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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-09-26
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1903
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- Deutsch
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7468 Nichtamtlicher Teil. 224 26. September 1908 In der Tat, wie hätten unsre Staatsmänner und Feldherren und unsere Heere die politische Einheit Herstellen können, wenn nicht die geistige Einheit unsers Volkes vorangegangen wäre, die, wie in so manchen andern Schöpfungen, so auch in der Organisation des deutschen Buchhandels ihren Ausdruck findet. (Der Toast klang in einem Hoch auf den Fürsten Bismarck aus.) 1891 war es Herr Geheimer Rat Professor vr. Bin ding, der als Ksetor ms-gniLous in der Kantate-Fest versammlung zündende Worte sprach und neben einem im Tode hingestrcckten deutschen Helden auch den deutschen Buchhandel des Lobes und der ehrenden Anerkennung wert erachtete. Seine Worte sind unvergessen: »Gestatten Sie mir, auf einen ernstgemeinten, aber humoristisch motivierten Toast ernst zu antworten! »Denn ich sehe den Schatten eines großen Toten in diesem Augenblick durch diesen Saal schreiten. An dem Tage, wo ganz Deutschland unter dem gewaltigen Eindruck von dem unerwarteten Tode Helmuths von Moltke steht, wäre es eine schwere Undank barkeit, seiner nicht verehrend zu gedenken. Wir beklagen den Tod unsres unbestritten größten Feldherrn, unbestreitbar aber auch eines unsrer größten Gelehrten, nach unserm unvergeßlichen Kanzler Fürst Bismarck des bedeutendsten politischen Redners, eines Mannes vom feinsten Stahle, festen, männlichen Willen und reichster Liebenswürdigkeit des Herzens! »An solchem Tage ziemt cs dem Vertreter der Wissenschaft, die den Verstorbenen auch als einen der ihren in Anspruch nimmt, den freundlichen Gruß, den Sie alle der Wissenschaft ge widmet haben, in seinem Sinne, ernst und kurz, zu beantworten, auch wenn dem Redner seine Kunst zu reden fehlt. »Ihre Aufgabe, meine Herren vom Buchhandel, und die unsrige kommen darin überein, daß wir beide der idealen Aus bildung unsers Volks und damit der Völkergesamtheit zu dienen berufen sind; wir durch Wort und Schrift, Sie durch Fixierung und Verbreitung beider. So sind wir geborene Bunoesgenossen, einander unentbehrlich, jeder zugleich auf die Kraft und die Gesundheit des andern gestellt, in unfern Vertretern, soweit sie durchdrungen sind von dem Geist und der Größe jener Aufgabe, von jeher freundschaftlich auf's innigste verbunden. So war es stets und so soll es bleiben! Ich betrachte es als ein großes Glück meines Lebens, daß es mir vergönnt war — um von lieben Lebenden zu schweigen! — zwei so vornehmen Buchhändlern feinster Bildung und weitesten Blickes, wie Salomon Hirzel und Wilhelm Cngelmann, seinerzeit näher treten zu dürfen! »Cs hat die Wissenschaft für jeden Zweig des Handels ihre eigne Wägart. Nicht steht ihr da voran, der am meisten ein bringt. Nicht ist ihr der Gegenstand des Handels gleichgiltig. Sie ist nicht gewillt, mit dem römischen Imperator von dem Gold stücke, das die Kloake eingebracht, zu sagen: non ölst, es riecht nicht. Es riecht doch und zwar schlecht! -Sie wägt den Handel nach seinem Werte für die wahre Wohlfahrt des Volkes, und dann reicht sie unbedenklich dem Buch handel, der so stolz mit seinem Gefolge der edelsten Hilssgewerbe einherschreitet, die Palme; denn er dient den höchsten Interessen der Menschheit; — aber freilich nur dem Buchhandel, der sich in den Dienst dieser Interessen wirklich stellt! »Ich trinke auf den Buchhandel, der kein Buch auf den Markt bringt, er hätte denn zuvor nach des großen Toten Wahlspruch gehandelt: »Erst wäg es — aber nicht auf der Wage des Ver dienstes, sondern der Volksbekömmlichkeit! — dann wag es —, aus den Buchhandel, dessen Werke der wissenschaftlichen Er leuchtung, der sittlichen Erziehung, der künstlerischen Erhebung unsers Volkes dienen, auf den Buchhandel, der dem Genius des deutschen Volkes treu bleibt und sich in allen seinen Gliedern zu dessen Apostel macht — auf den deutschen Buchhandel!« 1892 äußerte sich der Rektor Herr Geheimer Hofrat Professor vr. Lipsius in folgendem den Buchhandel ehrenden Vergleich: »über das Verhältnis der deutschen Wissenschaft und des deutschen Buchhandels ist sicherlich bei Ihren Kantatemahlen schon vielerlei mehr oder weniger Geistreiches und Treffendes in bild licher und nichtbildlicher Rede gesprochen worden. Ich meinerseits weiß dies Verhältnis nicht besser zu veranschaulichen als durch den freilich wohl kaum neuen Vergleich mit einer Che, mit einer rechten Ehe. Man wäre ja wohl versucht, bei dem Verhältnis zunächst an eine Vernunftehe zu denken, wie sic von beiden Teilen darum geschlossen wird, weil beide bei ihr am besten ihre Rechnung zu finden hoffen. Gewiß kann der Gelehrte den Verleger so wenig entbehren, wie dieser ihn, und wird sich die Verbindung zwischen ihnen um so fester gestalten, je mehr bei ihr beide ihre Rechnung finden. Aber neben dieser praktischen Seite hat ihr Verhältnis doch auch eine tiefere, eine ideale Bedeutung. Wie die rechte Ehe auf einer Gemeinsamkeit der idealen Interessen, auf einer Über einstimmung in den sittlichen und geistigen Zielen beruht, so sind der deutsche Buchhandel und die deutsche Wissenschaft dazu berufen, zusammen zu arbeiten an dem geistigen Fortschritt unsers Volkes, seine Errungenschaften auf dem Gebiete des Geistes zu wahren und zu mehren. Wem von beiden der größere Anteil zukommt an der Lösung dieser Aufgabe, das untersuchen zu wollen, wäre ein müßiges Unternehmen; denn beide Faktoren sind zur Erreichung des hohen Zieles gleich notwendig und darum beide gleich berechtigt.« 1893 begrüßte der Rektor Herr Geheimer Kirchenrat Professor vr. Brieger am Kantate-Sonntag den Buch handel. Er sagte u. a.: »Es sind alte, ja uralte Beziehungen, die uns verknüpfen. Um hier vom Mittelalter zu schweigen, so sind es gleich in den Tagen der Erfindung des Buchdrucks, aus denen ja die moderne Epoche des Buchhandels datiert, die Universitäten und deren Lehrer gewesen, die einen Bund schlossen mit der jungen Groß macht, für die niemand ein lebendigeres Verständnis hatte als sie. War doch damals mitunter in einer Person Drucker (d. h. ugleich Verleger) und Professor vereinigt, wie in einem ganz peziellen Vorgänger von mir, dem Leipziger Professor der Theo logie Andreas Friesncr, der bei dem Kantate-Essen des Jahres 1482, wo er Rektor war, zugleich als Mitglied der Zunft hätte reden können — der erste übrigens und damals der einzige Buch drucker Leipzigs. »Eine solche Personalunion mag später, als dem Buchdruck seine Wiege zu eng geworden war, kaum wieder vorgekommen sein. Aber die Union ist geblieben, durch alle Jahrhunderte. Man müßte ein stattliches Stück Kulturgeschichte schreiben, wollte man das im einzelnen darlegen. Diese Ünion besteht noch heute; noch heute, wo doch die wissenschaftliche Literatur nur einen bescheidenen Bruchteil bildet von alledem, was Jahr für Jahr auf den Markt gebracht wird. Sie, meine hochverehrten Herren, wissen gerade diesen Teil, wiewohl er meist nicht obenauf schwimmt, zu schätzen. Und wir, ich glaube sagen zu dürfen, wir verstehen es vor andern, zu würdigen, was es besagen will, daß Sie im Lauf des letzten halben Jahrhunderts erstarkt sind zu einer festen, geschlossenen Korporation, welche unter ihren vornehmsten Zielpunkten auch das Ziel verfolgt, den idealen Gesichtspunkten, für deren Pflege die Universitäten stets in erster Linie eingetreten sind, auf Ihrem besondern Gebiet zum Sieg zu verhelfen, so daß man sagen kann: Blank, wie der Schild der deutschen Üniversitäten trotz ihres ehrwürdigen Alters noch heute ist, blank und fleckenlos strahlt der Schild Ihrer Vereinigung. -Das allein schon gibt eine gute Bundesgenoffenschaft!- . . . 1894 brachte Herr Geheimer Hofrat Professor vr. Wis- licenus als Rektor die freundlichen Empfindungen der Leipziger Universität für den deutschen Buchhandel zum Ausdruck: -Die Beziehungen zwischen Buchhandel und Universität sind unzählige, jeder von Ihnen ist sich ihrer bewußt. Sehe ich doch an allen Tischen liebe Kollegen unter Ihnen als Gäste sitzen, der beste Beweis, wie eng der Zusammenhang der Wissenschaft, der lehrenden und der produzierenden, mit dem Buchhandel ist »Ihre Vereinigung, hochverehrte Herren, überschreitet die politischen Grenzen des Deutschen Reichs, sic umfaßt deutsche Kollegen aller Länder, sie hat Mitglieder in der ganzen Welt. So ist auch die deutsche Universität nicht beschränkt auf die Landesgrenzcn, sie steht im regsten Verkehr, im fruchtbaren Aus tausch der Lehrer und Hörer mit allen Stätten, wo deutsche Wissenschaft blüht, sie fragt nicht: ist das im Deutschen Reich, in Österreich, in der Schweiz oder sonstwo in der Welt? Wenn ihr nur deutscher Geist und deutsche Wissenschaft entgegenweht. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit zu pflegen, haben wir die hohe, gemeinsame Pflicht, wo irgend nur Deutsche zusammenkommen. Wir müssen stets mit der Gesamtkraft unsrer Nation eine weitere Einigung anstrebcn und nicht ruhen, das Heranwachsende Ge schlecht mit dem Bewußtsein zu erfüllen, daß es für die Zukunft der Welt nicht gleichgültig ist, ob wir in engen Grenzen ersticken oder uns ausbreiten.- Im Jahr 1895 hob Herr Geheimer Medizinalrat Pro fessor vr. Flechsig als Rektor der Universität die gemein samen idealen Interessen der Wissenschaft und des Buch handels hervor: »Ich darf wohl annchmen, daß dem deutschen Buchhandel die Erhaltung guter Beziehungen zu den Universitäten am Herzen
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