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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1900
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- Erscheinungsdatum
- 19.11.1900
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- Deutsch
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269, 19. November 1900. Nichtamtlicher Teil. 9089 diejenigen Angehörigen desselben, die mit großen Opfern in Paris ausgestellt oder diese Ausstellung mit vieler Arbeit arrangiert haben, zu kränken, dürfte doch sehr anzuzweifeln sein. Abgesehen davon, daß sich in solchen Aussprüchen, wie sie der Vortragende von sich gegeben hat, die alte deutsche Ausländerei als immer noch lebenskräftig erweist, sind sic eine Folgeerscheinung der Ueberschätzung, die wir den eng lischen und modernen Buchausgaben (Morris rc.) und ihren deutschen Nachahmern und Verfechtern zu teil werden lassen, lieber das »Buch als Kunstwerk« spricht mit großer Weisheit heutzutage schon all und jeder und sehr häufig Leute, die die ganze Sache vom einseitig bibliophilen Standpunkt-ari schen, von den praktischen und technischen Bedürfnissen und dem, was hierin bei uns geleistet wird, aber wenig Kenntnis haben. Die Folge ist, daß im allgemeinen die Buchhändler, Drucker und Setzer als die — sagen wir — erblich belaste ten Leute erscheinen, denen erst von Künstlern und Aesthetikern gesagt werden muß, wie Bücher zu drucken sind. Ein Buch darf entschieden nicht einseitig darnach angesehen werden, ob es nrit modernen Ornamenten geschmückt ist oder auf Bütten papier gedruckt wurde, sondern es muß in seiner gesamten Er scheinung beurteilt und dabei in erster Linie auch die tech nische Seite in Betracht gezogen werden. Für mich ist aus diesen Gründen z. B. die Jubiläumsausgabe von Brockhaus' Konversationslexikon ein ungleich größeres Kunstwerk als eins der vielgepriesenen, mit dekadenter Lyrik und bizarren Zeichnungen angefüllten modernen Werke. Heute erscheint es fast schon als ein Verbrechen, wenn-ein Buch gut gedruckt ist, d. h. in technischer Beziehung auf der Höhe der Zeit steht. Ein amüsantes Beispiel dafür bietet die französische Autotypie, deren Jnferioriiät sich bekanntlich in der fran zösischen buchgewerblichen Abteilung ergeben hat; die Fran zosen verwenden deshalb auch die Autotypie verhältnismäßig wenig, und wo sie zu sehen ist, handelt es sich um schlechte Aetzungen, die noch dazu mangelhaft gedruckt sind. Der Fachmann sieht sofort, daß es sich hier um ein Manko handelt, an dem das niedrige Niveau des technischen Könnens und der technischen Einrichtungen Schuld ist; der oben erwähnte nicht fachmännische Beurteiler aber findet darin den feinen Instinkt des Franzosen, der ihn vor der Anwendung der Autotypie schützt und besorgt dadurch unsere» Nachbarn das Geschäft, aus ihrer Not eine Tugend zu machen. Mit diesen wenigen Worten ist dieses Thema selbstverständlich nicht erschöpft, aber mir lag auch daran nicht so, wie dem obigen Protest kurzen und bündigen Ausdruck zu verleihen. Ebenso kurz möchte ich nun noch auf die deutsche Abteilung eingehen und einige markante Ausstellungen hervorheben, allerdings mit dem besonderen Hinweis, daß damit in keiner Weise etwa eine Minder wertigkeit der nicht erwähnten Aussteller angedeutet werden soll, — die Fülle des Gebotenen ist eben auf dem verfüg baren Raum nicht zu bewältigen. Die deutsche Schriftgießerei war durch eine Reihe ihrer besten Namen vertreten; die ausgestellten Arbeiten sind mustergiltig auf allen Gebieten des Stempelschnitts, sowohl in Ornamenten wie Schriften, und namentlich in den ersteren hat Deutschland eine führende Stellung auf dem Weltmarkt erreicht. Es sind hier zu nennen Genzsch L Heyse, Ham burg und München, mit ihren schönen Renaissance-Fraktur schriften und der romanischen Antiqua, die sich als Werk schrift vornehmen Charakters mehr und mehr cinführt. Als neueste Schöpfung führte die Hamburger Firma die »Neu deutsch« vor, die von dem bekannten Zeichner Otto Hupp ent worfen ist. H. Hoffmeister, Schriftgießerei in Leipzig, stellte eine umfangreiche Sammlung seiner künstlerischen Vignetten und sonstigen Buchschmuckes aus. Die Messinglinienfabrikation bildet ebenfalls eine Spezialität einiger deutschen Firmen, von denen die bekannte Messinglinienfabrik von H. Berthold, Berlin, die seit 1897 mit der Schriftgießerei Bauer L Co. in Stuttgart vereinigt wurde, seit lange» Jahren tonangebend ist. Die ausgestellten Arbeiten der genannten Anstalt sind mustergiltige Erzeugnisse, die in der eigenen Hausdruckerei sehr geschmackvoll hergestellt wurden. Ferner war hier die Messinglinienfabrik von C. Rüger, Leipzig, mit vortrefflichen Arbeiten vertreten, die wirkungsvoll arrangiert waren. Die Firma I. G. Scheiter L Giesecke, Leipzig, hatte im Deutschen Hause eine hübsche Schriftenpyramide und Druckproben der ausgezeichneten Hausdruckerei ausgestellt, jedoch befand sich die Hauptausstellung auf dem Marsfeld. Hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet des Dreifarben drucks, die namentlich deshalb interessant sind, weil sie dieses schwierige Verfahren in seiner Anwendung für die Praxis zeigen, hatten Förster L Borries in Zwickau und Georg Büxenstein L Co. in Berlin ausgestellt. Die letztere Firma stand Üor8 oouoours, da ihr Chef, Herr Georg Büxenstein, bekanntlich Mitglied der Jury war. Die genannten Offizinen haben durch ihre in großen Auflagen und für Werkillustration benutzten Dreifarbendrucke den eminent wichtigen Nachweis ge liefert, daß das Verfahren für die Praxis brauchbar und nicht allein für Einzelblätter zu verwenden ist, wie man früher meistens annahm. Förster L Borries waren die ersten, die in dem seinerzeit großes Aufsehen erregenden »Führer für Pilzfreunde« von Michael den Dreifarbendruck in umfassender Weise als Jllustrationstechnik heranzogen und damit un geahnte Erfolge hatten. Neuerdings ist im Verlage der Firma auch ein medizinisches Werk erschienen, das in gleicher Weise durch 65 Dreifarbendrucktafeln illustriert ist. Die Offizin Büxenstein hat großartige Erfolge neuerdings mit einem im Verlage von M. Oldenbourg, Berlin, erschienenen zoologischen Werk »Tierleben der Erde« nach Aquarellen von Kuhnert erzielt. Diese Arbeiten dürften wohl zur Zeit den Höhe punkt des auf diesem Gebiete Geleisteten bedeuten, insofern als größere Auflagen in großen Formaten in Betracht zu ziehen sind. Die Ausstellung der Reichsdruckerei, die sich im Erker zimmer des ersten Stocks befand, war nach allen Richtungen hin eine vornehme zu nennen und gab einen Ueberblick über die verschiedenen, in ihren Abteilungen gepflegten Ver fahren. Als imposantestes Werk, das in Paris allseitig be wundert wurde, muß man die im Erscheinen begriffene »Nibelungensage«,imKommissionsverlag von Stargardt,Berlin, bezeichnen, zu der die Typen, Initialen, Randleisten und Illustrationen von Josef Sattler entworfen sind. Auch die Chromolithographie war durch ausgezeichnete Arbeiten vertreten; so sind hervorzuheben die landschaftlichen Blätter der bekannten Anstalt von Meißner L Buch, Leipzig Die sonst nur in gewöhnlichen Heiligenbildern arbeitende An stalt von G. G. May Söhne in Frankfurt a. M. ist mit einer vielfarbigen Chromolithographie, »Die Briefschreiberin« nach Feuerbach, erschienen. Max Seeger in Stuttgart stellte vorzügliche chromolithographische Ansichtspostkarten und Pla kate aus; in der Ausstellung der Elsässischen Druckerei und Verlagsanstalt, Straßburg, war ein Plakat in Chromolitho graphie zu dem Werke »Die Trachten im Elsaß« besonders bemerkenswert; es ist nach einem Original von Spindler ausgeführt. DerDeutsche Buchgewerbeverein in Leipzig war mit seiner herrlichen Denkschrift erschienen, über die noch einmal Rühmenswertes zu sagen wohl nicht nötig ist. Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß auch die deutsche Buchbinderei mit trefflichen Arbeiten, für deren Güte Namen wie I. R. Herzog, Leipzig, H. Sperling, Leipzig, Hübel L Dcnck, Leipzig, Moritz Göhre, Leipzig und W. Collin, Berlin, bürgen, er schienen war. Der deutsche Schnellpressenbau ist, wie schon früher er- 1211
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