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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1905
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- Erscheinungsdatum
- 07.01.1905
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- Deutsch
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174 Nichtamtlicher Teil. 5, 7. Januar 1905. Was in der Schwei; gedruckt wird. Plauderei von Karl Geiser.*) (Schluß aus Nr. 4 d. Bl.) Seltsam ist es, daß die wissenschaftliche politische Literatur der Schweiz in dieser Papierwüste nur ganz kleine Oasen bildet. Das meiste, was auf diesem Gebiet geleistet wird, verschwindet zudem noch in Zeitschriften und Zeitungen, so daß die staatsrechtlichen Broschüren und Bücher, die in der Schweiz jährlich erscheinen, bald gezählt sind. Ohne Proporz*) würde es hier noch magerer aussehen. Auch die übrige juristische Literatur ist, abgesehen von den vielen Dissertationen und Prozeßschriften, nicht besonders reich an selbständigen Publikationen, indem hier ebenfalls viel durch die Zeitschriften absorbiert wird. Der Rest befaßt sich großenteils mit der Vereinheitlichung der schweizerischen Zivil und Strafgesetzgebung. Im Hinblick hierauf ist schon seit Jahren in den Kantonen ein Stillstand eingetreten. Überaus zahlreich sind dagegen die meist in Broschürenform erscheinenden Schriften über Wirtschafts- und Sozial politik. Dies ist ein Feld, auf dem zu pflügen sich die ver schiedensten Leute berufen fühlen: einmal die Finanzleute, diese besonders in Eisenbahn-, Bank- und Zollangelegenheiten, wäh rend sich die Theologen, Schulmeister und Beamten mit Vorliebe auf die Lösung der sozialen Frage verlegen, über die sich so wunderschön reden und schreiben läßt. Die Bescheideneren be schränken sich auf ein spezielles Thema aus dem Gebiete der Gemeinnützigkeit: Erziehung der Jugend, Bekämpfung des Kilt ganges oder des Mädchenhandels, Wohnungsfrage, Ernährung, Armenwcsen, Konsumgenossenschaften rc. Die Versicherung er scheint nach einigen Jahren des Waffenstillstands aufs neue wieder auf der Traktandenliste, während die Arbeiterfrage gar nie davon verschwindet und Jahr für Jahr nicht nur in Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch in einzelnen Büchern und Bro schüren behandelt wird. Bei dieser Literatur kommen weniger die landschaftlichen und sprachlichen als die politischen und konfessio nellen Gegensätze zur Geltung. Äußerst reichhaltig ist die Abstinenzliteratur, die von allen möglichen Standpunkten aus den Kanipf gegen den Alkohol predigt und sich teilweise, besonders in der Westschweiz, auch in das Gewand der moralischen Erzählung kleidet. Seltsame Produkte finden sich unter den Schriften über Ge sundheitspflege, von denen sehr viele nicht von medizinischen Fachleuten, sondern von den Aposteln irgend einer einseitigen Schrulle herrühren. Diese Ergüsse wirken zum Teil doch wenig stens noch erheiternd durch ihre unfreiwillige Komik, während die diplomierten Ärzte und Professoren die Erde als das reinste Bazillertal ausmalen, uns grammweise von scheußlichen Viechern in Gestalt eines Komma oder andern Satzzeichens auffressen lassen und dabei noch verlangen, daß man ihnen Glauben schenke. Den kurzweiligen .Vorposten« von Sonderegger ist eine recht trübselige Hauptarmee gefolgt, die sich mit dem schweren Geschütz der Statistik bedenklich schwerfällig auf ihr Ziel einschießt. Damit sind wir ja beim Militär angelangt, das selbstver ständlich auch seine eigne Literatur hervorbringt. Unzählig sind die Reglements, Vorschriften, Formulare rc., die jährlich ge druckt werden, überraschend ist die strategische und taktische Weisheit, die in der Tagespresse sprudelt, wenn die Völker in Südafrika oder Ostasien aufeinanderschlagen. Wir haben ver schiedene militärische Fachzeitschriften; daneben erscheinen über diese und jene Frage noch besondre Abhandlungen, hin und wieder auch eine Fehdeschrift; in unserm Wehrwesen wird also mit Hochdruck gearbeitet. Im Notfall könnte sich unsre Armee, da, wo der Alpenkreis uns nicht zu schützen weiß, hinter papierenen Wällen decken, so daß wir also durchaus ruhig auf den Lorbeern unsrer ruhmreichen Ahnen schlafen dürfen. Eine reiche Literatur hat die Schweiz auch auf dem Gebiete des Jngenieurwesens. Diese wird teilweise auch wieder durch bieten bei uns zwar äußerst schwierige aber auch interessante Auf- *) Schweizerische Wortverstümmelung für »Proportional- Wahlen«. Red. gaben, die jeweilen vor ihrer praktischen Lösung eine eingehende theoretische Prüfung erfordern. Die Gotthardbahn, der Simplon- landeskundlichem Interesse sind. In neuerer Zeit ist nun noch die Nutzbarmachung unsrer Wasserkräfte dazu gekommen, worüber ebenfalls sehr viel ge schrieben und gedruckt wird. Im engsten Zusammenhang damit steht die Elektrotechnik und der Maschinenbau, wieder mit einer ansehnlichen und interessanten Literatur. Das Verkehrswesen, besonders die Eisenbahnen, gibt ebenfalls Druckarbeit in Menge und zwar nicht nur im Stadium der wirtschaftspolitischen Kämpfe und des Baues der Linien, sondern auch Betrieb und Verwaltung beschäftigen Tag für Tag die Presse in einem sehr weitgehenden Maße. Vom dickleibigen Bericht bis zum Fahrplan und Billet finden sich alle möglichen Übergänge im Format und Umfang. Anch der Dampfschiffverkehr, Post, Telegraph, Telephon haben ihren regelmäßigen Bedarf an Drucksachen verschiedenster Art. Zum Verkehrswesen dürfen wir füglich auch die sogenannte »Fremdenindustrie« rechnen, die eine unglaubliche Masse von Führern, 6uiäs8, Prospekten, Spezialkarten rc. in die Welt hinaus schickt. Solche Produkte sind durchaus nicht immer nur rein ge schäftlicher Natur. Wenn auch die Reklame im Vordergründe steht, so bieten uns diese Publikationen, die meistens ganz hübsch ausgestattet sind, manchen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Landeskunde und dürfen teilweise, wie z. B. die »Wanderbilder« biete ausübt. Unsre landwirtschaftliche Literatur war nach der Blüte zeit im achtzehnten Jahrhundert, wo die ökonomischen Gesell schaften selbst für das Ausland vorbildlich wirkten und Kleinjogg in Schinznach mit Herzog Eugen von Württemberg Arm in Arm wandelte, qualitativ und quantitativ bedeutend zurückgegangen. In den letzten Jahrzehnten hat sie aber wiederum einen neuen Aufschwung genommen. Die Umgestaltung des Betriebs, die Ausdehnung der Viehzucht und Milchwirtschaft ist eifrig in der Presse und in besondern Abhandlungen besprochen worden. Die einzelnen Zweige haben eine besondere Bearbeitung gefunden, könne, seit zwanzig Jahren nimmt die Landwirtschaft auch Stellung in Zollfragen; kurz, die Literatur ist sehr ausgedehnt und mannigfaltig geworden. Bemerkenswert ist noch der Um stand, daß sie mehr und mehr auch die Resultate der wissen schaftlichen Forschung, besonders in der Chemie und Bakteriologie zu verwerten sucht. Das schöne Rindvieh, das auf unfern Alpen aufwächst, wird in Wort und Bild mit Beifügung des Stamm baums verherrlicht, als ob es sich um Glieder eines Fürstenhauses handelte. Interessant wäre auch noch eine Gegenüberstellung der Fortschritte in der Viehzucht und der Militärtauglichkeit unsrer mehr als die Hälfte unsrer Bevölkerung ist im Dienste von Gewerbe, Industrie und Handel. Die Drucksachen dieser Gebiete können wir, abgesehen von den äußerst zahlreichen Fach- Charakter, die diese Erwerbszweige vom allgemeinen Standpunkt aus behandeln, also »Zeitfragen«, wie sie häufig betitelt sind, Besprechungen der Standesinteressen, Stellungnahme in Zoll-, Verkehrs- und Vanksragen, Hebung der Berufsbildung rc. Diese Schriften sind zwar sehr zahlreich und auch inhaltlich teilweise von ganz bedeutendem Werte, an Zahl stehen sie aber unendlich zurück hinter der zweiten Gruppe, die wir kurzweg als »Geschäfts papiere- bezeichnen wollen. Darunter verstehen wir die Berichte, Prospekte, Bilanzen, Reklameschriften rc. der einzelnen Firmen und Erwerbsgesellschaften. Wie umfangreich dieses Gebiet ist, davon kann man sich nur schwer einen Begriff machen. Allein unsre Banken und Kassen zählen ja nach Hunderten, und jedes
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