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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1903
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- Deutsch
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,1? 229 2. Oktober 1903. Nichtamtlicher Teil. 7677 satz, also 10 000 ^ abgeben müssen, so bleibt als Reingewinn die Summe von noch nicht 3 500 von der noch die Steuern abgehen, die ich, abgesehen von der Gewerbesteuer, um Büchers volkswirtschaftlichen Gefühlen nicht zu nahe zu treten, außer Ansatz gelassen habe, ein Betrag, für den man in Berlin mit Familie und Heranwachsenden Kindern und gewissen gesellschaftlichen Ansprüchen knapp leben kann. Bei dem jetzigen Rabattsatz in Berlin von 5Po durchschnittlich gehen 5000 ^ ab, so daß dem Geschäftsinhaber 8 386 als Gewinn verbleiben. Dabei sind meine Ansätze, nament lich für Gehälter so mäßig, und es sind so wenig Hilfskräfte in Anschlag gebracht, daß jeder Fachmann meine Sätze eher für zu niedrig als zu hoch einschätzen wird. Dabei habe ich Verluste, die doch auch eintreten, nicht berücksichtigt, habe keinen Zinsverlust und für Extraausgaben nichts ge rechnet. In Leipzig dürsten die Verhältnisse kaum günstiger liegen, abgesehen von der Ersparung der Kommissionsspesen. Bei den wenigen großen Geschäften in der Provinz, die einen Umsatz von 100000 ^ machen oder ihn übersteigen, stellt sich die Sache etwas vorteilhafter, da die Mieten billiger sind als in Berlin und Leipzig; auf der anderen Seite haben diese Handlungen mehr für Kommission und Frachten auf- zuwcnden. — Das sind die Wuchcrgewinne des deutschen Sortimenters! — Bei Gelegenheit der Besprechung des Kapitels »Bücher preise« werde ich noch auf den »Sortimenternutzen« zurück kommen. Hier nur noch eins. Ein Sortiment mit 100 000 ^ Umsatz gehört zu den größeren Betrieben im Buchhandel. Wenn nun bei diesem nicht leicht und nicht in den ersten Jahren zu erreichenden Umsatz der Nutzen des Betriebsunternehmens etwa 8000 beträgt, so scheint mir dies zu beweisen, daß der Nutzen des Sortimenters ein sehr bescheidener ist und keineswegs dazu angetan, den Buchhändler als Verteurer geistigen Brots hinzustellen! Daß ein großer Teil der Sortimentsbetriebe den Kredit des Kommissionärs in Anspruch nehmen muß, ist richtig. Es hängt dies aber mit der ganzen Entwicklung zusammen. Der Kommissionär ist eben zugleich der Bankier des Sorti menters, und wenn der Kommissionär diesen Kredit nicht zu teuer berechnet und der Kommittent ihn nicht unverhältnis mäßig hoch werden läßt, ist die Sache ebenso viel oder so wenig bedenklich, wie wenn ein andrer Kaufmann Bank kredit in Anspruch nimmt. Freilich ließe sich dieser Kredit billiger beschaffen, wenn der Kleinhandel einig wäre und etwas Mut und Geld für gemeinsame Unternehmungen hätte. Leider ist jetzt an dergleichen nicht zu denken. Das Vereins sortiment, das ich seiner Zeit mit meinem verstorbenen Freunde Hans Reimarus begründet habe, sollte auch diesen Zwecken dienen! »Die Zahl der Konkurse im Buchhandel ist ver hältnismäßig gering.« (S. 175). Ich habe schon weiter oben gesagt, daß diese Tatsache dem Buchhandel zur Ehre gereicht. Der Buchhändler ver sucht eben, wenn es irgend geht, seinen Verpflichtungen gerecht zu werden, selbst unter den größten persönlichen Opfern. »Gewiß liegen in der überkommenen Organisation des Buchhandels betriebsverteuernde Momente; aber die vielberufenen Leipziger Kommissionsspesen spielen doch entfernt nicht die Rolle, die gewöhnlich vorausgesetzt wird.« (S- 175). Über die erste Hälfte des Satzes werden wir bei Ge legenheit der »Bücherpreise« zu sprechen haben; hinsichtlich der zweiten Hälfte gebe ich Bücher vollkommen Recht. Be denkt man den vielen Kleinkram des Buchhandels, der häufig eine Müheaufwendung beansprucht, die gar nicht bezahlt werden kann, und nimmt man auf die prompte und Börsenblatt sür den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. sachgemäße Erledigung Rücksicht, mit der der Leipziger Kommissionär jeden Auftrag ausführt, so kann man die ge forderte Entschädigung nur als mäßig bezeichnen. Wenn Herrn Bücher die gesamten Betriebskosten der Sor timenter auf durchschnittlich 12stz Prozent angegeben worden sind, so ist die Quelle keine klare gewesen. Die Betriebs kostenbetragen zweifellos mindestens 15 Prozent, steigen aber bis auf 18 Prozent. Ebenso ist der Bruttonutzen bei Wahr- nehmung aller Bar- und Partievorteile nach ganz genauer Berechnung auf 30 Prozent zu beziffern, nicht höher, selbstverständlich bei wissenschaftlichen Büchern. Daß bei Konkurrenzartikeln auch höhere Nutzen zu erzielen sind, ist zuzugeben; doch steht diesem ein größeres Risiko gegenüber, auch haben wir es ja hier nur mit dem wissenschaftlichen Sortiment zu tun. Dabei ist schon Ersparung an Bar provision dank direktem Verkehr, die Erleichterung durch die Barsortimente, und was irgend zu ersparen möglich ist, in Anschlag gebracht. Unter 15 Prozent Spesen kommt mai nicht, wohl aber darüber. Das mag Bücher einem alten Buchhändler, der auch eine sehr genaue, zuverlässige, doppelte Buchführung hat, glauben. Ob nun den Darlegungen Büchers, daß der »Sor timents-Buchhandel an sich ein in sehr hohem Maße lohnender Handelszweig ist« (S. 177), mehr zu glauben ist, oder den rneinigen, daß, bei der immerhin beschränkten Ausdehnungs fähigkeit des Buchhandels, auch wenn man ihn »nicht an unmöglichen Orten und nicht ohne ausreichende Zutat von Kapital und Arbeit betreibt« (S. 177), es keinen Handels zweig gibt, der eine solche Summe von Arbeit und steter Aufmerksamkeit erfordert und dabei seinen Jüngern einen so bescheidenen Ertrag gewährt —, muß ich den Lesern überlassen. »Was eine große Zahl von kapitalschwachen Sortimentsbuchhandlungen in schwierige Lage bringt, das ist die Gewährung unvernünftig langen Kredits an das Publikum« (S. 177)« trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn nur Herr Bücher zu gleich ein Radikalmittel gegen dieses Übel angegeben hätte! In der Tat, der Kredit, der im Buchhandel einfach erzwungen wird, ist ein geradezu ruinöser. Nur irrt Herr Bücher, wenn er meint: »zumal einer Kundschaft gegenüber, die zahlen kann und auch meist gern früher zahlen würde, wenn nur rechtzeitig die Rechnung vorgelegt würde.« (S 177.) Herr Bücher darf nicht vergessen, daß das Publikum des Sortimenters nicht bloß aus ordentlichen Professoren be steht — abgesehen davon, daß die Herren, wenn sie ordent liche Professoren geworden sind, vielfach aufhüren zu kaufen und sich an den Frei- und Rezensionsexemplaren ge nügen lassen. Doch dies nur nebenbei! Tatsächlich besteht unser kaufendes Publikum vielfach aus Studenten — und gerade die pekuniär schlecht gestellten sind die, die Bücher brauchen und kaufen — sowie aus Privatdozenten und außerordentlichen Professoren, die nicht aus dem Vollen wirtschaften können. Gerade denen, die nicht so können, wie sie möchten, wird aber der Buchhändler gern auch mal länger kreditieren, weil er sich bewußt ist, damit der Wissenschaft mittelbar zu nützen. Aber gerade bei denen, die es können, ist häufig der gute Wille zu zahlen nicht vorhanden, und diese Kategorie, die ruhig Vierteljahr für Vierteljahr sich die Rechnung schicken läßt, ohne zu murren, aber auch ohne zu zahlen, ist die ornx des Sortimenters. Direkt auf Zahlung dringen, ist schon gefährlich: es kostet gewöhnlich den Kunden, manchmal auch das geliehene Kapital. Da nun jeder Sortimenter gern seine Kunden behält, namentlich bei der Natur des wissen schaftlichen Publikums, wo ein Kunde den andern nach sich 1020
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