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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1903
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- Deutsch
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Risler, der im Dezember 1797 eine Druckerei eröffnete. Es war dies kurz vor der Vereinigung Mülhausens mit Frankreich. Hier waren seit einigen Jahren die lästigen Fesseln, die die Presse so lange eingeengt hatten, abgeschafft, und man scheint denn auch der neuen Druckerei in Mülhausen keinerlei Bedingungen auf erlegt zu haben. Die Druckerei wurde von Nikolaus Burgy in Basel eingerichtet und auch lange geleitet. Sie blieb viele Jahre im Besitz der Familie Risler. Im April 1798 ließ der Pfarrer Richard dort die erste Zeitung drucken, die in Mülhausen erschien; sie bestand aber nur ein Jahr. Die Rislersche Druckerei blieb lange ohne Konkurrenz. Erst 1835, als die Einwohnerzahl bedeutend zugenommen hatte, wurde eine zweite Druckerei von Thinus und Baret errichtet, die auch zuerst den Maschinenbetrieb einführte, worauf die Rislersche Druckerei das gleiche tat. Die Lithographie kam gegen das Jahr 1812 in Mülhausen auf. Gottfried Engelmann sandte im Oktober 1815 eine Sammlung seiner lithographischen Drucke an die -Gesellschaft zur Förderung der nationalen Industrie-- in Paris. Diese erkannte in ihrem Bericht vom 10. Januar 1816 an, daß Engelmann der erste war, der in Frankreich eine lithographische Anstalt gegründet hat. Seine Druckerei war damals noch sehr bescheiden und befand sich an der Stelle, wo sich jetzt das städtische Gymnasium erhebt. Sie wurde später in das Haus verlegt, in dem jetzt die Druckerei der Witwe Bader L Cie. (Druckerei des -Expreß») untergebracht ist. Engelmann hatte 1816 eine Filiale in Paris errichtet. Er unterstützte eifrig die Bemühungen der hervorragenden Künstler, die sich in den Dienst der Lithographie stellten. 1819 erfand er die litho graphische Tusche (lavis litbsAraxbigus), und 1821 gelang es ihm, Kupferdrucke auf Stein zu übertragen. Nach dem »Xnnuairs cku äs- partemsvt äu Laut-llbin« von 1833 beschäftigte Engelmann in Mül hausen 25 bis 30 Arbeiter mit 7 Pressen, auf denen er jährlich etwa 600000 Drucke herstellte. Für die neuen lithographischen Pressen aus Eisen, die er ausgestellt hatte, hatte er 1830 von der »Ge sellschaft zur Förderung der nationalen Industrie» in Paris eine goldene Medaille erhalten. Dieselbe Gesellschaft gewährte ihm 1838 einen Preis von 2000 Franken für die von ihm erfundene Chromolithographie, auf die ihm am 15. Januar 1837 ein Patent erteilt worden war. Die »Industrielle Gesellschaft von Mülhausen» erkannte ihm am 13. Juni 1838 für dieselbe Erfin dung eine goldene Medaille zu.* *) Bekanntlich sind seit jener Zeit die lithographischen Pressen noch bedeutend verbessert worden. L. L. Bader hat 1867 eine der neuern Pressen in Mülhausen aufgestellt; doch sind seither an ihre Stelle noch vollkommnere Pressen getreten. In der kürzlich vollendeten Geschichte der Mülhauser Industrie*) findet man ein vollständiges Verzeichnis der seit 1813 in Mülhausen und Umgegend errichteten Druckereien. Cs würde natürlich zu weit führen, diese Liste hier abzudrucken. Doch seien einige interessante Einzelheiten erwähnt Die bekannte Weberei von Dollfus-Mieg L Cie. hat 1888 eine Druckerei erworben, die nur für ihr eignes Etablissement arbeitet. In Pfirt (Ferrette, Obcrclsaß) gründete Paul Müller 1836 eine Lithographie, die er nach drei oder vier Jahren aufgab. Er begab sich mit seinem Freunde Rey nach Tiflis im Kaukasus, wo er eine Druckerei er richtete, von dort nach Petersburg und endlich nach Paris. Rey suchte sein Glück in Kalifornien, und seine Familie besitzt noch jetzt dort die bedeutendste lithographische Anstalt des Landes. Die Porträts von Johann Risler (1760—1829) und Gottfried Engelmann (1788—1839) sind dem erwähnten Verzeichnis bei gefügt. Von den clsässischen Buchdruckern ließen sich viele im Ausland nieder. Namentlich in der ersten Zeit brachten manche die neue Erfindung nach andern Städten. So druckte Markus Reinhard aus Straßburg 1479 zu Lyon und 1482 zu Paris; Berthold Riching, ebenfalls ein Straßburger, druckte zu Gasta und Rom. Michael Wennsler aus Straßburg gründete eine Druckerei in Basel. Ulrich Hahn, Buchdrucker zu Rom (1467), war nach Wimphclings Zeugnis ein Elsässer. Magister Sixtus Rissinger aus Straßburg, Kaplan zu Ungersheim bei Colmar und Vikar zu St. Thomä in Straßburg, war der erste Buchdrucker in Neapel (1471). Heinrich Quentel aus Straßburg und Nikolaus Götz aus Schlettstadt druckten zu Köln gegen Ende *) Im »Bulletin» der Gesellschaft von 1837 findet man einen Bericht über die erwähnte Erfindung. *) Lovists inäustrislls äs Nulüonss. Histoirs äoeumsntairs äs l'inäustris äs Llulüouss st äs sss snvirons au XIX« sisols. ^.vso 261 iUustratious äans ls tsxts, 46 planoüss st oartss en pbototz-pis bors tsxts. NuUrouss, Vsuvs Laäsr L 6is., 1902. 2 Bände in Quart. 1095 Seiten. —- Ein wirkliches Monumentalwcrk, wie es nur wenige Industriegebiete aufzuweisen haben. Auch in typo graphischer Hinsicht eine sehr anerkennenswerte Leistung. des 15. Jahrhunderts. Andere elsässische Drucker ließen sich in Paris oder in französischen Provinzstädten nieder. Inwieweit Straßburg sich bei den frühesten Anfängen des Zeitungswesens beteiligt hat, die in die Zeit von 1440 bis 1520 fallen, ist mit Sicherheit noch nicht festgestellt. Von den Relationen, den Vorgängerinnen der Zeitungen, ist eine »Neuw Zeytung« aus Straßburg von 1524 erhalten, ferner eine im Jahre 1566 in Straßburg bei Peter Hug gedruckte, betitelt! »Die dritt New-Zeitung« vom 11. August (aus Wien über den Türkcnkrieg) und aus späterer Zeit eine andre ohne Druckort: »Wahrhafte neue Zeitung, wie in dem Städtlein Hagenau der Statthalter sammt einem Hausgcsind des gähen Todes gestorben, auch wie hernach in dem Haus Stühl und Bänk Blut geschwitzet» (1626). Die älteste eigentliche Zeitung, die noch erhalten ist, ist die Straßburger Zeitung von Johann Carolus aus dem Jahre 1609, die den langatmigen Titel führt: Relation: Aller Fürnem- men vnd gedenckwürdigen Historien, so sich hin vnnd wider in Hoch vnd Nieder Deutschland, auch in Frankreich, Italien, Schott vnd Engclland, Hisspanien, Hungern, Polen, Siebenbürgen, Wallachey, Moldaw, Türckey, rc. Inn diesem 1609. Jahr verlausten vnd zutragen möchte. Alles auf das trewlichst wie ich solche bekommen vnd zu wegen bringen mag, in Truck ver fertigen will. Nach diesem Unternehmen blieb Straßburg viele Jahrzehnte ohne eigne Zeitung. Erst 1732 erschien ein »Straßburger Wochen blatt«, ein einfaches Jntelligenzblatt, das sich in bescheidenen Ver hältnissen bis auf unsre Zeit erhalten hat, und zwar in deutscher und französischer Sprache. Ein politisches Blatt erstand erst wieder 1782 als »Straßburgische Privilegierte Zeitung». Dann kam noch ein »Patriotisches Wochenblatt« und »Wöchentliche Nach richten für die deutschsprechenden Einwohner Frankreichs, besonders für Handwerker und Bauern« heraus; doch gingen beide Blätter in der Revolutionszeit wieder ein. Noch im Jahr 1796 erschienen in Straßburg die folgenden sechs Zeitungen in deutscher Sprache: -Der fränkische Merkur«, eine Dekadenschrift, »Die Pariser deutsche Zeitung«, »Die republikanische Chronik«, »Die rheinische Zeitung«, »Der Straßburger Courier« und »Der Straßburgische Weltbote-. Gegenwärtig erscheint das »Elsässer Journal und Niederrhcinischer Courier- (äournal ä'^Isaos st Oourisr äu Las-llllin) wie schon seit über hundert Jahren in deutscher und französischer Sprache. Auch sonst gibt es im Elsaß noch einige zweisprachige Blätter, doch ist ihre Umwandlung in rein deutsche Blätter wohl nur mehr eine Frage der Zeit. In Mülhausen hatte zwar schon die Angelegenheit der Fininger (1587) satirische Flugblätter hervorgerufen, aber die erste eigentliche Zeitung erschien dort erst drei Wochen nach der Ver einigung Mülhausens mit Frankreich, und zwar war es bezeichnen der Weise ein deutsches Blatt. Die vom 7. April 1798 datierte erste Nummer heißt »Mülhauser Wochenblatt«, doch führen schon die folgenden Nummern den Namen »Mülhauser Bericht-Blatt«. Nach einem Jahr ging das Blatt ein, da es ihm an Lesern und an Anzeigen fehlte. Die Druckerei von Johann Risler L Cie., in der das Blatt hergcstellt worden war, gab 1812 eine neue Wochenschrift in deutscher und französischer Sprache heraus: »^.küoüss äs Llulbausen — Mülhauser Anzeigen-, die bis 1880 bestand, (zuletzt zweimal wöchentlich erscheinend). 1835 wurde eine französische Tageszeitung gegründet: »U'Inäustrisl alsavisn«, die 1877 aus politischen Gründen unterdrückt wurde. 1871 wurde die regierungsfreundliche -Neue Mülhauser Zeitung begründet. Seit 1798 sind in Mülhausen nicht weniger als 22 Zeitungen und Zeitschriften begründet worden, die seither wieder eingegangen sind Gegenwärtig erscheinen noch 7 Zeitungen und Zeitschriften daselbst, außerdem mehrere kleine Blätter in Altkirch, Gebweiler, Thann usw. Zum Schluß noch ein Wort über das Preß - Regime in neuerer Zeit. Die französische Revolution führte 1791 die Freiheit der Presse, des Handels und der Gewerbe ein, aber unter dem Kaiser reich wurde diese Freiheit wieder wesentlich eingeschränkt. Das kaiserliche Dekret vom 5. Februar 1810 gewährte dem Minister des Innern das Recht, in ganz Frankreich Konzessionen für Druckereien zu erteilen, zu verweigern oder zurückzuziehen. Auch unter den folgenden Herrschaften blieb das ganze Druckwesen unter strenger Zensur. Nicht einmal die Republik von 1848 ge- 1 währte die Freiheiten, die man von ihr erwartet hatte. Die aus
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