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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1903
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- Erscheinungsdatum
- 06.11.1903
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- Deutsch
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selber neue Absatzmöglichkeiten schaffen zu können,;*) wird dann nvch gar durch etwa wieder frei werdenden Kunden rabatt eine Massenüberschwemmnng mit Schleuderfirmen, wie in den siebziger und achtziger Jahren herbeigeführt, so kann dje Folge nur sein, daß neben dem unvermeidlichen Niedergang der kleinen, kapital- und lebensunkräftigen Sortimente auch eine Schwächung der großen um sich greift, damit aber auch eine Verschlechterung der Lebensbedingungen aller Literatur, die nicht einen ausschließlich wissenschaftlich- monographischen Charakter trägt. Heute freue ich mich, wenn es mir gelingt, von Sombarts Kapitalismus nahe an 40 Exemplare in Kreise zu tragen, die seiner wissenschaftlich gewiß nicht bedürfen, die aber an ihm und durch ihn zu lebhafterm wissenschaftlichen Interesse erstarken, ich freue mich, wenn ich durch Absatz von mehr als 80 Exemplaren von Joels prächtigen Philosophenwegen an meinem be scheidenen Teil den Sinn für Philosophie neu zu wecken suche, der alte Enthusiasmus meiner Studentenjahre bricht da zuweilen wieder hervor. Ob ich ihm mich auch hingeben kann, wenn mir der leicht erreichbare Absatz entzogen wird, ich wieder um die Aufbringung der gewöhnlichsten Unkosten last allein kämpfen muß? — wenn ich dann, um mich halten zu können, einfach auf den Rabatt, nicht auf den literarischen Wert der zu empfehlenden Ware sehen müßte? Es ist eine alte Lockung für das Menschengeschlecht, und der ideal gesinnte deutsche Gelehrte folgt gerade besonders gern der Pfeife des verführerischen Rattenfängers, der ihm einflüstert, auch auf einem ihm fernliegenden Gebiet könne er auf Grund eines Wissens, das dem Fachmann als Halb wissen erscheint, die Welt reformieren. Die Ernüchterung pflegt recht bald einzutreten, und, klänge es nicht banal, so möchte der Kaufmann auf des eben verstorbenenen Mosers »Ultimo« verweisen. Seine banausische Lehre dürfte sich auch am Schutzverein (böse Menschen wollten ihn Hetzverein taufen!) bewahrheiten. Und doch sehe ich selber dem Schutzverein — abgesehen von der durch ihn hervorgerufenen Erschütterung des Ver trauens zwischen Sortimenter und Publikum — mit ziem licher Gelassenheit entgegen. Er wird selber für sein Teil die Erfahrungen mit der Höhe der Unkosten und Verluste machen müssen, die keinem kaufmännischen Unternehmen er spart bleiben, Erfahrungen, die auch seinen Vorgängern, Lessing in seinem Hamburger Unternehmen zusammen mit Bode**) (siehe E. Schmidt, Lessing 2. Auflage, Band I, S. 674 ff.) und der Dessauer Gelehrtenbuchhandlung im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, von der ich im Augenblick nur durch Mitteilungen von Kollegen weiß, nicht erspart geblieben sind. — Mit kurzen Worten, die allerdings aus dem Rahmen der ursprünglich beabsichtigten Erwiderung völlig heraus fallen, drängt es mich noch, der von Ihnen und dem Schutz verein ausgestellten Forderung zu gedenken, daß es dem Verleger gestattet sein solle, an das Publikum zum Netto- Preis zu liefern. Ich habe von jeher die höchste Achtung vor dem logischen Denken unsrer Gelehrtenwelt gehabt: hier aber fasse ich mich an den Kopf und glaube zu träumen. Also der Verleger, der seine Ware in allen Katalogen und *) Es ist eine alte Erfahrung, daß bei Privatkunden Angebot von Rabatt in Summa keinen Mehrankauf hervorruft; der Kunde will nur nicht teurer bezahlen als anderswo und wechselt eventuell die Bezugsquelle, kauft darum aber nicht für eine Mark mehr; alles andere ist eine allerdings häufig auftauchende Autoren- und Verleger-Illusion, die vor der Praxis aber nicht standhält. Die Sorge für ausreichende Fonds von Bibliotheken möge, wo fern diese nur verständige Preise bezahlen, getrost Staat und Kommune überlassen bleiben. **) Ich verdanke diese interessante Parallele Herrn Professor Max Koch. Prospekten zum Ladenpreise anzeigt, soll berechtigt sein, diese selbe Ware zu einem andern als den: von ihm angegebenen Preis zu liefern, chm soll gestattet sein, für dieselbe Ware rechtmäßig zweierlei Preise zu führen? Und der vertrauens selige Käufer, der beim Sortimenter zu dem vom Verleger bestimmten Ladenpreise kauft, soll mit mindestens 35 Prozent für die Dummheit bestraft werden, daß er nicht direkt kaust??? Eine derartige Doppelzüngigkeit soll in deutschen Landen Recht werden, Recht werden durch die Bemühungen der ersten Namen unserer Gelehrtenwelt, zumal von der rechts wissenschaftlichen Fakultät? Meister Antous »Ich verstehe die Welt nicht mehr!« drängt sich mir da auf die Lippen. Doch — ich verliere mich da an das, was ich am Anfang dieses Briefes dem individuellen Ermessen und dem Temperament des einzelnen Vorbehalten wissen wollte, an die Frage nach der »Zukunfts-Bücherei«, und entferne mich von meinem einfachen Vorhaben: Ihnen, Herr Geheimrat, den Beweis zu erbringen, daß Sie schwer irrten, als Sie jene bestrittene Unkosten-Höhe von 18 Prozent auf zu geringen Umsatz oder auf Verschuldung zurückgeführt wissen wollten. Ob es mir gelungen ist? Ich weiß es nicht, bin auch in den zwanzig Jahren meiner beruflichen Tätigkeit gar- skeptisch geworden gegenüber der Hoffnung, Andere umstimmen zu können. Jedenfalls weiß ich das Eine: Diese Zeilen richten sich nicht an den Parteiführer, sie richten sich an den leidenschaftslos der Wahrheit, wo immer und wie immer er sie finde, nachstrebenden deutschen Professor. — Ich habe lange geschwankt, noch bis zum letzten Augen blick, ob ich diesen Brief als privaten, gleichsam als eine appsllatio a psps. rnals inkornutto aä paparn rnslius in- kormaväaio, oder als offenen behandeln solle; das Interesse aber, das die Öffentlichkeit an Ihren Ausführungen nimmt, das Bedürfnis nach Klärung dieser allzu traurigen, auch auf sächsischem Boden gewachsenen Eheirrung, diesmal zwischen Wissenschaft und Buchhandel, ließ es mir schließlich doch geraten erscheinen, den Weg der öffentlichen Auseinander setzung zu betreten. Mit vollkommener Hochachtung Ihr ergebener Breslau. E. Wellmann. Kleine Mitteilungen. Preßoergehen. — Das Landgericht Beuthen (O.-Schl.) ver urteilte den Verleger Stefan Thiel und den Redakteur Paul Piontek des polnischen Blattes »Gazeta Robotnicza« wegen Preßvergehens zu sechs und vier Wochen Gefängnis. Thiel hatte nach Mitteilung der »Vossischen Zeitung» zugclassen, daß der der polnischen Sprache und Schrift unkundige Piontek die »Gazeta Robotnicza« als verantwortlicher Redakteur zeichnete. Schlesische Buchdruckerei, Kunst- und Vcrlagsanstalt vorm. S. Schottlaender, Aktiengesellschaft, Breslau. — Der Abschluß für 1902/03 ergibt einen beträchtlichen Verlust, nachdem sämtliche Anlagewerte niedriger bilanziert und sehr große Ab schreibungen vorgenommen worden sind. Diese beziffern sich auf 730 741 ^ (i. V. 16 641 ^>). Nach Abzug des Betriebsgewinns (5802 bleiben als Unterbilanz 711 942 ^. Das Aktienkapital beträgt 1 Million Mark. (Leipziger Tageblatt.) Rechtsprechung. Unlauterer Wettbewerb. — Der Käufer einer Konkursmasse darf nicht einen »Konkursmassen-Aus- verkauf» ankündigen. So entschied das Oberlandesgericht in Dresden und begründete das Urteil wie folgt: Unter -Konkurs masse« verstehe man das gesamte zurzeit der Konkurseröffnung dem Gemeinschuldner gehörige Vermögen, insoweit es gepfändet werden könne. Zu dessen Veräußerung sei nur der Konkurs verwalter ermächtigt. Sobald er es veräußert habe, habe es auf gehört »Konkursmasse« zu sein, weil es eben nunmehr nicht dem Konkurse, sondern dem Käufer gehöre. Letzterer könne daher über haupt nicht eine -Konkursmasse« verkaufen oder ausverkaufcn, sondern er verkaufe lediglich Gegenstände, die zu seinem, wenn 1188*
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