Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1900
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19000530
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190005307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19000530
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-30
- Monat1900-05
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
werte Einheit der Schreibung kann lediglich dadurch herbeigeführt werden, daß die Regeln von 1880 da zur Geltung gebracht werden, wo ihnen solche Geltung bisher leider versagt worden ist, insbesondere bei den Reichs und anderen Behörden. Alles Schwanken ist vom Uebel. Der Buchhandel glaubt nicht nur die Sache des Buchgewerbes zu vertreten, sondern auch die des gesamten deutschen Volkes, insbesondere des deutschen Schrift tums, der Schule und der Lehrerschaft, weit über die Reichsgrenzen hinaus, wenn er gegen jede mit obrigkeit lichem Zwange einzuführende Aenderung der geltenden Schreibung aufs nachdrücklichste hiermit Widerspruch erhebt. Albert Brockhaus. Herm. Credner. Adolf Förster. vr. Alfred Giesecke. Arthur Meiner. Otto Meißner. Adolf Rost. Gottwalt Schiller. Hermann Schulz. Eugen Twietmeyer. Robert Voigtländer. Herr vr. Alfred Giesecke-Leipzig: Meine Herren! Der Kernpunkt des Unterschiedes der gegenwärtigen Situation von der von 1880, wo eine neue Rechtschreibung eingeführt wurde, liegt darin, daß damals ein Tohuwabohu bestand, das man zu ordnen versuchen' wollte; jeder Versuch dazu mußte freudig begrüßt werden und war das Opfer, das der Buch handel damals in dieser Hoffnung gebracht hat, wert. Augenblicklich liegt die Sache ganz anders. Wir haben thatsächlich eine Einheit, die sich weit durchgesetzt hat und sich noch weiter durchgesetzt hätte, wenn nicht namentlich von seiten der Be hörden Widerstand entgegengesetzt worden wäre. Es ist also jetzt um so schlimmer, wenn man versucht, diese Einheit um zustürzen nnd dadurch einen viel trübseligeren Zustand zu schaffen, als er vor 1880 bestanden hat. Aus dieser Empfindung heraus vor allem ist die Ihnen vorliegende Entschließung gefaßt. Wir haben in der deutschen Verlegerkammer aber gemeint, daß bei der vielfach herrschenden Unklarheit, die hauptsächlich verursacht ist durch das Verhalten der Behörden, über die Verbreitung, die die neue Rechtschreibung von 1880 thatsächlich gefunden hat, es von außerordentlicher Wichtigkeit für jeden die Sache unbefangen Beurteilenden sein muß, darüber ein klares Bild zu haben, wie weit diese Verbreitung bereits gegangen ist. So haben wir den Beschluß gefaßt, Ihnen folgenden Antrag vorzuschlagen: Die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler beauftragt den Vorstand, in Gemein schaft mit der deutschen Verlegerkammer und dem Deutschen Buchdruckerverein in geeigneter Weise durch Umfrage eine Ermittelung darüber anzustellen, in welcher Ausdehnung die Rechtschreibung von 1880 Eingang in die Litteratur und Presse gefunden hat. Wir meinen, meine Herren, daß sich durch eine derartige Umfrage erst einmal deutlich ergeben wird, wie weit diese Rechtschreibung bereits gedrungen ist, wie weite Kreise des Volkes durch eine Aenderung getroffen werden würden und daß es nicht nur unsere eigenen Interessen sind, sondern thatsächlich die Interessen des größten Teiles des Volkes, die durch eiu einseitiges und überstürztes Vorgehen getroffen werden würden. Ich bitte Sie deshalb diesen Antrag anzunehmen. Herr vr. Walter de Gruyter-Berlin: Der letzte Antrag zu Punkt 8 kam so spät zu unserer Kenntnis, daß es schwer war, sich darüber zu orientieren. Es liegt aber bestimmter Grund zu der Annahme vor, daß Herr Voigtländer irrt, wenn er meint, daß es sich hier um einen partikularistischen Vorstoß handele. Die Sache geht nicht von dem preußischen Kultusministerium aus, sondern im Gegenteil von den Neichsbehörden, und das preußische Ministerium sträubt sich dagegen so gut es kann. So ist die Sache in der That. Was nun Ihren Antrag betrifft, so teile ich sein Motiv vollständig und ebenso sein Ziel. Wir wollen möglichst eine einheitliche deutsche Orthographie, ein klassisches deutsches Alphabet, wie es andere Völker vor uns längst haben. Aber, meine Herren, ich meine, dann dürfen wir nicht mit dem Kopfe durch die Wand rennen, und mir erscheint als das Richtigere die Resolution, die der Kölner Lehrertag gefaßt hat und die abgedruckt war in demselben Börsenblatt von gestern, das den Antrag zu Punkt 8 enthielt; mir erscheint das als der richtigere, gangbarere und hoffnungsvollere Weg. Diese Resolution besagt, es sei notwendig darauf hinzuwirken, daß alle Schranken, die behördlicherseits jetzt errichtet sind, fallen zu Gunsten der Annahme einer einheitlichen Orthographie; sie will aber ferner, daß die Orthographie von 1880, die doch in keiner Weise der Weisheit letzten Schluß darstelle, einheitlicher auszugestalten gesucht wird. Deshalb meine ich, in unserer Resolution sollten wir nicht sagen, die sogenannte Puttkamersche Orthographie sei ein Noli um lauere, sondern wir müßten die Mög lichkeit offen lassen, sie weiter auszubilden und konsequenter zu gestalten, um dann endlich das zu haben, was wir wollen, nämlich volles Licht, wenn auch zunächst noch einige Zeit der Dämmerung, aber dann volles Licht. Vorsitzender: Ich frage Herrn vr. de Gruyter, ob er seinen Vorschlag in einem Antrag formuliert. Wenn ihm eine praktische Folge gegeben werden soll, müßte doch ein Antrag vorliegen. Herr vr. Alfred Giesecke-Leipzig: Es kann keine Rede davon sein, daß wir uns durch unsere Entschließung, von der ich hoffe, daß sie Annahme findet, uns mit der Orthographie von 1880 für alle Zeit und Ewigkeit solidarisch erklären und sie als ein idioli mm kanZers hinstellen; gewiß nicht; aber, meine Herren, im gegenwärtigen Augenblick ist gar keine Aussicht, daß an die Stelle der Orthographie von 1880 irgend etwas Besseres tritt. Die Frage ist nicht nur in unseren Kreisen, sondern auch in Schulkreisen und Gelehrtenkreisen vielfach behandelt worden. In Bremen auf der letzten Philologcn- versammlung wurde aus Schulkreisen heraus der Antrag gestellt, die Versammlung wolle sich für Durchführung der neuen Orthographie erklären. Da stand ein Vertreter der germanistischen Wissenschaft auf und erklärte, das müsse durchaus un zulässig erscheinen vom wissenschaftlichen Standpunkte aus; die Frage sei von diesem aus betrachtet heute in keiner Weise spruch reif. Meine Herren! Es ist gar keine Aussicht, bei dem Widerstreite der Meinungen, der auch in pädagogischen und wissen schaftlichen Kreisen besteht, daß jetzt etwas geschaffen würde, was irgend Aussicht auf bleibenderen Wert hätte, als das, was wir jetzt haben. Bekommen wir eine Orthographie von 1900, so dauert sie nicht zwanzig Jahre wie die jetzige, sondern höchstens zehn Jahre und dann bekommen wir wieder einen Umsturz. Insbesondere möchte ich auch für den von mir eingebrachten Antrag mit Bezugnahme auf die Worte des Herrn Or. de Gruyter nochmals sprechen. Dieser Antrag ist schließlich von der Stellung zur Frage selbst ganz unabhängig; diese Feststellung wird, wenn sic das Ergebnis hat, was wir alle bestimmt nach unserer sorgsamen Beobachtung erwarten, jeden falls allen Beteiligten eine Warnung sein, hier nicht leichtsinnig vorzugehen, sondern die Sache recht sorgsam zu er wägen. Also selbst für den Fall, was ich nicht hoffen und wünschen möchte, daß Sie sich der »Entschließung« nicht an schließen, möchte ich unter allen Umständen bitten, daß Sic den Antrag annehmen, der ein klares Bild der Lage schafft, was
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder