halbjährliche Kurse eingeteilt. Die Unterrichtsstunden in der praktischen Buchbinderei finden täglich von 8ff,—12 Uhr vormittags, der Unterricht im Zeichnen und Entwerfen an vier Tagen der Woche von 2*/,—4*/, Uhr nachmittags statt. Das Schulgeld beträgt für den Kursus 30 Gold, Leder und Seide ist von den Schülern zu bezahlen, alles übrige stellt die Schule. Ausgenommen werden Meister, Gesellen und Lehrlinge des Buchbindergewerbes aus dem ganzen Deutschen Reiche; jedoch müssen diese vor der Aufnahme den Nachweis ihrer Befähigung und künstlerischen Veranlagung bringen und einen selbstgefertigten Einband zur Begutachtung einsenden. Besonders zu empfehlen ist der Besuch der Schule solchen jungen Leuten, die eine der bereits bestehenden Fachschulen be sucht haben, sich aber nachträglich einem Unterricht unterziehen wollen, der die Gewähr bietet, die höchsten Leistungen moderner Kunstbuchbinderei zu erreichen. Weiter zu empfehlen ist die Schule für diejenigen jungen Leute, die sich der gesetzlichen Meister- oder Gesellenprüfung unterziehen wollen oder auf Grund kunstgewerb licher Leistungen die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen Militärdienst zu erwerben gewillt sind. Die Meisterprüfungen können vor der Berliner Handwerks kammer abgelegt werden. Da durch den Unterricht die höchsten Ziele der Kunstbuch binderei erreicht werden sollen, und nur nach den Prinzipien reiner Werkstattlehre unterrichtet wird, so ist von Aufstellung eines schematischen Lehrplans abgesehen worden. Gelehrt werden alle Techniken, die bei Herstellung künstle rischer Ganzleder- und Halbfranzbände in Betracht kommen: Handvergoldung, Ledermosaik, Lederschnitt, Lederbeizen, die ver schiedenen Arten von Zierschnitten, Marmorieren. Das Hauptaugenmerk, das soll hier besonders betont werden, wird auf die exakte, technisch vollendete Herstellung des Buchkörpers gerichtet werden, denn nur ein solcher ist einer künstlerischen Ausstattung würdig, und gerade darin bleibt in Deutschland noch viel zu wünschen übrig. Dabei sollen die all gemein geltenden Regeln und Wünsche unsrer Bibliophilen und Bücherfreunde besonders gewürdigt und erklärt werden, wie überhaupt die theoretischen Abhandlungen und Erklärungen immer im Zusammenhang mit und während des praktischen Unterrichts erfolgen werden. Beim Handvergolden wird das Hauptaugenmerk auf die Sicherheit im Drucken, die abhängig ist von der richtigen Grun dierung und dem richtigen Hitzegrad des Werkzeugs, gerichtet werden; Herstellung der Grundiermittel und Bekanntgabe be- Bei dem Unterricht wird Rücksicht auf die individuellen An lagen eines jeden Schülers genommen; ein schablonenmäßiger Unterricht ist im Interesse der Fortschritte des Schülers völlig ausgeschlossen. Zeichenunterricht: Von der Überzeugung ausgehend, daß 45
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