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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1903
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- Deutsch
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220, 22. September 1908. Nichtamtlicher Teil. 7303 wohl hinter diesem sonderbaren Vorgehen Büchers etwas andres suchen als das Bestreben, das deutsche Volk vor der Auspowerung von seiten des deutschen Buchhandels väterlich zu bewahren. In der Tat kann ja nur der Akademiker der Satzungen des Schutzvereins teilhaftig werden. Das ist schon recht verdächtig. Warum läßt der moderne Ritter von der Mancha bei seinem Windmühlenritt nicht die Sancho Pansas aller Parteien mitreiten, statt einzig und allein die akademisch gebildeten? Werden nicht auch Gevatter Schneider und Handschuhmacher von dem deutschen Buchhändler »aus gesogen«? Warum also will man es ihnen unmöglich machen, sich in diesem Kampfe mit Ruhm zu bedecken? Ach, das deutsche Volk ist in diesem Falle die Herren Pro fessoren, sofern sie die Bücher nicht etwa geschenkt bekommen, und vielleicht noch die Herren Studenten. Sie zusammenzuschließen und den Bücherbezug für sie zu verbilligen, ist das Ziel des Schutzvereins und dieser ganzen papiernen Bewegung. Das »deutsche Volk« kommt hierbei nur als Theaterdekoration in Betracht; man kann mit diesem Ausdruck die Backen so schön auf blasen; aber im übrigen nimmt das deutsche Volk bei diesen Akademikern etwa dieselbe Stelle ein wie Hekuba Hektar gegenüber: es dient nur zur Verschleierung ihrer selbst süchtigen Interessen. Denn es ist nicht denkbar, daß ein vernünftiger Mensch im Ernst einen Zustand als den normalen herbeiführen zu können glaubte, wonach der Haus vater das Kinderbilderbuch und den Kalender direkt vom Verleger beziehen soll! Wohl vermag sich ein Professor mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß er seinen Bücher bedarf durch Zusammenschluß mit Gleichgesinnten unter Umgehung des Zwischenhandels billiger beim Produzenten decken kann; aber daß »das deutsche Volk« den Sorti menter, den ortsansässigen Zwischenhändler, entbehren könne, kann kein Mensch im Ernst glauben, der auch nur einiger maßen nachzudenken imstande ist. Die Ausschaltung des Zwischenhandels im Buchhandel ist um so mehr utopisch, äks gerade in diesem Geschäfte das Publikum mehr als in einem andern Handelszweige bei der Befriedigung seiner Bedürfnisse auf die Mitarbeit eines Be raters angewiesen ist. Aber was rede ich darüber! Kann man mathematische Grundwahrheiten beweisen? Das ist ja auch das Ziel des Akademischen Schutzvereins gar nicht. Er will nach seinen Satzungen nur für die Verbilligung der wissenschaftlichen Literatur wirken. Die Akademiker brauchen ihrer Ansicht nach keinen Sortimentsbuchhandel, also mag er untergehen! Wenn »das deutsche Volk« ihn braucht, so mag es sehen, wie es fertig wird; die Akademiker sind ja versorgt! Daraus erklärt sich auch das einfache Ein geständnis, daß man nicht als Reformator auftreten will! Das Wüten gegen den Zwischenhandel im Buchhandel ge schieht nicht zugunsten des Volks, sondern zu dessen Schaden ini vermeintlichen oder wirklichen Interesse der eignen Taschen! Aber vielleicht stoßen sich auch bei der Rechnung der Akademiker — daß ihr Führer ein sehr schlechter Rechner ist, steht ja fest — in Wirklichkeit die Dinge härter, als die Gedanken, die leicht bei einander wohnen. Wer weiß, ob die bösen Verleger sich so ohne weiteres in die Gefolgschaft der Herren Akademiker begeben! Daß sie über die Notwendigkeit des Sortiments erheblich andre Ansichten haben als Herr Professor Bücher, wird diesen wohl bei der Durchstöberung des Materials zu seiner Arbeit selbst zum Bewußtsein ge kommen sein. Warten wir also die Wirkung des Theater dramas ab! Inzwischen mag die Lektüre der Knorrnschen Antwort auf die unangebrachte Kathederweisheit dem in seinem Be stände bedrohten Sortiment Beruhigung und Vergnügen gewähren. G. Hölscher. Kleine Mitteilungen. Verein zur Förderung der Kunst. — Der Verein zur Förderung der Kunst in Berlin, begründet 1897, eröffnete am Sonnabend den 19. d. M. im Bürgersaal des Berliner Rathauses das Winterhalbjahr mit einem Vortrag des Kunstschriftstellers Fritz Stahl über Adolf von Menzel. Die Hörer- hatten den Saal bis auf den letzten Platz gefüllt und schienen durch die Aus führungen des Redners, die durch Lichtbilder erläutert wurden, lebhaft angeregt. Fritz Stahl ist durch seine freimütigen und interessanten Kunstberichte im Berliner Tageblatt rühmlich be kannt. Sein Vortrag wird ihm und dem Verein neue Freunde gewonnen haben. Der Vereinsvorstand stellt 8 bis 10 große Vortragsabende in Aussicht, ferner Führungen durch" die Museen und Ausstellungen, 10—20 Ateliersbesuche. Die Mitglied schaft bietet Gelegenheit zu Theater- und Konzertgenuß gegen bedeutend ermäßigtes Eintrittsgeld. Auch der Unterstützung be dürftiger Künstler widmet sich der Verein. Das Vereinsjahr be ginnt am 1. Oktober, der Jahresbeitrag ist 8 >6. Der Sitz des Vorstandes befindet sich in Charlottenburg, Goethestraße 12. Für die Wagner-Woche, 27. September bis ö. Oktober, stehen fünf populäre Musikabende in Aussicht, deren Ertrag zugunsten des Bayreuth-Fonds für den unentgeltlichen Besuch einer »Parstfal«- Aufführung bestimmt ist. Im Ehrenvorsitz sind Gerhard Haupt mann, Richard Strauß, Ernst von Wildenbruch. Zu den Ehren mitgliedern zählen Henrik Ibsen, Theodor Fontane st, Klaus Groth f, Humperdinck, Spielhagen, Joachim, Kienzl, Heysc, Ebner- Eschenbach, Raabe, Bracht, Klinger, Sorma, Cosima Wagner. Vorsitzender des Vereins ist Fabrikbesitzer und Verleger Heinz Wolfradt. P. Hennig. Die Bibliothek des st Geheimen Rates Or. Gustav Woldemar Freiherrn von Biedermann in Dresden. — Im letzten Band des Goethejahrbuchs hat Adolf Stern dem im Februar dieses Jahres verstorbenen Freiherrn von Biedermann ein kurzes biographisches Denkmal gewidmet, worin er der viel seitigen wissenschaftlichen Interessen des auch von Hermann Hettner gefeierten Forschers gedacht hat. Eine eigenartige Illustration erhält jene Darstellung innerlichen Lebens durch die Büchersamm lung des Gelehrten, die in seinem Dresdner Hause, wo er die letzten 34 Jahre zugebracht hat, aufgestellt ist. Die ganze Sammlung besteht aus etwa 5000 Werken in ca. 10 000 Bänden mit ergänzenden Mappen von Kunstblättern, Karten und Kollektaneen. Der Kern der Sammlung geht aus mehr als hundert Jahre, auf den Vater und Großvater (in seinen jüngern Jahren ein geschätzter Rechtslehrer der Universität Leipzig) zurück und erhielt, abgesehen von der energischen und planmäßigen Sammeltätigkeit des Besitzers selbst Zuwachs aus verschiedenen Hinterlassenschaften, wodurch sie teils zielgcmäß er gänzt, teils in einzelnen Richtungen sporadisch ausgestattet wurde. Im ganzen spiegelt sich jedoch in dieser Sammlung der Gang der wissenschaftlichen und literarischen Entwicklung Woldemar von Biedermanns, der alle diese Bücher nicht nur in körperlichem Besitz hatte, sondern aus jedem etwas für sich herauszuholen wußte, wie zahlreiche handschriftliche Notizen oft in den ihm scheinbar fcrnliegenden Werken beweisen. Von der breiten Basis der Völker- und Sprachenkunde aus gehend, fand von Biedermann in der Goetheforschung schließlich die Spezialität, zu deren Beherrschung sein Amt als Eisenbahn direktor ihm die weise ausgenützte Zeit übrig ließ. Dieses Wissensgebiet baute er denn auch in seiner Bibliothek auf das sorgfältigste aus, deren Hauptabteilung demnach die Goethc- fammlung ausmacht. Diese, etwa 1700 Nummern nebst einer Anzahl von Sammelmappen umfassend, gliedert sich in ver schiedene Unterabteilungen, wovon die vornehmste den »Goethe- fchristenschatz« bildet, d. h. die Sammlung derjenigen Druckwerke, die für die kritische Kenntnis von Goethes Schriften von Be deutung sind, also zunächst die Erstdrucke, mögen sie selbständig oder in Zeitschriften usw. erschienen sein, ferner alle Ausgaben, die unter Goethes Aufsicht oder unter Zugrundelegung kritischen Materials gedruckt sind. Dieser Teil ist nach dem System Hirzels chronologisch geordnet, nur daß mehrbändige Werke, deren Er scheinen iich über mehrere Jahre erstreckt, unterm ersten Jahre zu- fammengestellt sind. Ferner finden sich hier mehrere Folgen wichtiger Zeitschriften, wenn auch nur einzelne Nummern davon Goethedrucke enthalten, die aber im ganzen für die Kenntnis der Literatur von Goethes Zeit von Wichtigkeit sind. So finden sich hier in meist vollständigen Reihen: die Frankfurter gelehrten Anzeigen, Der deutsche Merkur, Olla Potrida, Journal des Luxus und der Moden, Allgemeine Litteraturzeitung, Jenaischc Littcratur-Zeitung, Das Cottasche Morgenblatt und andere. Ferner ist erwähnenswert eine Anzahl 971*
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