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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1900
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- Deutsch
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3024 Nichtamtlicher Tech 89, 19. April 1900. und denselben darauf hinzuweisen, den niedrigen Einzel gewinn durch erhöhten Umsatz wett zu machen.« Diesen Gang kann wohl das große und kapitalistische Unternehmertum einschlagen, allenfalls auch der empfohlene organisierte Kleinbetrieb, aber nicht das Sortiment. Das Sortiment in seiner heutigen Ausgestaltung und Vermehrung ist gar nicht in der Lage, einen Umsatz zu forcieren, der den Ausfall am laufenden Rabatt ersetzt, zumal er durch die freie, wirtschaftliche Entwickelung durchkreuzt wird. Der geistige Konsum kann zwar angeregt, aber nicht dem Gesetz des wirtschaftlichen Wettbewerbs unterworfen werden; er wird zwar sortschreiten, aber nach seinem eigenen in neren Gesetz, nicht im ökonomischen Tempo. Gerade dieser Differenz wegen, die dem Buchhandel zwischen Arbeit und Erfolg anhaftet, glauben die meisten Berliner Sorti menter sich das erhalten zu müssen, was ihnen trotz des Rabatts verbleibt, und wenn Herr Prager in dieser Lebensfrage die Stimmen nicht sowohl gezählt, als gewogen sehen will, so zeugen sie mehr gegen als für seine Theorie. Denn der durch den höheren Rabatt erzielte Umsatz ist nur ein relativer, hauptsächlich das Resultat einer Zwangslage, aus der keine ökonomische Ent wickelung gefolgert werden kann. Man täusche sich nicht über das faktische Ergebnis: was der Verlag von der einen Seite mehr erhält, erhält er von der andern weniger. Durch die kolossale Ueberproduktion, die meist auch in der Ver wechselung wirtschaftlicher und geistiger Faktoren wurzelt, findet eher eine Verschiebung als Erhöhung des Umsatzes statt, und das Problem des Einkaufs liegt unter diesen Um ständen uns ebenso nahe wie das des Verkaufs. Der Buch handel ist und bleibt ein Unikum und ihn der wirtschaftlichen Konkurrenz preisgeben, würde ihn mit sich selbst uneins machen. Nicht die Konsequenzen seines eigenen Prinzips werden ihn erschüttern, sondern die Inkonsequenz desselben wird ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Wenn Herr Prager 162/g Prozent für »geradezu unvernünftig«, 10 Prozent aber für rationell erklärt, so wird er als logischer Kopf zugestehen, daß die ratio mehr in der Konsequenz als in der Differenz liegt. Für die Eigenart des Buchhandels und seine wirt schaftliche Entwickelung kann es kein anderes Gesetz geben, als das der Solidarität. Er erwartet nicht die Hilfe von außen, sondern vom »Selfgovernment«. In einem wesentlichen Punkte sind wir bereits einig: »Eine Einhaltung der Verkaufspreise durchzuführen, ist nur der Verleger imstande, und zwar dadurch, daß er diese Verpflichtung seinen Abnehmern auferlegt.« Diese Verpflichtung ist bereits im Gange, muß aber auch in Berlin und Leipzig zur Geltung gebracht werden, wenn die Pauke nicht wieder ein Loch bekommen soll. Ich verkenne keinen Augenblick die Schwierigkeit solchen Vor gehens; steht jedoch der ganze Buchhandel nicht wie ein Mann zu seiner Fahne, so wird ihn kein Wettbetrieb und kein status guo vor den Hebelgriffen der Konkurrenz und des Kapitals schützen. Vielleicht bilden die Reformvorschläge des Herrn Prager eine Brücke zur Verständigung. Man darf schließlich die Theorieen unserer Sozialpolitiker nicht ohne weiteres acceptieren und auch auf den Buchhandel anwenden. Wenn der angerufene Professor Sombart u. a. sagt: »Sittlich sein wollen auf Kosten des ökonomischen Fortschritts ist der Anfang vom Ende der gesamten Kultur entwickelung«, so kann man diesem Satz ruhig den anderen aus der Er fahrung entgegenstellen: ökonomischer Fortschritt auf Kosten sittlicher Grundsätze ist das Grab der wahren Kultur entwickelung. Nicht im materiellen, sondern im sittlichen Uebergewicht liegen die Wurzeln unserer Kraft. Berlin. M. L. Matthics. In entscheidender Stunde. (Vgl. Börsenblatt Nr. 85.) II. Antwort auf die »Erklärung« des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Der peremptorischen Aufforderung der Herren Credner und Georgi als Vertreter des Vereins der Buchhändler zu Leipzig will ich hiermit gern entsprechen. Wer meinen Aufsatz ohne Voreingenommenheit gelesen hat, wird diesem wohl etwas anderes entnehmen Äs etwa einen gegen Berlin und Leipzig gerichteten tendenziösen Angriff. Ich wollte vor allem die in alle Verhältnisse des Buchhandels einschneidende Bedeutung der Rabattfrage nochmals denjenigen Kreisen ans Herz legen, die gewillt und berufen sind, an deren Lösung mitzuarbeiten. Dabei konnte die Ausnahme stellung von Berlin und Leipzig natürlich nicht unberücksichtigt bleiben. Von einer Anschuldigung im Sinne der Erklärung seitens der Leipziger Herren kann niemals die Rede sein, weil die Lieferungen zu 10 Prozent Rabatt und mehr, wie sie in Berlin und Leipzig von einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Firmen nach allen Orten Deutschlands ausgeführt werden, als offenkundige Thatsache überall bekannt sind. Sollten die beiden Herren, die in Vertretung für den Leip ziger Verein das Wort nehmen, hiervon nichts wissen? Oder sollten sie leugnen wollen, was in ihrer Stadt jeder weiß und wissen muß, der dem Buchhandel angehört!? Da nun meine »Anschuldigungen« sich nur mit solchen Firmen in Berlin und Leipzig beschäftigen, die in unerlaubter Weise mit 10 Prozent Rabatt und mehr nach auswärts liefern, so kann es nur Verwunderung erregen, daß die Herren Credner ( und Georgi im Namen ihres Vereins dagegen auftreten. Ich kann nicht glauben, daß die Stellungnahme dieser beiden Herren ohne weiteres die Stimmung ihres ganzen Vereins endgiltig wiedergiebt, weil ich aus Erfahrung weiß, wie sehr die Meinungen auseinander gehen in jedem großen Kreise, wenn es sich darum handelt, in die Entscheidung von Lebens fragen einzutreten. Meine persönlichen Gefühle für Leipzig wissen vor allem zu unterscheiden. Sie gipfeln in einer ganz uneingeschränkten Anerkennnng für alle, die, gleichviel in welcher Eigenschaft, die Größe und Bedeutung Leipzigs für den ganzen deutschen Buchhandel Hochhalten. Wo aber viel Licht, da ist naturgemäß auch Schatten vorhanden, und wenn dieser Schatten sich weit hinaus ins deutsche Land erstreckt, so dürfen sich die Herren Schattenspender nicht wundern, wenn ihnen ein Lichtlein dagegen aufgepflanzt wird. Zur Bekräftigung meiner »Anschuldigungen« möge an geführt sein: 1. In den Kreisen der jungen Mediziner Hamburgs hat man es sich schon lange abgewöhnt, am Orte seinen litterarischen Bedarf zu decken, weil von Leipzig mit 10 und 20 Prozent Rabatt geliefert wird; 2. bei den Juristen ist es genau ebenso; 3. das überseeische Geschäft wird den Hamburger Sor timentsfirmen in erster Linie durch die enormen Rabattsätze von Leipziger Firmen abgegraben, resp. unmöglich gemacht; 4. meine vielfachen Beziehungen zu Sortimentern in fast allen größeren Städten Deutschlands berechtigen mich auszusprechen, daß von Leipziger Firmen überallhin mit 10 Prozent Rabatt und mehr ans Publikum geliefert wird; 5. durch meinen Aufsatz veranlaßt, schrieb mir gestern ein Kollege aus Leipzig über die Erklärung im Börsenblatt Nr. 85 wörtlich: » als ob nicht alle Welt wüßte, wie hier und in Berlin überallhin mit 10 und 16r/g Pro zent geliefert wird, es kommt nur darauf an, wie es ge macht wird!«
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