Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.09.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030909
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190309099
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030909
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-09
- Monat1903-09
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
209, 9. September 1903. Nichtamtlicher Teil. 6881 gebunden und immer gestempelt sind, würde für ihn Artikel XIV, 4 von Bedeutung werden, er würde den Zoll zurückerhalten können, aber immer noch mit den damit ver bundenen Spesen und Plackereien belastet bleiben. Artikel XI, 1 des Gesetzentwurfs bestimmt, daß Gegen stände der Kunst, Wissenschaft usw-, die für öffentliche Sammlungen bestimmt sind, sowie die Lehrmittel für öffent liche Schulen zollfrei sein sollen; unsre Bibliotheken und wissenschaftlichen Institute werden daher vom geplanten Biicherzoll nicht getroffen werden, vorausgesetzt, daß sie die benötigten Werke direkt vom Ausland beziehen, und das wird jede vernünftige Bibliotheks- oder Jnstitutsleitung tun, da sie statt des hohen Zolls gewiß lieber mehr Einkäufe vvu Büchern zahlen wird. Es werden durch den neuen Zolltarif unsre Bibliotheken, Staatsanstalten und öffentlichen Schulen geradezu angewiesen, ihren Bedarf an ausländischen Büchern, sofern diese gebunden sind, direkt aus dem Auslande zu decken. Das bedeutet eine große Schädigung des heimischen Buchhandels, auf welch letztem der Gelehrtenstand als ein Kreis kräftiger Konsumenten an gewiesen ist. Der Buchverkehr mit dem Ausland ivird zu einem großen Teil durch die Post vermittelt, die sohin an seiner Entwicklung direkt beteiligt ist und durch alle Maßnahmen, die ihn erschweren, auch mit berührt wird. Dabei ist im Auge zu behalten, daß infolge des niedrigen Postwerts sehr viele Bücher — im Verkehr mit dem Deutschen Reich bis 1 Kilogramm, im Weltpostverkehr bis 2 Kilogramm Gewicht — als Drucksachen mit der Briefpost befördert werden. Das hat für den Buchhändler den raschen Bezug zur Folge; unter Gelehrten aber hat sich ein sehr ausgedehnter Schriftentausch entwickelt, der nicht selten bei einem Einzelnen sich auf Hunderte von Kreuzbandsendungen im Jahre beläuft. Dabei kommen nicht bloß broschierte Schriften, sondern vielfach auch gebundene Bücher zur Versendung, welch letztere unter den »Drucksachen« der Buchhändler eine sehr große Rolle spielen. Infolge des geplanten Zolls auf gewisse gebundene Bücher müßte der gesamte postalische Drucksachenverkehr mit dem Ausland einer genauen zollamtlichen Kontrolle unterworfen werden. Das hätte zunächst eine Verlangsamung des Post verkehrs zur Folge, auf dessen Verschnellerung das k. k. Handelsministerium sonst so erfolgreich bedacht ist. Weiter würden zahlreiche Unzukömmlichkeiten erwachsen. Denn mit der Einhebung eines Buchzolls, der nach Post 300 o bei einem als Kreuzband aus dem Ausland kommen den Werke bis 2 X 40 b betragen kann, würde man schwer lich die Briefträger beauftragen können, weil sie nicht gleich zeitig Briefe austragen, können, sondern man müßte damit die Fahrpost betrauen, was für den Adressaten, abgesehen vom Zeitverluste, mit neuen Auslagen verknüpft wäre, falls man nicht etwa erwartet, daß er die für ihn bestimmten Sendungen auf dem Zollamt abholt und damit die be kannten Opfer an Zeit bringt. Die eine oder andre Per spektive ist für den Gelehrten, der im Jahre Hunderte von Kreuzbandsendungen erhält, davon etwa 10 Prozent ge bundene Bücher, gleich unerquicklich. Alles in allem also besteuert der geplante Zoll dem Ge lehrten in Österreich einen erheblichen Teil seines beruflichen Werkzeugs, das er aus dem Auslande beziehen muß, da Österreich seinen Bedarf nur zu einem kleinen Teil deckt; er erschwert ihm die Benützung von ausländischen Biblio theken, seine Tätigkeit als Kritiker, seinen Schristenverkehr mit ausländischen Fachgenossen, er schädigt die Buchhand lungen, auf die er angewiesen ist. So wird denn alles in allem der neue Zoll den österreichischen Gelehrten vom Ausland bis zu einem gewissen Grade isolieren und damit auch die wissenschaftliche Tätigkeit in ganz Österreich in Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. einer Weise berühren, deren Folgen sich gar nicht absehen lassen. Nicht eindringlich genug kann betont werden, daß für die wissenschaftliche Entwicklung ein vielfacher geistiger Kontakt nötig ist. Die Portoermäßigungen der Post haben außerordentlich dazu beigetragen, die Berührung der Forscher untereinander zu beleben, ein namhafter Zoll auf Bücher wird sie hindern und die österreichischen Forscher auch von den Vorteilen ausschließen, welche nationale wissenschaftliche Verkehrsanstalten bieten. Es sei hier an das Smithsonian Institution in Washington erinnert, welches den wissenschaftlichen Tauschverkehr unentgeltlich vermittelt. Seine hohe Bedeutung in dieser Hinsicht wird in den schutzzöllnerischen Vereinigten Staaten dadurch anerkannt, daß die von ihm vermittelten Sendungen zoll frei behandelt werden, eine gewiß beachtenswerte Tatsache in einem Lande mit unbedingten Wertzöllen. Hunderte von Bänden amerikanischer offizieller Veröffentlichungen werden durch das genannnte Institut österreichischen Ge lehrten im Tauschwege oder selbst geschenkweise zugestellt. Solche Geschenke werden in Zukunft den österreichischen Ge lehrten teuer zu stehen kommen, denn sie sind ausnahmslos gebunden und alle sehr gewichtig. Der letzte 22. Report der geologischen Anstalt in Washington wiegt 25Kilogramm, der Report des Zensus von 1880 74 Kilogramm; in einem Falle würde der Empfänger 30 X 60 b, im andern 69 X Zoll zahlen müssen. Bei solchen Zollsätzen hört das Geschenk auf Geschenk zu sein und wird für manchen minder bemittelten Empfänger zur Last. Wir wollen nicht die beschämenden Konsequenzen erörtern, welche dem wissenschaft lichen Ansehen Österreichs durch die immerhin wahrscheinliche Abweisung solcher belasteter Geschenke erwachsen werden, und glauben nur aussprechen zu sollen, daß der also belastete, von der k. k. statistischen Zentralkommission auf Wunsch der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vermittelte Tausch verkehr gedeihen kann; für Österreichs Gelehrte ist dies bis zu einem gewissen Grade der Ausschluß aus internationalen Verbindungen. Nicht weniger als der Gelehrte wird der Studierende leiden. Er soll sich Lehr- und Handbücher kaufen und zu dem besten greifen, was vorhanden ist; wie wir in Wien wünschen müssen, daß unsre heimischen Werke auch im Deutschen Reich verbreitet werden, so zögern wir auch nicht einen Augenblick, ausländische Werke, wenn sie gut sind, zu empfehlen. Bei solcher Sachlage wird der Bücherschatz unsrer Studierenden stets zu einem namhaften Teil aus ausländischen Werken bestehen müssen. Gerade aber Lehr- und Handbücher kommen fast ausschließlich gebunden auf den Markt, weil dies Vorteile für den Käufer bietet. Wer nun weiß, wie schwer einem namhaften Teile unsrer Studierenden die Anschaffung von Lehrbüchern fällt, wird die Befürchtung teilen, daß dann, wenn der Preis dieser Werke um 15 bis 20 Prozent erhöht wird, ihre Verbreitung unter der akademischen Jugend um ebensoviel Prozente sinken wird, denn die Mittel, die unsrer Studentenschaft zur Verfüguug stehen, sind beschränkte und werden meist ganz aufgebraucht. Das muß die Ver tiefung der Studien hemmen. Ein Beispiel möge ge nügen. Ein Atlas ist gewiß für jeden Studierenden nötig; wenn nun aber der Preis von Andrees Handatlas im Gewicht von 6-7 Kilogramm durch den Zoll um 8 X er höht wird, wird es für viele junge Leute unmöglich werden, sich diesen Lehrbehelf anzuschaffen. Jene Aus länder ferner, die in Wien studieren und die gewohnt waren, ihren spätern Bücherbedarf aus Wien zu decken, werden davon abgehen, wenn sie merken, daß sie dies im Ausland erheblich billiger tun können, und unmerklich wird sich damit die Anschauung verbreiten, daß Wien, wie es kein 914
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder