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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1900
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- 1900-03-27
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- 27.03.1900
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2422 Nichtamtlicher Teil. 71, 27. März 1900. Im Jahre 1720 hatte er, um sich beim König-Kurfürst angenehm zu machen, ein Gedicht -über die beglückte Geburt seines Enkels- an ihn geschickt und im Jahre 1725 ein (im Jahrgang 1885 des Börsenblatts abgedrucktes) Gedicht auf das königliche Lustschloß Pillnitz; aber trotz seiner Beliebtheit bei Hofe konnte er es nicht erreichen, einen Sitz im Rate der Stadt Leipzig zu erhalten — man wollte keinen -bloßen Buchführcr». Und doch war er kein gewöhnlicher, wie die in den Jahren 1730, 1741 und 1743 von ihm veröffentlichten Kataloge der bei ihm zu findenden in- und aus ländischen Bücher, nicht minder die zweibändige 8upsIIer librorum, guam eollsqit st rsliguit N. 6. IV»iciinanu, I-ipsias 1745— 46, beweisen. Nach seinem und seiner Frau Tode ging das Geschäft unter Leitung des einzigen Kindes, einer Tochter, bergab, bis diese im Jahre 1746 den tüchtigen Philipp Erasmus Reich, geboren am 1. Dezember 1717 zu Laubach, zur Leitung der Handlung annahm. Der Verlag der Peplierschen französischen Grammatik mit ihren immer neuen Auflagen und. die Erwerbung des Grosse'schen Leipziger Meßkatalogs im Jahre 1759 machten cs Reich möglich, das Gleich gewicht im Geschäft wiederherzustellen, und die mit den vor nehmsten Größen der deutschen Litteratur angeknüpften Verbin dungen weiter zu pflegen; daneben bewirkten seine strenge Rechtlichkeit und, wo er Gefallen an einer Persönlichkeit gefunden hatte, seine Zuvorkommenheit, daß der Name der Firma bald einen vorzüglichen Klang bekam. Mit manchen der Schriftsteller verband Reich geradezu Freundschaft. Im Jahre 1762 wurde Reich Teilhaber, und die Firma hieß bis zu seinem am 3. Dezember 1787 erfolgten Tode Weid manns Erben und Reich, lieber ihn und die Weidmann'sche Buch handlung findet man viel Stoff in Karl Buckners bezüglichen Schriften; aber anderer liegt noch unbenutzt in Briefen Reichs an Wieland. Verlag und Sortiment wurden nun so gepflegt, daß die Geschäftsverbindungen der Firma sich über ganz Europa er streckten; doch hatte Reich gleich im Anfang seiner Thätigkeit die Filialen in Stockholm und Warschau aufgehoben. Neben dieser Thätigkeit für das eigene Geschäft wirkte er eifrig für das Wohl des Buchhandels im allgemeinen, gründete zur Ostermesse 1765 die Buchhandlungsgesellschaft, einen nur kurzlebigen Vorläufer des Börsenvcreins; er trat ferner für die Umgestaltung des schwerfälligen Tausch-Geschäftsbetriebes in das Konditions geschäft ein, schriftstellerte selbst für seine Zwecke, so z. B. gegen die damals austauchenden Versuche mit Selbstverlag, und endlich führte er Krieg, zum Teil mit Erfolg, gegen den gerade seine Firma mit den vielen, damals allgemein gelesenen Schriftstellern und Dichtern stark schädigenden Nachdruck. Nach seinem Tode ging die Firma, nunmehr Weidmannsche Buchhandlung, an das alte Fräulein Weidmann über; die Leitung des Geschäftes besorgten Reichs-Faktor Reim, dann E. M. Gräff, und nachdem jene im Anfang der 90er Jahre gestorben waren, erhielt Johann FriedrichJunius die Buchhandlung in Erbschaft, nahm aber den obengenannten Gräff als Gesellschafter ins Geschäft. Beide sind bald gestorben, und Christians Eleonore Junius und Christians Henriette verw. Junius wurden Besitzerinnen, die Karl Christian Hahn als Gesellschafter aufnahmen. Das Verlagsgeschäft ging zwar schwach, aber ein im Jahre 1810 gedrucktes -Verzeichnis der Bücher, die die Weidmannsche Buchhandlung in Leipzig verlegt und an sich gekauft hat, oder die bei ihr in Menge zu finden sind,- füllt doch 80 eng gedruckte Oktavseiten. Nach dem Tode der Besitzerinnen erbten vier Geschwister Green das Geschäft, das von dem obengenannten K. CH. Hahn weiter verwaltet wurde, bis es im Jahre 1822 von dem am 27. August 1776 in Greifswald geborenen Georg Andreas Reimer (Portrait S. XXII) für 60000 Thaler erworben wurde; doch kam noch fünf Jahre lang die Zahlung einer Rente von je 3000 Thalern an die Vorbesitzer und zehn Jahre lang eine jährliche Abfindung von 300 Thalern an K. CH. Hahn hinzu. Den vorzüglichsten Ruf als Mensch und Geschäftsmann hatte er sich schon in der seit 1801 von ihm pachtweise geführten Realschulbuchhandlung zu Berlin zu er werben verstanden, so daß viele der angesehensten deutschen Männer ihre Werke in seinem Verlage erscheinen ließen, und als er am 26. April 1842 starb, konnte von seinem Verlage gesagt werden, daß er -an Wert und Umfang höchstens einem, an Ehrenhaftigkeit und Gediegenheit keinem weiche.» G. A. Reimer ließ die Leipziger Handlung zunächst von einem Geschäftsführer verwalten, im Jahre 1824 trat aber sein ältester, am 26. Oktober 1801 geborener Sohn Karl Reimer (Portrait S. XXIV) in das Geschäft ein, der nebst G. A. Reimers Schwiegersohn Salomon Hirzel (Portrait S. XXVIII) am 1. Januar 1830 Mitinhaber wurde. Der herzgewinnende Charakter Karl Reimers hat auch seinem Verlage nicht nur Ver fasser, sondern Freunde gewonnen, so Moritz Haupt, Hermann Sauppe, Otto Jahn, Friedrich Dahlmann, Theodor Mommsen u. a. Wegen des Anwachsens des Verlags — sie hatten im Juli 1832 von G. A. Reimer das Geschäft als Eigentum erhalten — nahmen die beiden Schwäger Reimer und Hirzel am 1. Januar 1853 eine Teilung vor, und am 1. Oktober 1854 siedelte Karl Reimer mit der Weidmannschen Buchhandlung nach Berlin über, wo er bald in gleichem Ansehen wie in Leipzig stand, im Jahre 1857 zum Vorsteher der Korporation der Berliner Buchhändler gewählt wurde, aber schon am 29. Juli 1858 starb. Schon im Jahre 1847 hatten die Besitzer einen großen Teil des alten Verlags an M. L. St. Goar in Frankfurt a. M. zu antiquarischer Verwertung verkauft, und als Hirzel 1853 austrat und wieder ein Zweig des Verlags abgetrennt wurde, hatte sich der Weidmannsche zu derjenigen Richtung ausgestaltet, der er als seinem Hauptgcbiete bis heute treu geblieben ist: der klassischen Philologie. — Nach Karl Reimers Tode, und nachdem A. Charisius und H. Hoefer für Frau Johanna Reimer das Geschäft geleitet hatten, trat der am 27. Juni 1839 in Leipzig geborene Hans Reimer (Portrait Seite XXXV) am 1. Oktober 1864 als Prokurist in den Verlag ein, um ihn am 1. Januar 1865 käuflich zu über nehmen. Mit Gymnasialbildung ausgerüstet, lernte er von 1857 an in der Vesserschen Buchhandlung in Berlin, arbeitete mehrere Jahre als Gehilfe bei Karl Groos in Heidelberg und bei Williams L Norgate in London, mußte aber, ehe er in das väterliche Ge schäft eintreten konnte, seiner Militärpflicht genügen, und damit nicht genug, machte er auch die Kriege von 1866 und 1870/71, letzteren als Landwehrmann, mit. Hans Reimer fügte dem un ausgesetzt bis zu seinem Tode gepflegten wissenschaftlichen Verlage neue große Unternehmungen hinzu, so umfangreichen Schulbücher- Verlag und eine ganze Anzahl zum Teil noch erscheinender, zum Teil in anderen Verlag übergegangener wertvoller Zeitschriften. Erst im Jahre 1883 vermählt und Vater dreier Knaben geworden — nur Karl und Hans lebten noch — starb Hans Reimer der Aeltere am 21. September 1887, und das Geschäft ging an seine Witwe, Frau Emma Reimer, geb. Meyer, und deren unmündige Söhne Uber, für die es bis jetzt der testamentarisch darum gebetene Or. Parey, der Besitzer der bekannten landwirtschaftlichen Verlags buchhandlung, und seit dem 1. Januar 1888 als Prokurist, vom 1. Januar 1891 an als Mitinhaber der Firma Ernst Vollert ge führt haben. Auch in dieser Zeit sind wichtige Verlagsartikel übernommen worden, von denen die seit 1753 in Göttingen er schienenen, seit 1896 aber von der Weidmannschen Buchhandlung verlegten Göttingischen Gelehrten Anzeigen und die Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen beson ders erwähnt sein mögen. — Wie schon oben gesagt, war von jeher die klassische Philologie und Altertumswissenschaft von der Weidmannschen Buchhandlung besonders gepflegt worden, und so finden wir dementsprechend, daß von allen Wissenschaften zusammen diese in der wissenschaft lichen Uebersicht des Verlagskatalogs mit seinen etwa 1400 Titeln kleiner bis größter und schwerster, immer aber wissenschaftlicher Werke, unter I verhältnismäßig den größten Raum einnehmen, nämlich 20 Seiten mit etwa 600 Titeln. Von diesen kommen 7 (200) auf Ausgaben griechischer und lateinischer Schrifsteller, teils einzeln, teils in der von Haupt und Sauppe veranstalteten Samm lung griechischer und lateinischer Schriftsteller mit deutschen An merkungen, zum Teil endlich in den Textausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller; und Schulausgaben für 90 Pfennig finden sich neben solchen für 16 und 25 Mark. I. 2., Griechische und lateinische Grammatik und Litteratur- geschichte, enthält auf 5 Seiten etwa 150 Titel, darunter Werke von Th. Vergk, F. Blaß, P. Corssen, H. Flach, C. A. Lobeck, Th. Mommsen, K. Müllenhoff u. a., I. 3., Alte Geschichte nebst In schriften und Numismatik, Alte Geographie, Archäologie, Mytho logie, Philosophie und Medizin ebensoviel, und schwer ist es, ohne ungerecht zu erscheinen, die hervorragendsten Namen, etwa O. Abel, A. Bastian, F. Blaß, C. Bötticher, F. Bücheler, C. Curtius, R. Eucken, U. Heydemann, O. Hirschfeld, F. Hultsch, H. Jordan, L. Lange, Theodor Mommsen, L. Preller und R. Schoell zu nennen. Hierher gehört aber auch das von der Generalverwaltung der Königlichen Museen herausgegebene, im Erscheinen begriffene Werk: Aegptische Urkunden. I. 4., Lehr-und Hilfsbücher für den griechischen und lateinischen Unterricht, enthält etwa 150 Titel beliebter und zum Teil in zahl reichen Auflagen verbreiteter Schulbücher — Ellendt-Seyfferts Lateinische Grammatik z. B. in 43. Auflage. I. 5., Sammelschriften und Nekrologe, bringt nur 18 Titel, nämlich einige Festschriften berühmter Gelehrter, wie C. Robert, Th. Mommsen, H. Sauppe, von ihresgleichen dargebracht, einige esammelte oder ausgewählte Schriften, so die von Nipperdey, . Preller, H. Sauppe, G. F. Schoemann, I. Toepffer, und außer einigen Nekrologen die seit 1866 erscheinende Zeitschrift Hermes und die 1880 von U. von Wilamowitz-Möllendorfs gegründeten Philologischen Untersuchungen. II. , Germanische Sprachen und Litteraturen, 6 Seiten mit 200 Titeln, enthält in 1 wieder so viel des Wertvollen, daß es schwer ist, einen Begriff davon zu geben, z. B. die von Stein meyer und Sievers gesammelten und bearbeiteten Althochdeutschen Glossen, K. Müllenhoffs deutsche Altertumskunde, ferner die von
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