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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1900
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- Erscheinungsdatum
- 02.05.1900
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- Deutsch
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100, 2. Mai 1900. Nichtamtlicher Tech 3379 anzogen. Dabei vergaß er aber nicht Land und Leute in weiterem Gebiete; es war dann ein besonderes Vergnügen, ihm zuzuhören, wenn er seine Beobachtungen und Reise erlebnisse schilderte und mit feinem Verständnisse den Charakter dieser oder jener Stadt dem geistigen Auge in lebendigster Sprache vorführte und interessante Vergleiche mit seiner Vaterstadt zog. Seine Reisen, die manchmal ein sehr weites Ziel hatten, waren für ihn um so genußreicher, als es ihm infolge seiner liebenswürdigen Umgangsformen selten an rascher Bekannt schaft mit Gebildeten der verschiedensten Berufskreise fehlte, mit denen er dann vielfach auch in späteren Zeiten in an genehmem Verkehr blieb. Seidel war Autodidakt und stets bestrebt, sich aus sich selbst weiter zu bilden. Er war großer Litteraturfreuud und sehr belesen. Seine Lieblingsschriftsteller waren Macaulay und Ranke, deren Schriften er gründlich kannte, daneben hatte er eine erstaunliche Anzahl von Biographieen bedeutender Menschen gelesen, und auch der allgemeinen und Kriegs geschichte war sein lebhaftes Interesse zugewandt. Auf Grund dieser Belesenheit stand ihm ein reiches Material stets be lebender Unterhaltung zu Gebote. Der Leitung und der Ausgestaltung seines Geschäftes widmete Seidel große Sorgfalt. Mit Geschick und scharfer Urteilskraft erfaßte er als Verleger meist das Richtige, und unter seiner Führung schwang sich sein Verlag, dem er eine Spezialrichtung in der Militärwissenschaft gab, zu einem Geschäfte ersten Ranges empor. Die vornehmsten Namen der Fachautoritäten finden sich in seinem Verlagskataloge vor, und sein Geschäftslokal war der Sammelplatz hoher Offiziere aller Waffengattungen. Die verdiente Anerkennung und Auszeichnung seines Wirkens auf militärwissenschaft lichem Gebiete hat er durch Verleihung des kaiserlichen Franz Josef-Ordens erhalten. Seidel genoß das hohe Glück, bis vor wenigen Jahren in einem wahrhaft patriarchalischen Familienverhältnis, da er nicht verheiratet war, mit seinen Eltern zu leben, und ebenso hatte ihn das Schicksal durch den Umstand begünstigt, daß er ein Menschenalter zusammen mit seinem an Er fahrungen reichen Vater wirken konnte. Dem Dahingeschiedenen fehlte nichts, um glücklich zu sein — genoß er doch die Liebe zahlreicher Freunde und die größte Achtung seiner Kollegen, die seinen Verlust schwer empfinden. Ihm war ein freundliches Dasein beschieden, das er redlich verdiente, dem ein sanfter Tod folgte. Wir aber wollen dem Wackeren ein warmes, ehrendes Andenken für alle Zeiten bewahren. Wien, 15. Apnl 1900. Alfred Hölder. Zur Frage der Lehrbücher für Buchhändler. (Vgl. Börsenblatt Nr. 96.) Auf den Artikel des Herrn Franz Unger in Nr. 96 des Börsenblatts kann ich mir nicht versagen, kurz einige Punkte von einem anderen Standpunkte zu beleuchten. Man merkt Herrn Unger aus allen seinen Worten den Antiquar an, der natürlich bei den geplanten Lehrbüchern auch zu seinem Rechte kommen soll, dem zuliebe aber man sicher nicht einen im ganzen guten Plan aufgeben wird, falls ihm wirklich nicht ein solches Hilfsmittel dargeboten werden kann, wie man es wünscht; aber auch für ihn hat ja Herr Unger Vorschläge. Daß das Ausweisen eines gewissen Betrages als Honorar die ganze Angelegenheit fördern wird, ist doch wohl zweifel los, denn auch der ehrgeizigste Buchhändler — sei er Chef oder Gehilfe — wird nicht allein der Ehre halber ein der artiges Buch schreiben, das gerade bei seiner gedrängten Kürze, von allem anderen abgesehen, eine Unmasse von Arbeit erfordert; weiß doch ein jeder, der fachwissenschaftlich thätig ist, wie weit man oft zurückgehen muß, um nur einen kleinen Stein zum Bau zu finden. Wundern mußte ich mich, daß Herr Unger einen Unter schied zwischen den Lehrbüchern irgend einer Wissenschaft für die breiten Schichten der Laien und solcher für den Buch händler nicht finden kann. Allerdings besteht ein solcher, und wie die betreffenden Lehrbücher für uns nichts vermissen lassen dürfen, was in der Eigenart des Buchhandels wurzelt, so müssen sie anderseits alles ausmerzen, was für uns nicht zu wissen nötig, also überflüssig und somit unter Umständen, weil ermüdend, direkt schädlich ist. Es müssen deshalb aller dings im ganzen die Vorschläge der Kommission und noch mehr die des Herrn Hermes in der »Buchhäudlerwarte« als zu weitgehend bezeichnet werden; doch läßt sich sicher bei einiger Beschränkung der Forderungen ein Werkchen zusammen stellen, das sich als praktisch erweist und doch für das Studium dem Lehrling, bezw. dem jungen Gehilfen nicht so viel Schwierigkeiten bereitet, daß er es nach den ersten paar Abenden vergräbt. Um auf das Beispiel der Litteraturgeschichte auch meiner seits einzugehen, möchte ich darauf Hinweisen, daß wir in Othmers Vademecum ein vortreffliches Hilfsmittel bereits besitzen, das für die neueste Zeit eine willkommene Ergänzung durch Emil Thomas erfahren hat?) Beide Werke ließen sich für Buchhändler noch besonders praktisch ausbauen, indem man die beliebten und gangbaren Ausgaben dabei anführt und Thomas' Büchlein die Uebersetzungen der gelesensten aus ländischen Dichter und Schriftsteller beifügt. Es mag das erste Beginnen für das Gebiet des Antiquariats etwas gewagt erscheinen, für das Sortiment ist es entschieden durchzuführen. Nehmen wir z. B. die Klassiker an, so kommen von diesen ja doch in erster Linie die billigen Ausgaben in Bet, acht, und von diesen kann man doch z. B. leicht Cotta, Hesse, Reclam, Bibliographische Anstalt u. a. mit Bändezahl und Preisen angeben, ja vielleicht sogar mit Bezugsbedingungen, soweit diese einigermaßen feststehende sind. Nach den Aus nahmebedingungen für große und größte Firmen braucht man dabei nicht zu fragen. Selbstverständlich darf man aber auch nicht verlangen, daß ein solches Buch für die Ewigkeit Giltigkeit behalten soll; das ist auch bei den be deutendsten wissenschaftlichen Werken nicht der Fall. Von den zu schaffenden Lehrbüchern sind aber die eben besprochenen Litteratur-Wegweiser nicht einmal die wichtigsten. In unserem Berufe, der in seinen Verkehrsformen äußerst konservativ ist, giebt es immerhin eine Menge theoretischer Kenntnisse, die aus Büchern zu erlernen sind und teilweise auch aus solchen erlernt werden müssen, da es in den meisten Geschäften den: Chef oder seinen: Vertreter an Zeit gebricht, um dem oder den Lehrlingen alles ausführlich auseinander zusetzen. Zu den Vorschlägen des Herrn Unger möchte ich be merken, daß ich eine allgemeine Geschichte der Wissenschaften — mit Ausnahme einer solchen für die Litteraturgeschichte — für überflüssig halte. In der Praxis greift man gewöhnlich mit Erfolg zu dem systematischen Verzeichnis der Bar sortimente und, wo diese nicht genügen, zu den Katalogen großer Spezialgeschäfte. Während also die eigentlichen Lehr bücher das theoretische Wissen der verschiedenen Zweige des Buchhandels umfassen, müßten diese Kompendien der ver schiedenen Wissenschaften nichts mehr und nichts weniger sein als praktische Nachschlagewerke der betreffenden Litteratur. Damit ist übrigens auch angedeutet, daß es sicher sehr ») Emil Thomas, Die letzten 20 Jahre deutscher Litteratur geschichte. 1880—1900. Leipzig 1900, Walther Fiedler. 452»
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