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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1900
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- 08.12.1900
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. Buchdruck uud Buchhandel zu Heidelberg in früherer Zeit. Zum bevorstehenden hundertjährigen Jubiläum des Hauses Mohr. Von I. H. Eckardt, Kiel. (Fortsetzung aus Nr. 284.) 1596 werden als Buchdrucker und Buchhändler Peter Marschall, 1597 Christoph Leo, 1599 Andreas Caiubier und im gleichen Jahre Johann Lancelott, der bis 1619 in Heidelberg druckte und manche hervor ragende Werke aus seiner Presse hervorgchen liest, genannt. Gleichzeitig finden wir schon um !600 Johann Georg Geyder als Universitätsbuchdrucker und von 1615—19 einen weiteren Drucker Jonas Rose. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts tauchen die Gebrüder Vögclin in Heidelberg auf. Sie waren die Söhne jenes Ernst Vögelin, eines der hervorragendsten und bedeutendsten Buchhändler Leipzigs, von dessen Wirken, wie Kapp schreibt, erst die eigentliche und dauernde Bedeutung Leipzigs als Verlagsstätte datiert. Als Krpptocalvinist musste er 1576 aus Leipzig flüchten, habgierige Feinde und falsche Freunde brachten ihn fast um seine ganze Habe und um die Früchte seiner Thätigkeit. Vvgelin wandte sich nach Heidelberg und stellte sich, um wenigstens die Frankfurter Messen ungehindert besuchen zu können, unter kurpfälzischen Schutz, der ihm auch wenigstens die äuhere Existenz sicherte. Später erhielt er vom Pfälzer Kurfürsten die Stelle eines Landschreibers in Neustadt a/Haardt und starb 1590 in Heidelberg. Seine Söhne Gotthard, Philipp und Valentin setzten das Verlagsgeschäft anfänglich in Leipzig unter der Firma »Vögelins Erben- bis 1599 fort, dann zogen Gotthard und Philipp nach Heidelberg, Valentin, der von 1591 an ein eigenes Geschäft unter seiner Firma betrieben hatte, siedelte 1604 auch nach Heidelberg über. Die Gebrüder Vögelin erhielten 1599 kurz nach ihrer Niederlassung von dem Kursürsten Friedrich IV. ein Druckprivilegium für Schulbücher aus sechs Jahre, sodann noch ein gleichfalls aus sechs Jahre lautendes Privilegium für die L^utaxis Arasoa kiobaräi klsrnslii, kascluA. Lsiäolb. Lonvsot,., weil, wie der Kurfürst bekundet, »diese bequemer als andere für Schulen erachtet werde-. Neben der Heidelberger Druckerei errichteten die Gebrüder Vögelin noch eine zweite in Ladenburg; aus beiden ging eine grosse Anzahl bedeutender Schriften hervor, darunter die von Marquard Freher verfaßten, zum Teil in ausgezeichnet schönen Drucken. Neben Gebrüder Vögelin tritt als ortsangesessener Buchhändler Juda Bonutius auf, vermutlich identisch mit dem oben erwähnten Schwager des Cvmmelin. 1569 finden wir zwar schon unter den Besuchern der Frankfurter Herbstmesse einen Heidelberger Buchsührer oder Buchhändler Matthaeus Harnisch, über dessen weitere Thätigkeit wir allerdings nichts wissen. In Juda Bonutius sehen wir jedoch den ersten wirklichen Sortimentsbuch händler. Dieser Bonutius, ein in Heidelberg ansässiger Pfälzer, erbot sich dem Kursürsten Friedrich IV. gegenüber, eine Buchhandlung zu errichten: »einen fürtrefflichen, ansehnlichen Buchhandel von allerlei berühmten guten Büchern auf seine Kosten anstellen möchte und solches dergestalt, daß er fürs erste sürnehnilich auf sslsotos vt sin^ularis notas libros st auetorss und nicht gemeine oder Schulbücher sich legen wolle, damit andern Buch händlern nicht verschlagen oder aber etwas der Bestallung und den Frei heiten, so der Churfürst allbereits seinem bestellten Buchdrucker Gotthardt Vögelin gegeben, zuwider laufe.« Bonutius erbot sich ferner bei Be stellungen, die sich aus mehr als 25 fl. auf einmal belaufen würden, nicht mehr als einen Batzen auf den Gulden über die Frankfurter Taxe zu nehmen, bei geringeren Bestellungen aber nicht anderthalb Batzen oder 10"/„ über diese Taxe. Bücher, die er selbst drucken läßt oder verlegt, will er zu der Frankfurter Taxe und nicht höher abgeben und »nicht nur gegen andere sowohl als auch fürnemlich gegen die Churfürstlichen Biblio theken, Schulen und andere Einkäufer die gedachte Taxe halten.» Der Kurfürst erteilte dem Bonutius dagegen folgende Vergünstigungen: Zollfreiheit für in die Pfalz eingeführte Bücher und sür nach Frankfurt ausgeführte Bücher, Freiheit seines Buchhandels und Ladens von aller Schätzung und Nachsteuer. Diese Vergünstigung wurde auf zehn Jahre gewährt. Ob Bonutius nun vor Ablauf der Zeit gestorben ist, oder ob er vielleicht sein Geschäft an Gotthardt Vögelin veräußert hat, kurz und gut, im Jahre 1612 erhielt dieser die Bewilligung sür einen unbeschränkten Verlags- und Sortiments buchhandel. Auch hierüber liegt ein Aktenstück vor. Gotthardt Vögelin verpflichtet sich in seinem Bewilligungsgesnch für Errichtung eines «fürtreff lichen, ansehnlichen Buchhandels von allen berümbtcn guten Büchern aus seine Kosten, und zwar: 1) Daß er fürnemlich sowohl auf sslsotos st sinZularis notas lidros st autorss, als auch andere für die Jugend und Schulen wie nicht weniger dem gemeinen Mann dienliche nnd nützliche Bücher, so er ent weder selbst drucken, verlegen oder kaufen würde (jedoch hierbei seiner von Churpsalz allbereit habenden Druckerbestellung und Freiheit nichts be nommen) sich legen und selbige ungebunden und gebunden aus einen, offenen Laden feil halten wolle. 2) Solche Bücher auch anderen Städten und Flecken in der Chur pfalz nicht allein zu Jahrmarktszeiten, sondern auch außer denselben, nach Notdurft zu verschaffen. 3) Will er, um denjenigen Buchsührer», die schon in der Psalz sind oder sich darin künftig niederlassen möchten, durch seinen Handel keinen Eintrag zu thun, sich der Orte und Gegenden enthalten, welche solche Buchführer selbst nach Notdurft und zu den billigsten Preisen versehen; er will ihnen überdies aus seinen, Handel von seinen befreiten und un befreiten Büchern gegen gebührende Zahlung oder Versicherung soviel zu- kommen lassen, als ihnen bei ihm abzuholen, beliebe und thunlich sein möchte. 4) Will er zwischen den Frankfurter Messen die Einkanfung und Be stellung der Bücher, welche die Chursürstl. Pfalz und die derselben un gehörigen Corpore jederzeit begehren werden, auf sich nehmen, und dieselben mit ehester Gelegenheit, die man haben kann, herbeischaffen. 5) Will er fleißig Erkundigung Pflegen, was wider die Chursürstl. Pfalz oder die ihrigen jederzeit in geistlichen oder weltlichen Sachen aus gehen wird, und davon jedesmal ein Exemplar vorzeigen, auch hernach nach Notdurst mehrere verschaffen. 6) Wann etwas in Heidelberg publiziert würde, so man auch gern an andern Orten schangiert haben wollte, will er solches, auf Befehl, den anderswo gesessenen Buchhändlern, mit denen er in der Frankfurter Messen oder sonst Kundschaft und Korrespondenz haltet, bei Zeiten zu wissen thun und ihnen dergleichen zeitlich zukommen lassen. 7) Bei Bestellungen über den Betrag von 25 fl. aus einmal, will er mehr nicht als einen Batzen auf jeden Gulden über die Frankfurter Taxe nehmen. 8) Bei Bestellungen unter 25 fl. mehr nicht als anderthalb Batzen und noch darunter, je nach Maßgabe des Betrages. 9) Seine eigenen Drucke und Verlagsartikel will er um die Frank furter Taxe lassen und nicht höher. 10) Will er diese Taxen nicht nur gegen andere, sondern auch gegen Chursürstl. Pfalz, soviel deren Bibliotheken, Schulen und andere Ein- käufungen betrifft, beobachten, jedoch soll hierdurch alles dasjenige, was desfalls die hierbevor mit ihm aufgerichtete befreite Druckerbestellung mit sich bringt, nicht aufgehoben sepn, sondern bestehen, so lange diese noch währen wird.» Der Kurfürst bewilligte ihm dagegen völlige Zollsreiheit für Bücher- einfuhr und Zollsreiheit für Ausfuhr nach Frankfurt, Befreiung seines Buchhandels und Ladens von Schatzung und Nachsteuer, Schutz für ihn und seine Gesellen und Diener. Aber wie seinen Vater, so verfolgte auch Gotthardt Vögelin das Un glück; zehn Jahre, nachdem er das Privilegium erhalten, war er ein armer heimatloser Mann. In den Tagen des 16.—19. September 1622 wurde Heidelberg von Tillh erobert; die Blütezeit der Stadt war für lange dahin, die kostbare Bibliothek wurde geraubt und nach Rom entführt, die meisten Bürger, darunter auch Vögelin, verloren fast ihre ganze Habe. Immerhin scheint jedoch in den ersten Jahren nach der Einnahme noch eine gewisse Ordnung geherrscht zu haben, die Universität bestand fort, und auch Ge werbe scheinen ausgeübt zu sein. 1627 wurden die protestantischen Lehrer ihrer Aemter entsetzt, 1629 die Universität durch Maximilian von Bapern in eine katholische umgcwandelt. 1629 ist auch Gotthardt Vögelin in Worms, wo er verarmt mit Frau und Kindern lebte, gestorben. 1633 eroberten die Schweden Heidelberg. Die Universität sollte nun wieder im Geiste der Reformation erneuert werden, die Niederlage bei Nördlingcn 1634 machte jedoch allen Ansätzen ein Ende. Nun erst begann das Elend mit voller Gewalt über Heidelberg hereinzubrcchen; erst die Plünderungen der flüchtenden zuchtlosen Schwedenscharen, dann die Be lagerung durch die Feinde, die Entsetzung durch die Franzosen, die Wieder eroberung durch kaiserliche Truppen und die dadurch erfolgte Wiederher stellung der bayerischen Herrschaft; Seuchen, Hungersnot führten die Vernichtung der Pfalz, die Verödung Heidelbergs und seiner Hoch schule herbei. Hatten wir im ersten Jahrzehnt des entsetzlichen Krieges noch Kunde von Druckereien in Heidelberg, so 1631 von einem Leander, so fehlt später jede Nachricht, und erst nach Wiederherstellung der Ordnung durch Karl Ludwig blühten auch Handel und Gewerbe wieder auf. Nach dem westfälischen Frieden kehrte Karl Ludwig in seine ver wüsteten Erblande zurück. Er gehört zu den großen Fürsten jener Zeit, zu den Fürsten, welche alles daran setzten und alles opferten, um ihr Land und Volk wieder aufzurichtcn. In harter Arbeit nnd unter manchen Entbehrungen gelang es ihm. Am 1. November 1652 wurde auch die Hochschule wieder eröffnet; namhafte Lehrer, Persönlichkeiten von größter Bedeutung, wie Hottingcr, Mieg, Spanheim, FabriciuS und vor allem Pnfendorf verliehen ihr bald neuen Glanz. Mit der Ordnung und Wiederherstellung der Verhältnisse kam eine neue Blüte Heidelbergs, und so finden wir bald eine Anzahl Drucker, die
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