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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1905
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- Deutsch
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^ 4, 5. Januar 1905. Nichtamtlicher Teil. 185 Erbauungsschriften zu erwähnen die Gebetbücher, Andachts bücher, Traktate, Missionsschriften rc. Diese Schriften sind äußerst zahlreich und werden zum Teil auch in sehr großen Auflagen ge druckt' sie sind nicht nur für den einheimischen, sondern auch für den Bedarf des Auslands bestimmt. Hauptzentren dieser In dustrie sind Einsiedeln, Basel und Lausanne. Hieran reihen sich schiedensten Sprachen der zivilisierten oder unzivilisierten Völker herausgibt und verbreitet. überdies sind auf diesem Gebiet noch die zahllosen Bücher ist als die theologischen und kirchenpolitischen Streitschriften, deren Zahl sich seit dreißig Jahren erheblich vermindert hat. Zu alledem erscheinen in der Schweiz noch beinahe hundert religiöse Blätter und theologische Zeitschriften, davon ziemlich genau die Hälfte in französischer Sprache, was sehr erbauliche Schlüsse auf die Frömmigkeit und Tugend unsrer welschen Brüder ziehen läßt. Wohl ebenso sicher wie die Bibel ist in jedem schweizerischen Hause der Kalender zu finden. Auch an Kalenderausgaben ist die Schweiz sehr reich; eine Zählung ergab mit Inbegriff der Fachkalender gegen 200 Stück jährlich (wohl als Minimum zu betrachten) mit verschiedenster Tendenz und Ausstattung. Leider bieten diese nicht mehr das kulturgeschichtliche Interesse wie ihre Vorfahren, da sie nur allzusehr von der modernen Durchschnitts- Sind auf den Gebieten, die wir jetzt besprochen haben, haupt sächlich sprachliche und konfessionelle Einflüsse zu konstatieren, so spielen auf andern mehr unsre politischen Verhältnisse eine Rolle, und zwar ist dies sogar in unserer wissenschaftlichen Lite ratur der Fall. Wer hieran zweifeln sollte, möge sich in Er innerung rufen, daß ja nicht nur die Volksschule Sache der Kan tone ist, sondern auch die Mittelschulen und Universitäten. Wir haben nur ein eidgenössisches Polytechnikum; sonst ist das gesamte eines großen Kronleuchters sind eine ganze Zahl von kleinern aufgepflanzt, alle reichlich gespickt mit Leuchten der Wissenschaft. Jede von diesen kantonalen Hochschulen strahlt nun ihr Licht nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich aus. Die Professoren wollen nicht nur gehört, sondern auch gelesen werden; folglich lassen sie, wenn auch nicht ihre Kollegienhefte, so doch andere Werke ihres Geistes drucken. Der akademische Jüngling schließt seine Burschenlaufbahn, wenn er nicht über die guten Vorsätze Preßdelikten Anlaß gibt. knüpft. Auch die Sekundarschule und die Volksschule gibt direkt oder indirekt Anlaß zur Vermehrung der Sintflut schweize rischer Drucksachen. Dabei wollen wir das, was die Lehrer auf eigne Rechnung sündigen, nicht einmal berühren, sondern nur auf die unendliche Mannigfaltigkeit unsrer Schulbücher Hinweisen. Hier kommt nicht nur die Verschiedenheit der Sprache und Kon- Büchern kundgeben, und das Lesebuch hat auf die Verhältnisse der engern Heimat gebührend Rücksicht zu nehmen. Daß auf den höhern Stufen moch die Privatschrullen der Lehrer in der Aus- der Medizin, hat schon manchem mehrfachen Familienvater bittern Ärger bereitet. Selbstverständlich wird noch in einer Unmasse von pädagogischen und methodischen Abhandlungen An leitung gegeben, wie man der lieben Schuljugend einen an und für sich ganz interessanten Stoff möglichst langweilig und un genießbar machen kann. Auch auf dem Gebiete deS wissenschaftlichen Lebens, das sich unabhängig an unfern Bildungsanstalten entfaltet, herrscht eine sehr weitgehende Dezentralisation. Wohl haben wir einige größere schweizerische Vereinigungen, die alljährlich ihre Versammlungen abhalten und gemeinsame Publikationen heraus geben, wie die geschichtsforschende, die naturforschende Gesellschaft. hat aber gewiß auch ihre Vorteile und ihre Berechtigung. Ja, sie ist zum Teil schon durch die geographische Natur unsers Landes und seine Geschichte bedingt. Die Mannigfaltigkeit der Boden gestaltung zwingt den Naturforscher geradezu, inS Detail einzu gehen. Jedes Gebiet hat bis zu einem gewissen Grad eine wissenschaftlichen Gebieten geradezu unmöglich; wer sie anwenden will, kommt bald genug ins Gehege, oder gibt dann farblose oder geradezu unrichtige Bilder. Die Dezentralisation des wissenschaftlichen Lebens, die es mit sich bringt, daß jeder Winkel unsers Landes durchstöbert wird, hat den Vorteil, daß in Vereinsschriften und Privatpubli kationen ein ungeheures Material gesammelt wird; ferner wird forschung zutage gefördert werden, aber in der Regel doch wenig stens brauchbare Bausteine, die von den Männern vom Fach an passender Stelle verwendet werden können. Ohne sie wären die künde schwerlich zustande gekommen. So braucht sich die Schweiz ihres wissenschaftlichen Lebens durchaus nicht zu schämen, sondern darf sich hierbei mit jedem andern Land getrost messen. übrigens fühlt sich auch der Fremde durch unser Land und seine Geschichte angezogen. Unsre Alpen locken nicht nur den Touristen und Sportsmann, sondern auch den ernsten Forscher über den so viel geschrieben und gedruckt wird, wie über die Schweiz. Dieses bezieht sich nicht nur auf die Landeskunde im engern Sinne, sondern auch auf unsre Geschichte und unsre politischen und sozialen Zustände. Auf der andern Seite können wir eine ganz stattliche Reihe von Schweizern aufweisen, die Land und Leute fremder Gegenden trefflich zu schildern wissen, ja einzelne von diesen Gehen wir nun zur Politik über, dem Gebiete, wo sich der Partikularismus natürlich am offenkundigsten zeigt. Meint doch jeder Fremde, über unsre Kantönliwirtschaft spotten zu dürfen! Selbstverständlich können wir uns hier nicht näher auf daS Thema -Zentralismus und Föderalismus- einlassen; uns beschäftigen hier nur die Symptome, die sich schwarz auf weiß zeigen. Diese papierene Seite unsres staatlichen Lebens hat nun allerdings ganz gewaltige Dimensionen angenommen und ge- frühern Zeiten keine Bureaukratie, keinen Polizeistaat, keine Direktionen und Kommissionen gehabt hätte! Wer in diesem naiven Glauben lebt, möge einmal ein -Regimentsbüchlein- aus dem achtzehnten Jahrhundert ansehen. Dort wird er gründlich IS-
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