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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1900
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- 30.04.1900
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- Deutsch
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3316 Nichtamtlicher Teil. 98, 30. AM 1900. kommission führte neben dem Verleger des Schwäbischen Merkur, C. Elben, der Buchhändler H. Erhard. Als Sekretär der Anmeldekommisston waltete I. F. Liesching seines schweren Amtes. Das künstlerische Arrangement des für den 24. Juni geplanten Festzuges, sowie sämtliche damit sonst verbundene Arbeiten hatte Professor Mauch von der polytechnischen Hoch schule übernommen. Die Festhalle auf dem Marktplatz, die Haupt- und Stiftskirche, sowie der königliche Redoutensaal, in dem das Festmahl stattfinden sollte, hatte unter seiner Leitung würdigen Schmuck angelegt. Das ausgedehnte Ge bäude der Cottaschen Offizin vor dem Tübinger Thor, zum Bersammlungsplatz und zum Beginn des Festzuges ersehen, war zwei Tage zuvor schon dem Publikum zu Schau seiner geschmackvoll und reich verzierten Räume geöffnet, in dem die zahlreichen Besucher auch die Büsten der Heroen der deutschen Litteratur, Schillers, Goethes, Wielands und Herders, zugleich der Hauptbegründer des Ruhms der Verlagshand lung, als sinnigen Schmuck erblickten. Ein heiterer Himmel erhöhte am Morgen des 24. Juni die Feststimmung. Von allen Seiten waren die Gäste nach der schwäbischen Residenz gekommen, in deren Straßen sich bald ein reges Leben entwickelte. Festlich geschmückt waren alle Häuser, und als der Festzug nuu kurz nach 9 Uhr in die dem Tübinger Thor zunächstliegenden Straßen einbog, da erhob sich überall stürmischer Jubel. Die Bürgergarden zu Fuß und zu Pferde, sowie zahlreiche militärische und städtische Musikkorps geleiteten den Zug, dessen erstes Ziel das königliche Schloß und eine Huldigung für das Königs paar bildete. Hinter den Gruppen der Buchdrucker, Buch binder, Schriftgießer, sowie der Papier- und Buchdrucker- Farben-Fabriken folgten nun zunächst die Fahnen der vier bedeutendsten Buchhändler-Städte Deutschlands mit chen Wappen von Stuttgart, Leipzig, Frankfurt und Berlin, und an sie reihten sich, entsprechend den ehrwürdigen litte- rarischen Denkmalen in ihrem unscheinbaren, verwitterten Aeußeren, die sich in der Buchdruckerabteilung befunden hatten, hervorragende Erzeugnisse der typographischen Kunst und des Buchhandels der Neuzeit, vornehmlich der einheimi schen, in kostbaren Einbänden, deren ganzer Wert der vor übergehende Anblick kaum erraten ließ, sämtlich aus den Werkstätten von Stuttgarter Meistern der Kunst hervor gegangen. Sie wurden, wie die Festschrift berichtet, teils von einzelnen Trägern auf Kissen getragen, teils auf einem großen geschmackvollen Tragpulte zur Schau gestellt. Voran die Heilige Schrift in zwei Festdrucken des Neuen Testa mentes, beides Erzeugnisse des Stuttgarter Buchhandels, der eine in Sedezformat auf das feinste Velinpapier gedruckt, aus der Offizin des I. B. Metzlerschen Verlags hervvr- gegangen und vom Buchbinder W. Helfferich in Perga ment mit Platinaschnitt gebunden. Der andere, zugleich mit den Psalmen im Formate und der Ausstattung einer großen Prachtausgabe, mit vielen künstlerischen Beigaben und Ver zierungen im S. G. Lieschingschen Verlag erschienen und von Jos. Kreuzer gedruckt. Dieser war in dem Etablissement des Komiteemitgliedes C. Hartneck gebunden und hauptsächlich durch die im gotischen Stile gehaltenen Verzierungen, die in der Mitte des Deckels das Bild des Reformators Luther ein schlossen, ein Meisterstück von Buchbinderarbeit. Prachtaus gaben der ersten Klassiker Deutschlands, sämtliche dem I. G. Cotta'schen Verlage ihr Erscheinen verdankend, reihten sich in der schönsten Mannigfaltigkeit kunstreicher Einbände an: zuerst der herrlich illustrierte Cid Herders, dann Goethe in zwei Bänden, endlich Schillers Werke. Vor ihnen aber er blickte man das kostbare Gut der württembergischen Ver fassungsurkunde. Ein mächtiger Folioband, in rotem Saffian und reichster Gvldverzierung glänzend, neben einem kleineren, phantastisch verzierten Quartbuch, waren die letzten dieser interessanten Schaustücke, jener eine kostbare Ausgabe der l?raAmsnta Iliaäis von Angelo Mai, erschienen zu Mailand im Jahre 1819, dieses ein Wiener Prachtdruck vom Jahre 1811: Imoavi llüarsalia ouravts .4. Illzwino, beide aus der antiquarischen Buchhandlung des Komiteemitgliedes F. F. Autenrieth und gebunden nach den Zeichnungen und in der Werkstätte von C. Hartneck. Endloses Papier, in der Fabrik von I. C. Schwarz L Söhne in Göppingen gefertigt, beschloß, in großen Rollen auf Haspeln getragen, die Abteilung der Kunstgenossen. Langsam und gewichtig, so wird nun weiter berichtet, von acht stattlichen Rossen gezogen, reich mit Blumen und Fahnen geschmückt, bewegte sich, einem neuen Musikkorps voran, alsbald ein stattlicher hochbeladener Wagen, auch er, kunstgerecht geladen und bepackt, einem Reiter folgend, der sein schweres Roß wohlbehaglich und freudestrahlenden Ant litzes zügelte. Kein bloßes Schaustück war es, den Zug mit einem Bilde des mühevollen Berufes der Frachtfahrer zu zieren, der ferne Lande mit der Heimat verbindet, sondern, wie ein Blick auf die große Inschrift an der Stirne des Wagens belehrte, das Geschirr des Fuhrmanns Michael Mühlhäuser, er selbst der wohlgenährte Reiter, der seit Jahren im Besitz eines mit manchen Opfern ins Werk ge setzten regelmäßigen Eilfuhrwesens zwischen Leipzig und Stuttgart, sich ausgebeten hatte, dem Festzuge zu folgen, mit einer ausschließlich von dem Stuttgarter Buchhandel ge lieferten Ladung alter und neuer Erzeugnisse der Stuttgarter Presse, die auf dem Wege nach dem norddeutschen Stapel platz Leipzig das wöchentlich wiederkehrende Zeugnis von der litterarischen Thätigkeit Stuttgarts diesesmal auf eine fest liche Weise verkünden sollte. Mit Laub- und Blumen gewinden war der ganze Wagen überall geschmückt; in den Ecken wehten lustig die Fahnen der Länder, durch die all wöchentlich gefahren wurde: Sachsen, Preußen, Bayern und das württembergische Vaterland; an die poetische Inschrift, die der Wagen vorne trug, reihten sich auf beiden Seiten mit Grün umgebene Medaillons von Papier. Auf diesen sah man in großen Lettern kürzere oder längere Reime, die, auf kleinen Blättchen besonders gedruckt, in zahllosen Exemplaren von einem kleinen Jungen ausgestreut wurden, der, in die sonntägliche Fuhrmannstracht gekleidet, auf dem Wagen stand. Die Hauptinschrift auf der Vorderseite des Wagens lautete: Wo gehts hinaus Mit Band und Strauß? Was die Stuttgarter schreiben und was sie drucken, Fahr' ich all' Wochen über Berg und Brucken, Ich, Michel Mühlhäuser, und das ist gut — Drum steck ich mir Blumen auf Wagen und Hut! Juhe, Gutenberg! Die Medaillons auf den Seiten lauteten: Was ist's, was heutzutag die Welt Noch leidentlich zusammenhält? Von was noch glimmt die schwache Kerz? Es ist Papier und Druckerschwärz'. Wie still in meinem Wagen Die großen Geister sich vertragen, Doch sind sie erst ans Land gesprungen, So geht der Hader los in allen Zungen. Für die Literatur, die deutsche, Klatschet selbst des Fuhrmanns Peitsche! Und die blaue Fuhrmanns-Blouse Trägt er als Livree der Muse. Noch führ' ich auf der Achsen Die Bücherballn nach Sachsen. Fährt man mit Dampf durch Schwaben, So laß ich mich begraben. Doch damit hats noch gar nicht Eil', Bei mir z' Haus heißt es -Eil' mit Weil'-.
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