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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1903
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- Erscheinungsdatum
- 22.09.1903
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- Deutsch
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7304 Nichtamtlicher Teil. »HF 220. 2?» September 1903. von Almanach-Serien. Die Sammelausgaben von Goethes Werken sind, soweit sie kritischen Wert haben, sämtlich zur Stelle, die in gleichem Sinne hergehörigen Einzelausgaben dürften ebenfalls nur wenig erhebliche Lücken aufweisen, wie ferner die verstreuten kleinen Erstdrucke in einer wohl anderwärts nicht wieder er reichten Vollständigkeit vorhanden sind. Hierbei finden sich auch gegen hundert Nummern, die »bei Hirzel fehlen-, wenn man die im Jahre 1883 erschienene letzte Ausgabe des »Verzeich nisses einer Goethebibliothek« zum Vergleich heranzieht, ungerechnet die seitdem mit gleicher Sorgfalt fortgesetzte Vervollständigung bis zum Beginn des Jahrs 1903. Dieser kurz skizzierten Hauptabteilung der Goethesammlung schließen sich die Werke »zur Goethekunde« an, die wieder nach den besondern Gruppen: Biographisches, Beziehungen zu Per sonen, Beziehungen zu Ländern und Ortschaften, Beziehungen zu Lebens- und Kulturverhältnissen und schließlich Erläuterungs schriften, Aufstellung gefunden haben. Ist in dem Goetheschriften schatze mit allen Mitteln absolute Vollständigkeit erstrebt, so war in den andern Abteilungen doch eine kritische Auswahl geboten, und es konnte bei der Flut oft bedeutungsloser Schriften, die wahllose Aufnahme aller Erscheinungen keinen Sinn haben. Hin gegen dürfte die Fülle des gesammelten auch hier für die meisten Fälle der Forschung ausreichen. Eine Sammlung von Goethebild nissen, meist gleichzeitigen Kupferstichen und Lithographien, sowie Bildnissen von Personen, mit denen Goethe in Beziehung stand, unter letzter» viele wertvolle Kupfer, besonders von Bause, schließen diesen Teil der Biedermannschen Sammlung. In gewissem Sinne ließe sich diese allerdings noch auf eine größere Anzahl von Werken der übrigen Abteilungen ausdehnen, die als Quellenschriften oder in andrer Hinsicht in gewisser Be ziehung zu Goethe stehen. Um dies zu erreichen, sind in der weitern wissenschaftlichen Einteilung diejenigen Werke besonders bezeichnet, die Goethe gekannt hat, wobei von der Bezeichnung allgemein zugänglicher Literaturwerke in neuern Ausgaben ab gesehen worden ist. Die allgemeine Bibliothek ist nach folgender Einteilung aus gestellt: I. Encyklopädie (mit Zeitschriften und Kalendern), II. Philo sophie (mit religiösen Schriften und Verwandtem), III. Realwissen schaften, IV. Länder- und Völkerkunde, V. Sprachkunde, VI. Lite raturkunde, VII. Literaturwerke, VIII. Kunst, IX. Geschichte, X. Rechts- und Staatswesen (einschließlich Eisenbahnwesen), XI. Ver schiedenes, XII. Saxonica. Selbstverständlich kann keine dieser Abteilungen einen an nähernden Anspruch auf solche Vollständigkeit machen wie die Goethe abteilung. An manchen Stellen finden sich Ansätze zu einer syste matischen Sammeltätigkeit, die dann durch die Goetheforschung abgelöst wurde. Daß infolgedessen die Verzeichnisse in älteren Perioden mehrfach stecken bleiben, macht die Sammlung in biblio thekarischem Sinne gewiß interessant. Waldemar von Biedermann war absolut abgeneigt, sich ein Buch anzuschaffen, das er nicht wirklich benutzen wollte, war anderseits aber auch nicht imstande, irgend etwas abzuweisen, was sich zufällig bei ihm einfand, oder sich von einem ererbten Besitzstück zu trennen. Auf diese Weise hat sich in die Sammlung auch einiges cingemischt, das mit der Geistes- und Forscherrichtung von Biedermanns in keinem innern Zusammenhang steht. Alle Abteilungen enthalten seltene und schätzenswerte Werke, vielfach in alten Originalausgaben. Zur Charakterisierung kann nur kurz auf dies und jenes hingewiesen werden. Unter den encyklopädischen Werken schätzte v. Biedermann die älteren besonders, die noch eine engere Fühlung mit den Geistes strömungen des achtzehnten Jahrhunderts halten, wofür die neueren keinen Ersatz bieten konnten. Die Riesen-Encyklopädie von Ersch L Gruber, soweit sie erschienen, bildet hier die augenfälligste Erscheinung. — Eine Reihe von Zeitschriften aus den dreißiger bis fünfziger Jahren erweist die rege Teilnahme an den litera rischen Bestrebungen der Zeit. Mehreres Hierhergehörige ist in die Goetheliteratur eingereiht; beiläufig sei erwähnt, daß sich die ersten 47 Bände der Münchener Fliegenden Blätter vorfinden. — Philosophie und Theologie sind als fernliegende Gebiete nur spärlich vertreten; unter einer Reihe Bibelausgaben in verschie denen Sprachen ist die illustrierte Lutherbibel von 1543, bei Hans Lust gedruckt, als ein wertvolles Stück erwähnenswert. Unter den Realwissenschaften sind Weltkunde, Mathematik, Physik, Chemie, Naturgeschichte und die Fächer der angewandten Naturwissenschaften, wie Bergbau, Landwirtschaft usw., zusammen gefaßt. Die darunter cingercihten etwa 200 Werke stammen großenteils aus dem 16. bis 18. Jahrhundert; aus der neueren Zeit finden sich nur einige allgemeine Lehrbücher, die den nötigsten Aufschluß über den fortgeschrittenen Stand der Wissenschaft geben konnten. Tiefcrgehend war hingegen des Sammlers Interesse für die Länder- und Völkerkunde, deren Ergebnisse er bis in die letzten Tage seines hohen Alters aufmerksam verfolgte. Reisewerke aus allen Weltteilen, Beobachtungen über Volkssitten usw. sind vor handen, hier bis in die neueste Zeit reichend, von einzelnen z. B. Humboldts Monumentalwerk über seine Reise in den Cordilleren und Anden, Barths berühmtes großes Werk über seine Afrika reisen. Eine speziell ausgebildete Abteilung befaßt sich mit China und Japan, die zugleich Sprache und Literatur einschließt. Neben den alten Werken eines Du Halde und Kircher und andern aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert steht das Werk der Preußischen Expedition von 1861 mit dem angeschlossenen großartigen Bilderwerk. An die Völkerkunde schließt die Volkskunde an, wie sie in Mythologie, Sagen, Volksglauben und Volkspoesie ihr Gebiet findet. Auch diesen Forschungszweig pflegte von Biedermann mit Aufmerksamkeit und Liebe, was sich in einer entsprechenden Ab teilung des Bücherschatzes erkennen läßt. Außerordentlich umfassend waren seine Sprachkenntnisse, für deren Pflege Lehr- und Wörter bücher sowie die Literaturwerke von mehr als sechzig Sprachen bezw. Völkern zeugen. Eine große Anzahl schöner und seltener Ausgaben befindet sich unter den Literaturwerken, an deren Spitze die deutsche Literatur mit einer größern Zahl von Original- Ausgaben aus dem sechzehnten bis neunzehnten Jahrhundert steht; desgleichen weisen die ausländischen Literaturen, namentlich die englische, französische und italienische, wertvolle Ausgaben auf. Die Hauptwerke der Weltliteratur sind hier teils in Ursprache, teils in Übersetzungen vorhanden» Die Abteilung Kunst, der auch die Poetik angereiht ist, steht hauptsächlich mit dieser letztem Gruppe in engem Zusammenhang, v. Biedermanns frühesten Veröffentlichungen beziehen sich auf die dichterischen Formen, und noch dem letzten Bande seiner Goethe forschungen ist ein darauf bezüglicher Aufsatz beigefügt, der von einem erstaunlich weiten Kreis dieser Kenntnisse Zeugnis gibt. Aus der Abteilung »Bildende Kunst« wird von besonderm Inter esse sein: der Prachtkatalog der berühmten ehemaligen Winklerschen Gemäldesammlung (von 1768), in der Goethe als Student An regungen fand, und der nicht im Handel erschienene, mit ahlreichen lithographischen Reproduktionen ausgestattete Katalog er Sammlung des Freiherrn Speck von Sternburg in Lützschena bei Leipzig. Sonst enthält diese Abteilung, ebenso wie die für »Theater und Musik«, eine Anzahl seltener Werke, ohne zu größerm Umfang gediehen zu sein. Reicher ist wieder die Abteilung Geschichte ausgestattet; sie enthält die Gruppen: Allgemeine Geschichte, Deutsche Geschichte, Einzelne Volks- und Landesgeschichten, Lebensbeschreibungen, Bild nisse, Genealogie mit Adel und Heraldik, mit etwa 400 Nummern. Einzelheiten daraus sind vielleicht erwähnenswert: Xots, bobswicL von 1630, Gottfrieds Chronik von 1660, ein sehr schönes Exemplar der Prachtausgabe von Barthslemy's Vo^uAS äu jsuns ^naobarsis, um nur etwas zu nennen. Die Abteilung Rechts- und Staatswesen enthält unter anderm einige ältere Codexausgaben, eine Anzahl älterer Werke über Berg recht, und dann sind darunter auch die meist amtlichen Eisenbahn schristen eingereiht, die W. v. Biedermann während seiner vierzig jährigen Tätigkeit als Eiscnbahndirektor angesammelt hat. Abgesehen von den kleineren Gruppen, die unter der Abteilung »Verschiedenes- sich gebildet haben, bleibt nun noch die Abteilung »Saxonica«, die unter den Gruppen: Zeitschriften und Kalender, Allgemeine Landeskunde, Allgemeine Landesgeschichte, Königshaus, Bevölkerung, Volksart und Sprache, Staatswesen, Armee, Topo graphie und Ortsgeschichte, Kunstpflege, Verschiedenes, Land schaften, Bildnisse — etwa 500 Nummern umfaßt, worunter eine Anzahl alter Chroniken besonders erwähnt sein mögen. Dies in allgemeinen Umrissen der Inhalt der von drei Gene rationen mit Liebe nach verschiedener Neigung und Berufsart ge pflegten Sammlung. Einiges möge noch über das Äußere der Bücher hinzugefügt sein. Eine große Anzahl der Werke ist in dem Zustand belassen, den sie beim Ankauf hatten; wir finden da eine Menge Schweinslederbände, alte gestanzte Lederbände, viele schöne Lederbände französischen und italienischen Ursprungs, Originalkartonagen der Verleger aus verschiedenen Jahr hunderten, kurz, eine wahre Sammlung zur Geschichte der Buchbinderei. Soweit die Sammler selbst für die Einbände sorgten, legten sie Wert auf schöne, solide Buchbinderarbeit. Es findet sich da eine Menge trefflicher Leipziger Arbeiten aus dem achtzehnten und Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Aus der zweiten Generation stammen Lederbände in verschiedenen Farben, die sämtlich am Fuße des Rückens mit dem Namen des Besitzers bezeichnet sind. Der letzte Besitzer hatte außerdem für seine meist in Halbfranz gebundenen Bücher einen besondern Rückenstempel. Die Ankäufe der letzten Jahre sind allerdings teilweise ungebunden geblieben, wie auch kleinere Broschüren, die teilweise in Mappen vereinigt sind. Sämtliche Bücher tragen ein posthumes Ex libris mit dem von Lina Burger gezeichneten Wappen. K. Burger.
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