Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1900
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19000509
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190005098
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19000509
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-09
- Monat1900-05
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
106, 9. Mai 1900. Nichtamtlicher Teil; 3581 grund: der Bau des neuen Buchhändlerhauses und die neuen Satzungen vom Jahre 1887. An dem Hausbau ist Parey in hervorragendem Maße beteiligt gewesen; er war es, der der Hauptversammlung des Börsenvereins Ostermesse 1886, die der Grundsteinlegung unmittelbar vorausging, in einem lichtvollen Vortrage die Vorgeschichte des Baues darlegte und den Plan des Hauses erläuterte, und der dann die Bau ausführung überwachte nnd unermüdlich förderte. Seinen Grundstein weihte er mit einem Segenswunsch für den Er bauer des Deutschen Reiches, den Fürsten Bismarck, und bei der Einweihungsfeier überreichte er das von Frauen und Jung frauen des deutschen Buchhandels gestiftete kostbare Banner. Ebenso hat Parey an der Schaffung der fetzt geltenden Satzungen des Börsenvereins mitgearbeitet; er hat sie mit Erfolg auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Frank furt a. M. am 25. September 1887 vertreten helfen, und als der Börsenverein in der Ostermesse 1888 in sein neues Heim einzog, da wählte er Parey zum ersten Vorsteher. Vorher noch hatte er im Aufträge des Börsenvereins die »Buchhändlerische Verkehrsordnung« entworfen, die dann von einem unter seinem Vorsitz im Herbst 1887 in Berlin tagenden Ausschüsse durchberaten und von der Hauptversammlung 1888 angenommen wurde. Die aus der Durchführung der neuen Satzungen er wachsende Arbeit war eine ungeheure. Alles war neu zu schaffen; die Geschäftsstelle des Börsenvereins mußte ein gerichtet, und all die anderen von den neuen Satzungen vor gesehenen Organe mußten ins Leben gerufen werden. Hier bewährte sich Pareys Organisationstalent, das an den wach senden Schwierigkeiten nur noch mehr erstarkte, auf das glänzendste, und noch heute besteht, was unter seiner Leitung damals Gestatt gewonnen hat. Mit welchen Schwierig keiten der Vorstand des Börsenvereins zu kämpfen hatte, ist uns allen noch zu sehr in der Erinnerung, als daß es nötig wäre, hier des näheren darauf einzugehen. Das aber möchte ich nicht ungesagt sein lassen, daß Parey in dem Jahre 1888/89 für den Börsenverein eine Arbeit geleistet hat, wie sie in gleichem Maße wahrscheinlich von keinem Vorsteher geleistet worden ist. Unter völliger Hintansetzung seiner eigenen Interessen hat er während dieses Jahres seine ganze Kraft in den Dienst des Börsenvereins gestellt, dem all sein Sinnen und Denken und Arbeiten galt. Als ihn dann zuletzt der Widerstand Berlins in der Rabattfrage nach seiner innersten Ueberzeugung zwang, mit neuen Vorschlägen für die Lösung dieser Frage vor die Hauptversammlung des Börsenvereins Ostermesse 1889 zu treten, und als er nach deren Verwerfung mit dem gesamten Vorstand sein Amt niederlegte, da hatte der Börsen verein jedenfalls einen Vorsteher verloren, wie er nach Arbeits- freudigkeit und innerer Begabung so leicht nicht wiederzufinden ist. Die Art, wie damals dieser Rücktritt herbeigeführt wurde, hat Parey auf das tiefste verletzt, und er hat sich danach nie wieder entschließen können — auch hier in Berlin nicht —, ein buchhändlerisches Ehrenamt anzunehmen. Daß diese eminente, sich so gern bethätigende Kraft dadurch für die allgemeinen Interessen unseres Berufs völlig brach gelegt worden ist, müssen wir auf das höchste beklagen. Daß trotzdem seine Liebe zum Buchhandel fortbestand, hat er in schönster Weise noch über den Tod hinaus durch zwei testamentarische Stiftungen bewiesen: dem Börsenverein hat er 20 000 ^ zur Unterstützung invalider Beamten oder deren Witwen und Waisen und dem Unterstützungsverein deutscher Buchhändler und Buchhandlungsgehülfen 50 000 hinterlassen. Wo immer sich aber auch außerhalb der Berufskreise Gelegenheit bot, sein Interesse an gemeinnützigen Unter nehmungen zu bethätigen, that er es gern und freudig, und es ist begreiflich, daß seine Hilfe und Mitarbeit oft Slcbemirdychzlnster Jahrgang. gesucht wurde. Mit besonderer Freude beteiligte er sich an der Förderung künstlerischer Interessen. So ist er Mit begründer und jahrelang Vorstandsmitglied des deutschen Kunstvereins gewesen, so hat er im Vorstände anderer Vereine mitgewirkt, und so hat er an der Begründung der Kaiser Wilhelm-Bibliothek in Posen mitgearbeitet, die ein Baustein zur Befestigung des Deutschtums in unfern Ostmarken werden soll. Hier leitete ihn vor allem seine tiefe Vaterlandsliebe, die ein hervorstechender Zug seines ganzen Wesens war und die ihn mit vollster Hingabe auch seine militärischen Pflichten erfüllen ließ. Als junger Soldat war er 1866 in den Krieg gezogen, und als Offizier trat er 1870 wieder unter die Fahnen. In dem furchtbaren Ringen der preußischen Garde am 18. August bei St. Privat wurde er verwundet, aber, kaum genesen, kehrte er im Dezember wieder zum Regiment vor Paris zurück, uni dann nach geschlossenem Frieden als glücklicher Sieger, mit dem eisernen Kreuze geschmückt, heimzukehren. Mit Be geisterung hing er an seinem alten Kaiser und an dessen großem Kanzler; mit Begeisterung verfolgte er die auf steigende Entwickelung unseres Vaterlandes, und wenn auch im Kampfe der politischen Meinungen ihm hie und da der Ausblick in die Zukunft getrübt erscheinen mochte, so ist der frohe Glaube an die hohe Berufung unseres Vaterlandes doch nie einen Augenblick bei ihm ins Wanken geraten. Dieselbe Treue bewährte er auch denen gegenüber, die ihni im Leben wirklich nahegetreten waren: seinem großen Verwandtenkreise und seinen Freunden. Parey war anderen gegenüber von großer Zurückhaltung, und es dauerte lange, ehe er sich jemandem innerlich verband. Zu wem er aber in ein herzliches Verhältnis getreten war, den hielt er auch fest und deni erwies er sich als Freund auch in den schwierigsten Lagen des Lebens. Als im Jahre 1887 Hans Reimer, der Besitzer der Weidmannschen Buchhandlung, gestorben war, übernahm Parey auf den Wunsch des Heimgegangenen Freundes die Leitung auch dieses großen Verlages, und was er besonders in den ersten Monaten unter sehr schwierigen Verhältnissen für dieses Geschäft gearbeitet und geleistet hat, vermag vielleicht nur ich ganz zu ermessen, der ich diese Thätigkeit in ihrem vollen Umfange kenne und ihren Spuren noch heute oft begegne. Das konnte so natürlich nicht immer fortgehen; aber bis an sein Lebens ende ist er der Weidmannschen Buchhandlung der treueste Freund und Berater geblieben, und neben seinem eigenen verwaisten Verlage betrauert auch sie ihn als einen der ihrigen, für den sich schwer ein Ersatz finden wird. — Aehnlich wie im gesellschaftlichen Verkehr gestaltete sich sein Ver hältnis zu den Angestellten in seinem Geschäft. Die Mehrzahl kam und ging nach längerem oder kürzerem Verweilen, und diese blieben ihrem Chef meist fern und fremd. Diejenigen aber, die in der Zusammenarbeit mit ihm eine dauernde Aufgabe erblickten, erfreuten sich auch dauernd seiner Förderung und seines freundlichen Wohlwollens, das er bei vielen Gelegenheiten, besonders seinen beiden erprobten Pro kuristen gegenüber, zum Ausdruck brachte. Pareys innere Persönlichkeit hat sich unter günstigen Verhältnissen auf das glücklichste entwickelt. Mit reichen Geistesgaben ausgestattet, hatte er sich ein umfassendes Wissen angeeignet, das durch besondere, ihm verliehene Gaben und Fähigkeiten nach vielen Richtungen ergänzt wurde. Er selber nannte sich oft ein Kind des Glücks, und das war er auch ohne Frage, denn es gelang ihm fast alles, und große innere Erschütterungen sind ihm bis in die letzten Lebensjahre fast ganz erspart geblieben. Aber das Glück will doch er rungen uud festgehalten sein, und jedenfalls ist es ihm nicht mühelos in den Schoß gefallen. Seinem ganzen Wesen wurde der Stempel aufgedrückt durch die überschäumende Kraft seines 481
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder