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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1903
- Sprache
- Deutsch
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7258 Nichtamtlicher Teil. 219, 21. September 1903. für geeignet, die Versammlung zu bitten, einige Bemerkungen über diesen wichtigen Gegenstand anzuhören, denn ich hoffe, daß sie wenigstens als Grundlage einer Besprechung dienen können, welches auch ihr Wert an sich sein mag. Derjenige Büchervcrbreiter, auf dessen Dienste man sich am meisten verläßt, ist der Sortimenter, und meiner Meinung nach wird er, wenigstens in unserm Lande, von den Verlegern als der nützlichste Verbündete betrachtet. Wir glauben, daß ein Buchladen mit gutem Lager, der von einem er fahrenen Buchhändler geleitet wird, eine der wichtigsten Ver mittlungsstellen für Bildung und Erziehung ist, die eine Stadt besitzen kann, und daß man keine Anstrengungen scheuen sollte, das Bestehen guter Buchhandlungen zu unter stützen und die für ihr Gedeihen günstigen Bedingungen zu fördern. Obschon die Zahl der verlegten Bücher, sowie die Anzahl der zu ihrem Kaufe geneigten Leser während der letzten zwanzig Jahre bedeutend zugenommen hat, so hat sich doch leider die Lage der Sortimenter langsam aber stetig ver schlechtert, und anstatt daß sich deren Gewinn durch die ver mehrte Anzahl verkaufter Bücher vergrößert hätte, hat er im Gegenteil im Verhältnis zum Umsatz so sehr abgenommen, daß der Beruf des Sortimenters von Tag zu Tag gerade für den tätigen, intelligenten, bücherliebenden Mann, der wie für den Beruf geschaffen ist, an Anziehungskraft verliert. Dieser unleidliche Stand der Dinge ist durch ver schiedene Ursachen herbeigeführt worden, und eine nicht unbedeutende dieser Ursachen ist der Preisnachlaß infolge einer übertriebenen Konkurrenz unter den Sorti mentern selbst. Ich nehme an, daß dieselbe Schwierigkeit im Buchhandel andrer Länder, besonders in Frankreich, Deutsch land und in Amerika besteht. Glücklicherweise sind wir in Eng land nach lebhafter Diskussion und zahlreichen Unterhand lungen übereingekommen, Maßregeln zu treffen (das nst-booü- System), welche hoffentlich die bestehenden Bedingungen wesentlich verbessern werden. Was wir tun, ist zum größten- teil ein Experimentieren; aber es ist ein Versuch, an dessen Gelingen ich für mein Teil glaube, und ich hoffe bestimmt, daß wir in zwei Jahren, beim nächsten Zusammenkommen des Kongresses, in der Lage sein werden, über zufrieden stellende Resultate zu berichten. Ich fürchte, daß die Frage betreffs der Lage des Sor timenters, über die ich schon viel geschrieben und gesprochen habe, mich von meinem Gegenstand etwas hat abschweifen lassen. Die Bedeutung der Frage muß als meine Ent schuldigung für die Abschweifung dienen, und ich will jetzt zum ursprünglichen Gegenstand meiner Abhandlung, -den Verbreitungs-Methoden«, zurückkehren. Außer dem Sortimenter, den die meisten von uns ge wöhnlich als den berufenen Verbreiter unsrer Verlagswerke betrachten, gibt es noch andre Wege, den Bücherverkauf zu fördern, und zwar Buchhandlungsreisende, Syndikate für die Lieferung von Büchern auf Abzahlung — was ich das Miets-Kauf-System nenne — u. dergl. Was ich nun heute Ihrer Prüfung unterbreiten will, ist die Wirkung dieser — die Benennung mag einen: Verleger von altem Schrot und Korn verziehen werden — »unregelmäßigen« Verbreitungs- Methoden auf das gewöhnliche Geschäft und auf den Bücher oerkauf im allgemeinen. Darüber kann kein Zweifel herrschen, daß BuchHand lung s reisen de und ähnliche Leute ungeheure Posten Bücher an Personen verkaufen, die diese sonst nicht kaufen würden. Das System ist in Amerika besser ausgebildet worden als auf dieser Seite des Atlantischen Ozeans, und höchst wahr scheinlich ist es für Amerika, das Land großer Entfernungen und dünn bevölkerter Distrikte, besser geeignet als für unsre leichter zu versorgende, kleine Insel; aber sogar hier scheint es eine große Anzahl Leute zu geben, die sich überreden lassen, ein Buch zu kaufen, das ihnen ins Haus gebracht wird, sonst aber niemals daran denken würden, es sich an zuschaffen. Ob es für Sortimenter, die diese Tatsache ein- sehen, möglich ist oder nicht, ihrem Geschäft eine Reise-Ab teilung hinzuzufügen, ist eine Frage, die- die Sortimenter selbst zu entscheiden haben; aber nach meiner Meinung können wir ohne Zögern bestätigen, daß in weitaus den meisten Fällen derjenige, der ein Buch von einem Buchhand lungsreisenden kauft, es nicht gekauft — überhaupt nicht an den Kauf gedacht hätte, wäre es nicht zu ihm gebracht und ihm in die Hand gegeben worden, und daß ein auf diese Weise verkauftes Buch deshalb keine Verminderung der Verkäufe des regelrechten Buchhändlers bedeutet. Die Chancen sind viel eher für das gerade Gegenteil. Bücher kaufen ist dem Branntweintrinken ähnlich. Wenn man in irgend einer Weise Geschmack daran findet, so wird dieses sicherlich noch mehr der Fall werden, und derjenige, der zuerst nur durch vieles und dringendes Zureden veranlaßt werden kann, einen Band zu kaufen, wird, wenn er einmal auf diesem Wege begonnen hat, sicherlich am Ende ein regelmäßiger Kunde des Buchhändlers werden. Sehr wenig Leute geben so viel Geld für Bücher aus, wie sie dafür aufwenden könnten. Das Verhältnis der jähr lichen Ausgaben ist in bezug auf Bücherrechnungen bei den meisten wohlhabenden Leuten beinahe lächerlich klein. Es ist kaum anzunehmen, daß derjenige, der den Ver lockungen des »Bücherreisenden« oder den Angeboten des »Teilzahlungs-Buchverkäufers« sein Ohr leiht, diesen Personen Geld zukommen läßt, das andernfalls seinen Weg zum Sortimenter gefunden hätte. Es kann fast als sicher vor ausgesetzt werden, daß dieser Mann das Geld in der Tasche behalten oder es für etwas andres, von Büchern ganz ver schiedenes, ausgegeben hätte, wenn man ihn in Ruhe gelassen hätte. Aber ich halte es keineswegs für unwahrscheinlich, daß das Opfer eines Bücheragenten, das einmal die Freuden gekostet hat, eine gewiße Anzahl Bände zu besitzen, und der stolze Besitzer einer bescheidenen Bibliothek geworden ist, ver lockt werden wird, auf dem Wege der Tugend fortzuschreiten und sich mit der Zeit zum Liebhaber von Bücherkatalogen und zum Stammkunden der Sortimentsbuchhandlungen ent wickeln wird. Ich habe eine so große Achtung vor dem Beruf eines Sortimenters und einen solchen Glauben an dessen Bedeutung, daß mich nichts dazu veranlassen könnte, ein Verbreitungssystem zu verteidigen, das für das »regelrechte« Geschäft schädlich wäre; aber aus dem Gesagten geht klar hervor, daß meiner Meinung nach das Bestehen des »unregelmäßigen Händlers« wie ich ihn wohl ohne Miß achtung nennen darf — auf die Dauer sich für den Bücher verkauf und das Geschäft im allgemeinen nicht als nachteilig erweisen wird. Herr Engelhorn (Stuttgart): Wenn ich eine Bemer kung machen darf, so ist es die, daß ich jedes von Herrn Macmillan gesagte Wort unterschreibe. Herr Heinemann (London): Er glaube, daß der ideale Stand der Dinge im großen Ganzen die Annahme des deutschen Systems sein würde. Das wäre ein vollkommenes Mittel, um jeden nur möglichen Kunden zum Kauf eines Buchs, welcher Art es auch sei, zu veranlassen. Was man brauche, wäre die Verbreitung und Vermehrung der Sortimenter — der gebildeten Buchhändler. Ob der Buchhandlungsreisende das Buch dem Käufer ins Haus brächte, oder ob der Käufer veranlaßt würde, in seinen Laden zu kommen, wäre im Grunde ohne Bedeutung. Die ganze Sache würde in Deutschland in so ausgezeichneter Weise gehandhabt, daß der Laden
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