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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1900
- Sprache
- Deutsch
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72. 28. März 1900. Nichtamtlicher Teil. 2455 Pflicht, er hielt treu aus und erwarb sich auch durch seinen unermüdlichen Fleiß ein reiches Maß buchhändlerischer Kenntnisse und Fähigkeiten. Doch wurde infolge übermäßiger Anstrengung seiner Kräfte schon hier der Keim zu einem später heftiger auftretenden Leiden gelegt. Nach Beendigung seiner Lehrzeit arbeitete Kocher noch zweiundeinhalb Jahre als Gehilfe im Hause seines Lehr prinzipals; dann aber drängte es ihn, auch andere Verhält nisse kennen zu lernen, und es begannen für ihn die Wanderjahre. Als zweiundzwanzigjährigen strebsamen jungen Mann finden wir ihn in Zürich bei der Firma S. Höhr, wo er zweiundeinhalb Jahre blieb, dann war er zwei Jahre im Hause Müller-Darier in Genf thätig. Im Jahre 1868 nach der Heimat zurückgekehrt, nahm er im Hause seines Lehrprinzipals die erste Gehilfenstelle ein; doch hielt es ihn hier nicht lange, und schon im April 1869 trat er im Hause C. F. Spittler in Basel als Gehilfe ein. Drei Jahre blieb er dort, und der christliche Geist dieses Hauses, der Anschluß an treue Freunde und Gesinnungsgenossen, mit denen er auch im späteren Leben noch eng verbunden blieb, übten auf den von Kindheit an dem Ernsten zu gewandten jungen Mann in besonderer Weise eine An ziehungskraft, aber auch Förderung in seinem inneren geistigen Leben aus. Nach den Stürmen des großen Kriegs, als sich aller orten, auch in geschäftlicher Beziehung, neue und gute Aus sichten eröffneten, hielt auch er die Zeit für gekommen, sich selbständig zu machen. Als gereifter, mit Erfahrungen reich ausgestatteter Mann von neunundzwanzig Jahren kehrte er in die Heimat zurück. Am 15. Juni 1871 begründete er in Reutlingen eine eigene Buchhandlung und ein Jahr später den eigenen Herd. Recht bescheiden waren die Anfänge des Geschäfts. Neben den in Reutlingen schon bestehenden Buchhandlungen schien wenig Aussicht für den Bestand einer weiteren zu sein; aber Gott ließ es ihm gelingen, und durch unermüdlichen Fleiß und geschäftliche Umsicht und Tüchtigkeit wuchs all mählich ein blühendes Sortimentsgeschäft heran, an das sich einige Jahre später noch Musikalien- und Kunsthandel wie auch ein kleiner Verlag anreihten. In seiner Gattin, einer Tochter des 1- Dekans Baur, hatte er eine ebenso liebevolle wie sorgsame Lebensgefährtin gefunden, die auch in geschäftlicher Beziehung ihm treu zur Seite stand und ans dem manchmal rauhen und dornigen Pfad des Berufslebens ermunternd und anregend auf ihn einwirkte, dabei auch seine durch ein Nervenleiden mitunter zu Tage tretenden Schwächen mit Geduld zu tragen verstand. Aus der siebenundzwanzigjährigen glücklichen Ehe sind vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter, entsprossen, von denen der älteste Sohn nach dem Willen des Vaters das Geschäft fortführen wird. Es war ein glückliches Familienleben, das die Gatten und Kinder miteinander verband, und daheim im Famlien- kreise fühlte sich der Entschlafene am wohlsten. Doch nahm er auch an äußeren Angelegenheiten lebhaften Anteil, namentlich war er Werken der inneren und äußeren Mission allezeit ein treuer Freund und wirkte bei solchen teilweise persönlich mit. Mitte März erkrankte der Dahingeschiedene an Influenza, die sich durch Hinzutreten von Bronchitis bald so steigerte, daß er sein Ende nahe fühlte und schon einige Tage vor seinem Tode von seinen Angehörigen, Verwandten und Freunden sich verabschiedete. Ruhig und gefaßt, ja freudig blickte er dem Tode ins Auge. Den um ihn stehenden weinenden Angehörigen rief er das Bibelwort entgegen: »Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben. Laßt mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe!« (1. Mose 24, 56), und im Glauben an seinen Erlöser entschlief er am Dienstag den 20. März abends. Groß war die Zahl der Leidtragenden, die ihn zu seiner letzten Ruhestätte geleiteten. Vom Württembergischen Buch händlerverein, dessen Mitbegründer er war und in dessen Ausschuß er durch das Vertrauen seiner Kollegen wiederholt gewählt wurde, wie auch von anderer Seite wurden Kränze an seinem Grabe niedergelegt. Schreiber dieses hatte die Freude und Ehre, dem Entschlafenen schon Mitte der siebziger Jahre näher zu treten, und während einer sich daraus er gebenden mehrjährigen Thätigkeit als Gehilfe im Hause selbst, an die sich später ein Band der Liebe und Achtung knüpfte, lernte er ihn als Biedermann in des Wortes voller Be deutung kennen und schätzen. Als solcher galt er auch bei seinen Mitbürgern und Kollegen, deren Achtung und Liebe er in reichem Maße genießen durfte. Von seinen Freunden, aus deren Mitte er so jählings gerissen worden ist, wird die Lücke noch lange schmerzlich empfunden werden; sein Andenken aber bleibt im Segen. V. Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig. Bitte. Das Deutsche Buchgewerbemuseum vermißt noch schmerz lich die schönen Kantatedrucksachen früherer Jahre, und zwar ebenso die Blätter von Klinger, Greiner, Sattler und anderen neueren wie die älteren. Der Unterzeichnete würde daher äußerst dankbar sein, wollten etwaige glückliche Besitzer solcher Sachen diese unserer Anstalt zum Geschenk machen. Sollten sich solche Freunde und Gönner finden, so bittet der Unter zeichnete dringend, die gute Absicht nicht etwa in der An nahme unausgeführt zu lassen, andere werden die Sachen auch schicken. Vielmehr verspricht er ausdrücklich und feier lich, jedes Blatt, das etwa schon vertreten sein sollte, auf Wunsch umgehend zurückzusenden. Und sollte sich etwa bei dieser Gelegenheit jemand auch anderen drückenden Besitzes entäußern wollen, so wisse er, daß wir alles buchgewerblich technisch oder künstlerisch Wertvolle mit Freuden begrüßen, eine schöne Accidenzarbeit so gut wie einen gelungenen Dreifarbendruck, ein altes Buch so gut wie einen künstlerischen Einband. Allezeit zu nehmen bereit für das Deutsche Buchgewerbemuseum Leipzig, Dolzstraße 1. vr. R. Kautzsch. Kleine Mitteilungen. Vom Reichstage. Postcheckverkehr. — Der Reichstag hat am 20. d. M. in zweiter Lesung den von seiner Budget- Kommission völlig umgeänderten Entwurf von Bestimmungen über die Einführung des Postchcckverkehrs in folgender Fassung angenommen: Der Reichskanzler wird ermächtigt, den Postcheckverkehr einzuführen. Die für die Benutzung des Verkehres zu beachten den Vorschriften werden durch eine vom Reichskanzler zu er lassende Verordnung unter Beachtung der nachstehenden Be dingungen getroffen: 1. eine Verzinsung der auf den Konten gebuchten Einlagen darf nicht stattfinden; 2. für die Einzahlungen und Rückzahlungen im Checkverkehre werden Gebühren nicht erhoben. Jedoch bleibt dem Reichs kanzler Vorbehalten, von den Kontoinhabern, deren Konto verkehr jährlich mehr als 500 Buchungen erheischt, eine dem Matze der Inanspruchnahme des Checkverkehrs entsprechende Erhöhung der Stammeinlage von 100 ^ in Anspruch zu nehmen. Die Festsetzung erhöhter Stammeinlagen hat den beteiligten Kontoinhabern gegenüber nach einheitlichen Grund sätzen zu erfolgen. 3. Zu den Einzahlungen im Postcheckverkehr bedarf es mit dem Namen der Kontoinhaber und der Kontonummer bedruckter Zahlkarten nicht. Einzelne Formulare zu Einzahlungen 329*
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